Spotify aufnehmen / von Soundkarte mitschneiden unter Linux
Nach § 53 Urheberrechtsgesetz darf ich eine Privatkopie von urheberrechtlichen Werken anfertigen, solange ich keinen wirksamen Kopierschutz umgehe oder die Musik nicht aus einer offensichtlich illegalen Quelle stammen. Das ist doch ein guter Einstieg zum Thema: Wie kann ich Spotify aufnehmen? Wie kann ich von meiner Soundkarte aufnehmen?
Das sind zwei Fragen, die in meinem Fall auf das Gleiche herauskommen. Nutze ich Spotify auf meinem Computer, kann ich mitschneiden, was über meine Soundkarte läuft. Damit habe ich meines Erachtens keinen Kopierschutz umgangen und die Quelle ist legal. Somit sollte es sich in diesem Fall um eine Privatkopie handeln, die ich dann aber auch nur privat nutzen darf – logisch.
Mehrere Optionen
Ich habe dieses Thema etwas im Internet recherchiert und gleich mehrere Optionen gefunden, wie Du Spotify aufnehmen kannst. Es gibt eine Option via Kommandozeile, die sich pacat nennt. Das funktioniert, ist aber nicht sehr benutzerfreundlich. Außerdem gibt es ein in Python geschriebenes Tool namens SpotRec, das lauscht, was der offizielle Spotify-Client abspielt. Auch damit klappt es. Dann gibt es noch ein grafisches Tool, das Du über das Paket audio-recorder installieren darfst.
Obwohl Du mit dem audio-recorder ebenfalls Spotify aufnehmen kannst, ist SpotRec dafür die bessere Wahl. Es ist genau dafür entwickelt und insbesondere wenn Du komplette Playlists aufnimmst, musst Du weniger nacharbeiten. Allerdings kannst Du damit wirklich nur vom offiziellen Spotify-Client aufnehmen.
Möchtest Du von der Soundkarte aufnehmen, ist Deine beste Option Audio-Rekorder, mit dem ich auch beginnen möchte.
Soundkarte aufnehmen mit audio-recorder
Wie das Tool genau heißt, kannst ich Dir nicht einmal sagen. Auf Deutsch meldet es sich als Audio-Rekorder (Paket: audio-recorder) und es steht für Ubuntu via PPA zur Verfügung (für Arch wirst Du hier fündig). Unter Ubuntu und Derivaten wie Linux Mint funktioniert die Installation wie folgt:
sudo add-apt-repository ppa:audio-recorder/ppa
sudo apt-get update && sudo apt-get install audio-recorder
Danach habe ich die Software in meinem Menü unter Multimedia gefunden.
Das Programm ist wirklich herausragend. Du kannst damit Deine Lieblingsmusik und auch anderes Audio aufnehmen. Damit sind unter anderem Soundkarte, Mikrofon, Webcam und so weiter gemeint, auch Spotify und YouTube. Lässt sich die entsprechende Media-Datei über Deine Lautsprecher abspielen, kannst Du sie mit diesem Programm auch aufnehmen.
Im Screenshot oben siehst Du, dass ich die allerlei Optionen habe. Ich könnte aufzeichnen, was gerade durch VLC läuft oder auch Spotify aufnehmen. Sogar Firefox wird mir angeboten, sofern ein Audiostream läuft – ich hatte zum Test ein YouTube-Video abgespielt, damit diese Option erscheint. Auch andere Browser funktionieren natürlich. Bei YouTube sind manche Inhalte übrigens mit Geoblocking versehen. Benutzt Du eines der besten VPNs auf dem Markt, kannst Du die gewünschten Inhalte meist entsperren und dann entsprechend aufnehmen.
An dieser Stelle bin ich wesentlich flexibler als bei SpotRec, da dieses Python-Programm nur dafür entwickelt wurde, Spotify aufzunehmen und nichts anderes. Mit dem Audio-Rekorder kann ich auch Radio aufnehmen und so weiter – also wirklich alles, was durch meine Soundkarte geht, kann ich aufzeichnen.
