GNOME-Entwickler resistent bezüglich neuer Ideen?
In den letzten Tagen sind ja die Fetzen geflogen. Miguel de Icaza befindet den Linux-Desktop für tot und schiebt die Schuld auf die Einstellung einiger Entwickler und Linus Torvalds gebe die Marschrichtung vor. Der exzentrische Finne zaudert nicht lange, giftet zurück und erhält Rückendeckung von Alan Cox. The Blog of Helios scheint aber die Verbohrtheit einiger Entwickler zu unterstützen. Fairerweise muss man sagen, dass es sich hier im eine Person handelte, die allerdings laut The Blog of Helios für das gesamte Nautilus-Team sprach.
Also – worum geht es. Da macht sich jemand Gedanken um die Linux-Splitterwelt. Vor zwei Jahren habe der Blogger an jemanden geschrieben, der Code für das Nautilus-Projekt beisteuert. Da der Blogger die E-Mail-Adresse der Person hatte, wurde der direkte Weg gewählt und nicht die üblichen Kanäle. Stein des Anstoßes war der Dateimanager Nautilus und wie man damit Dateien kopiert oder verschiebt. Gegen GNOME an sich hat der Blogger nichts und mag die Umgebung einfach lieber als andere.
Als der Blogger den Entwickler anschrieb, hatte er zunächst gar keine Antwort erwartet, weil der Ruf der GNOME-Entwickler in Sachen Arroganz nicht gerade gut sei. Hier wurde er aber mit einer sehr schnellen Antwort positiv überrascht. Über den Ton der Mail war der Blogger weniger überrascht. Zusammengefasst hatte der Entwickler für das gesamte Nautilus-Team gesprochen und die Idee verworfen, weil man damit “direkt KDEs Dolphin- und Konq-Funktionen kopieren würde”. Der Blogger brüskiert sich, dass auf die Idee nicht einmal eingegangen wurde, sondern einfach als “machen wir nicht” abgestempelt. In einer perfekten Welt würde der Blogger am liebsten eine Kombination oder Verschmelzung der guten Funktionen aus Nautilus und Dolphin sehen.
Genau genommen geht es um das Context-Menü. Dolphin habe hier eine wesentlich bessere Funktion, weil man mit der Maus sofort Untermenüs erreichen könnte, ohne noch einen Schritt dazwischen zu haben. Nautilus bietet hingegen nur “Home” und “Desktop” als mögliche Verschiebungs-Ziele an. Allerdings kreidet er den Dolphin-Entwicklern an, dass diese Funktion gut versteckt sei und hintergfragt, warum das nicht per Standard gesetzt ist. Diese Aussage verstehe ich nicht ganz, da bei Mageia diese Option sehr wohl Standard ist (siehe Screenshot unten). Hier muss man wohl die entsprechende Distribution an den Pranger stellen – wenn man aus der Sicht eines Anwenders schreibt.
Interessant zu lesen und es wird suggeriert, dass die Nautilus-Entwickler Ideen-resistent sind. Ganz fair ist das aber nicht. Erstens handelt es sich um die Antwort einer Person. Zweitens können die Entwickler sicher nicht auf die Sonderwünsche aller Anfragen eigehen. Interessant wäre es, aber wohl nicht umsetzbar. Um das angeprangert “rießengroße Ego” zu beweisen, hätte der Blogger meiner Meinung nach schon die komplette Antwort via E-Mail veröffentlichen müssen, weil so sind Dinge aus dem Zusammenhang gerissen und man muss dem Blogger glauben oder nicht.
Was mich seitens des Entwicklers stört ist – sollte es stimmen – “direkt KDEs Dolphin- und Konq-Funktionen kopieren würde”. Ja und? Darf man nun daraus schließen, dass die KDE-Entwickler etwas besser gemacht haben, man aber zu stolz ist das zu kopieren? Ist das nicht die Idee von Open-Source, dass man voneinander lernt und Dinge verbessert, auch wenn jemand Anderer früher dran war?
Dass jeder eigene Ideen hat und diese auch umsetzen möchte, ist ja auch OK. Ein Dateimanager hingegen wird wohl von den meisten Leuten irgendwie auf die selbe Art benutzt. Warum die GNOME-Leute, laut Aussage des Bloggers, die Split-Ansicht einstampfen wollen und somit das Context-Menü die einzige schnelle Möglichkeit in einem Fenster bleibt, um Dateien zu kopieren oder verschieben, ist mir allerdings auch ein Rätsel.
Der Text des Bloggers klingt jetzt nicht wie einer, der auf den Flamewar-Zug zwischen de Icaza und Torvalds aufspringen möchte, sondern schon ehrlich, dass ihn die Benutzerfreundlichkeit in Nautilus stört und man es seiner Meinung nach besser machen könnte. Es liest sich also nicht wie “ich hau mal mit drauf ein”. Für sein Problem gebe es sogar einige Scripte auf gnome-look.org, aber die müsse man erst einmal finden. Den Punkt verstehe ich, weil man gerade Anfängern solche manuellen Workaround-Aktionen einfach nicht zumuten kann – das ist kontraproduktiv und erzeugt Frust.