Benjamin Otte: GNOME steht am Abgrund
Vor wenigen Tagen hatte Otte gebloggt, dass er dieses Jahr nicht an der GUADEC teilnehmen wird. Nun hat er nachgelegt und erklärt, warum er nicht kommt. Er sieht GNOME in einen Abgrund rauschen und listet die Gründe dafür auf.
Wichtige Entwickler wie Emmanuele und Vincent Untz hätten das Projekt verlassen. Beide wollen sich nach etwas Neuem umsehen. Das Problem gehe noch tiefer, da GNOME völlig unterbesetzt sei. Eine Person (er selbst) arbeite Vollzeit an GTK. Glib hätte nicht einmal eine Vollzeitstelle. Man könne auch die Ohloh Statistik für GNOME zu Rate ziehen, die 131 Pakete inklusive GStreamer und NetworkManager enthalten. Grob geschätzt seien 20 Vollzeitentwickler daran beteiligt. Aus dieser Statistik sei auch zu entnehmen, dass GNOME ein Projekt von Red Hat sei, da aus diesem Lager die meisten Entwickler kommen.
Keine Ziele
Im Jahre 2005 hätte GNOME erreicht, was das Ziel war: eine freie Desktop-Umgebung. Seitdem hätte es niemand geschafft, neue Ziele zu setzen. In diesen Tagen würde sich GNOME als Community, die großartige Software macht bezeichnen. Das sei aber keine Beschreibung und das Problem keine Ziele zu haben sei, dass man sich nicht selbst daran messen kann. Keiner könne sagen, ob GNOME 3 besser als GNOME 2 ist oder nicht. Dies würde an vielen Orten zu Frustration führen.
GNOME verliert Markt-Anteile und -Bedeutung
Benjamin Otte wolle gar nicht genauer auf ein Bashing von Linus Torvalds eingehen, aber einige sachliche Fakten würden ganz einfach zu weniger GNOME-Anwendern und -Entwicklern führen:
- Distributionen distanzieren sich von GNOME und verwenden lieber andere, anstelle sich an GNOME zu beteiligen. Otte meint hier im speziellen Ubuntus Unity und Linux Mints Cinnamon.
- Frühere (SUSE) Unterstützer (Nokia) von GNOME würden weniger Zeit investieren oder haben sich schon komplett von GNOME zurückgezogen.
- Die (GIMP) wichtigsten (Mozilla) Desktop (Inkscape) Applikationen (LibreOffice) hätten den Sprung nach GNOME 3 noch nicht geschafft und dieser Schritt sei laut Ottes Aussage auch keine Priorität für diese Projekte.
- Die Zielgruppe für GNOME würde den klassischen Desktop-Rechner für Geräte verlassen (Smartphones, Tablets), auf denen GNOME ganz einfach nicht laufe.