Linus Torvalds reagiert verschnupft auf de Icazas Desktop-Behauptungen

2 Kommentare Autor: Jürgen (jdo)

Tux Logo 150x150Linux-Vater Linus Torvalds ist mit einigen Aussagen von Miguel de Icaza gar nicht einverstanden. Letzterer hatte behauptet zu wissen, was den Linux-Desktop getötet hat.

Dabei ist auch zu lesen, dass Linus Torvalds der Community den Ton vor einigen Jahren mitgegeben hat, als er Binärtreiber im Kernel zurückwies. Die Kernel-Leute möggen ihre Gründe dafür haben, die Desktop-Leute hätten ohne die selbe Macht zu haben diese Einstellung übernommen.

In einer Diskussion auf der Google+-Seite von Intel-Mitarbeiter Sriram Ramkrishna weist Torvalds diese Anschuldigungen entschieden zurück. (Wer mal einen saftigen Flamewar mit echten Open-Source-Größen lesen möchte – klickt mal auf die Google+-Seite … sehr unterhaltsam ist es allemal)

Torvalds Antwort auf Miguel de Icaza

Torvalds Antwort auf Miguel de Icaza

Dass die GNOME-Leute behaupte, er (Torvalds) hätte die Marschrichtung bezüglich Einstellung vorgegeben sei lächerlich. Eine der Kernel-Regeln sei schon immer, niemals irgendwelche externen Schnittstellen kaputt zu machen. Dass man interne Schnittstellen “breche” sei irrelevant, weil es der Anwender nicht sieht. Er wünscht sich, dass die GNOME-Leute verstehen würden, dass externe Schnittstellen unantastbar sind und nicht mit Ausreden wie “wir müssen das machen, wegen Verbesserungen” rechtfertigen.

Linux sei genau das geworden, was Torvalds bei der Ausgabe 1991 im Sinn gehabt hätte.Die weitere Entwicklung sei von außen gekommen und Leute hätten Ideen eingebracht, was sie selbst benötigen. Die GNOME-Macher seien genau das Gegenteil und würden eine “Wir wissen es besser”-Mentalität an den Tag legen. “Wir werfen dem Anwender CORBA/.NET vor die Füße und er müsse es einfach schlucken. Wer sich beschwert seit gegen Fortschritt oder kann mit Änderungen nicht umgehen”, giftet Torvalds weiter. Das wirklich Problem der GNOME-Leute sei, dass alle anderen Schuld sind aber niemals sie selbst. Torvalds ist nicht zum ersten mal sauer auf die GNOME-Entwickler, hatte er sie vor einigen Jahren auch schon als Interface-Nazis beschimpft.

Auch von Alan Cox hat Miguel de Icaza sein Fett wegbekommen. Cox antwortete auf die Anschuldigung, dass sich keine zwei Linux-Distributionen einigen konnten, welche Komponenten man verwenden solle. Das brachte Alan Cox zum Lachen, wie er selbst aussagt. “Da gab es KDE und Miguel kam und erschuf die Verwirrung, über die er sich beschwert. Er wollte Leuten auch CORBA aufzwingen und man musste den Saustall mühselig wieder aufräumen, was sehr viele Entwicklerstunden gekostet hat.”

De Icaza habe aber Recht, dass GNOME-Leute dauern ihre Kompatibilität zerstören und die Konfiguration sei immer noch schlimmer als in GNOME 1.x. Das Problem sei keine Open-Source-Krankheit, sondern das Problem bestimmter Projekte wie GNOME. Mit seinem 3.6rc-Kernel würde immer noch eine Rogue-App (Spiel) laufen, die 1992 gebaut wurde. X sei rückwärtskompatibel zu Apps, die wesentlich älter als Linux sind.

Icazas Schimpftirade über Audio schiebt Cox Lennart Poettering in die Schuhe. Der kernel habe die Kompatibilität nicht kaputt gemacht. Pulseaudio den schwarzen Peter in die Schuhe zu schieben sei allerdings auch nicht ganz fair, es mache aber Spaß, auf Lennart Poettering zu zeigen. GNOME sei nicht wirklich ein Desktop – es ist mehr ein Forschungs-Projekt.

