Ubuntu Budgie für Raspberry Pi 400 oder 4 kurz angesehen
Die Kleinen werden immer schneller und deswegen interessanter für herkömmliche Desktop-Distributionen. Den Raspberry Pi 400 habe ich selbst schon mehrere Wochen als Desktop getestet. Natürlich muss man Abstriche machen und der Winzling kommt nicht an mein Tuxedo Fusion ran. Allerdings reicht es schon für alltägliche Aufgaben, wenn man nicht in Eile ist. Von Ubuntu gibt es in der Zwischenzeit auch eine offizielle Desktop-Version (seit Ubuntu 20.10 Groovy Gorilla) für den Raspberry Pi, Manjaro hat eine Variante, das schlanke MX Linux mit Fluxbox gibt es für den Pi, Ubuntu MATE ist schon eine Weile verfügbar und es gibt noch einige andere. Dazu gehören weitere Ubuntu-Abkömmlinge wie zum Beispiel Ubuntu Unity für den Pi. Nun hat auch das Team von Ubuntu Budgie eine erste Testversion zur Verfügung gestellt: Ubuntu Budgie für Raspberry Pi (21.04 – Hirsute Hippo)
Die Entwicklerinnen und Entwickler der Desktop-Systeme scheinen derzeit wirklich Gefallen daran zu finden, ihre Distributionen für den Raspberry Pi fit zu machen. Für Ubuntu Budgie 21.04 für Raspberry Pi brauchst Du mindestens einen Pi 4 oder 400 mit 4 GByte RAM. Weiterhin ist eine microSD-Karte mit mindestens 32 GByte notwendig, schreibt das Team. Das Abbild lasse sich zwar auch mit älteren Pi-Varianten nutzen, empfehlenswert ist das aber nicht.
Ubuntu Budgie für Raspberry Pi 400 – 21.04 Hirsute Hippo
Ich habe einen Raspberry Pi 400 und habe mir die Entwickler-Version von Ubuntu Budgie 21.04 kurz angesehen. Das Abbild findest Du im Download-Bereich der Projektseite. Der erste Schritt ist natürlich, sich das Image zu holen.
Danach habe ich es mit der neuesten Version des Raspberry Pi Imagers auf eine meiner Test-microSD-Karten* geschrieben.
Im Anschluss kannst Du die microSD-Karte in Deinen Pi 4 oder 400 stecken und das System starten.
Erster Start der Linux-Distribution
Beim ersten Start folgen die Ubuntu-üblichen Systemeinstellungen. Du legst Sprache und Tastatur-Layout fest. Danach kannst Du Dich sofort mit einem WLAN verbinden, solltest Du kein LAN-Kabel benutzen. Ich habe mich mit meinem WLAN verbunden und das hat sofort geklappt. Im nächsten Schritt legst Du die Zeitzone fest.
Hier ist ein eher misslungenes Foto des ersten Starts:
Nun folgen Dein Name, Hostname und Passwort. Außerdem kannst Du bei diesem Schritt bestimmen, ob Dich das System automatisch anmelden soll oder ein Passwort notwendig ist.
Wer Ubuntu schon einmal installiert hat, kennt die Prozedur. Leider ist es bei Ubuntu seit ein paar Versionen nicht mehr möglich, das Home-Verzeichnet verschlüsseln zu lassen. Gerade beim Raspberry Pi und den dazugehörigen microSD-Karten würde ich mir eine Art Verschlüsselung wünschen. Das gilt übrigens auch für Raspberry Pi OS.
Ubuntu Budgie für Raspberry Pi richtet das System nun ein und das dauert einen Moment.
Das System begrüßt mich und mein erster Weg führt mich fast schon automatisch zu den Spracheinstellungen.
Sprachunterstützung nicht vollständig installiert
Wie bei vielen anderen Distributionen auch ist das mit den Spracheinstellungen nicht zufriedenstellend. Ich kann bei der Einrichtung zwar Deutsch auswählen, aber die Sprachunterstützung wird nicht vollständig installiert. Ich bekomme auch keinen Hinweis dazu.
