Tiny Core Linux 4.3 mit neuer optionaler Erweiterung – scm
Das Highlight für diese Ausgabe ist wohl die Funktion der “Self Contained Mountable/Unmountable”-Applikatons-Erweiterungen (scm). Damit lassen sich Anwendungen zu Laufzeit einbinden und nach Gebrauch auch wieder auswerfen. Um diese neue Erweiterung zu unterstützen, gibt es eine FLTK-GUI, einen SCMBrowser und die Kommandozeilen-Tools scm und scm-load.
Unter den scm-Applikationen befinden sich schon einige prominente Open-Source-Vertreter, wie zum Beispiel Avidemux, Gimp, SeaMonkey, Pidgin, Midori, Abiword, ClamAV oder Geany. Man darf davon ausgehen, dass sich diese Liste mit kommenden Versionen erweitern wird.
Version 4.3 bringt auch Verbesserungen bei appbrowser und appsaudit mit sich. Letzteres ist laut eigener Aussage wesentlich schneller beim Prüfen von Updates und die eigentlich Aktualisierung hat ebenfalls höhere Geschwindigkeit.
Zum einen ist es faszinierend, wie viel Betriebssystem sich auf so einen kleinen Platz pressen lässt, zum anderen ist die Startgeschwindigkeit von Tiny Core Linux echt beeindruckend. Man schaltet den Rechner ein und schon ist das Ding bereit. Natürlich wird auf jeglichen Schnick-Schnack verzichtet und dafür macht Tiny Core Linux sogar einen ganz hübschen Eindruck – es gefällt mir auf jeden Fall besser als das neue Windows-8-Logo. Für die Schnellzugriffs-Leiste ist wbar zuständig, die sich über das ControlPanel konfigurieren lässt. Du kannst dort die Größe der Symbole einstellen und auch bestimmen, an welcher Stelle sich die wbar befinden soll.
Ein bisschen lästig ist nach der Installation ein deutsches Tastatur-Layout einzustellen. Dazu musst Du ein Terminal aufmachen und dann in der Datei /opt/bootlocal.sh die Zeile loadkmap < /usr/share/kmap/qwertz/de-latin1.kmap einfügen. Somit wird das Tastatur-Layout beim Start geladen.
Tiny Core Linux bringt sogar noch einen eigenen PXE-Server mit sich. Dieser lässt sich über das ControlPanel in nur wenigen Schritten aktivieren und Sie können andere Rechner im Netzwerk damit starten. Es lohnt sich auch im App-Browser zu stöbern, da die Distribution eine brauchbare Anzahl an Applikationen mit sich bringt.
Wer es also ultraschnell will oder einfach einem alten Rechner wieder Leben einhauchen möchte, sollte einfach mal ein bisschen mit Tiny Core Linux spielen. Es ist definitiv mal etwas anderes. Für einen Linux-Anfänger ist es allerdings weniger geeignet, muss ich zugeben.
Tiny Core Linux gibt es genau genommen in drei verschiedenen Geschmacksrichtungen. MicroCore ist 8 MByte groß und ist lediglich der kernel (3.03) und core.gz. TinyCore bringt einen Kernel, core.gz und eine grafische Oberfläche mit sich. Das Abbild ist nicht einmal 12 MByte groß. CorePlus enthält alle verfügbaren grafischen Oberflächen (FLWM, Joe’s Window Manager, ICEWM, Fluxbox, Hackedbox und Openbox). Ebenfalls ist ein grafischer Installer und ein Remaster-Tool an Bord. Dieses Abbild bringt 65 MByte auf die Waage.
ISO-Abbilder gibt es bei ibiblio.org: TinyCore-4.3.iso (11,9 MByte), CorePlus-4.3.iso (65 MByte). Entwickelt wird Tiny Core Linux von Robert Shingledecker, der es unter anderem mit Damn Small Linux (DSL) zu Ruhm, Ehre und Ansehen brachte – zumindest in der Linux-Community.
Das Hintergrundbild mit dem Wasserfall ist nicht in Tiny Core Linux enthalten – wie gesagt verzichten die Entwickler auf fast alles, was das System aufblasen könnte. Aber Du kannst das Wallpaper hier kostenlos herunterladen.