Ubuntu MATE 15.10 Wily Werewolf auf einem Raspberry Pi 2 installieren

Ein Kommentar Autor: Jürgen (jdo)

Ubuntu 15.10 ist da und die Neuerungen sind auf den ersten Blick eher überschaubar. Sieht man genauer hin, gibt es schon einige Juwelen wie zum Beispiel die experimentelle Wayland Session unter Ubuntu 15.10 GNOME. Außerdem ist Ubuntu MATE 15.10 für Raspberry Pi 2 erschienen. Die Installation ist recht einfach.

Ubuntu MATE 15.10 für Raspberry Pi 2 herunterladen und auspacken

Das Herunterladen des Abbildes im bz2-Format funktioniert am besten via BitTorrent – zumindest habe ich das so erledigt: ubuntu-mate-15.10-desktop-armhf-raspberry-pi-2.img.bz2.torrent. Die Datei ist zirka 1.2 GByte groß und damit zirka 250 MByte größer als der Vorgänger Ubuntu MATE 15.04 für Raspberry Pi 2.

Ist das Image auf der Festplatte, packen wir dieses zunächst aus. Das geht mit einem grafischen Archivmanager oder man nimmt unter Linux diesen Befehl für die Kommandozeile:

bunzip2 /<pfad>/<zu>/ubuntu-mate-15.10-desktop-armhf-raspberry-pi-2.img.bz2

Ausgepackt ist die Datei dann knapp unter 4 GByte groß. Laut Entwicklern sollte man das Abbild nun mithilfe dieses Befehls auf die microSD-Karte schreiben:

sudo ddrescue -d -D --force ubuntu-mate-15.10-desktop-armhf-raspberry-pi-2.img /dev/sdX (sdX steht für die jeweilige microSD-Karte)

Das ist aber schon beim letzten Mal auf die Nase gefallen und deswegen habe ich es diesmal erst gar nicht versucht, sondern gleich das bewährte dd genommen.

Vorsicht: dd ist gnadenlos und überschreibt ohne Rückfrage. Sollte sich etwas auf der microSD-Karte befinden, das Du gerne behalten möchtest, dann sichere es vorher – sonst ist es weg!

sudo dd bs=1M if=/<pfad>/<zu>/ubuntu-mate-15.10-desktop-armhf-raspberry-pi-2.img of=/dev/sdX

Das dauert eine Weile – Zeit für einen Tee, Kaffee oder was auch immer.

Tipp: Um unter Linux den Pfad Deiner SD-Karte herauszufinden, gibt es mehrere Möglichkeiten. Eine ist, auf der Kommandozeile nach dem Einstecken der Karte den Befehl dmesg aufzurufen. Das sieht etwas kryptisch aus, zeigt aber den Pfad an. Ebenfalls ist es denkbar, den Pfad der eingehängten microSD-Karte über df -h zu evaluieren. Eine weitere Option wäre die Verwendung von lsblk. Bei mir ist das die Karte, auf der vorher Ubuntu MATE 15.04 für Raspberry Pi 2 installiert war – die überschreibe ich nun einfach.

Den Pfad der SD-Karte mittels df -h herausfinden

Den Pfad der SD-Karte mittels df -h herausfinden

In meinem Fall sieht der Befehl so aus, da ich mich im Verzeichnis des Abbildes befand:

sudo dd bs=1M if=./ubuntu-mate-15.10-desktop-armhf-raspberry-pi-2.img of=/dev/sdc

Unter Windows funktioniert dieser Vorgang wahrscheinlich mit einem Tool wie Win 32 Disk Imager, das habe ich aber nicht getestet. Mac OS X bringt dd und ein Terminal per Standard mit sich.

Ist das Einspielen des Abbildes auf die microSD-Karte erledigt, befindet sich Ubuntu MATE 15.10 für Raspberry Pi 2 auf der Karte und Du kannst diese in Dein RasPi 2 stecken und dieses hochfahren.

Abbild von Ubuntu 15.10 MATE für Raspberry Pi 2 auf microSD-Karte geschrieben

Abbild von Ubuntu 15.10 MATE für Raspberry Pi 2 auf microSD-Karte geschrieben

Erste Schritte mit Ubuntu MATE 15.10 auf einem Raspberry Pi 2

Sobald Sie das System hochfahren, startet ein Einrichtungsassistent. Wer Ubuntu oder Linux Mint schon einmal installiert hat, kennt das. Zunächst fragt das System nach der zu verwendenden Sprache, dann Zeitzone, gefolgt von Tastatur-Layout und schließlich gibt man seinen Benutzernamen an.

