NextCloudPi: Die Nextcloud auf einem Raspberry Pi installieren

11 Kommentare Autor: Jürgen (jdo)

Wir legen die Daten gerne in die Cloud, um immer und von mehreren Geräte Zugriff darauf zu haben. Legen wir unsere Daten bei Google, Dropbox und so weiter ab, geben wir sie im Prinzip aus der Hand. Wir haben die Kontrolle darüber verloren. Mit der Nextcloud haben wir eine persönliche Cloud, bei der wir unsere eigenen Daten kontrollieren. Ein moderner Raspberry Pi ist außerdem schnell genug, eine solche persönliche Cloud zu betreiben. Dank NextCloudPi ist die Einrichtung ein Kinderspiel.

NextCloudPi habe ich schon länger auf dem Radar und nun hatte ich endlich Zeit und Lust, mir das System selbst anzusehen.

Reicht ein Raspberry Pi wirklich?

Ja, das denke ich schon. Natürlich musst Du relativieren. Für eine persönliche oder kleine Cloud für die Familie ist ein Raspberry Pi 3+ schnell genug. Der Winzling ist mit 4 CPU-Kernen ausgestattet, die mit 1,4 GHz getaktet sind. Der Single Board Computer (SBC) besitzt darüber hinaus 1 GByte RAM. Das klingt nach nicht viel, reicht aber aus. Der Raspberry Pi wird keine Desktop-Oberfläche bekommen und das ist der größte Speicherfresser. Aber selbst Ubuntu MATE läuft gut auf einem Pi 3+.

Ein kleiner Flaschenhals könnte die Ethernet-Schnittstelle sein, die bis zu 300 MBit pro Sekunde hergibt. Es kommt eben darauf an, was Du machst.

Sagen wir so: Für einen normalen Gebrauch inklusive Kalender und Kontakte reicht ein Raspberry Pi 3+ locker aus. Das Gerät ist stromsparend und erfüllt seinen Zweck.

Wie sieht es mit dem Storage aus?

Das ist eine sehr gute Frage, denn wir tendieren dazu, viele Daten zu sammeln. Wie viel Storage Du brauchst, ist aber auch eine persönliche Frage. Es gibt microSD-Karten mit 256 GByte. Das ist schon ordentlich Platz, finde ich. So viele Daten habe ich persönlich nicht, die in der Cloud liegen müssen. Von daher reicht mir so eine Konfiguration und ich muss keinen externen Datenträger mehr anschließen.

Der Raspberry Pi 3+ hat 4 USB-2-Anschlüsse und Du kannst natürlich entsprechend Storage nachrüsten. Für diesen Beitrag hier beschränke ich mich auf die interne microSD-Karte.

NextCloudPi herunterladen und auspacken

Zunächst einmal holen wir uns das Abbild von NextCloudPi aus dem Download-Bereich der Projektseite. Was wir brauchen liegt im Ordner NextCloudPi_RPi*** und nicht unter NextCloudPi_RPi_Berryboot***.

Das Abbild von NextCloudPi herunterladen

Das Abbild von NextCloudPi herunterladen

Das Image ist fast 900 MByte groß. Die Entwickler stellen auch eine Torrent-Datei zur Verfügung, wenn Dir das lieber ist. Du findest sie ebenfalls im oben genannten Ordner.

Nun haben wir das Image und das muss auf unsere microSD-Karte. Da gibt es nun mehrere Möglichkeiten. Persönlich nehme ich am liebsten Etcher. Du bekommst es für Linux, macOS und Windows und damit ist das Abbild in nur wenigen Klicks installiert.

Das Abbild wurde bei mir als tar.bz2 heruntergeladen und damit kann Etcher nichts anfangen. Du musst das Abbild von NextCloudPi also zunächst entpacken. Unter Linux Mint muss ich die Datei einfach nur rechts anklicken und dann wähle ich Hier entapcken.

Es funktioniert aber auch via Kommandozeile und dem Befehl (oder wie Deine Datei eben heißt):

tar xjvf NextCloudPi_RPi_03-09-19.tar.bz2

Ist das erledigt, erhalten wir eine img-Datei, die knapp über 3 GByte groß ist. Die können wir nun mit Etcher verarbeiten. Mit der gleichen Prozedur kannst Du auch Raspbian oder andere Betriebssysteme für den Raspberry Pi auf eine microSD-Karte spielen.

Mit Etcher NextCloudPi auf die microSD-Karte spielen

Rufe Etcher einfach auf, wähle Dein Image, gib den Ziel-Datenträger an und klicke auf Flash. Unter Linux fragt mich das System nun noch nach meinem Passwort und der Schreibvorgang beginnt. Das ist wirklich so einfach. Je nach Geschwindigkeit der microSD-Karte dauert das Prozedere etwas. Bei mir hat es zirka 5 Minuten gedauert.