Verfügbare Formate, um Spotify aufzunehmen
Im Gegensatz zu SpotRec (nur das verlustfreie FLAC) bietet der Audio-Rekorder die Option, viele verschiedene Formate auszuwählen: MP3, OGG, M4A, FLAC, WAV und SPX.
Du könntest Deine Lieblingslieder von Spotify also direkt in dem Format aufnehmen, das Du später auch benutzen möchtest. Umwandeln in verschiedene Formate sind nicht notwendig. Das Umwandeln von Formaten kann viel Zeit in Anspruch nehmen, außer Du benutzt die Kommandozeile und ein Skript. Allerdings könnte das für technisch weniger versierte Leute eine ziemliche Hürde darstellen.
Den Timer des Programms nutzen
Die Software bietet eine clevere Timer-Funktion. Sie bietet folgende Funktionen an:
- Die Aufnahme zu einer bestimmten Zeit starten, stoppen oder pausieren.
- Nach einer gewissen Zeit starten, stoppen oder pausieren.
- Die Aufnahme stoppen, nachdem ein gewisses Limit erreicht ist.
- Starten der Aufnahme bei Erkennung von Sprache oder Sound (Die Audioschwelle darfst Du selbst bestimmen).
- Bei Ruhe die Aufnahme stoppen. Hier darfst Du die Schwelle und die Verzögerung selbst bestimmen.
Zusätzliche Einstellungen
Die Standardeinstellungen passen gut, aber das Tool bietet Dir trotzdem die Option für zusätzliche Einstellungen. Dort kannst Du unter anderem festlegen, in welchem Ordner die Aufnahme von Deiner Soundkarte landen soll. Das Format des Dateinamens kannst Du ebenfalls festlegen.
Ebenso kannst Du konfigurieren, dass das Fenster immer im Vordergrund bleiben soll und / oder sich bei Systemstart automatisch startet. Das ist per Standard sogar so eingestellt und ich habe es aktiviert. Von meiner Soundkarte aufnehmen benötige ich nun nicht ganz so oft. Du kannst auch ein Symbol in der Taskleiste anzeigen lassen, womit Du das Tool ebenfalls steuern darfst.
Das Tool installiert übrigens auch Hilfe-Dateien im HTML-Format. Klickst Du in der Software auf ein blaues i, öffnet sich die Hilfe, die bei mir unter /usr/share/audio-recorder/ liegen.
Mit SpotRec Spotify aufnehmen
Damit Du mit SpotRec von Spotify aufnehmen kannst, benötigst Du den offiziellen Spotify-Client. Einige Distributionen bieten die Installation der populären Software direkt an. Es gibt aber auch eine Anleitung für Ubuntu auf der Website des Anbieters.
Man könnte sagen, dass SpotRec lauscht, was der Client abspielt und zeichnet den entsprechenden Titel auf. Eine Installation von SpotRec ist an sich nicht notwendig, da Du den Code einfach von GitHub herunterladen kannst. Lädst Du die Zip-Datei herunter, packst Du sie aus, wechselst in das entsprechende Verzeichnis und startest das Programm wie folgt:
python3 ./spotrec.py -o /home/bitblokes/SpotRec --skip-intro --debug
Ist der offizielle Spotify-Client nicht gestartet, meckert das Programm, diesen nicht finden zu können. Durch das –debug am Ende des obigen Befehls gibst Du an, dass keine Aufnahme starten soll. Du siehst aber, was das Programm macht und ob es an sich funktionieren würde.
Möchtest Du wirklich eine Aufnahme starten, lässt Du einfach das –debug weg. Es gibt auch noch diverse Optionen, die Du anfügen kannst, etwa –add-cover-art. Damit wird das Cover von Spotify in die Datei eingebettet.
python3 ./spotrec.py -o /home/bitblokes/SpotRec --skip-intro --add-cover-art
Dir fällt vielleicht auf, dass das Tool bei einem neuen Song wieder an den Anfang zurückspringt. Damit sollen Übergänge in den Songs verhindert werden.
