Raspberry Pi 400 übertakten und Temperatur überwachen
Ich habe meinen Raspberry Pi 400 schon bekommen und experimentiere damit ein bisschen. Genauer gesagt möchte ich in der nächsten Zeit so viele Aufgaben wie möglich damit erledigen. Ich konfiguriere ihn derzeit und habe auch schon eine Lösung für das Sound-Problem bei Chromium gefunden. Da ich den Raspberry Pi 400 in gewisser Weise als Desktop-Ersatz benutze, kann ein bisschen mehr Geschwindigkeit nicht schaden. Das Stichwort an dieser Stelle ist den Raspberry Pi 400 übertakten.
Bis zu einem gewissen Grad sollte ein Übertakten des Raspberry Pi 400 problemlos sein. Dennoch muss man darauf hinweisen, dass sich die Lebensdauer damit verringern kann. Deswegen ist es keine dumme Idee, relativ konservativ zu übertakten.
Im MagPi 90 ab Seite 34 gab es sogar einen speziellen Artikel, wie man den Raspberry Pi 4 sicher übertakten kann. Die Informationen aus dem Artikel kommen uns beim Übertakten des Raspberry Pi 400 entgegen.
Tipp: Raspberry Pi OS enthält ein Bücherregal, mit dem Du alle MagPi-Magazine direkt herunterladen kannst. Du findest es unter Menü > Help > Bookshelf
Dort findest Du auch Bücher und Magazine von Hackspace sowie Wireframe. Als PDF-Reader setzt das Betriebssystem übrigens auf Chromium und das funktioniert erstaunlich gut.
Ein paar Informationen
Bevor wir den Raspberry Pi 400 nun gleich schneller laufen lassen, sind vielleicht ein paar Informationen ganz nützlich. Der Raspberry Pi 4 läuft per Standard mit 1,5 GHz. Der Pi 400 hingegen bereits mit 1,8 GHz. Er ist also an sich schon schneller.
In einem Blog-Beitrag der Raspberry Pi Foundation zum Design des 400 erklären die Entwickler, wie sie die Kühlung der Einheit gelöst haben. Es gibt einen Hitzeverteiler, der die Wärme gleichmäßig auf das Gerät verteilt. Es sieht laut Entwickler sogar so aus, dass es genug Spielraum zum Übertakten geht, wenn das gewünscht ist.
Im Artikel des MagPi 90 übertakten die Entwickler den Pi 4 auf 2 GHz und sagen, dass das in Ordnung ist. Weiter wollen sie aber nicht gehen. Diese Zahl habe ich nun auch für den Raspberry Pi 400 genommen, da es ein doch eher konservativer Ansatz sein sollte. Es funktioniert auch. Der gesamte Artikel hier – inklusive Bilder mit Gimp schneiden – wurde auf dem Raspberry Pi 400 geschrieben, der auf 2 GHz übertaktet ist.
Tipp: Screenshots auf dem Gerät machst Du einfach, indem Du die Taste PrtScn drückst (obere Reihe, zweite von rechts). Die Bilder werden im Home-Verzeichnist /home/pi abgelegt.
Wie weit kann man gehen?
Das steht zwar nicht direkt im Artikel zum Design, aber es gibt einen interessanten Kommentar dazu. Jemand hat sein Gerät erfolgreich auf 2,35 GHz und 750 GPU übertaktet. Bei 2,4 GHz ist das Gerät nicht mehr gestartet. An anderer Stelle habe ich gelesen, dass 2,2 GHz das Maximum war (und da nur mit force_turbo=1 und over_voltage=8). Hier nochmal der Hinweis, dass Du beim Übertakten das Gerät möglicherweise schädigst (und eventuell die Garantie verlierst) – alles auf eigene Gefahr. Da der Raspberry Pi 400 derzeit ziemlich ausverkauft ist, würde ich mit Experimenten etwas warten – meine Meinung. Ich bin mit 2 GHz gerade ganz glücklich.
Raspberry Pi 400 übertakten
Willst Du den Raspberry Pi übertakten, ist das sehr einfach. Du musst einfach nur zwei Zeilen in die Datei /boot/config.txt einfügen. Wie Du die Datei editierst, bleibt Dir überlassen. Am einfachsten ist es wohl mit nano.
nano /boot/config.txt
Wie gesagt, gehe ich konservativ an die Sache heran. Ich habe die nachfolgenden beiden Zeilen eingefügt.
over_voltage=6 arm_freq=2000
Ich habe die Parameter unter der Zeile #arm_freq=800 platziert, da es dort irgendwie hinpasst.
Hast Du die Datei mit nano aufgerufen, speicherst Du sie mit Ctrl + O. Im Anschluss schließt Du die Datei mit Ctrl + X.
Nun ist ein Neustart des Systems notwendig. Im Anschluss läuft der Pi mit 2 GHz. Du kannst das auch überprüfen. Öffne ein Terminal und führe nachfolgenden Befehl aus:
watch -n 1 vcgencmd measure_clock arm
Möglicherweise läuft das Gerät gerade nicht mit 2 GHz. Fange an, Dein Gerät etwas auszulasten und die Frequenz springt knapp über 2000000000.
Du kannst das Fenster ruhige eine Weile offen lassen und zuschauen, wie sich die Geschwindigkeit je nach Last ändert.
