Wird SteamOS Ubuntu und anderen Linux-Distributionen den Rang auf dem Desktop ablaufen?

7 Kommentare Autor: Jürgen (jdo)

SteamOS Teaser 150x150Das ist eine Frage, die mir schon länger durch den Kopf geht und über das Thema kann man derzeit wirklich nur spekulieren. Ich versuche trotzdem mal, meine wirren Windungen in Worte zu fassen und freue mich über andere Meinungen. Bevorzugt Kommentare von Menschen mit funktionierenden Kristallkugeln … 😉

Zunächst einmal sieht es laut Testern der Steam-Machine-Prototypen so aus, dass SteamOS nicht auf Ubuntu basieren wird. Hier gab es zahlreiche Spekulationen und Gerüchte, dass dies möglich ist.

Steam hat immer wieder beteuert, dass SteamOS frei verfügbar sein wird, sobald fertig. Es lässt sich dann auf jedem handelsüblichen PC installieren. Liest man sich allerdings die Tests der Steam Machines durch, ist SteamOS ein auf Linux-basierender Eigenbau, der direkt den Steam-Client für Linux aufruft. So wie es derzeit durchscheint, ist das System ohne weitere Modifikationen weniger für Desktop-basierte Aufgaben geeignet. Warum auch? Valve möchte, dass die Steam Machine im Wohnzimmer landet und die Leute damit zocken. Warum sollte man sich mehr Arbeit aufhalsen als notwendig und tausende von Paketen zur Verfügung stellen? Also von diesem Punkt sollte es keine Gefahr für herkömmliche Desktop-Distributionen wie Ubuntu, Linux Mint, openSUSE und so weiter geben. Hier kommt es natürlich ein bisschen mit darauf an, wie kreative die Open-Source-Community mit SteamOS umgeht – aber ich würde mal sagen, unwahrscheinlich.

Da Steam doch einen ziemlichen Einfluss hat und man den Steam Client für Linux weiter betreuen und ausliefern möchte, werden weitere Spiele-Hersteller auf den Linux-Zug aufspringen. Metro: Last Light ist da, Two Worlds II ist angekündigt und auch weitere AAA-Titel sind am Horizont. Somit wird Linux langsam aber sicher eine Alternative für Anwender, die an Windows lediglich zum Zocken festgehalten haben. Somit glaube ich schon, dass Steam für Linux einen positiven Effekt für Linux an sich auf dem Desktop hat. Das glauben auch andere und einer davon ist kein Geringerer als Linus Torvalds. Rufen wir nicht gleich wieder das Jahr des Linux-Desktops aus, weil das Jahr des Desktops an sich vielleicht vorbei ist. Stattdessen sehen wir jetzt schon einen wilden Mix aus mobilen Touch-Geräten und Heim-PCs. Nein, ich glaube nicht an den Tod des PCs, so wie Analysten den PC seit Jahren zu Grabe tragen. Aber ein 7″-Tablet ist kein Ersatz für Grafiker, die mit mehreren GByte an offenen Daten hantieren.

Blöd für Canonical ist es trotzdem. Ich bin mir nicht 100 Prozent sicher, weil ich es nirgends gelesen habe. Aber ich gehe davon aus, dass SteamOS nicht auf Mir Display Server setzen wird. Schon alleine deswegen nicht, weil man auch Steam Machines mit Intel-Grafikkarten ausliefern wird. Intel will Mir Display Server aber nicht offiziell unterstützen. Basierte SteamOS auf Ubuntu und damit irgendwann auf Mir Display Server, hätte Canonical einen sehr starken Verbündeten an Bord gehabt. So steht man weiterhin alleine da und derzeit ist Ubuntu die einzige Distribution auf weiter Flur, die auf Mir Display Server setzt. Die anderen werden Richtung Wayland marschieren.

Diese Entwicklung werde ich weiter mit Spannung verfolgen. Genaueres wissen wir dann, wenn SteamOS für den öffentlichen Download zur Verfügung steht.




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7 Kommentare zu “Wird SteamOS Ubuntu und anderen Linux-Distributionen den Rang auf dem Desktop ablaufen?”

  1. Georg says:

    Selbst wenn es eine Linux-Distri ohne Paketmanager und irgendeine Konfiguration wäre...notfalls kopiert man dpkg oder eine andere Paketverwaltung händisch rüber, und wenn genug Bastler Pakete entwickeln, sollte sich Steam OS dennoch als Desktop-System nutzen lassen.

    Und der Desktop ist noch lange nicht tot. Die aktuelle Touchscreen-Technik ist noch lange nicht der heilige Gral, wenn es um effiziente Texteingabe geht. So lange die Hersteller sich da keine Innovationen einfallen lassen, wird es weiterhin Desktops geben. Ob diese nun ein Tower-PC, ein LAptop oder ein Tablet+Dock sind, ist nur eine Sache des Trends. Und auf allen diesen Geräten läuft Linux 😉

    • jdo says:

      Ich glaube, dass ich mir in diesem Fall lieber ein Dual-Boot installiere. Ein SteamOS zum Zocken, das ich mir nicht kaputt spiele und eines zum Arbeiten. Das sollte ohne weitere Probleme möglich sein.

  2. Matthias says:

    Ich und meine Kristallkugel prophezeien einen Fork/Spin von SteamOS 🙂 Und selbstverständlich wird SteamOS auf Wayland setzen, vielleicht anfangs auch mit X11 als Fallback Option: Mir bekommt von den Grafikkarten Herstellern so wenig Unterstützung wie sonst kein anderer Display Server, wieso sollte Valve da drauf setzen? o.O

    • Georg says:

      Sofern sich herausstellt, dass Mir für Spieleentwickler in irgendeiner Weise eine Vereinfachung darstellt, oder wenn es ganz einfach performanter ist. Mehr FPS bedeuten, mehr Grafik für weniger Hardware, ergo eine höhere Gewinnspanne für Steam und mehr Spaß für den Zocker 😉 Ich gehe aber nicht davon aus, dass Mir da Vorteile bietet. Ohne Gameentwickler zu sein, ist das aber auch schwer zu beantworten. Vor allem, da die aktuelle Diskussion zu Mir von zu viel Hass geprägt ist.

  3. Jagermo says:

    Ich denke, Valve nutzt eine andere Distribution oder baut was eigenes - allein schon, um den Zickereien von Ubuntu und Canonical nicht ausgesetzt zu sein. Sie haben den Luxus, ihr Linux sehr genau zuschneidern zu können. Ich werde garantiert nicht meinen Windows-Desktop ersetzen (sorry, aber das ist eine andere Diskussion), aber ich werde die komplette Next-Gen-Generation von Konsolen, sprich PS4 und Xbox One, links liegen lassen. Lieber habe ich dann im Wohnzimmer einen SteamOS PC.

    • jdo says:

      Ja, Mo, die schneidern was eigenes. Aber genau Deine Einstellung hinsichtlich Konsolen wird auch Linux weiterhelfen. Je mehr Steam Machines, desto mehr AAA-Titel für Linux. Jede Linux-Installation zwingt Microsoft, Dinge zu verbessern. Konkurrenz belebt das Geschäft und Valve wird die Sichtbarkeit von Linux auf eine Neue Ebene heben. Jeder nutzt Linux sowieso - die wenigsten wissen es allerdings. Auch wenn Du an Deim Windows festhältst - ich geh trotzdem ein Bier mit Dir trinken ... 😉