Da ich vermutet habe, dass die Sprachunterstützung nicht komplett ist, habe ich die Spracheinstellungen aufgerufen. Nun bekomme ich den Hinweis, dass Pakete fehlen und ich kann sie installieren lassen. Allerdings scheitert der Versuch, weil das System gewisse Pakete nicht herunterladen kann. Erst ein manuelles
sudo apt update
hat für Besserung gesorgt. Nachdem die Paketquellen via Kommandozeile auf den neuesten Stand gebracht wurde, haben sich alle fehlenden Sprachpakete installieren lassen.
Bei den Einstellungen für die Region hat sich das System außerdem geweigert, Deutsch als Standard zu benutzen. Ich kann es anklicken, es bleibt aber Englisch. Ein Neustart brachte allerdings Abhilfe und das System ist nun auf Deutsch eingestellt.
Haken wir es zunächst einmal ab als: es ist eine Testversion von Ubuntu Budgie für Raspberry Pi. Vielleicht bessert sich das noch.
Spezielle ARM-Konfiguration
Beim ersten Start des Betriebssystems wird Dir außerdem das Budgie ARM Tweak Tool vorgestellt. Das ist praktisch die Antwort auf die Raspberry-Pi-Konfiguration bei Raspberry Pi OS. Ganz so umfangreich ist das ARM Twek Tool nicht, aber es reicht aus. Da ich das Tool doch recht interessant finde, hier die visuelle Vorstellung aller Reiter.
Im zweiten Reiter kannst Du das System übertakten, wenn Du das möchtest. Ich habe das nicht gemacht und das System war trotzdem angenehm schnell (für einen Pi).
Im nächsten Reiter kannst Du den Remote-Zugriff konfigurieren. Sowohl VNC als auch XRDP und SSH kannst Du hier einstellen.
Der letzte Reiter kümmert sich um die Darstellung. Hier darfst Du außerdem festlegen, wie viel Speicher der GPU oder Grafikkarte zur Verfügung steht.
Sobald Du Deine Einstellungen gefunden hast, kannst Du das Start on login sehr wahrscheinlich deaktivieren. Du findest das Tool außerdem ganz normal über das Menü wieder.
Ubuntu Budgie für Raspberry Pi – schickes System
Das Betriebssystem ist auf dem Raspberry Pi 400 angenehm schnell. Das hat mich ehrlich gesagt angenehm überrascht. Die Apps öffnen sich flott und so weiter. Dabei ist Ubuntu Budgie auch etwas fürs Auge – das System ist echt schick. Hier zwei Screenshots, die das untermauern.
Das kann man nicht viel meckern, oder?
Bei Ubuntu Budgie für Raspberry Pi vorinstallierte Software
Bei der vorinstallierten Software gibt es wenig Überraschungen. Im Endeffekt findest Du die üblichen Verdächtigen. Sehen wir uns die Hauptkomponenten kurz an:
- Firefox als Browser
- Thunderbird
- LibreOffice
- Celluloid (wobei ich das sofort mit VLC ersetzen würde)
- gThumb
- Rhythmbox
- Transmission
- Tilix (Terminal-Anwendung)
- Nemo (Dateimanager)
Dir steht natürlich das umfassende Repository von Ubuntu zur Verfügung. Dort findest Du noch viele weitere Programme und Pakete.
Per Standard nicht installiert ist GPIO Zero. Im Repository findest Du das Paket aber. Damit kannst Du gezielt die GPIO PINs des Raspberry Pi ansteuern. Du installierst das Paket wie folgt:
sudo apt install python3-gpiozero
Zur Installation weiterer Software steht Dir neben der Kommandozeile auch der GNOME-Paketmanager zur Verfügung. Auf Geräten mit knappen Ressourcen bevorzuge ich allerdings die Kommandozeile – das spart viel Wartezeit.