Miguel de Icaza hat ebenfalls geantwortet. Es sei nicht fair von Torvalds, die GNOME-Leute in den Dreck zu ziehen aufgrund seiner Aussagen. Er selbst habe das GNOME-Projekt vor 5 Jahren verlassen. de Icaza wisse nicht, ob die GNOME-Entwickler seine Meinung teilen. Auch wenn Torvalds es nicht so sehe, habe er eine sehr starke Persönlichkeit und diese würde einfach auf Leute in seiner Umgebung abfärben. Er sagt zu Torvalds, dass er ihn für brilliant, intelligent und lustig hält – aber er könne auch gemein und harsch sein. Viele Entwickler versuchten das zu kopieren, hätten aber den Teil “brilliant, clever und lustig” nicht hinbekommen und seien einfach nur gemein und harsch gewesene – diese Einstellung habe sich in den Mailing-Listen niedergeschlagen.

de Icaza erwähnt noch einmal, dass es für kommerzielle Desktop-Entwickler einfach zu teuer sei, Linux zu unterstützen. Außerdem sei der markt zu klein und sehr aufgesplittert. CORBA sei sein Fehler gewesen und Torvalds könne ihm dafür den Schwarzen Peter zuschieben. Allerdings sei der Fehler korrigiert worden und es gibt keine Spuren mehr von CORBA. Über .NET müsse sich Torvalds auch keine Sorgen machen. Mono ist kein Teil des GNOME-Projekts und keine der damit ausgelieferten Apps würde es benutzen.

Auf Alan Cox antwortet er, dass ihn seine Antwort überrascht. Schließlich sei er beim Start von GNOME involviert gewesen und hätte sogar Code beigesteuert. Er sei auch in den ersten GNOME-Meetings anwesend gewesen und dies fand vor Red hats IPO statt. Cox schreibt, dass er das nicht vergessen habe. de Icaza habe dennoch das Problem erschaffen – allerdings aus Gründen, die man damals rechtfertigen konnte. Laut Cox gibt es nur einen Desktop, der sich selbst treu geblieben ist – aufgeräumt und schnell: E (Cox meint wohl Enlightenment)

Miguel de Icaza antwortet noch mal auf Alan Cox und sagt, dass er das kollektive “wir” deswegen verwendet hat, weil er sich selbst auch als Teil des Problems sieht. Cox und Torvalds fühlten sich wohl angegriffen, dass er mit seinem Artikel einen Giftpfeil Richtung Linux geschossen hat. Icaza hätte seinen Artikel wohl besser “Was dem Open-Source-Desktop das Genick brach” betiteln sollen. Die Probleme seien auch nicht nur technischer Art, sondern eine Einstellung wie bei Debian “da ist noch was, das repariert werden muss”, verhindere eine schnellere Auslieferung von Software. de Icaza glaubt, dass für den Open-Source-Desktop der Zug abgefahren ist, eine Mainstream Consumer OS zu werden. Eine solide Arbeitsstation werde es sicher bleiben. Linux habe mehr Erfolg, als de Icaza zu träumen gewagt hat – allerdings in Form von Android.

Der Thread ist ewig lang mittlerweile und es haben sich auch Leute aus dem GIMP-Projekt und so weiter gemeldet. Das alles zusammenzufassen würde bis übermorgen dauern. Wer Englisch kann und gerade ein bisschen Geek-Unterhaltung braucht -> da ist der Flamewar.




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2 Kommentare zu “Linus Torvalds reagiert verschnupft auf de Icazas Desktop-Behauptungen”

  1. bostaurus says:

    Ich glaube auch, dass sich die Vielfalt der Linux-Oberflächen bremsend auf die Entwicklerlust auswirkt und so der Vorteil von Linux - die Vielfalt - gleichzeitig ein Nachteil ist. Und ich bin auch sicher, dass die relativ demokratischen Entscheidungsprozesse im Linuxbereich es schwieriger machen, strategische Ziele konsequent zu verfolgen. Und manche vergessen gerne, dass für die meisten Menschen jede Art von Rechner rein aus pragmatischen Blickwinkeln angeschaut wird. Diese Nutzer haben andere Bewertungsmaßstäbe als diejenigen, die eine bewusste Entscheidung für Linux, für eine bestimmte Oberfläche oder gar für die Mitarbeit in einem Entwicklerteam getroffen haben.Ich halte das Funktionalitätsinteresse für völlig legitim.

