Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi kurz getestet – Groovy Gorilla

Kein Kommentar Autor: Jürgen (jdo)

Groovy Gorilla ist die erste offizielle Ubuntu-Version, deren Desktop-Variante den Raspberry Pi offiziell unterstützt. Ubuntu 20.10 ist keine LTS-Version, wird also nicht lange unterstützt – lediglich 9 Monate. Das langfristige Ziel ist allerdings eine LTS-Version von Ubuntu für den Raspberry Pi und der Anfang ist nun gemacht. Das nächste Ubuntu mit Long Term Support erscheint im April 2022. Ich wollte aber trotzdem wissen, wie sich Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi schlägt.

Der Zeitpunkt für eine Raspberry-Pi-Unterstützung des Desktops ist clever gewählt. Den Entwicklern bleibt bis zur nächsten LTS-Version ausreichend Zeit und möglicherweise gibt es bis zum April 2022 einen neuen und schnelleren Raspberry Pi. Ich weiß nicht, dass es so ist – reine Spekulation – aber vom Zeitpunkt her würde es passen.

Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi – Groovy Gorilla

Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi – Groovy Gorilla

Ubuntu Server oder eine CLI-Version hat sich bisher auch schon auf dem Raspberry Pi installieren lassen. Es gab sogar die Möglichkeit, auf Ubuntu 20.04 LTS für Raspberry Pi einen Desktop zu installieren. Allerdings funktionierte das eher schlecht als recht. Eine dedizierte Desktop-Version für den Pi ist natürlich etwas anderes und deswegen bin ich auch neugierig.

Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi installieren

Voraussetzung für Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi ist ein Raspberry Pi 4 mit mindestens 4 GByte RAM. Derzeit kommen damit nur zwei Geräte aus der Familie infrage – die Pi-4-Varianten mit 4 und 8 GByte RAM. Ich selbst habe einen Pi 4 mit 4 GByte und auch den neuen Raspberry Pi 400, der sich sehr einfach übertakten lässt. Das lohnt sich tatsächlich, weil Du mehr Leistung aus dem Gerät holst. Du musst aber vorsichtig sein.

Das Abbild von Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi kannst Du auf mehrere Arten auf die microSD-Karte schreiben. Eine Möglichkeit ist, das Image von der Canonicals Download-Seite zu holen und dann mit zum Beispiel balenaEtcher auf den Datenträger zu schreiben.

Eine zweite Option ist der Raspberry Pi Imager. Ich habe mich dafür entschieden, da die Software sowieso bei mir installiert ist. Es gibt sie auch für Windows und macOS.

Ubuntu 20.10 mit Raspberry Pi Imager auf microSD-Karte schreiben

Mit dem Raspberry Pi Imager ist das bestücken der microSD-Karte sehr einfach. Du rufst die Software auf, klickst auf Choose OS und danach auf Ubuntu. Dort findest Du das Abbild von Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi.

Im Anschluss wählst Du nur noch den Datenträger aus – Choose SD Card – und klickst im Anschluss auf Write.

Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi auf die microSD-Karte schreiben

Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi auf die microSD-Karte schreiben

Je nach Internet-Geschwindigkeit dauert der Vorgang nun etwas. Das Image muss schließlich zunächst heruntergeladen werden. Sobald das Abbild geschrieben ist, weist Dich das Tool darauf hin.

Groovy Gorilla ist auf die microSD-Karte geschrieben

Groovy Gorilla ist auf die microSD-Karte geschrieben

Das war es auch schon, mehr musst Du nicht machen. Die microSD-Karte ist vorbereitet und Du kannst sie in den Raspberry Pi 4 stecken.

P.S: Wem es aufgefallen ist – ich habe meinen Raspberry Pi Imager nach den Screenshots auf die neueste Version aktualisiert – sieht aber genauso aus. 🙂

Raspberry Pi 4 mit Groovy Gorilla starten

Mit der microSD-Karte im Raspberry Pi 4 habe ich das System gestartet und als ersten Schritt durfte ich die Sprache auswählen. Die ersten Screenshots hier sind etwas improvisiert mit dem Smartphone aufgenommen. Ich bin derzeit nicht zu Hause und musste Ubuntu 20.10 für den Raspberry Pi auf dem Fernseher meines Bruders testen.