Im Gegensatz zu Raspbian liefert Ubuntu MATE 15.10 für Raspberry Pi 2 keinen Standard-Anwender (pi) mit aus. Deswegen legt man einen an.

Nachfolgend setzt das System die Konfiguration um, richtet den Benutzer ein und was halt so zu tun ist. Das dauert wenige Minuten, etwas Geduld ist gefragt.

Ist dieser Schritt erledigt, kann man sich am System anmelden. Danach habe ich mein Raspberry Pi 2 sofort am WLAN angemeldet, damit ich sofort online bin. Dazu benötigst Du eine separate WLAN-Karte, die an einem USB-Anschluss angesteckt wird. Das Symbol für das Anmelden am WLAN befindet sich rechts oben.

Ubuntu MATE 15.10: Begrüßung

Ubuntu MATE 15.10: Begrüßung

Ändern der Dateisystemgröße

Ich verwende derzeit eine microSD-Karte mit 32 GByte – das hört sich etwas überdimensioniert an und ist es wahrscheinlich auch. Ich habe aber keine andere zur Hand und außerdem kosten die Dinger nicht mehr den Teufel. Lieber ein paar GByte zu viel als zu wenig :). Das Problem ist aber, dass das Schreiben des Abbildes mir eine Größe von knapp vier GByte vorgibt. Nun könnte ich eine dritte Partition erstellen und diese einhängen oder ich ändere die Größe der zweiten Partition, wie die Entwickler das vorschlagen.

Dafür öffnest Du ein Terminal und gibst diesen Befehl ein:
sudo fdisk /dev/mmcblk0
Lösche nun die zweite Partition mit der Reihenfolge auf der Tastatur: D gefolgt von 2. Im Anschluss erzeugst Du die Partition gleich wieder und verwendest die Standard-Einstellungen dafür: N, P, 2, Eingabe (Enter), Eingabe (Enter). Nun schreiben wir die Änderungen auf die Festplatte: W. Im Anschluss startest Du das System neu. Bis Du wieder angemeldet, öffnest Du abermals ein Terminal und gibst diesen Befehl ein:

sudo resize2fs /dev/mmcblk0p2

Nun steht mir der gesamten Platz meiner microSD-Karte zur Verfügung.

Ubuntu MATE 15.10: Dateisystem vergrößert

Ubuntu MATE 15.10: Dateisystem vergrößert

Weitere Schritte nach der ersten Anmeldung

Im Gegensatz zur Vorgängerversion merkt sich Ubuntu MATE 15.10 für Raspberry Pi, dass man die Tastatur auf Deutsch umgestellt hat. An dieser Stelle muss man schon mal nicht nachbesern.

Ebenfalls sind die meisten Menüpunkte übersetzt. Es gibt allerdings den einen oder anderen Ausreißer. Statt Einfügen steht immer noch Paste im Dateimanager und so weiter.

Klicks man auf System -> Einstellungen -> Persönlich -> Sprachen, überprüft das System die installierten Pakete für die ausgewählte Sprache. Es erscheint eine Meldung, dass die Sprachunterstützung nicht vollständig installiert ist und deswegen holen wir das nach. Je nach Internetverbindung dauert das etwas. Nun heißt Einfügen tatsächlich auch Einfügen.

Ubuntu MATE 15.10: Sprachen

Ubuntu MATE 15.10: Sprachen

Ubuntu MATE 15.10: Sprachunterstützung installieren

Ubuntu MATE 15.10: Sprachunterstützung installieren

Enthaltene Anwendungen und weitere Software installieren

Es befinden sich diverse Software-Pakete an Bord, die zu den üblichen Verdächtigen gehören. Man findet LibreOffice 5, Firefox und auch VLC (wobei omxplayer an dieser Stelle die bessere Wahl ist und das GUI ist ebenfalls vorhanden). Weiterhin findest Du Thunderbird, Shotwell, Pidgin, Rhythmbox und Transmission vorinstalliert. Ebenso sind Scratch und Sonic Pi enthalten. Minecraft Pi darf natürlich ebenfalls nicht fehlen. Auch wenn das Raspberry Pi 2 nicht zu den Supercomputern gehört, sind zumindest Firefox und LibreOffice performant genug, um es benutzen zu können – LibreOffice Writer und Firefox habe ich dabei kurz getestet. Klar dauert der Start etwas, aber das war nicht anders zu erwarten.

Ubuntu MATE 15.10 für Raspberry Pi 2 bringt kein Software Center mit sich, wie man das gewohnt ist. Es basiert auch nicht auf dem neuen Snappy-System. Man kann Pakete nachinstallieren und bemüht dafür die Kommandozeile, also apt-get. Das ist eine Möglichkeit.

