Ubuntu 20.04 LTS “Focal Fossa” wurde veröffentlicht
Ubuntu 20.04 LTS Focal Fossa ist deswegen ein wichtiger Meilenstein, weil es sich um eine sogenannte LTS-Version (Long Term Support / Langzeitunterstützung) handelt. Das bedeutet, sie bekommt auf jeden Fall 5 Jahre lang Unterstützung, also bis 2025. Wichtiger als für den Desktop ist das noch für Server-Versionen. Ubuntu 16.04 LTS Xenial Xerus wird noch 1 Jahr lang unterstützt und 18.04 Bionic Beaver bis 2023.
Zunächst einmal finde ich die Optik doch recht schick, die das neueste Ubuntu an den Tag legt. Sowohl der Desktop an sich, als auch das Standard-Wallpaper gefallen mir – obwohl ich kein GNOME-Fan bin. Die GNOME-Oberfläche ist auch wirklich schnell
Die Desktop-Version von Ubuntu 20.04 LTS bringt viele Neuerungen unter der Haube, aber auch für Benutzer sichtbare mit sich – also kosmetische Neuerungen und Verbesserungen. Die Hauptversion bietet GNOME 3.36 als Desktop-Umgebung. Sehen wir uns ein paar wichtige Neuerungen an. Fangen wir mit ein paar sichtbaren Neuerungen an. Ich beziehe mich in erster Linux auf Neuerungen gegenüber 18.04 LTS (und werde nicht alle erwischen), weil die Zwischenversionen verfolge ich nicht so.
GNOME 3.36 in Ubuntu 20.04 LTS
Beim Dateimanager Nautilus darfst Du nun Dateien kennzeichnen. Solche gekennzeichnete Dateien erreichst Du schnell wieder über Mit Stern markiert. Es sind also Deine Favoriten, wenn man so will.
Ebenfalls wurde die Menüleiste in Nautilus verbessert. Du kannst auf den Pfeil nach unten klicken und bekommst dann folgende Auswahl. Auch die Suche wurde direkt in die Menüleiste integriert.
In den Einstellungen unter Darstellung findest Du nun die Modi Hell, Standard und Dunkel.
Außerdem gibt es eine Funktion, die sich fraktionelle Skalierung nennt. Ich habe Ubuntu 20.04 auf meinem alten Ultra 5 installiert und bei einer Auflösung von 1366×768 ist die Funktion nicht notwendig. Bei HiDPI-Bildschirmen mit hohen Auflösungen kann die Skalierung aber durchaus sinnvoll sein. In diesem Fall werden Dir Stufen zwischen 100 und 200 % angeboten (100, 125, 150, 175 und 200).
Hier gibt es eine Warnung, dass sich der Stromverbrauch erhöhen, die Geschwindigkeit verringern oder die Bildschirmschä … kann. Erinnert mich an Monty Pythons und die Burg von Aaaargh! Wahrscheinlich ist mein Bildschirm nicht hochauflösend genug und deswegen brauche ich die fraktionelle Skalierung sowieso nicht.
In den Einstellungen findest Du auch eine Sektion Anwendungen, in der Du die Berechtigungen der einzelnen Apps relativ genau festlegen kannst.
Das ist für Snaps und Flatpaks natürlich nicht verkehrt.
Paket-Management immer noch wirrer Mix
Ich motze schon seit ein paar Versionen, dass mir das Paket-Management überhaupt nicht gefällt. Der Trend geht ja eindeutig zu den Snaps, es ist aber im Paket-Manager nicht sofort sichtbar, was ein Snap ist und was nicht. Du musst schon direkt das Paket ansehen.
Nun könntest Du wie ich sagen: Das ist mir egal, ich benutze sowieso die Kommandozeile und apt. Tja, so einfach ist das aber nicht mehr, da Du in einigen Fällen den Snaps gar nicht entkommen kannst. Willst Du zum Beispiel den Browser Chromium via Kommandozeile und apt installieren, endet das wie folgt:
Vielleicht stört das die meisten Anwender auch nicht, Hauptsache das Zeug funktioniert. Ich finde es furchtbar und bin gespannt, wie sich das auf Linux Mint 20 auswirkt.
Einen Vorteil hat das Snap-System aber tatsächlich, weil Du über die Software-Verwaltung wählen darfst, ob Du stabile oder Beta-Versionen und so weiter installieren möchtest. Du darfst also einen Kanal wählen.
Das ist nicht schlecht, muss ich zugeben, auch wenn normale Anwender sicherlich konservativ auf stabile Versionen setzen.
Mich stören die Snaps oder Flatpaks auch nicht wirklich, sondern der undurchsichtige Mischmasch. Wäre das alles sauber voneinander getrennt oder zumindest viel besser gekennzeichnet, fände ich es OK.
Ah, genau, die Amazon App wurde entfernt.
Ubuntu 20.04 LTS ist ein Schnellstarter
Ich muss ehrlich zugeben, dass Ubuntu 20.04 LTS sehr schnell startet – auch auf meinem alten Ultra 5. Das System ist wirklich sehr schnell einsatzbereit.
Aktualisierte Software und neue Toolchain
Natürlich wurden viele Programme auf den neuesten Stand gebracht. LibreOffice ist schon als Version 6.4 vorhanden und so weiter. Vorinstalliert sind auch Mozilla Firefox und Thunderbird.