Du kannst Dir auch eine Hilfe ausgeben lassen, indem Du diesen Befehl ausführst:
python3 ./spotrec.py --help
Es funktioniert gut, Songs von Spotify mit SpotRec aufzuzeichnen. Allerdings ist etwas Kommandozeile notwendig und mit der Methode kannst Du nur Spotify aufnehmen. Was sonst über Deine Soundkarte läuft, kannst Du nicht aufzeichnen. Ebenfalls hast Du keine Möglichkeit, das Audio-Format zu wählen. Das Tool nimmt im verlustfreien FLAC auf, womit die Dateien aber auch ordentlich groß werden. Möchtest Du ein anderes Format nutzen, musst Du selbst umwandeln.
Ein Vorteil ist allerdings, dass Du Album-Cover mit herunterladen kannst und die Dateien gleich mit verständlichen Namen benannt werden.
Alternative pacat
Mit pacat geht das Aufnehmen von der Soundkarte noch geekiger. Damit zapfst Du direkt die Quelle an, die Du allerdings erst herausfinden musst. Führe den folgenden Befehl aus:
pacmd list-sinks | grep -2 index
Dann bekommst Du verschiedene Optionen, von denen Du die Soundausgabe aufzeichnen könntest.
Mit diesen Informationen könnte ich direkt die gewünschte Quelle anzapfen und davon aufnehmen:
pacat -r -d alsa_output.pci-0000_00_1f.3.analog-stereo > song.raw
Allerdings sind hier Nacharbeiten notwendig. Mit man pacat rufst Du das Handbuch des Tools auf. Es bietet zahlreiche Optionen und ist ziemlich leistungsfähig. Allerdings gibt es einfachere und benutzerfreundlichere Optionen, die auch mir lieber sind.
Nachbearbeitung
Es kann sein, dass Du Aufnahmen oder Songs nachbearbeiten musst. Vielleicht möchtest Du am Anfang oder Ende etwas wegschneiden. Möglicherweise willst Du auch Dateien verbinden, wenn Du etwa ein mehrteiliges Hörbuch heruntergeladen hast. Auch hier gibt es zahlreiche Optionen. Eine populäre grafische Option ist der Einsatz von Audacity.
Möchtest Du verschiedene MP3-Dateien auf der Kommandozeile zusammenführen, gibt es dafür beispielsweise das Tool mp3wrap. Du installierst es wie folgt:
sudo apt-get install mp3wrap
Danach kannst Du mehrere MP3-Dateien zusammenfügen:
mp3wrap ausgabe.mp3 datei1.mp3 datei2.mp3 datei3.mp3 …
Du könntest auch FFmpeg, sox oder sogar VLC benutzen und es gibt wirklich verschiedene Optionen, die alle mehr oder weniger benutzerfreundlich sind. Audacity ist definitiv eine der besten Optionen.
Benutzt Du Linux Mint und Nemo als Dateimanager, kannst Du eine Aktion (nemo_action) definieren. Dann kannst Du etwa FLAC-Dateien schnell mit einem Rechtsklick nach MP3 umwandeln. Das ist eine bequeme Möglichkeit, wenn Du immer wieder die gleiche Aktion ausführen musst oder willst.
Spotify aufnehmen – Schritt für Schritt
Ich habe Dir verschiedene Optionen gezeigt, wie Du Spotify aufnehmen oder direkt von Deiner Soundkarte aufnehmen kannst. Hier sind meine Schritte, wenn ich gezielt ein Lied von Spotify im Rahmen der Privatkopie aufzeichnen möchte, um sie etwa auf meiner Garmin-Uhr beim Joggen hören zu können (da habe ich kein Handy dabei).
Time needed: 15 minutes
Wie gesagt, benutze ich gerne Audio-Rekorder, wenn ich direkt von der Soundkarte aufnehmen möchte. Aber auch SpotRec hat Vorteile, insbesondere bei Playlisten.
