youtube-dl – weil Verbote schon immer so gut funktioniert haben

3 Kommentare Autor: Jürgen (jdo)

Wow, da ist den sympathischen Anwälten der noch sympathischeren RIAA aber ein großer Wurf gelungen. Man hat es also geschafft, die Open-Source-Software youtube-dl und diverse Forks aus GitHub zu verbannen.

Stein des Anstoßes ist, dass youtube-dl das Rolling Cipher von YouTube umgehen kann. Damit ist es möglich, Videos und auch die Audio-Spuren von YouTube herunterzuladen.

youtube-dl kann das Rolling Cipher von YouTube umgehen
youtube-dl kann das Rolling Cipher von YouTube umgehen

Nun muss man auch dazu sagen, dass die Software nicht nur mit YouTube funktioniert, sondern auch mit vielen anderen Plattformen. Die Takedown Notice geilt sich aber in erster Linie an YouTube auf.

Nun ist es aber auch so: Läuft etwas im Internet über meinen Rechner, kann ich auf die eine oder andere Weise abgreifen. Will die RIAA verhindern, dass keiner die Inhalte mehr lokal speicher kann, muss sie das Internet abschalten lassen oder darf die entsprechenden Inhalte eben nicht mehr dort verbreiten.

Witzig an der Sache ist, dass die RIAA seit Jahrzehnten lernresistent zu sein scheint. Verbote dieser Art waren bisher eigentlich meist kontraproduktiv. Die RIAA hat auch so lange Werbung für The Pirate Bay betrieben, bis es im Prinzip nicht mehr abschaltbar wurde. Generationen neuer User wurden auf die Torrent-Plattformen dank der jahrelangen Werbekampagnen der RIAA aufmerksam gemacht.

Mich würden die Zugriffszahlen der offiziellen Website von youtube-dl interessieren. Eine bessere Werbung kann man sich kaum wünschen. Viele Medien berichten darüber. Im Gegensatz zu den meisten Torrent-Portalen haben die Entwickler von youtube-dl ihre Website nicht monetarisiert.

youtube-dl weiterhin verfügbar

Die offizielle Website des Projekts ist weiterhin erreichbar und wurde relativ schnell umgebaut. Auf der Startseite gibt es den Hinweis, dass das GitHub Repository auf Drängen der RIAA deaktiviert wurde.

Was mich an dieser Stelle interessieren würde – wie sehr hätte sich das mittlerweile zu Microsoft gehörende GitHub wehren können? Hätte man dem Projekt etwas mehr Zeit kaufen können? Kurzfristig hat es ja so ausgesehen, als sei das Projekt tot.

Downloads funktionieren wie gehabt, schreiben die Entwickler. Ich wollte wissen, ob das stimmt und habe es ausführlich getestet. Es stimmt – unter Linux ist es weiterhin sehr einfach, die Software zu installieren:

sudo curl -L https://yt-dl.org/downloads/latest/youtube-dl -o /usr/local/bin/youtube-dl
sudo chmod a+rx /usr/local/bin/youtube-dl

oder eben

sudo wget https://yt-dl.org/downloads/latest/youtube-dl -O /usr/local/bin/youtube-dl
sudo chmod a+rx /usr/local/bin/youtube-dl

Vor allen Dingen ist das Programm auch noch via pip installierbar oder lässt sich upgraden:

sudo pip install --upgrade youtube_dl

oder mit pip3

sudo pip3 install --upgrade youtube_dl

Dafür muss allerdings pip oder pip3 auf dem Rechner installiert sein. Die Pakete dafür heißen python3-pip oder python-pip für Python 2.x.

Was derzeit allerdings fehlt (weil auf GitHub), ist die Liste mit den unterstützten Websites.

Ich selbst benutze die Software hin und wieder bei mehreren Plattformen. In erster Linie mache ich das, um Hörbücher auf meine Garmin vívoactive 3 zu bekommen, deren integrierter Media-Player etwas eigenwillig ist. Zum Selbstschutz benutze ich aber ein VPN (Virtual Private Network), wenn ich Software wie youtube-dl benutze.

Die Anwälte der RIAA stellen das durch die Blume aber gerne anders da. In deren Augen sind alle Leute Schwerverbrecher, die solche Software für den rein privaten Gebrauch einsetzen.

Zukunft ist offen

Die Entwickler haben sich bisher nicht zur Zukunft des Projekts geäußert. Sorgen muss man sich aber keine machen. Die Software ist Public Domain. Solange also der Quellcode im Internet schwirrt, wird irgendjemand einen Fork erstellen und weitermachen – alleine schon als Trotzreaktion. Verbote haben bei solchen Sachen noch nie funktioniert, aber solange Anwälte gutes Geld verdienen, gegen Windmühlen anzurennen, wird die Praxis auch nicht aufhören.

Abgesehen davon, dass youtube-dl weiterhin funktioniert, gibt es bereits Alternativen. Das relativ junge you-get wäre eine Option, allerdings unterstützt es (noch) nicht so viele Plattformen und keine Audio-Downloads von YouTube. Du musst also ein Video herunterladen und die Audio-Spur manuell extrahieren. Ist ja auch kein Hexenwerk mit FFmpeg.

ffmpeg -i video.webm -q:a 0 -map a audio.mp3

Unter Linux Mint mit Cinnamon und Nemo kann ich den Vorgang über Nemo Actions wieder so gut wie automatisieren.

Auch mit JDownloader lassen sich Videos von YouTube herunterladen und es gibt noch diverse weitere Alternativen.

ClipGrab ist echt gut

Datenk an Didi in den Kommentaren für den Hinweis zu ClipGrab. Die Software gibt es für Linux als AppImage, Windows und macOS. Ich mag AppImages ha sowieso und setze sie teilweise sogar bei Tails ein. Auch KeePassXC nutze ich als AppImage sowie noch andere Programme. Doch zurück zum Thema. ClipGrab ist eine gafische Software. Ist sie gestartet, meldet sich das Programm sogar schon, wenn Du einen kompatiblen Link in die Ablage kopierst.

Was mir an der Software besonders gut gefällt – Du kannst wie bei youtube-dl die Audio-Spur separat herunterladen. Für Hörbücher ist das natürlich perfekt.

ClipGrab als Alternative zu youtube-dl
ClipGrab als Alternative zu youtube-dl

Wer also nach Alternativen sucht, sollten die Entwickler von youtube-dl nicht weitermachen – es gibt ordentlich Alternativen, die gut funktionieren. Damit kannst Du weiterhin Videos und Audio von YouTube und anderen Streaming-Plattformen herunterladen. Wie anfangs bereits erwähnt – sobald es über meinen Computer läuft, kann ich es in irgendeiner Form und mit mehr oder weniger Aufwand auch lokal speichern.

Nun kann sich jeder selbst fragen, was die ganze Aktion der RIAA gebracht hat – außer Werbung für youtube-dl. Kann man aber auch sein lassen, bringt nämlich genauso wenig. 🙂

Spotify aufnehmen ist übrigens auch legal und gar nicht so schwer.




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3 Kommentare zu “youtube-dl – weil Verbote schon immer so gut funktioniert haben”

  1. Angie says:

    Bald werden Messer, Äxte, ScreenRecoder und auch GPG (uuu - damit kann man sogar Inhalte Verschlüsseln) gesperrt. Nur noch [...] Berechtigte können dann das Internet nutzen 😉