Commodore OS Vision 1.0 Beta 9 im Überblick und kurzer Test
Ich hatte im November 2011 schon einmal über das auf Linux basierende Betriebssystem von Commodore USA berichtet: Oh mein Gott, es ist am Leben!: Commodore OS Vision Beta. Nun gibt es die Beta 9 und Anwender der Beta 6 können einfach online aktualisieren: System -> Commodore Extras -> Update Commodore OS Vision. Einige der Funktionen aktualisieren sich allerdings nur dann, wenn die zweite DVD (Commodore OS Extras) installiert wurde. Auch wenn diese Distribution insgesamt aus 2 DVDs besteht, brauchst Du nur die erste für eine Grundinstalliation.
Das Betriebssystem wurde laut eigener Aussage speziell auf die neue Hardware-Modelle von Commodore USA zugeschnitten. Die Entwickler garantieren nicht, dass das Betriebssystem auf jeglicher Hardware läuft. Eine hohen Wahrscheinlichkeit räumt Commodore USA den Rechnern ein, die ähnliche Hardware zu den eigenen Produkten haben. Das wäre zum Beispiel der C64x mit einer 2,13 GHz Intel-CPU (64-bit Dual Core D2700 Atom Prozessor). Das es das Betriebssystem nur für die Architektur x86_64 gibt, muss der Rechner natürlich eine 64-Bit-CPU haben. Außerdem empfiehlt Commodore USA eine Grafikkarte von NVIDIA.
Die Neuerungen von Commodore OS Vision Beta 9 im Überblick
Ab sofort gibt es die Möglichkeit das GRUB Bootmenü nach einer Windows-Installation wieder herzustellen. Dazu musst Du das System im Live-Modus starten und dann diesen Schritten folgen: System -> Commodore Extras -> Restore Text OS Boot Menu.
In den Commodore Extras befinden sich auch noch weitere Workarounds für Probleme, die vorher auftraten. Zum Beispiel kannst Du durch Install Graphics Driver Wehwechen beheben, die im Zusammenhang mit Plymouth und animierten Ladebildschirmen zusammenhingen.
Des Weiteren lassen sich nun animierte Wallpaper an- und abschalten. Das geht auch über die Commodore Extras -> Play/Stop Animated Wallpaper. Dazu wurde auch ein Ordner “Animated Wallpaper” in Home des Anwenders erstellt. Du kannst dort Video-Dateien hinterlegen, die dann permanent im Hintergrund dudeln. Laut Aussage der Entwickler sieht das zusammen mit transparenten Fenstern fantastisch aus. Mich würde es nach einer Zeit sicherlich Wahnsinnig machen – obwohl, man könnte die 400+ Simpsons-Episoden reinpacken … Der Ordner /usr/share/commodoreos/video lässt sich benutzen, um Videos global zu teilen, allerdings spielt der Ordner in Home die erste Geige. Der Haken? Animierte Hintergrundbilder können bis zu 30 Prozent der CPU fressen und die Funktion funktioniert mit einigen NVIDIA- und Intel-Grafikkarten. Mit AMD gibt es selten Erfolge. Persönlich wäre mir die CPU-Last zu hoch.
Gedit wurde so verändert, dass es mehr wie am C64 aussieht. Genau genommen zeigt der Text-Editor nun Zeilennummern an und mimt das klassische C64 BASIC.
Des Weiteren haben die Entwickler noch mehr freie Retro-Spiele hinzugefügt. Es gibt Remakes von einigen Amiga- und C64-Klassikern. Dazu gehören Stuntcar Racer, Green Beret und Turrican.
Ebenso sind C64- und AROS-ROMs (Amiga Emulation) enthalten. Diese sind laut eigener Aussage zwar nicht 100 Prozent kompatibel, aber kommt recht nahe an das Original. Die Emulationen für Amiga und C64 starten sich nun als Vollbild. Bei einigen C64-Spielen kann die Standard-Einstellung zu Problemen führen. Diese lassen sich via Applications -> Emulators -> Commodore 64 verändern. Die Einstellungen für Hardware ist natürlich nicht immer gleich. Die Entwickler selbst haben nachfolgende Settings verwendet:
- VIC-II settings –> Fullscreen settings –> XRandR Resolutions –> 800×600
- VIC-II settings –> Double size
- VIC-II settings –> Double scan
So nun geht es an das Eingemachte, weil sich ab sofort auch eine neue Version des Linux-Kernel installieren lässt. Der Drachen lässt sich erwecken, indem Du kernel auf der Kommandozeile eintippst oder diese Weg gehst: System –> Commodore Extras –> Change Kernel. Nun sollte sich eine Liste mit verfügbaren Kernel öffnen, aus denen Du dann selbst wählen kannst. Die Entwickler mahnen zu “Never change a running system“. Zu dieser Maßnahme sollte man nur dann greifen, wenn man muss. Unter Umständen lassen sich damit Hardware-Inkompatibilitäten lösen, aber das Betriebssystem könnte instabiler laufen. Anwender sollten mit der niedrigsten Kernel-Version anfangen und prüfen, ob die Probleme beseitigt sind.