NextCloudPimit Etcher installieren

NextCloudPimit Etcher installieren

Ist der Vorgang abgeschlossen, stecken die microSD-Karte in den Raspberry Pi und starten ihn.

NextCloudPi initialisieren

Für die initiale Einrichtung empfiehlt sich ein Bildschirm. Somit kannst Du verfolgen, was Dein NextCloudPi treibt. Du siehst zunächst, dass der Speicherplatz expandiert und der Pi danach neu gestartet wird.

Ebenso wird Dir angezeigt, welche IP-Adresse der Raspberry Pi vom DHCP-Server erhalten hat. Du brauchst den Bildschirm nicht, wenn der Pi via Ethernet-Kabel verbunden ist und Du im Router oder im DHCP-Server auslesen kannst, welche IP-Adresse der Pi bekommen hat. Dann ist die Einrichtung komplett headless möglich und das ist schon echt toll.

Apropos IP-Adresse: an dieser Stelle ist ein kleines Intermezzo notwendig.

Raspberry Pi, NextCloudPi, das Netzwerk und die IP-Adresse

Für eine Cloud in den eigenen vier Wänden bevorzuge ich, den Raspberry Pi mit einem Ethernet-Kabel ins Netzwerk zu hängen. Das ist für mich die zuverlässigere Variante. Da der Raspberry Pi sehr klein ist, sollte er nach der Einrichtung neben Deinem Router Platz finden.

Eine NextCloudPi ist ein Server. Deswegen ist es keine doofe Idee, dem Gerät eine statische IP-Adresse zu geben. Dafür gibt es mehrere Varianten. Persönlich bevorzuge ich, die statischen IP-Adressen im DHCP-Server zu hinterlegen. In diesem Fall wird die Adresse mit der MAC-Adresse verknüpft. Der Raspberry Pi bezieht zwar eine IP-Adresse via DHCP, bekommt aber immer die gleiche.

Es ist auch egal, ob Du das Gerät künftig für andere Projekte einsetzen möchtest. Dieser Pi wird immer die gleiche IP-Adresse bekommen. Es ist sicherlich Geschmackssache, wie Du das regelst. Mir ist es so am liebsten.

Allerdings solltest Du auch wissen, dass die NextCloudPi via nextcloudpi.local erreichbar ist, sofern Dein Setup damit konfiguriert. Das ist sehr praktisch, muss aber nicht zwingend funktionieren. Mit der IP-Adresse klappt es garantiert und deswegen ist es meiner Meinung nach alles andere als doof, dem kleinen Server eine statische IP-Adresse zu geben.

NextCloudPi via Browser konfigurieren

Weißt Du die IP-Adresse Deines Pis, dann gib sie in er Adresszeile Deines Browsers ein. Der wird meckern, dass es sich um ein unsicheres Zertifikat handelt. Das liegt daran, dass das Zertifikat selbst signiert ist und Du kannst die Warnung ignorieren und Dich trotzdem zur entsprechenden Website weiterleiten lassen.

Hier werden Dir nun 2 Anwender mit gleichem Namen und unterschiedlichen Passwörtern präsentiert. Das kann etwas verwirrend sein. Du kannst die Anwendernamen und die Passwörter ändern, wenn Du willst.

NextCloudPi aktivieren

NextCloudPi aktivieren

Der User oben ist für die Administration zuständig. Damit erreichst Du die Admin-Oberfläche unter nextcloudpi.local:4443. Das sieht wie folgt aus:

Admin-Schnittstelle aufrufen

Admin-Schnittstelle aufrufen

Gibst Du hier das obere Passwort ein, gelangst Du zur Administrationsoberfläche. Dort erwartet Dich ein Assistent für die Ersteinrichtung.

Der Konfigurationsassistent von NextCloudPi erwartet Dich

Der Konfigurationsassistent von NextCloudPi erwartet Dich

Hier darfst Du hinterlegen, ob Du Deine Nextcloud-Daten auf einen USB-Datenträger speichern willst oder nicht. Es ist sehr angenehm, diesen Schritt hier konfigurieren zu dürfen.

Die Daten auf USB-Datenträgern speichern?

Die Daten auf USB-Datenträgern speichern?

Im nächsten Schritt wirst Du dann gefragt, ob die Nextcloud von außerhalb, also aus dem Internet erreichbar sein soll. Der Assistent bietet gleich Port Forwarding, DDNS und so weiter an. Bist Du damit nicht vertraut, dann überspringe den Schritt.

