Noch ein glücklicher Windows-Umsteiger und ein neuer Linux-Anwender

14 Kommentare Autor: Jürgen (jdo)

Der Windows-Umstieg auf Linux ist für viele oftmals eine Kopfsache. Zu viel Blödsinn wird erzählt und den Leuten Angst gemacht. Häufig ist es allerdings so, wenn Sie das System erst mal gesehen haben, kommen Aussagen wie “das habe ich mir schwieriger vorgestellt, die anderen haben gesagt …”.

Die Anderen sind genau das Problem in Sachen Windows-Umstieg auf Linux. Das sind dann Menschen, die EINE Distribution irgendwann mal ausprobiert haben. Dann hat irgend etwas nicht sofort funktioniert und man hat sofort das Handtuch geschmissen. Das sind aber häufig auch die, die Windows selbst nicht reparieren können, wenn hier mal etwas grob schief läuft.

Ich gebe auch zu, dass für einige der Umstieg keine Option ist. Diese Anwender verwenden vielleicht spezialisierte Software, die es eben nur auf Windows gibt. Dann ist das nicht wirklich eine Option. Für die meisten Anwender reicht es aber Dicke, was die meisten Distributionen in den Repositories anbieten.

Windows Umstieg auf Linux: Wieder einer mehr …

Ich habe nun wieder jemanden mit einer alten Maschine von Windows auf Linux umgestellt und er ist sehr zufrieden damit. Ein Bekannter hatte sich beklagt, dass sein sieben Jahre altes Notebooks (Toshiba Satellite) mit Windows Vista nun unerträglich langsam sei. Nur der Start würde acht Minuten dauern, meinte er.

Das konnte ich mir fast nicht vorstellen und hatte mich dann selbst davon überzeugt. Es waren tatsächlich fast neun Minuten. Er hat schon sämtliche Software deinstalliert, das Ding bereinigen lassen und so weiter.

Er hat mich gefragt, ob ich ihm Windows neu installieren könnte. Allerdings hat er kein Installations-Medium. Darauf fragte ich ihn, was er denn damit machen möchte. Es kamen die üblichen Antworten:

  • Facebook + Candy Crush
  • E-Mail (Browser)
  • Videos gucken – er verwendete unter Windows bereits VLC
  • Musik hören

Das war es dann auch schon. Nun meinte ich, ob er denn Linux ausprobieren möchte, bevor er sich für die alte Krücke ein Windows 7 oder 8 zulegt. Er meinte, dass es ja nichts schaden könnte. Im schlimmsten Fall kann man immer noch Windows drüber bügeln.

Da die Kiste doch schon einige Jahre auf dem Buckel hat (Intel Celeron auch noch), habe ich mich für Linux Mint 17 Xfce entschieden.

Die Kiste startet nun in knapp unter einer Minute. Das ist natürlich immer noch nicht schnell, aber für die alte Möhre ist das OK. Außerdem bootet es vom Einschalten bis zu einem brauchbaren Zustand acht Mal schneller als Vista.

Windows-Umstieg auf Linux: So etwas hört man doch gerne

Windows Umstieg auf Linux: So etwas liest man doch gerne …

Da er seine Flash-Spielchen liebt, habe ich ihm auch Google Chrome installiert. Somit hat er durch das eingebaute Flash eine Alternative, sollte die andere Version nicht funktionieren.

Außerdem hat er mich gebeten, einen Video-Editor zu installieren und gefragt, ob es denn so etwas gibt. OpenShot schien da die geeignete Wahl. Allerdings wird das auf der alten Kiste mit zwei GByte RAM zäh werden.

Er hat aber auch keine Wunder verlangt und ihm ist sehr bewusst, dass die Kiste ordentlich Staub angesetzt hat. Aber zumindest ist sie nun wieder brauchbar. Es lässt sich sogar LibreOffice, ein paar Firefox-Fenster und Musik gleichzeitig betreiben und der Arbeitsspeicher ist noch nicht am Anschlag. Somit ist das Hin- und Her-Springen zwischen den Anwendungen schnell genug.

Er hatte laut eigenen Aussagen sogar schon damit geliebäugelt, doch einen neuen Rechner zu kaufen. Nun behält er aber sein Notebook mit Linux Mint 17 Xfce. Man könnte noch eine SSD reinschrauben und somit weiter Performance herausholen. Aber für was er damit macht, ist das unnötig. Wenn die Festplatte den Geist aufgibt, kann man das immer noch nachholen – wobei sich die Frage stellt, ob ein Nachrüsten bei so einer alten Hardware noch sinnvoll ist.