Außerdem muss ich ehrlich zugeben, dass ich den GNOME-Paketmanager nicht besonders mag. Ich kann sogar ein Beispiel dafür geben.
Nextcloud-Installation
Zunächst einmal finde ich es angenehm, dass ich den Nextcloud-Client installieren kann. Das habe ich über den GNOME Software, also den grafischen Paketmanager gemacht. Ich konnte den Nextcloud-Client einrichten und anfangen, meine Daten zu synchronisieren.
Ich weiß aber auch, dass es eine Erweiterung für den Dateimanager Nemo gibt, mit dem ich die schicken Sync-Symbole bekomme. Die Erweiterung habe ich via GNOME Software nicht gefunden. Über die Kommandozeile funktioniert das problemlos:
apt install nemo-nextcloud
Nun habe ich die Anzeige, die ich wollte.
In anderen grafischen Paketmanagern finde ich die Software übrigens – mitunter in der Anwendungsverwaltung von Linux Mint. Ja, GNOME Software ist teilweise weniger verwirrend und für Neulinge übersichtlicher. Fortgeschrittene Anwenderinnen und Anwender schränkt es zu sehr ein. Das ist meine Meinung und diese Meinung habe ich von zu vielen GNOME-Komponenten.
Weitere Software unter Ubuntu Budgie für Raspberry Pi installieren
Du kannst natürlich auch andere Software installieren, die mit dem System kompatibel ist. Beachte aber, dass die Plattform arm64 ist. Ich habe nicht aufgepasst und wollte den Browser Vivaldi installieren. Dafür gibt es derzeit aber nur ein armhf-Paket. Lange Rede … die Installation ist auf die Nase gefallen.
Damit ist auch die Frage geklärt, ob Ubuntu Budgie für Raspberry Pi 32- oder 64-Bit ist.
Wie bei den meisten Betriebssystemen für den Raspberry Pi funktioniert natürlich auch die VPN-App von NordVPN (günstig und schnell!)* unter Ubuntu Budgie (ARM). Manchen mag das egal sein, für mich ist das ein Kriterium. Ich mag den Linux-Client des VPN-Anbieters. Er ist für die Kommandozeile und daher schlank. Dennoch bietet er alle wichtigen Funktionen des Services – zum Beispiel den Adblocker CyberSec sowie die Tarnserver (obfuscated). Bei den VPN-Protokollen darfst Du Dich zwischen OpenVPN und NordLynx entscheiden. Letzteres ist die WireGuard-Implementierung von NordVPN, die in Benchmarks besser abschneidet.
Fazit
Mir gefällt Ubuntu Budgie für Raspberry Pi echt gut. Ich würde es Ubuntu Unity vorziehen, weil es polierter wirkt und auf dem Pi reaktionsfreudiger ist. Das System läuft auf meinem Raspberry Pi 400 richtig flüssig, ohne dabei Kompromisse bei den Desktop-Funktionen oder üblicher Software eingehen zu müssen.
Bis auf den kleinen Schluckauf mit der Sprache gibt es nicht viel zu meckern. Das Problem mit der Sprache ist dabei nicht auf diese Distribution beschränkt. Das sieht man leider immer wieder.
Hast Du einen Raspberry Pi 4 oder 400, eine freie microSD-Karte plus etwas Zeit, probiere es selbst aus. Mir hat das Spaß gemacht. Ubuntu Budgie für Raspberry Pi halte ich auf jeden Fall weiter im Auge. Es ist ein guter Kompromiss aus modernem Desktop und Betriebssystem für den Raspberry Pi 400 oder 4.
Der Ausschaltknopf des Raspberry Pi 400 funktioniert übrigens. Drücke ich ihn, fragt mich Ubuntu Budgie für Raspberry Pi, ob ich das System herunterfahren möchte.
Nette Pi-Konstellation
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