Sprache auswählen

Sprache auswählen

Im Endeffekt folgst Du den normalen Ubuntu-Schritten zur Ersteinrichtung des Systems. Nach der Sprache folgt die Belegung der Tastatur.

tastaturbelegung bei Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi auswählen

tastaturbelegung bei Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi auswählen

Im nächsten Schritt darfst Du Dich mit einem WLAN verbinden.

Funknetzwerk auswählen – WLAN

Funknetzwerk auswählen – WLAN

Danach stellst Du die Zeitzone ein.

Zeitzone konfigurieren

Zeitzone konfigurieren

Ist das geschafft, legst Du Benutzername, Name des Rechners und Passwort fest.

Name des Rechners, Benutzername und Passwort festlegen

Name des Rechners, Benutzername und Passwort festlegen

Nun ist das System an der Reihe. Die Einstellungen werden umgesetzt und Ubuntu richtet das Betriebssystem auf dem Raspberry Pi 4 ein. Das dauert ein paar Minuten – Du hast genug Zeit, um Dir einen Tee oder Kaffee zu machen.

Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi konfiguriert sich

Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi konfiguriert sich

Nachdem das System eingerichtet ist, startet sich der Raspberry Pi neu und ich kann mich am Desktop mit dem vorher festgelegten Passwort anmelden. Ab jetzt folgen schönere Screenshots. 🙂

Hinweis: Im Gegensatz zu diversen Ubuntu-Appliances (Nextcloud zum Beispiel) musst Du kein Ubuntu-Konto anlegen, um das Betriebssystem nutzen zu können.

Erster Kontakt mit dem Desktop

Es ist die volle Ubuntu-Desktop-Umgebung mit GNOME und deswegen kommt auch gleich Desktop-Gefühl auf. Das System begrüßt Dich mit den Online-Konten. Hast Du zum Beispiel eine eigene Nextcloud, dann kannst Du sie hier direkt verbinden. Weitere Optionen sind Ubuntu Single Sign-on, Google und Microsoft. Da ich selbst eine Nextcloud betreibe, habe ich das Konto eingerichtet.

Mit Online-Konten verbinden

Mit Online-Konten verbinden

Vielleicht war das keine so gute Idee, denn der Kalender-Server hat das nicht so gut vertragen. Über Nautilus konnte ich aber problemlos auf meine Nextcloud zugreifen.

Der Kalender-Server hat irgendein Problem mit der Synchronisation

Der Kalender-Server hat irgendein Problem mit der Synchronisation

Im nächsten Schritt darfst Du Dich entscheiden, ob Du anonyme Daten an die Entwickler von Ubuntu schicken möchtest. Obwohl ich bei der Einrichtung Deutsch als Sprache festgelegt habe, spricht das System Englisch mit mir. Ich habe es für die erste Einrichtung so gelassen. Danach folgt die Option mit den Standort-Diensten. Sie ist per Standard deaktiviert.

Die Einrichtung ist nun abgeschlossen. Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi weist mich nun noch darauf hin, dass ich zusätzliche Software installieren kann.

Direkt nach der Einrichtung könnte ich gleich zusätzliche Software installieren

Direkt nach der Einrichtung könnte ich gleich zusätzliche Software installieren

Ich möchte die Software App aber nicht öffnen, sondern mich erst um die Sprache kümmern.

Sprache auf Deutsch umstellen

Interessant finde ich, dass das Betriebssystem meine Tastatureinstellung auf Deutsch akzeptiert, die Systemsprache aber auf Englisch belassen hat.