Soll die Nextcloud von außen erreichbar sein?

Soll die Nextcloud von außen erreichbar sein?

Du kannst den Zugriff von außen später auch noch konfigurieren und Dir sollte bewusst sein, dass Du damit eine potenzielle Lücke öffnest, vor allen Dingen, wenn Du schwache Passwörter genommen hast. Informiere Dich bitte über die Gefahren, wenn Du Dein Netzwerk nach außen öffnest. Schön an dieser Stelle ist, dass die Entwickler bereits für Sicherheitsmechanismen wie fail2ban gesorgt haben.

Richtest Du DDNS später manuell ein, kannst Du auch meinen favorisierten Anbieter DuckDNS nutzen. Lässt Du einen Zugriff von außen zu, vergiss nicht, Let’s Encrypt entsprechend zu konfigurieren. Auch hierfür findest Du einen Punkt in der Administrationsoberfläche von NextCloudPi, genauso wie

Die Nextcloud ersetzt kein Backup!

Ich wollte nur darauf hinweisen, dass die Nextcloud Dein Backup nicht ersetzt. Ich würde Dir streng raten, über den Einrichtungsassistenten die Datensicherung zu konfigurieren.

Es schadet außerdem nicht, Dir die anderen Optionen zumindest durchzulesen. NextCloudPi macht ein sehr komplexes Thema relativ einfach. Trotzdem bleibt es ein komplexes System. Willst Du es meistern, bleibt Dir ein Blick in die Dokumentation nicht erspart. Du willst die Nextcloud schließlich auf dem neuesten Stand halten, Datensicherungen machen und so weiter.

Nextcloud einrichten

Der untere User im Bildschirm oben ist der Administrator für die Nextcloud an sich. Damit meldest Du Dich an der eigentlichen Nextcloud an, installierst Apps und so weiter.

Ich würde Dir raten, den Administrator separat zu halten. Lege Dir einen weitere User an, den Du mit Deinen Clients benutzt.

Auch die Nextcloud an sich ist ein komplexes Thema. Es schadet auf keinen Fall, Dich damit zu beschäftigen.

Mir wird nach dem Anmelden zum Beispiel ein Upgrade von Nextcloud 15.0.5 auf 16.0.1 angeboten, das ich dankbar annehme.

Ein Nextcloud-Upgrade steht an

Ein Nextcloud-Upgrade steht an

Das Upgrade verlief übrigens problemlos, hat nur ein paar Minuten gedauert.

Zu den Updates und Upgrade ist zu sagen, dass Du Dir unbedingt die Dokumentation zu diesem Thema durchlesen solltest. Die Entwickler zeigen Dir dort, welches Tools Du im Idealfall für die Updates und Upgrades verwenden solltest.

Vorteile von NextCloudPi

Kann ich die Nextcloud nicht selbst in Raspbian installieren und einrichten?

Natürlich ist das möglich. Allerdings gibt es Stolperfallen und eine davon ist zum Beispiel die PHP-Version. Willst Du Nextcloud 16 einsetzen, brauchst Du mindestens PHP 7.1 und bei Debian Stretch / Raspbian sowie Ubuntu 16.04 ist per Standard PHP 7.0 installiert.

Natürlich kannst Du die PHP-Version manuell auf einen neueren Stand bringen. Dafür ist aber etwas Wissen notwendig. NextCloudPi übernimmt solche Upgrades für Dich, beziehungsweise wird das aktuelle Abbild gleich mit PHP 7.2 ausgeliefert. Deswegen ist ein Upgrade auf Nextcloud 16 überhaupt kein Problem.

Der Beitrag hier dient als Starthilfe, damit Du eine Nextcloud schnell auf einem Raspberry Pi zum Laufen bekommst. Ich kann Dir aber nur noch einmal dringend raten, Dich mit dem Thema zu beschäftigen und die Administration nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Upgrades einspielen, um Sicherheitslücken zu schließen und Backups machen sind wirklich sehr sehr wichtig! Das gilt vor allen Dingen, wenn die Nextcloud aus dem Internet erreichbar ist.

Ansonsten ist NextCloudPi eine unglaublich angenehme Lösung, sehr schnelle eine private Cloud aufzusetzen, die in den eigenen 4 Wänden steht. Deine Daten, Deine Cloud, unter Deiner Kontrolle!