  2. Hella says:

    What Killed the Linux Desktop - Miguel de Icaza

    Soso, ist der Linux-Desktop tot? Oder ist das nur der Wunsch so manches Scheinheiligen, der sich als Freie Software-/Linux-Guru ausgibt, um sich erst Vertrauen zu erschleichen und dann die Idee als Rattenfänger gegen die Wand zu fahren?

    Könnte es sein, daß bei den in den letzten Jahren massiv auftauchenden Problemen auch Infiltration der Projekte, heimliche Korruption und Sabotage im Spiele sind.

    Die Wahrscheilichkeitsrechung (und so manches ganz unverholene Statement aus dem kommerziellen Bereich!) sagt bei statistischer Auswertung der Entwicklung von Fehlerqualität und -quantität eindeutig: Da sollte man sich mal intensiv drum kümmern!
    Die Idee der freien Software hat schließlich nicht nur Freunde und es ist geradezu Mode geworden, feindselige Aktionen unter falscher Flagge durchzuführen (das Tapfere Scheiderlein und die beiden naiven Riesen Gnome und Linux lassen grüßen?) - warum sollte freie Software von solchen Machenschaften ausgenommen sein?

    Mir scheint, es gibt mächtige Interessengruppen, die unter allen Umständen verhindern wollen, daß die Völker der Welt (die kleinen Leute!) einen kostenlosen und von Gängelung freien Desktop in die Hände bekommen, denn der bisher per Computer erlangte strategische Vorteil der Geschäftemacher, Machtneurotiker und Kriegstreiber wäre perdu, könnten sich die Volksmassen baldigst mit gleicher Technologie gegen deren Machenschaften wehren.

    Bisher wurde der Computer nur zum Ausbau des Machtgefälles und zur Unterdrückung benutzt - es wäre in den Augen der bisherigen Nutznießer und Vorteilsabschöpfer fatal, würde sich der Computer mittels wirklich freier Software und Hardware(!) zum sozialen Werkzeug für jedermann und zur Schlüsseltechnlogie für wirkliche Freiheit für jedermann mausern. Gerade, weil dieser Gedanke äußerst naheliegend ist und geradezu eine Zeitenwende verspricht!

    Deshalb, so scheint mir, wird alles, aber auch wirklich alles dafür getan, um den Durchbruch des Linux-Desktops zu verhindern (dies käme nämlich für das seit sechstausend Jahren herrschende Kannibalensystem einem Dammbruch gleich!), oder wenigstens zu verzögern.
    Methoden wie "Zerreden" und "vorzeitig für tot erklären" gehören dazu - es wird aber nicht fruchten - ich arbeite gerade an Plänen, genau diesen Durchbruch zu organisieren - und es wird relativ einfach sein - die Zeit dafür ist einfach überreif.

    Was der einfache Nutzer braucht ist ein frickelfreies System ohne aufgezwungene Komponenten (im Moment verliert man mit Frickelei und Unsicherheit, ob's überhaupt läuft, mehr Zeit, als das System an Zeit einspart - DAS ist das Hindernis) und Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung! Der mit freier Software weltweit und für JEDERMANN zu generierende Nutzen (auch sozial!) ist derart hoch, daß sich in dessen "Windschatten" ganze Werbeindustrien, die für freie Software Werben, Schulen, die aufklären - ansiedeln können - weltweit und gerade unter den Ärmsten! Ein riesiges Potential für die Lösung einer Menge von alten Problemen in der Menschheit! Mit den paar ewiggestrigen Saboteuren, die alles für Machtspielchen mißbrauchen, was sie in die Finger bekommen, werden wir fertig ...

    FREIE SOFTWARE FÜR FREIE BÜRGER! AUSNAHMSLOS WELTWEIT!

    Wenn etwas "tot" ist, dann ist das nicht die Idee des Linux-Desktops, sondern die der Geschäftemacherei und verschlagene machtneurotische Hütchenspielerei! Dies sei den Zerredern und hinterlistigen PR-Strategen und Rattenfängern ins Stammbuch geschrieben!

    Hella