Gedanken: Der Sinn und Unsinn in Ubuntu for Android

25 Kommentare Autor: Jürgen (jdo)

Ubuntu for Android Logo 150x150Die letzten Tage wird ja ein riesen Fass wegen Ubuntu for Android aufgemacht, das auf dem MWC in Barcelona vorgestellt werden soll. Das Problem derzeit scheint mir, dass alle darüber berichten und sich wenige bisher darüber tiefere Gedanken gemacht haben, bevor die Katze komplett aus dem Sack ist.

“In jedem Dual-Core Smartphone steckt ein PC, der da raus will”, sagt Canonical. Dann schaun wir uns zunächst einmal die Hardware-Voraussetzungen laut Canonicals Webseite an:

  • Dual-core 1GHz CPU
  • Video acceleration: shared kernel driver with associated X driver; Open GL, ES/EGL
  • Storage: 2 GByte for OS disk image
  • HDMI: video out with secondary frame buffer device
  • USB host mode
  • 512 MByte RAM

Da hat Canonical Recht, das ist schon ein recht ordentlicher Rechner. Was mir aber zunächst einmal überhaupt nicht klar ist, wie sich das gemeinsame Leben auf der Droiden-Hardware gestaltet. Fügt sich Ubuntu eher wie eine App ein? Läuft es komplett parallel oder müssen die Hardware-Hersteller von vorne herein ein Androbuntu basteln? Entweder verstehe ich nachfolgende Aussagen nicht, oder sie sind einfach schwammig:

Easy to integrate with existing Android phones in development …

… Ubuntu and Android share the same kernel, running at the same time, accessing data and applications

So wie ich das sehe feuert sich Ubuntu dann in einer separaten X-Sitzung ab, wenn das Smartphone in eine Docking-Station gesteckt wird. Man korrigiere mich hier bitte, weil ich die ganze Sache wie erwähnt noch nicht so ganz durchblicke.

Versteht mich bitte nicht falsch, ich finde die Idee super. Aber mir schwant halt, dass es wieder im Canonical-Stil durchgezogen wird. Wird die Schnittstelle offen sein oder ein geschlossenes Canonical-Ding? Ubuntu One gibt es immer noch nciht für alle Linux-Distributionen. Ich hab wegen einer Dual-Boot-Installation auf einem ASUS EeePad Transformer Ubuntu und Android gesucht und bin auch fündig geworden. Das Tablet erfüllt die Voraussetzungen für Ubuntu for Android und kommt mit einem NVIDIA Tegra 2 daher. Der gute Mensch beschreibt aber, dass er LXDE als Desktop-Umgebung gewählt hat, weil ihm die Unity-Oberfläche zu langsam war.

Ubuntu for Android Apps

Ubuntu for Android Apps (Quelle: ubuntu.com)

Erinnern wir uns an die Hardware-Anforderungen: 2 GByte  für das OS-Abbild, um die beworbenen Chromium, Google Calendar, Google Docs, Thunderbird, Gwibber, VLC Player, PiTiVi, Ubuntu Music Player (Rhythmbox?), Ubuntu Photo Gallery (Shotwell?) und Android Dialer laufen zu lassen?

Wenn ein Telefon sowieso eine HDMI-Schnittstelle hat, ist es wohl dafür ausgelegt an einem größeren Bildschirm angeschlossen zu werden. Chrome soll bald für Android kommen, die Google Apps sind sowieso im Browser, Thunderbird -> K-9 Mail / Google Mail, VLC für Android ist geplant, … eigentlich habe ich diese ganzen Linux-Applikationen auch als Android Apps. Der einzige Knackpunkt ist dieser Android Dialer, den ich unter Android aber gar nicht erst bräuchte.

Natürlich ist es sehr sexy und verlockend, sämtliche Linux-Applikationen auf einem Telefon dabei zu haben und laufen lassen zu können. Allerdings dürften die Telefone für Aufgaben, die das System richtig fordern, zu schwach sein (derzeit).

Wenn die ganze Sache offen gelegt wird, könnte ich eine viel leichtere Linux-Distribution anflanschen. Der Desktop mag hässlich sein, aber mal als Beispiel: Tiny Core Linux + Chromium + Thunderbird ist ungefähr 50 MByte?

Man möge mich bitte korrigieren, berichtigen, aufklären oder was auch immer. Ich will auch wirklich nichts schlecht machen oder reden. Aber der komplette Sinn, ein voll aufgeblasenes Ubuntu auf einem Smartphone zu starten, wenn ich sowieso die meisten Applikationen verfügbar habe, entzieht sich mir derzeit noch etwas.

Trotzdem bin ich natürlich gespannt, was Canonical da so vorstellen wird. So einen Mini-Linux-Desktop auf dem Smartphone hätte ich tatsächlich schon gerne … was ich auch gerne hätte: einen Rechner via USB von Smartphone booten – das Rettungs-System immer auf dem Smartphone dabei … oder gibt es das schon?