Linux Mint 17 "Xfce"

Ich kann nur immer wieder betonen: Wer noch Windows XP auf seinem Rechner betreibt (obwohl schon seit April 2014 nicht mehr unterstützt), sollte sich echt die eine oder andere Linux-Distribution ansehen.




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14 Kommentare zu “Noch ein glücklicher Windows-Umsteiger und ein neuer Linux-Anwender”

  1. Steffen says:

    Ich denke schon, dass man mit einer SSD auch bei einer alten Kiste noch etwas rausholen könnte. Allein der Systemstart wird dann noch mal spürbar rasanter, im laufenden Betrieb merkt man es vor allem beim Laden umfangreicher Programme.
    Ja, eigentlich sollte ich mich auch wieder öfter mit Linux befassen. Habe aber derzeit nur ein altes Asus EEEPC R105D netbook auf Debian umgerüstet, was danach auch spürbar schneller ist als Win7, das von Update zu Update immer langsamer wurde. Aber wirklich dran arbeiten mag ich nicht, was allerdings eher am Netbook selbst liegt und nicht an Debian. Ich träume ja noch von einer dieser ZBox-Rechner, die sich wunderbar als Zweitsystem auch bei Platzmangel unterbringen lassen. Meinen Desktop-Rechner kann ich leider nicht umrüsten, da ich spezielle Software nutze, die es für Linux so nicht gibt. Und eine VM ist irgendwie auch nur Pseudo-Linux. 🙂

    • jdo says:

      Linux verwenden und Windows in die digitale Gummizelle (VM)?

      Aber Deine Situation wird anders sein. Ich brauche Windows 2-4x im Jahr, daher ist das in der VM gut aufgehoben. Müsste ich jeden Tag damit arbeiten, wollte ich wahrscheinlich auch nicht dauernd zwei Betriebssysteme starten müssen.

      Oder guck zu, dass Du via eBay einen alten Mac Mini bekommst. Die sind auch klein, relativ günstig und Linux läuft da super drauf.

  2. Steffen says:

    Ich brauche Windows vor allem für meine Webradio-Software, da kann Linux momentan leider noch nicht ganz mithalten. Vor allem playlistbasierte Player wie etwa Foobar2000 suche ich da bisher vergebens, auch einen vernünftigen Streaming-Client konnte ich noch nicht finden. Auf nen Compressor/Limiter könnte ich softwareseitig sogar verzichten und meinen Alesis dafür nutzen. Es gibt zwar entsprechende Auswahl an Streaming-Software, aber bisher nichts was mich im Detail überzeugen konnte. Muss ja auch auf die Zugänglichkeit mit Screenreader achten, was die Auswahl dann noch mal einschränkt. Bin momentan etwas an Liquidsoap dran, aber das ist ja ne eigene Wissenschaft für sich und ist nicht eben von heut auf morgen eingerichtet.
    Werd mir wohl wirklich mal einen älteren Rechner zum Rumspielen besorgen müssen, Audiosoftware macht auf dem Netbook selbst unter Linux keinen wirklichen Spaß.

  3. Marcus says:

    Hallo Jürgen,

    Warum hast du dich für Google Chrome und nicht für den Chromium entschieden? Ist im Chromium kein Flash von sich aus nutzbar?

    Gruß,
    Marcus

    • jdo says:

      Schon, aber das muss man manuell aktivieren. Chrome bringt es gleich mit. Außerdem hat der Anwender unter Windows Firefox und Chrome verwendet und hätte das gerne wieder gehabt. Wenn es der Wunsch und dann auch noch verfügbar ist ... ich bin der Meinung, dass man den Umstieg so angenehm wie möglich machen sollte. Was der Anwender bereits kennt, muss ich nicht rechtfertigen oder erklären. Alles Schritt für Schritt ... 🙂

  4. tux. says:

    Windows 8(.1) ist auch schneller als Vista und auch deutlich schneller als 7. Da hätte jemand noch ein Oho-Erlebnis haben können. Insofern verstehe ich den Sinn des Umstiegs nicht. Warum nicht bei Windows bleiben?

    Was war das Ziel der Linuxgemeinschaft - Windows zu ersetzen? Man könnte sich höher gesteckte Ziele vorstellen. (Bill Joy)

    • jdo says:

      Stimmt, alles ist schneller als Vista, da gebe ich Dir Recht. Ich frage mich sowieso, wie der das sieben Jahre mit dem OS ausgehalten hat.

      Weder Windows-Installations-Medium noch -Lizenz waren allerdings vorhanden. Er hätte sich eine Lizenz kaufen müssen, was er auch überlegt hat. Bevor er das allerdings tat, wollte er sich die kostenlose Option einfach ansehen. Die gefällt ihm ganz offenbar. Ich hatte ihm auch gesagt, dass ich ihm Windows installiere, sobald er eine Lizenz hat aber dass es nichts schaden könnte, sich mal eine Alternative anzusehen. Die Kiste musste so oder so platt gemacht werden.