Nun erinnern wir uns an die Zeit, in der es noch keine so schmucken App Stores oder Software Center gab. Auch damals konnte man schon ein zugegeben rudimentäres, aber dennoch grafisches Tool zur Installation von Paketen verwenden. Ich spreche natürlich von Synaptic. Wir installieren es über die Kommandozeile und zwar so:

sudo apt-get install synaptic

Ubuntu MATE 15.10: Synaptic installieren

Ubuntu MATE 15.10: Synaptic installieren

Wer auf der Kommandozeile etwas wackelig unterwegs ist, wird sich mit Synaptic sicherlich einen gefallen tun. Du kannst nach Paketen suchen, diese installieren und so weiter. Du findest es nach der Installation unter System -> Systemverwaltung -> Synaptic Package Manager. Eigentlich könnte man sich tatsächlich fragen, warum der grafische Paketverwalter nicht per Standard installiert ist? Besser ein einfacher als gar keiner, oder?

Ubuntu MATE 15.10: Synaptic

Ubuntu MATE 15.10: Synaptic

Bei der weiteren Installation von Software sollte man aber auch am Boden der Tatsachen bleiben. Natürlich habe ich Zugriff auf alle möglichen Pakete aus dem Ubuntu-Universum. Das heißt aber noch lange nicht, dass diese auf dem Raspberry Pi 2 gut laufen muss. Vergiss nie, wie klein der Rechner ist.

Andere Sachen starten wiederum gar nicht. Ich habe Kodi (früher XBMC) in den Repositories gefunden und es installiert. Es lässt sich aber nicht starten. Ein paar Sekunden gibt es einen schwarzen Bildschirm und dann springt es zurück zu MATE. Aus dem Anmeldebildschirm geht es auch nicht. Warum das so ist, habe ich nicht näher untersucht. Wer Kodi auf einem Raspberry Pi 2 betreiben möchte, greift wohl auch besser zu OpenELEC oder OSMC.

Wer mit den vorhandenen Paketen zufrieden ist und für diese lediglich Updates haben möchte, unter Systemverwaltung befindet sich eine Aktualisierungsverwaltung, die genau dafür gedacht ist.

Ubuntu MATE 15.10: Aktualisierungsverwaltung

Ubuntu MATE 15.10: Aktualisierungsverwaltung

X11 (grafische Oberfläche) aktivieren und deaktivieren oder Ubuntu MATE 15.10 als Server

Wer Ubuntu MATE 15.10 als sogenannten headless Server für das Raspberry Pi 2 verwenden möchte, braucht keine grafische Oberfläche. Mit dem einfachen Tool graphical lässt sich die MATE-Desktop-Umgebung via Kommandozeile aktivieren oder deaktivieren.

  • Deaktivieren: graphical diable -> beim nächsten Reboot startet das Raspberry Pi 2 nicht in die grafische Oberfläche.
  • Aktivieren: graphical enable -> Neustart

Wobei man an dieser Stelle auch erwähnen sollte, dass Ubuntu 15.10 keine LTS-Version (Long Term Support / Langzeitunterstützung) ist und sich somit nur bedingt als Heim-Server eignet. Mit der kommenden Ubuntu 16.10 Xenial Xerus ist das etwas anderes, da diese fünf Jahre Unterstützung erhalten wird. Manche Derivate werden allerdings nur drei Jahre lang unterstützt. Ubuntu MATE 14.04 wird zum Beispiel drei Jahre lang mit Updates versorgt. Man wird sehen, ob dies bei Ubuntu MATE 16.04 ebenso ist.

Hardwarebeschleunigung bei den Videos

omxplayer kann die meisten Videos inklusive Hardwarebeschleunigung darstellen. Handelt es sich allerdings um Videos der Kategorien MPEG-2 oder VC-1, muss man die entsprechenden Lizenzen kaufen (Raspberry Pi Store).

Ebenso kann man omxplayer anweisen, wo Audio ausgegeben werden soll:

  • HDMI: omxplayer -o hdmi video.mp4
  • 3,5mm-Ausgang: omxplayer -o local video.mp4

Sind beide angeschlossen, ist der Standard HDMI. Mittels amixer kann man aber ein spezielles Gerät angeben:

  • HDMI: sudo amixer cset numid=3 2
  • 3,5mm-Ausgang: sudo amixer cset numid=3 1

Nette Pi-Konstellation

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Ein Kommentar zu “Ubuntu MATE 15.10 Wily Werewolf auf einem Raspberry Pi 2 installieren”

  1. Ikem says:

    > Deaktivieren: graphical _disable_ -> beim nächsten Reboot startet das Raspberry Pi 2 nicht in die grafische Oberfläche.

    Typo.