Mein guter Freund Moritz wird ja auf dem MWC sein und dann bekomme ich die Informationen hoffentlich aus erster Hand 🙂




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25 Kommentare zu “Gedanken: Der Sinn und Unsinn in Ubuntu for Android”

  1. Mika B. says:

    Es wäre mir lieber Android App´s (Programme/Spiele) würden einmal unter Ubuntu laufen, auch dieses wurde vor ein paar Jahren Vollmundig Angekündigt.
    Das Smartphone ist ein Gerät für die Unterwegs in der "Hosentasche" und da hat man keinen normalerweise keinen Bildschirm dabei?
    Wenn dann doch gleich ein Tablet oder Netbook, zumal ich die Idee eines PC als USB-Sick zum Mitnehmen oder Anschließen für diese Fälle besser und wohl auch Günstiger finde als Umständlich das Smartphone Zweckentfremden?

  2. mythos says:

    Hallo,

    ich kann deine Befürchtungen bezüglich der RAM-Anforderung ein wenig beschwichtigen. Die ARM-Plattform benötigt weniger RAM als ein vergleichbares x86er System. Während ein Ubuntu auf einem x86er mindestens 110 MB mit X und einem Icewm + (Pulseaudio, dbus, udev, usw.) benötigt, verlangt ein ARM-System (habe hier ein armv7l) mit vergleichbarem Userspace um die 50 MB - beides natty. Die Binaries sind auch kleiner, weshalb das rootfs auch keine 2 GB benötigt. Nach einer kleinen Recherche ist wohl die Thumb2-CPU-Erweiterung ein Grund dafür: https://de.wikipedia.org/wiki/ARM_Cortex-M3#Thumb2 (kein Anspruch auf Vollständigkeit).

    Greetings...

  3. k1l says:

    Wiedermal ein wirklich _schlecht_ recherchierter Beitrag!

    erstmal deine vollmundige Behauptung: "weil ihm die Unity-Oberfläche zu langsam war." "In terms of performance, I found Ubuntu 11.10, with the new Unity interface to be a bit slow and unresponsive at times." liest sich etwas anders. Aber da kommt wohl mal wieder der Mint-Fanboy mit der Unity-Allergie durch. Die anderen Beiträge zu Unity und Linuxmint waren auch schon alles andere als ausgeglichen. Vlt solltes du eher in den Mint-Planeten wechseln?!

    Auch unterstützt Ubuntu bisher _keine_ mobilen Geräte. Mit 12.04 hält ARMhf Einzug in die Unterstützung und offizielle Unterstützung für mobile Geräte ist erst für 2014 geplant. Also wenn jemand ein Linux (Ubuntu 11.10) auf ein Gerät fummelt lässt das deiner Meinung nach Rückschlüsse auf Offizielle Projekte von Ubuntu zu?

    Zum hier vorliegendem Fall: Ubuntu for Android:
    Hier http://www.youtube.com/watch?&v=3pZUCKt0RKc gibts ein Video zu dem Thema wo einiges Erklärt und gezeigt wird.
    Als WIP Gerät wird das Motorola Atrix verwendet http://www.areamobile.de/handys/2697-motorola-atrix/datenblatt welches schon von Haus aus einen Modus für die Dockingstationen hatte. In Fakt Rennt Android permanent auf dem Gerät. Allerdings wird dann der Linuxkernel mit der Dockingstation genutzt um den Unity Desktop auf den externen Monitor darzustellen. Ohne Dockingstation ist es "nur" ein Smartphone. Und natürlich ist das System nicht für Virtualisierung oder CAD Berechnung ausgelegt, sondern für einen normalen Office-Use-Case.

    Warum sollte man dann auf dem Gerät ein TinycoreLinux draufhauen, wenn es doch mit Unity gut geht? (siehe Video)

    • jdo says:

      Also was der Typ ganz klar aussagt ist, dass ihm auf dem Tablet Unity zu langsam war.

      Du hast mich falsch verstanden. Ich wollte hier nicht auf Unity rumhacken, sondern hab das ganze Ubuntu for Android hinterfragt. Warum soll ich ein zweites System abfeuern, wenn ich eigentlich schon alles auf Android verfügbar habe? Mit Google Docs und Google Calendar das zu bewerben ist mit Verlaub dermaßen bescheuert, weil das eigentlich das Gegenteil eines Grundes ist, Ubuntu für Android einzusetzen und nicht gleich Android selbst.

      Das mit Tiny Core war ein Beispiel, das steht aber auch so drin - tausche es mit jedem anderen Linux-System aus. Aber die 2 GByte stammen aus der Feature-Liste von Canonical, das ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass dies mit Sicherheit auch kleiner geht.