      Bisher hatte ich zwei Anfragen (von einem reinen Anwender, keiner, der täglich stundenlang Rechner quält):
      - Gibt es keine Laufwerke mehr und wo finde ich den freien Festplatten-Platz (das hat er dann zwei Minuten später selbst rausgefunden).
      - Wie kann ich meine Rechtschreibprüfung für die Browser aktivieren?

      • tux. says:

        Vista ließ sich beinahe auf 7-Geschwindigkeit runteroptimieren, aber mein 8.1 mag ich wirklich gerne. Ich bin selbst beeindruckt, das ist selten. 🙂

        Hm, die Browser-Rechtschreibprüfung ist doch systemunabhängig?

        • jdo says:

          In dem Fall wäre ein Lizenzkauf Geldverschwendung, wenn ihm das System so auch taugt. Kauft er sich irgendwann eine neue Kiste (7 Jahre, kann nicht mehr so lange dauern 🙂 ), bekommt er wahrscheinlich so oder so eine Windows-Lizenz aufgebrummt.

          Rechtschreib-Prüfung: Ist sie, das ist richtig. Aber sie wird dummerweise bei Linux Mint nicht mit- oder vorinstalliert (andere Distributionen weiß ich nicht). Deswegen musste er das Wörterbuch manuell innerhalb von Firefox installieren. Ich habe ihm den Link zum Mozilla-Support geschickt. Daran hatte ich nicht gedacht, sonst hätte ich das gleich erledigt.

          Windows 8.1: Ich hätte es mir sogar angesehen, wenn mich Windows 8 gelassen hätte. Da es ums Verrecken nicht wollte, habe ich den Platz nun sinnvoller verwendet.

          • tux. says:

            Sinnvoll? Ich dachte, für Linux? 🙂

            Ich hab' eine Campuslizenz. Wahrscheinlich benehmen die sich etwas anders.

    • jdo says:

      Vergessen: Die alte Kiste hat auch nur eine 60 oder 80 GByte Festplatte. Bei einer nackten Windows-8-Installation wäre schon mal 1/3 der Disk für Systemdateien draufgegangen. Die Linux-Installation hat unter 5 GByte - aber da ist sämtliche Anwender-Software drauf, die er so braucht (GIMP, OpenShot, LibreOffice, Browser ...)

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  6. Georg says:

    Bei Vista liegt die Langsamkeit aber meistens an ein paar wenigen Funktionen...ich habe früher auf einem Vista (C2Q, 2GB RAM, NV8600GS) ein paar Dienste deaktiviert, ansonsten nur Vispa und CCleaner genutzt, das hatte gereicht für eine akzeptable Performance. Nervig waren nur gelegentliche Hänger für wenige Sekunden im Explorer, aber es war nicht wirklich generell langsam...zumindest nicht zu langsam. Zwischen Ubuntu und einer Debian Minimal-Installation mit Openbox bemerke ich jetzt selbst auf einem Core i7 und 8GB RAM ebenfalls einen Unterschied im Tempo...

    Wenn das Vista echt nahezu *pur* war, behaupte ich einfach mal, man hätte auch das Vista binnen 30 min auf ein akzeptables Tempo runtertrimmen können. Wenn man dann nicht mehr alle Tools jeder Computerbild-CD ausprobiert, bleibt es auch so. 🙂

    Es schockiert mich ein bisschen, dass ich bei allen solchen Wechselberichten auf Linux (auf BSD will ja irgendwie keiner ^^) immer nur von Leuten lese, die eigentlich keine Anforderungen an ihr System haben. Da hätte auch ein Android-Tablet mit Tastatur, WPS Office und Chrome gereicht.

    Chrome halte ich übrigens für eine schlechte Wahl. Wieso bist du denn gegen Windows? Weil da dauernd neue Funktionen reingepackt werden, um den Kauf der nächsten Version zu rechtfertigen, eine schlanke Alternative forken ist auch nicht drin, ergo Bloat. Da auf Chrome zu setzen, mit dem Google langfristig den IE-Effekt (möglichst viele Funktionen, die nur unter Chrome/Blink laufen oder Umwege benötigen) erreichen möchte, halte ich für falsch. Wenn der Umsteiger irgendwann noch viele Google Dienste und diese Web Apps nutzt, wird der Wechsel des Browsers komplexer als der des Betriebssystems. Ich wünsche dir viel Spaß beim nächsten Umstieg!