Mittels Kernel-Script kannst Du alle außer dem laufenden Kernel deinstallieren. Solltest Du mit dem Kernel der Wahl zufrieden sein, kannst Du über System -> Commodore Extras -> Restore Graphical Boot Menu das grafische Startmenü wiederherstellen.
Des Weiteren sind die während der Amiga-Ära populären Komprimierprogramme lzh / lha (Kommandozeile) vorhanden und eine Auswahl der besten C64- und A500-Demos. Diese findest Du im Ordner Classic Software.
Und? Taugt es nun etwas?
Also wer früher einen C64 oder Amiga zu Hause hatte, wird schon seinen Spaß an diesem Betriebssystem haben. Was mich etwas stutzig machte, dass während der Installation kurz “Linux Mint 10” auftauchte. Somit wissen wir also die Basis und dementsprechend unkompliziert läuft auch die Installation ab. Der Standard-Kernel ist 2.6.35-30-generic Ubuntu SMP. Beim Starten kannst Du zunächst einen Live-Modus wählen, oder direkt den Installations-Assistenten aufrufen.
Willst Du das Betriebssystem, wie ich, mit VirtualBox ausprobieren, musst Du die Gasterweiterungen installieren. Das geht einfach über das VirtualBox-Menü (Geräte -> Gasterweiterungen installieren). Erst dann funktionieren auch die 3D-Effekte und das System fängt an, echte Laune zu machen.
Die Schriftart, das blau – alles erinnert an den legendären C64. Es begrüßt einen sogar eine Computerstimme und Systemmeldungen werden Dir vorgelesen. Ebenso wirst Du aufgefordert, ein E-Mail-Konto zu hinterlegen. Dies dient lediglich für das Mail-Applet und Du kannst es auch überspringen.
Ansonsten befinden sich LibreOffice, Firefox, Chromium und so weiter an Bord. Die üblichen Verdächtigen eben. Darüber hinaus befinden sich Google Earth und Skype an Bord. Als Desktop-Unterlage dient GNOME 2.32. Auch das Multimedia-Center XBMC ist mit von der Partie, allerdings nicht in der neueste Version 11 “Eden”. Auch der Anmeldebildschirm sieht noch recht scheußlich aus – aber es ist als Beta-Version deklariert.
Ob ich dauerhaft mit dem Standard-Theme arbeiten könnte? Ich glaube es nicht. Während der C64- und Amiga-Zeit war ein Computer etwas ganz besonderes. Je schriller und lauter, desto besser. Heutzutage gehören Computer einfach zum Alltag, jedes Smartphone ist heute zu wesentlich mehr fähig als ein C64 und da wünsche ich mir, dass diese so stark in den Hintergrund verschwinden wie möglich. Sie sollen mir das Leben einfacher machen und mit nicht ins Gesicht plärren. Für Retro-Fans mit dem passenden C64x ist die Kombination sicherlich ein Riesenspaß. Die ganzen Spezial-Effekte beim Fenster schließen, öffnen, die sich drehenden Symbole ist mir persönlich einfach zu viel und gehen mir schon nach 10 Minuten auf den Keks – aber das ist sicher Geschmacksache.
Apple-Nutzer werden es lieben. 😉
LinuxMint 10 - das heißt dann also keine Sicherheitsupdates und keine nachinstallierbare Software, da es schlichtweg nicht mehr unterstützt wird?
Ich weiß nicht, ob die das selbst pflegen oder nicht. Wie gesagt, gäbe es neuere Kernel-Versionen, zu denen aber nicht wirklich geraten wird, solange alles läuft ... aber ob die finale Version auf einer aktuelleren Linux-Distribution basieren wird - ich könnte es Dir auch nicht verraten, wenn Du mich prügeln würdest 😉