In den Veröffentlichungshinweisen zu Ubuntu 20.04 kannst Du außerdem nachlesen, dass es eine neue Toolchain gibt. Python 2 ist zwar in den Repositories zu finden, aber nicht vorinstalliert. Nur Python 3 wird per Standard mit ausgeliefert.
ZFS 0.8.3
Ubuntu 20.04 liefert ZFS 0.8.3 mit vielen neuen Funktionen aus. Zu den Highlights gehören native Verschlüsselung. Bei Focal ist dabei die Hardware-Beschleunigung aktiviert. Pool TRIM ist ebenfalls möglich und auch das Entfernen von Geräten. Für verbesserte Performance gehört sequenzielles Scrub und Resilver.
Auf jeden Fall für Leute interessant, die sich für ZFS als Dateisystem entscheiden.
Schlechte Nachrichten für GIMP – Python-Fu
GIMP musst Du ebenfalls manuell installieren und Du bekommst Version 2.10.x. Hier noch schlechte Nachrichten für Leute, die Python-Fu verwenden wollen. Es ist nicht vorhanden, auch dann nicht, wenn Du Python 2 nachinstallierst.
Viele interessiert das vielleicht nicht, aber mir fehlt nun ein Tool, das ich sehr viel benutze: Heal Selection. Das ist eines der besten Tools für GIMP und ich bekomme es mit GIMP 2.10 irgendwie nicht zum Laufen. Ich habe in Foren gefunden, dass einige das gleiche Problem haben, aber eine Lösung konnte ich noch nicht finden. Das ist unglaublich schade und ich muss zusehen, irgendwie GIMP 2.8 am Leben zu halten oder zu warten, bis hoffentlich jemand das Plugin aktualisiert.
Das Problem ist übrigens nicht Ubuntu-spezifisch. Das gleiche Drama habe ich mit GIMP 2.10 auch unter Linux Mint. Wenn hier jemand eine Lösung hat, wäre ich sehr dankbar.
Ubuntu 20.04 Focal Fossa mit Linux Kernel 5.4
Die Neuerungen im Kernel sind eindeutig in die Kategorie unter der Haube angesiedelt, aber natürlich sehr wichtig. Linux-Kernel 5.4 unterstützt neuer Hardware, unter anderem auch Intels Comet Lake CPUs und es gibt bereits anfängliche Unterstützung für die Tiger-Lake-Plattform. SOCs mit Qualcomm Snapdragon 835 und 855 werden ebenfalls unterstützt sowie AMD Navi 12.
Weiterhin gibt es Unterstützung für das Dateisystem exFAT und virtio-fs lässt sich benutzen, um Dateisysteme mit virtuellen Gästen zu teilen.
Mein Favorit für den Linux-Kernel 5.4 in Ubuntu ist aber, dass WireGuard-Unterstützung integriert ist. In den Repositories befindet sich das schlanke VPN-Protokoll seit Ubuntu 19.10 und im Linux-Kernel wird es ab 5.6 integriert, der es nicht mehr in Ubuntu 20.04 Focal Fossa LTS schaffte. Allerdings wurde WireGuard zurückportiert. Es ist übrigens gar nicht schwer, einen eigenen WireGuard-Server zu basteln. Wem das zu mühsam ist – NordVPN bietet WireGuard (NordLynx) nun in allen Apps (auch Android und Windows).
Ubuntu 20.04 LTS Focal Fossa unterstützt den Raspberry Pi umfassend – ab Version 2. Genauer gesagt gibt es Unterstützung für die Raspberry Pis: 2B, 3B, 3A+, 3B+, CM3, CM3+ und 4B.
Download von Desktop und Server – Upgrades
Du findest die neueste Versionen von Ubuntu (Desktop und Server) hier.
Wer Ubuntu 18.04 LTS oder 19.10 im Einsatz hat, kann auf Ubuntu 20.04 LTS aktualisieren. Bevor Du ein Upgrade startest, solltest Du aber alle Updates installiert haben. Wie das Upgrade von 18.04 oder 19.10 funktioniert, findest Du in den Veröffentlichungshinweisen. An dieser Stelle interessiert es mich mehr, wie ich die Server-Version auf die neueste Ausgabe aktualisiere. Allerdings werde ich sicherlich noch eine Punkt-Version abwarten.
Auf dem Server muss auf jeden Fall update-manager-core installiert sein. Die Variable Prompt in der Datei /etc/update-manager/release-upgrades steht bei mir auf lts und damit bekomme ich immer neue LTS-Varianten präsentiert, wenn ich als root diesen Befehl ausführe:
do-release-upgrade
Für die Plattform i386 gibt es kein Upgrade auf Ubuntu 20.04 LTS mehr. Die Unterstützung wurde eingestellt.
Die Abkömmlinge
Natürlich sind zeitgleich die Abkömmlinge erschienen und Download-Links sowie Veröffentlichtungshinweise findest Du hier:
Wieso eigentlich Beta? Das ist doch der RC, oder nicht? Oder wurde die echt als Beta heute veröffentlicht?
Bei Ubuntu gibt es schon länger keinen RC mehr. Es kommt eine Beta und danach die finale Version, die ich damit auch gemeint habe. Das ist ein Tipp-Fehler von mir. Ist ausgebessert, danke für den Hinweis!