- Spotify aufnehmen / von der Soundkarte aufnehmen
Zunächst solltest Du Dir bewusst sein, was Du machen möchtest und wie viel Kommandozeile Du verträgst. Spotify aufnehmen kannst Du sowohl mit SpotRec als auch mit Audio-Rekorder. Direkt von der Soundkarte aufnehmen kannst Du nur mit Audio-Rekorder. Installiere also das entsprechende Programm.
- Starte Audio-Rekorder, wähle die Quelle aus und nimm auf
Möchtest Du direkt von der Soundkarte aufnehmen, kannst Du das mit Audio-Rekorder oder pacat machen. Ersteres ist ein grafisches Tool und ziemlich benutzerfreundlich. Letzteres ist eher für Kommandozeilen-Ninjas geeignet.
- Starte Deinen Spotify-Client und nimm mit SpotRec auf
Songs aus Spotify extrahieren kannst Du mit SpotRec. Es ist etwas Kommandozeile notwendig, dafür kannst Du das Cover einbetten lassen und bei Playlisten ist dieses Tool besser. Allerdings bekommst Du nur verlustfreie FLAC-Dateien und muss das Format eventuell selbst ändern.
- Bearbeite die Aufnahme nach
Hast Du Deinen Song oder Deinen Audiostream aufgenommen, kontrollierst Du ihn am besten. Mit Audacity kannst Du einfach am Anfang und Ende schneiden, das Format der Audio-Datei umwandeln sowie verschiedene Dateien zu einer zusammenführen. Das funktioniert aber auch mit mp3wrap, sox und FFmpeg. Selbst mit VLC würde das klappen.
Du musst wissen, was Du machen möchtest und wie Du das mit dem geringsten Aufwand erreichst. Am besten experimentierst Du damit und nach kurzer Zeit wirst Du einen optimalen Workflow finden. Der wichtigste Punkt ist:
- Willst Du direkt von der Soundkarte aufnehmen?
- Willst Du Spotify aufnehmen?
Ist diese Frage geklärt, wird eine Entscheidung wesentlich einfacher, welches Tool Du benutzen möchtest.
FAQ – Spotify aufnehmen – das musst Du wissen
Abschließend ein paar Antworten auf Fragen, die Du Dir zum Thema Spotify mitschneiden vielleicht stellst.
Ja, eine Privatkopie darfst Du als Nutzer auch von Werken anfertigen, die urheberrechtlich geschützt sind. Du darfst die Musik allerdings nicht aus offensichtlich illegalen Quellen beziehen. Außerdem darfst Du keinen Kopierschutz umgehen. Nimmst Du Musik von Spotify auf, indem Du von Deiner Soundkarte oder Deinem Lautsprecher aufnimmst, ist das laut Rechtsanwalt Christian Solmecke legal (§ 53 Urheberrechtsgesetz – Schranke der Privatkopie). Ich rate Dir aber trotzdem, Dich über die aktuelle Rechtslage zu informieren – Gesetze können sich ändern.
Dafür gibt es mehrere Lösungen, allerdings kann ich Dir nur verraten, wie das mit Linux funktioniert. Persönlich verwende ich weder pacat noch SpotRec, sondern den Audio-Rekorder. Mit dem benutzerfreundlichen Programm kann ich bestimmen, von welcher Quelle ich aufnehmen möchte. Ich kann mich auch zwischen den Formaten MP3, OGG, M4A, FLAC, WAV und SPX entscheiden.
Ja, klar, das ist ebenfalls möglich. Du nimmst von Deiner Soundkarte oder einer Sound-Quelle Deines Computers auf. Damit kannst Du auch mitschneiden, was Du in YouTube abspielst. Allerdings ist youtube-dl die bequemere Methode, um YouTube aufzunehmen – damit funktioniert auch Video und Du musst nachträglich nicht schneiden.