      Zu Mint: Das verwende ich, weil mir die Desktop-Oberfläche gefällt - im speziellen gerade Cinnamon. Ich expermimentiere aber derzeit mit Sabayon rum und auf dem Netbook läuft Xubuntu. Ja, ich kann Unity nicht ausstehen, was ich auch immer wieder offen gestehe - aber in erster Linie wegen diesem bescheuerten Global Menu, das auf großen Bildschirmen absolut unbrauchbar ist. Aber selbst Canonical scheint das langsam einzusehen.

      • burli says:

        Ich nehme an, der hat Unity-3D verwendet. Für Ubuntu for Android wird aber Unity 2D verwendet. Und genau dafür ist Unity-2D auch gedacht.

        • Mika B. says:

          Der Ram Verbrauch mag ja beim "nacktem" Ubuntu simmen, aber die Anwendungen sind hier nicht mit Eingerechet. Ich kann mit kaum Vorstellen wie ein Desktop Firefox oder (und) ein Libre Office unter 1- 2 GByte Ram vernünftig laufen sollen ?

          • burli says:

            Das geht schon auf meinem Netbook mit 2GB problemlos. Ein ARM System braucht weniger RAM.

            Ein Quad Core ARM, eventuell sogar mit 1,2 oder 1,5GHz, und 2GB RAM sollte besser laufen als jedes Netbook

    • axt says:

      k1l, dies ist ein mehr oder weniger privates Blog, die Beiträge können auch durch persönliche Ansichten gefärbt sein - was man selbstverständlich einem Blogger auch zugestehen sollte. Einen Anspruch auf _die_ hundertprozentige Richtigkeit verfolgt er auch nicht.

      Niemand zwingt Dich, seine oder andere Artikel zu lesen. Mit dumm Anmachen erreichst Du aber sicher nichts in Deinem Interesse liegende.

  4. burli says:

    Wie das alles implementiert ist hat noch keiner verraten. Es dürfte sich aber nicht um eine "App" handeln, die man einfach so aus dem App Store nachinstallieren kann.

    Im günstigsten Fall bekommt man ein Image, dass man per Bootloader hochladen kann, im schlimmsten Fall könnte es sein, dass man das OS nur via JTAG in den Flash Speicher bekommt.

    Kurz gesagt, ob es in absehbarer Zeit möglich sein wird, Ubuntu for Android auf jedes geeignete Handy zu installieren bezweifle ich. Auch das man das selbst einrichten kann wird wohl noch eine Weile dauern, wenn es überhaupt möglich sein wird.

    Aber egal, was man darüber jetzt denkt, es ist alles nur Spekulation, so lange die Verantwortlichen nicht mehr dazu sagen

  5. Mattias says:

    Canonical denkt nur etwas weiter, das Motorola mit dem Atrix angefangen und einige Tüftler weitergebastelt haben: Das Atrix bringt für den Desktop-Mode (Laptop-Dock) bereits ein minimales Ubuntu 10.10 mit, das per Remote Framebuffer einen Firefox in einer separaten X-Sitzung starten kann. Dieses ist via Tomoyo (Mandatory Access Control) stark vom darunter liegenden Android abgeschottet. Einige XDA-Tüftler haben diese Ubuntu nun so erweitert, dass mehr als Firefox und PDF Viewer möglich sind und Canonical macht ein Produkt draus.

    Lutz Labs hat für Heise vor einer Weile etwas zu den technischen Hintergründen geschrieben:

    http://www.heise.de/mobil/artikel/Motorolas-Android-Smartphone-Atrix-mit-Ubuntu-Erweiterung-1378007.html?artikelseite=1

    • burli says:

      Danke für den Artikel. Den kannte ich noch nicht. Canonical hat das fertig gedacht, was Motorola angefangen hat

      Aber die Preise für das Zubehör sind einfach nur unverschämt.

  6. dakira says:

    Es gibt durchaus bereits Infos, wie das genau läuft. Die Entwickler erzählen (gerade auf Google+) relativ viel. An vielen Stellen wurde bereits gesagt, dass der Android-Kernel von beiden Systemen "geteilt" wird.

    Im normalen Telefon-Betrieb sieht man von Ubuntu rein gar nichts. Tatsächlich läuft nur ein System. Wird das Telefon gedockt, wird nämlich einfach ein X-Server mit Unity gestartet. Die Ausgabe des X-Servers wird - wie man sich leicht denken kann - an den HDMI-Anschluss geschickt. Das ganze kann natürlich nur funktionieren, wenn man einen 2. Framebuffer für das HDMI-out hat.

