Distributions-Check: Linux Lite 1.0.0
Eines der großen Vorteile von Linux und Open-Source ist, dass eigentlich ejder seine eigene Linux-Distribution erstellen kann. Dieser Umstand ist manchmal auch ein Fluch, da man die Qual der Wahl und keine 50 Rechner zu Hause hat. Alles in virtuelle Gummizellen einsperren macht auch nicht immer Spaß. Linux Lite 1.0.0 “Amethyst” ist eine neue Linux-Distribution, die vor wenigen Tagen das Licht der Welt erblickt hat: Happy Birthday! 🙂
Das Betriebssystem gibt es derzeit nur als 32-Bit-Ausgabe, bringt allerdings PAE-Unterstützung (Physical Address Extension) mit sich – braucht also eine i686-CPU. An der Live-Version meldet man sich übrigens mit Benutzer root und keinem Passwort (einfach Enter drücken) an.
Der Entwickler nennt 3 Gründe, warum er diese auf Ubuntu basierende Linux-Distribution ins Leben gerufen hat:
- Er wollte Menschen zeigen, wie einfach die Bedienung einer Linux-Distribution sein kann und dass man davor keine Angst haben muss .oO(jetzt wo Halloween vor der Tür steht, könnte man eigentlich mal das Gegenteil machen … -> Halloweenix -> ein Betriebssystem das spukt und einen eigenen Willen hat 🙂 )
- Menschen sollen auf Linux bewusst aufmerksam gemacht werden
- Werbung Linux-Community
Alles drei eigentlich tolle Ziele – dann nehmen wir das Betriebssystem mal unter die Lupe. Nach dem Start sieht man recht schnell, dass Xfce als Desktop-Umgebung verwendet wird. Linux Lite basiert auf Ubutnu 12.04 LTS und hat damit 5 Jahren Unterstützung. An Software bringt die Distribution schon einiges mit sich und die Pakete sind im Grunde genommen recht sinnvoll ausgewählt: GParted, LibreOffice Writer, LibreOffice Calc, XFBurn CD/DVD Burner, VLC Media Player, Firefox Web Browser mit Flash, OpenJDK Java v6, Mumble Voice Chat, Thunderbird, XChat IRC Client, GIMP 2.8, Leafpad Text Editor und Xarchiver.
Das Installieren bestimmter anderer Pakete wird sehr einfach gemacht. Dazu musst Du lediglich unter System auf Install Additional Software klicken und kannst Dir dann verständlich beschrieben die Wunschapplikation aussuchen. Hinter Video Editing Software befindet sich zum Beispiel OpenShot. Wer von Windows kommt und nicht weiß, wie man Treiber installiert, möchte bitte bei den Settings auf Install Drivers klicken.
Soweit die Hinweise der Entwickler und wie gesagt ist das Anliegen der Distribution edel. Die Idee mit den Installations-Hinweisen zu OpenShot, VirtualBox und so weiter mit nur einem Klick finde ich auch nicht schlecht.
Allerdings wurde meiner Meinung nach das Thema, Anfängerfreundlichkeit – Einfachheit, etwas verfehlt. Als Software-Manager ist Synaptic an Bord – großartige Stück Software – aber nicht für Anfänger und Umsteiger. Ich will nun nicht sagen, dass Linux Lite nicht funktioniert – aber es wirkt einfach etwas unfertig und irgendwie zusammengeschustert. Die Entwickler haben wohl das typische Problem und sehen nicht mehr über den Tellerrand, dass Menschen, die nicht den ganzen Tag vor dem Rechner sitzen das “Offensichtliche” nicht sehen – weil sie es eben nicht gewohnt sind.
Lassen wir Gnade walten, weil es die erste Version ist. Es gibt aber leichtgewichtige Systeme, die wesentlich ausgereifter wirken und genauso einfach sind – Crunchbang Linux zum Beispiel. Umsteiger und Anfänger tun sich sicher mit Distributionen wie Ubuntu, Linux Mint, openSUSE oder Mageia wesentlich einfacher. Wer schon etwas fortgeschritten ist, weiß sowieso, was er installieren möchte, findet sich selbst zurecht und da gibt es meiner Meinung nach schickere Xfce-Distributionen: Zenwalk ist wunderschön, Xubuntu, Sabayon Xfce – und bei denen ist auch mehr Manpower dahinter.
Ich will die Distribution nun nicht komplett schlecht reden und es steckt sicher auch vel Arbeit drin, aber es riecht schon ein bisschen nach “Jugend forscht”. Das Problem ist, dass solche Aktionen sogar kontraproduktiv sein können: “Einfach, schnell, frei” schreiben sich die Entwickler auf die Fahnen – so einfach ist es aber nicht und ein Anfänger, der mit Linux Lite als erste Distribution in Berührung kommt, könnte ganz einfach abgeschreckt werden. Hätte man es als leichtgewichtige Linux-Distribution für Anwender, die schon ein bisschen mit Linux vertraut sind bezeichnet, hätte ich das Betriebssystem von einem ganz anderen Winkel beleuchtet.
Die Codenamen von Linux Lite werden alles Edelsteine sein und das Ganze wird in alphabetischer Reihenfolge durchgezogen. Die erste Version heißt Amethyst und die nächste wird Beryl getauft.
Wer Linux Lite dennoch ausprobieren möchte, kann sich eine Kopie von sourceforge.net herunterladen: linux-lite-1.0.0-i386.iso (874 MByte)
Die Zersplitterung in sehr viele kleine Linux-Distributionen und Derivate nimmt langsam überhand. Wo sind denn da nich wirkliche Alleinstellungsmerkmale. Da sieht doch niemand mehr durch. Es ist wirklich schade, dass so viele nebeneinander entwickeln, anstatt ihre Kräfte zu bündeln und aus wenigen guten Linux-Distributionen sehr gute zu kreieren. Mittlerweile gibt es zu viel Wildwuchs. Meiner Meinung nach wird da viel Potential verschenkt. Bei den Desktopumgebungen ist es das gleiche Problem.
Ich bin da Hin- und Hergerissen ... weil bei so kleinen Projekten kommen oft gute Ideen heraus, die man dann auch zeigen kann - bei großen Projekten würden diese vielleicht abgeschmettert und nie umgesetzt ... dass der Wildwuchs auch negative Auswirkungen hinsichtlich der Übersichtlichkeit hat, bin ich einer Meinung.
Wo ist denn da der entscheidende Vorteil zu Xubuntu? Finde es ja gut wenn eine neue Distri entsteht...aber gerade wenn man seine Distribution auf unerfahrene Anfänger loslässt sollte sie schon sehr ausgereift sein und tatsächlich Alleinstellungsmerkmale bieten. Ansonsten läuft es ja so: Anfänger nutzt statt Xubuntu lieber Linux Lite --> Funzt nicht --> User will sich einarbeiten, aber hat mangels Support wenig Möglichkeiten (wird nicht jeder wissen das sich Tricks z.B. aus dem ubuntuusers-Wiki oft 1:1 anwenden lassen - und manchmal ja auch nicht) --> User wechselt wieder zu Windows oder Mac. Naja.
> dass eigentlich _jeder_ seine eigene Linux-Distribution erstellen kann.