 Alle Kommentare als Feed abonnieren

11 Kommentare zu “NextCloudPi: Die Nextcloud auf einem Raspberry Pi installieren”

  1. Didi says:

    Merkwürdigerweise schmiert seit einiger Zeit nach einer Aktualisierung NextcloudPis nach etwa einem Tag der Raspberry ab. Nach einem Neustart fährt das System nicht mehr komplett hoch. Nextcloud ist unerreichbar. Das zuvor mit Clonezilla gesicherte und wieder eingespielte System arbeitet auch nicht mehr einwandfrei, was eine Neuinstallation erfordert; das gab es sonst noch nie. Nachdem ich dies nun einige Male mitgemacht habe, nutze ich wieder Nextcloud bei meinem Hoster, was stressfreier ist. Ich werde aber sicherlich wieder zurückkehren. Es wird nur etwas dauern. Vielleicht, sobald NC 16 über die Standardaktualisierung zur Verfügung steht. Bisher steht nur NC 15 als geprüfte Version bereit.

  2. jakob says:

    Das funktioniert ganz großartig, habe ich selbst schon getestet.
    Für mich gibt es nur 2 Probleme damit:
    1. ich kann auf dem Raspi collabora nicht installieren und somit keine Officedokumente anzeigen und
    2. die SD Karte ist mir nicht sicher genug für meine Daten

    • jdo says:

      1. Du kannst Collabora schon integrieren, aber der Office-Server muss ausgelagert sein.
      2. Es gibt eine Backup-Funktion, mit der Du Deine Daten unbedingt sichern solltest. Ich würde auch einer Festplatte meine Daten nicht ohne Backup anvertrauen.

  3. Markus says:

    Läuft bei mir seit 2 Monaten sehr zuverlässig auf einen Banana Pi. Ich nahm Nextcloudpi weil ich sowieso alles neu aufsetzen wollte als ich meinen Raspberry 1 in Rente schicken wollte.

    Wirklich der wahnsinn wie simple, fast schon langweilig die Wartung seitdem ist. Selbst Letsencrypt wird einem mit eigener Domain automatisch incl renew eingerichtet.

    Hab manuell noch ein Fdroid Repo und Syncthing draufgetan. Läuft.

  4. Didi says:

    Vielleicht lag hier ein Fehler meinerseits und auch darin begründet vor, dass ich nur mit sudo ncp-update aktualisiert hatte, was jedoch lange Zeit ausreichte.
    Richtig wäre:
    Keep in mind that there are 3 separate things that need updates;
    The OperatingSystem (Debian/Raspbian), use unattended-upgrades
    Nextcloud, use nc-autoupdate-nc
    NextCloudPi, use nc-autoupdate-ncp
    It is highly recommended to use these tools, other methods, including NC’s native updater, may or may not work, use at your own risk.
    https://docs.nextcloudpi.com/en/staying-up-to-date/

  5. Didi says:

    @jdo Die 16er Version ist zum einen -wie sonst ohne NCP auch- im nativen NC-Updater vorhanden. Du kannst auch im Panel unter Config -> Nextcloud Einstellungen eine beliebige NC-Version installieren. Besser ist es aber, unter Update -> nc-update-nextcloud "0" zu belassen und auf die letzte dort verfügbare und geprüfte Version zu aktualisieren. Die wird immer erst dann erneuert, wenn sie vorab vom Entwickler hinreichend getestet wurde. Den Aktualisierungsvorgang kannst unter Updates -> Automatische Nextcloud Updates automatisieren.

  6. Mario says:

    Ich habe NextcloudPi auch problemlos installieren und booten können. Ganz simpel und schon startfähig!
    Allerdings würde ich gerne unter der gleichen Domain einen "normalen" webserver für WordPress o.ä. laufen lassen. Aber NextcloudPi hat sich ja schon die toplevel geschnappt (sub.domain.com) was mir es unmöglich macht auf andere apache-files zuzugreifen (sub.domain.com/wordpress/)
    Hättet ihr dafür einen Vorschlag?

  7. Wolli says:

    Habe soeben nach dieser Anleitung NextCloud installiert und konfiguriert.
    läuft momentan erstmal einwandfrei.
    Als Admin des Raspberry möchte ich aber natürlich auch mal auf die "normalen" Verzeichnisse unter Linux zugreifen.
    Ist das möglich ? - Ich sehe da zunächst überhaupt keine Verzeichnisse.

    • jdo says:

      Das verstehe ich nicht ganz. Mit was möchtest Du auf was zugreifen? Da Du ja SSH-Zugriff auf den Pi hast, kannst Du auf die Verzeichnisse via SFTP zugreifen. FileZilla wäre da eine Option.

      Ich würde Dir aber nicht raten, anders als via WebDAV (Link findest Du im Dateimanager der Nextcloud) die Verzeichnisse zu manipulieren, die von der Nextcloud verwaltet werden. Das kannst Du machen, musst dann aber einen manuellen Scan ausführen.