    Das Unity ist um ein paar Anwendungen oder besser Funktionen erweitert, die direkten Zugriff auf einige Android-Funktionen bieten (SMS, Caller-Info, usw.). Da hier also "nur" das Android weiterläuft, ist es auch kein Problem Android-Anwendungen zu starten (Ausgabe dann natürlich an den 2. Framebuffer).

    • jdo says:

      Danke für die vernünftige Antwort ... wieder was dazugelernt ... gibt es schon Informationen ob man das Ubuntu selbst verändern kann ... im speziellen Anwendungen deinstallieren, die den Platzverbrauch dann vermindern? (*duck* andere Desktop-Umgebung installieren ...)

      • dakira says:

        Eine Aussage von Silber war, dass man das komplette Anwendungsökosystem von Ubuntu bekommt. Ich würde also auf "ja" tippen. Das ganze auf eine andere Desktop-Umgebung umzubauen dürfte für die ROM-Bastler auch nicht besonders schwierig sein. Allerdings musst du dir dann die Anwendungen selber schreiben, welche auf die Android-Funktionen zugreifen (Kalender, Kontakte usw..).

  7. JumpLink says:

    1. Der Grund für "Ubuntu for Android" sind nicht die Anwendungen an sich sondern Unity selbst. Android ist nicht für große Bildschirme mit Maus und Tastatur ausgelegt, Unity schon.

    2. Auch die Anwendungen selbst sind für roße Bildschirme mit Maus und Tastatur ausgelegt, die an Android angepassten nicht.

    3. Hinzu kommt Ubuntu TV welches speziell für TVs und Multimediakonsum ausgelegt ist.

    4. Weiterer Vorteil ist, dass so evtl. Leute Ubuntu auf diese Art verwenden die noch keinen Kontakt mit Ubuntu hatten.

    5. Geld

    6. Kein PC mehr zwingend notwendig, es wird durchaus Leute geben denen diese Kombination reicht.
    Wenn das Angeblich keinen Sinn hat weil du bereits alles auf deinem Android hast, wieso verwendest du dann überhaupt noch einen PC?
    Genau, weil es ihn nicht ersetzten kann, Ubuntu for Android evtl schon, zumindest für Nicht-Power-User.

    P.S. Du kannst das Global Menü genauso wie die Scrollleisten schon immer ganz leicht deaktivieren indem du einfach das entsprechende Paket dafür deinstallierst. Danach sieht alles wie vorher aus. Zumindest hat das bei mir schonmal funktioniert (oder sind da die Abhängigkeiten jetzt anders geworden?)

  8. JumpLink says:

    Mit
    sudo apt-get remove appmenu-gtk3 appmenu-gtk appmenu-qt
    kannst du das Global-Menü ganz einfach deaktivieren.

  9. Torsten says:

    Ist ja ganz nice die Sache. Aber für mich nur Spielerei von Canonical!! Es wäre mir lieber es würde eine App for Andriod geben mit der ich, ohne Cloud, Kontakte, Kalender, Notizen und Mail`s Out Of The Box mit Ubuntu synchronisieren könnte...

  10. Yunoundastand says:

    Die 2GByte für das Disk-Image sind kein Ram, sondern z.B. SD-Flash. Wo soll da ein größeres Problem sein?

    • jdo says:

      Das ist mir schon klar, aber ich meine halt, dass das auch kleiner geht und man den Platz für andere Dinge verwenden könnte.

      Ich bin da eher minimalistisch veranlagt und habe auch geschrieben, dass ich die Idee geil finde. Persönlich würde ich halt lieber eine leichtere Variante mit dieser Methode nutzen. Von daher hatte ich halt hinterfragt, ob die volle Dröhnung Ubuntu notwendig ist, oder man das auch anders erledigen kann. Weiß jemand, ob man das Image selbst modifzieren kann - also Pakete deinstallieren?

      • Yunoundastand says:

        Nun, dafür wird dann ja auch ein sehr komplettes Desktop-Sys geliefert. Wer wenige will oder braucht, kann vom Prinzip her auch gleich darauf verzichten, und das vorinstallierte Android nutzen. 🙂

  11. Yunoundastand says:

    Wieso bekomme ich mit Opera hier keine Kommentare mehr abgesetzt?

    • jdo says:

      Weil sich mein WordPress entschlossen hat, dass ich anscheinend zufällig die Kommentare wieder manuell freischalten muss ... was ich auch gerne tue, weil die Scheiss-Spammer sonst nerven ... nicht Du 🙂

  12. Phil says:

    Soweit ich das mitbekommen habe, ist es ein schlicht normales Programm für Android, das gestartet wird, wenn das Teil in ein Dock gesteckt wird. Somit teilt sich das U4A dann den Kernel von Android.

  13. Georg says:

    Hoffe es wird irgendwann auch eine Variante ohne GUI oder mit LXDE geben...mein Single-Core Androide lechzt schon nach Ubuntu 😀