Bringt das Übertakten was?
Auf jeden Fall. Ich merke es, das Gerät ist definitiv reaktionsfreudiger. Anwendungen öffnen sich schneller und so weiter.
Das war aber auch zu erwarten. Schließlich haben wir dem Gerät über 10 % mehr Taktfrequenz spendiert.
Willst Du den Raspberry Pi 400 mit den Standard-Einstellungen starten, dann drücke beim Start die Taste Shift.
Temperatur überwachen
Eine höhere Taktfrequenz führt auch zu höherer Temperatur. Wie bereits angemerkt, gibt es Spielraum. Trotzdem interessiert es mich, ob mein Gerät auch noch im grünen Bereich läuft.
Das Soft Limit des Raspberry Pi 4 liegt bei 60 °C. Ab dieser Temperatur drosselt sich die CPU und versucht so, die Temperatur zu drücken. Eine erste Warnung zur Überhitzung gibt es zwischen 80 °C und 85 °C. Alles über 85 °C ist definitiv zu heiß.
Während Du Dir bei einem normalen Pi mit einem Lüfter oder einem passiven Kühler helfen kannst, ist das beim Pi 400 nicht so einfach. Gut, so Laptop-Kühler mit Lüftern wären eine Möglichkeit. Die Frage ist aber auch, ob man es bei dem Winzling so auf die Spitze treiben muss.
Auf jeden Fall stellt Linux oder Raspberry Pi OS mehrere Optionen zur Verfügung, wie Du die Temperatur auslesen und damit überwachen kannst.
Natürlich kannst Du die Temperatur via Kommandozeile auslesen:
vcgencmd measure_temp
Mit diesem Befehl bekommst Du einen Wert, der eine Momentanaufnahme zeigt. Möchtest Du die Temperatur dauerhaft im Terminal überwachen, dann nimm watch zuhilfe.
watch -n 5 vcgencmd measure_temp
Der Wert hinter -n gibt an, nach wie vielen die Sekunden der Wert neu ausgelesen werden soll. In meinem Fall sind das 5 Sekunden.
Mit vcgencmd kannst Du übrigens noch viele andere Werte via Kommandozeile auslesen. Was damit möglich ist, findest Du in der Raspberry-Pi-Dokumentation. Auch die Taktfrequenz nach dem Übertakten ist damit ausgelesen worden.
Die Temperatur immer im Blick
Raspberry Pi OS bietet eine ziemlich einfache Option, die Temperatur immer im Blick zu haben. Es gibt ein kleines Tool, das sich Temperaturmonitor nennt. Du kannst es in die Leiste integrieren. Klicke zum Beispiel mit der rechten Maustaste in den Bereich mit Bluetooth und WLAN. Es öffnet sich ein Menü, in dem Du Leisteneinträge hinzufügen / entfernen findest. Klicke darauf und es öffnen sich die Leisten-Einstellungen. Hier klickst Du nun auf Hinzufügen und es öffnet sich ein weiteres Fenster. Suche nach Temperaturmonitor und füge die Erweiterung hinzu,
Mit Hoch und Runter kannst Du die Erweiterung zur Überwachung der Temperatur noch ein bisschen verschieben. Ich finde sie links neben der Uhr ganz OK. Klickst Du mit der rechten Maustaste auf die Temperaturanzeige, kannst Du die Einstellung der Erweiterung anpassen. Bei mir stehen die Warnungen nun auf 60 °C und 80 °C, wie Du im nachfolgenden Screenshot siehst.
Klar braucht jede kleine Erweiterung auch zusätzliche Rechenleistung. Aber gerade am Anfang möchte ich im Blick haben, welche Anwendungen, Apps und Aktionen die Temperatur nach oben treiben. Ich glaube, damit bekommst Du ein gutes Gefühl, was Du dem Raspberry Pi 400 zumuten kannst und was nicht.
Übertakten klappt bisher ganz gut
Also bisher hat sich der geringfügig übertaktete Raspberry Pi 400 ganz gut geschlagen. Abstürze gab es keine, auch nicht mit mehreren Browser-Tabs und Gimp gleichzeitig offen.
Natürlich darfst Du keine Wunder beim Übertakten des Winzlings erwarten. Aber wie bereits angemerkt ist das Gerät spürbar schneller. Ich lasse die Einstellung vorerst so. Die paar Prozent mehr Leistung stehen dem Raspberry Pi 400 gut.
In Sachen Arbeitsspeicher macht sich das Gerät gut. Dazu werde ich aber einen separaten Beitrag schreiben, nachdem ich mit der Einrichtung fertig bin. Wie anfangs erwähnt, konfiguriere ich das System derzeit so, dass ich es komfortabel für meine täglichen Aufgaben nutzen kann. Ich verrate so viel – es funktioniert, aber Kompromisse sind notwendig.
Nette Pi-Konstellation
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Hallo,
Danke für den Artikel, da ich mir auch einen Raspberry PI 400 zulegen möchte. Habe schon einige Videos gesehen. Aber Dein Artikel bringt echten Mehrwert. Denn eins ist klar, man möchte eine gute Performance, wenn man in als Desktop-Ersatz nutzen möchte. Sicherlich sind die 4 GByte Ram nicht der Hit, aber für einen Bürocomputer völlig ausreichend und mehr brauche ich im Moment nicht.
Lg Stefano