Der Versuch, die Sprache auf Deutsch umzustellen, schlug fehl. Ich konnte es auswählen, aber das System ist immer wieder auf Englisch gesprungen. Ein Klick auf Manage Installed Languages brachte die Lösung. Die Sprachunterstützung war nicht vollständig installiert und Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi musste das erst nachholen.

Die Sprachunterstützung war nicht vollständig, deswegen konnte ich das System zunächst nicht auf Deutsch umstellen

Die Sprachunterstützung war nicht vollständig, deswegen konnte ich das System zunächst nicht auf Deutsch umstellen

Danach konnte ich die Sprache systemweit auf Deutsch umstellen. Allerdings musste ich einen Neustart durchführen, um die Änderungen wirksam zu machen.

Nach dem Neustart gab es einen weiteren Fehler, diesmal mit tracker-extract. Der Kalender-Server hat sich dafür nicht mehr gemeldet, aber auch nicht mit meiner Nextcloud synchronisiert. Ich habe die Kalender-Funktion danach deaktiviert. Das gilt auch für die Kontakte, da ich keine App verwende, die die Funktion nutzen würde.

Kontakte und Kalender bei Nextcloud deaktiviert

Kontakte und Kalender bei Nextcloud deaktiviert

Das vorinstallierte Thunderbird nutzt die Online-Konto-Funktion auch nicht, soweit ich weiß.

Audio-Ausgabe

Obwohl mein Raspberry Pi 4 via HDMI am Fernseher angeschlossen war, hat das System per Standard die Kopfhörer-Buchse als Output genutzt. An diesem Audio-Ausgang war aber nichts angeschlossen.

Das System hat per Standard Audio nicht via HDMI ausgegeben

Das System hat per Standard Audio nicht via HDMI ausgegeben

Deswegen musste ich das System manuell umstellen, damit ich Internet-Radio hören konnte.

Enthaltene Software

Du findest bei Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi die üblichen Verdächtigen vorinstalliert. Das sind mitunter:

Firefox, Thunderbird, Transmission, LibreOffice, Rhythmbox, Videos (Totem), Cheese, Shotwell und ein paar Spiele wie Minen, Mahjongg und Sudoku. Auch Remmina für Remote-Verbindungen ist vorinstalliert.

Ich habe gerne noch VLC und GIMP auf meinen Rechnern, wobei Bildbearbeitung mit dem Winzling nur bedingt möglich ist. Chromium und VLC haben sich aber problemlos nachinstallieren lassen. Der Internet-Browser Chromium wurde dabei als Snap installiert. Komplett übersetzt ist die Software App aber nicht.

Die Kategorien unten sind bei Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi auf Englisch

Die Kategorien unten sind bei Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi auf Englisch

Wirfst Du einen Blick auf die Kategorien am unteren Ende, dann sind sie Englisch und nicht Deutsch.

Geschwindigkeit

Das System ist angenehm schnell, muss ich zugeben. Klar ist es kein Vergleich mit hochmodernen Laptops, aber viel Wartezeit hast Du nicht bei Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi. Apps wie LibreOffice oder Firefox öffnen sich doch recht flott.

Man merkt schon, dass der Raspberry Pi 4 deutlich schneller als seine Vorgänger ist. Klar spielt meine ziemlich schnelle microSD-Karte (A2)* ebenfalls eine Rolle für die Ladezeiten. Aber das ganze System fühlt sich eigentlich nicht total zäh an.

Klar kann ich den kleinen ärgern, wenn ich gleichzeitig mehrere Firefox-Tabs offen habe, eine Anwendung installiere, ein Dokument mit LibreOffice öffne und dann noch Chromium starte. Da erbittet sich der Raspberry Pi 4 schon etwas Bedenkzeit, bis er wieder reagiert.

Du kannst den Raspberry Pi schon auslasten

Du kannst den Raspberry Pi schon auslasten

Das Gerät reagierte allerdings schneller wieder, als ich gedacht hatte. Das hält sich alles im Rahmen.

VPN unter Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi installieren

Ich installiere auf den meisten meiner Geräte VPNs oder will zumindest wissen, ob es funktionieren würde. NordVPN (günstig und schnell!)* unterstützt bekanntlich den Raspberry Pi oder ARM und stellt sogar den hauseigenen Client dafür bereit. Das gilt nicht nur für 32-Bit-Systeme, sondern auch 64-Bit. Somit funktioniert der Client von NordVPN auch unter Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi.

Hast Du bereits ein Abonnement, kannst Du Dir den Linux-Client einfach hier herunterladen. Für den Raspberry Pi brauchst Du die .deb-Datei. Allerdings sagt mir das Software-Center, dass es die .deb-Datei nicht unterstützt und ich musste manuell installieren.

Ich kann die .deb-Datei nicht mit dem grafischen Client installieren

Ich kann die .deb-Datei nicht mit dem grafischen Client installieren

Das ist nun auch kein großes Drama, könnte Neulinge aber abschrecken. Auf jeden Fall installierst Du NordVPN wie folgt, sobald Du die .deb-Datei heruntergeladen hast:

sudo dpkg -i nordvpn-release_1.0.0_all.deb
sudo apt update
sudo apt install nordvpn

Der Client funktioniert tadellos. Ich konnte das VPN auf das neue VPN-Protokoll WireGuard umstellen. Bei NordVPN nennt sich das NordLynx und WireGuard ist schneller als OpenVPN.

Wie Du im nachfolgenden Screenshot siehst, hat das VPN auch meine IPv6-Adresse deaktiviert.

NordVPN läuft problemlos mit Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi

NordVPN läuft problemlos mit Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi

Natürlich funktioniert auch CyberSec. Das ist der systemweite Ad-, Tracker- und Malware-Blocker von NordVPN. In meinem eigenen Netzwerk benutze ich Pi-hole und da bräuchte ich CyberSec eigentlich nicht. Momentan bin ich aber nicht zu Hause und da kommt mir die Funktion entgegen – vor allen Dingen auf dem Smartphone und meinem InfinityBook. So ein Pi 4 ist aber auch ein schnuckeliger Desktop zum Mitnehmen und darauf surfst Du sicher auch gerne werbefrei.

Fazit: Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi

Im Großen und Ganzen ist Groovy Gorilla für Raspberry Pi eine recht angenehme Erfahrung. Für eine erste Version ist das wirklich nicht schlecht. Man merkt schon ein paar Ecken und Kanten oder Kinderkrankheiten. Allerdings ist Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi Groovy Gorilla die erste offizielle Desktop-Version für den Pi. Das ist ein toller und gelungener Anfang, würde ich sagen.

Das größere Ziel ist es ja, eine LTS-Version zur Verfügung zu stellen. Die nächste Ubuntu-LTS-Variante steht im April 2022 an. Bis dahin ist genug Zeit, die anfänglichen Bugs auszubessern. Ein solider Grundstein ist auf jeden Fall gelegt, würde ich behaupten.

Installierte Apps

Installierte Apps

Für mich ist Raspberry Pi OS weiterhin das beste Betriebssystem für den Winzling. Allerdings ist Ubuntu MATE für den Raspberry Pi nicht mehr das einzig gute Ubuntu-Desktop-System. Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft und mit Ubuntu 20.10 für Raspberry Pi steht eine ordentliche Alternative bereit.

Wie gesagt sind die Systemanforderungen höher als bei den beiden anderen, dafür bekommst Du aber die komplette Ubuntu-Desktop-Erfahrung. Ist Dir das wichtig, hast Du ab sofort die Option.

Wer einen Raspberry Pi 4 mit mindestens 4 GByte sowie eine freie microSD-Karte hat und neugierig ist, sollte sich das System ruhig ansehen. Das macht Spaß.

In der offiziellen Installationsanleitung von Canonical findest Du übrigens, wie Du Ubuntu 20.10 für Raspberry pi von einem USB-Massenspeicher starten kannst.

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Nette Pi-Konstellation

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