Tor Browser 11.5 für stark zensierten Regionen – tolle neue Funktionen

Der Tor Browser 11.5 klingt vom Namen her nicht sonderlich spektakulär, allerdings hat es die neueste Version in sich. Tor Browser 11.5 baut laut eigenen Angaben auf Funktionen auf, die in Version 10.5 eingeführt wurden. Diese Funktionen sollte die Benutzererfahrung bei der Verbindung mit Tor in stark zensierten Regionen zu verbessern.

Was ist neu bei Tor Browser 11.5?

Im vergangenen Jahr wurde Version 10.5 der Browser-Software veröffentlicht und es war der Beginn, die Verbindung zu Tor neu zu designen. Unter anderem hat das Entwickler-Team den Tor Launcher angeschafft und der Prozess der Verbindung ist in das Browserfenster gewandert.

Damit Du Zensur in restriktiven Ländern umgehen kannst, blieb allerdings ein manueller Eingriff, der nicht wirklich ganz klar war. Das gilt insbesondere, wenn Du Neuling in der Materie bist. Im Endeffekt musstest Du selbst herausfinden, wie Du eine Bridge oder Brücke einrichtest, um Tor zu entsperren. Problematisch ist außerdem, dass die Zensur von Tor nicht einheitlich ist. Möglicherweise funktioniert eine bestimte Bridge-Konfiguration in einem Land, aber in einem anderen wiederum nicht.

Du als User musstest also selbst herausfinden, welche Option die beste ist. Oftmals war das Ergebnis kein zensurfreies Internet, sondern einfach Frust. Die Entwickler des Tor-Browsers haben mit dem Anti-Zensur-Team des Tor-Projekts zusammengearbeitet und den Verbindungsassistenten verbessert. Es gibt eine neue Funktion, die automatisch eine Bridge-Konfiguration je nach Standort anwendet. Die Auswahl der jeweiligen Methode nimmt Dir also die Software ab.

Beste Verbindung automatisch wählen

Connection Assist sucht und lädt eine aktuelle Liste herunter, indem die Software Deinen Standort benutzt – natürlich mit Deiner Zustimmung. Der Browser muss sich nicht mit dem Tor-Netzwerk verbinden, sondern nutzt moat. Es ist das gleiche Tool, mit dem der Tor Browser eine Brücke von torproject.org anfordert.

Allerdings weisen die Entwickler darauf hin, dass der Verbindungsassistent eine Version 1.0 ist. Es handelt sich dabei zwar um einen sogenannten Milestone, der in künftigen Versionen noch verbessert wird. Vor allen Dingen an der Benutzerfreundlichkeit will das Entwickler-Team weiter arbeiten. User aus Ländern, in denen das Tor-Netzwerk möglicherweise blockiert ist (etwa Belarus, Dubai, China, Russland, Turkmenistan und Ägypten), können die neueste Version dieser Funktion testen, indem sie als Alpha-Tester tätig werden und ihre Ergebnisse im Tor-Forum melden.

Neugestaltung der Netzwerk-Einstellungen

Das Entwickler-Team hofft, Usern helfen zu können, die mit starker Zensur leben müssen. Ziel soll es sein, sich mit nur einem Klick verbinden zu können. Allerdings gibt es immer Ausnahmen und einige Leute wollen vielleicht auch manuell konfigurieren.

Deswegen wurden die Einstellungen für das Tor-Netzwerk überarbeitet:

• Neuer Name: Die Tor-Netzwerkeinstellungen heißen ab sofort Verbindung. Damit ist klarer, was Du in diesem Tab findest.
• Verbindungsstatus: Du siehst den letzten bekannten Verbindungsstatus oben in den eben genannten Einstellungen. Du kannst Deine Internetverbindung ohne Tor mit moat testen und findest vielleicht auch so mögliche Verbindungsprobleme.
• Optimierte Optionen für Brückenoptionen: Die lange Liste bestehend aus Feldern und Optionen ist verschwunden. Für jede Methode zum Hinzufügen einer Bridge hat das Entwickler-Team in einzelne Dialogmenüs aufgeteilt – auch mit Hinblick auf künftige Verbesserungen.
• Verbindungsassistent: Kann sich der Tor Browser wegen möglicher Zensur nicht mit dem Tor-Netzwerk verbinden, bekommst Du automatisch eine zusätzliche Option zur Auswahl einer Brücke.
• Neue Sichtbarkeit der Bridges: Früher waren Brücken praktisch unsichtbar. Das galt auch dann, wenn sie eingerichtet waren. Ab sofort kannst Du Dir Deine gespeicherten Brücken anzeigen lassen. Außerdem gibt es neue Optionen für die gemeinsame Nutzung von Bridges. Nachfolgend siehst Du, wie das aussieht.

So sieht eine Bridge-Karte in Tor Browser 11.5 aus

Oben siehst Du, wie eine Brückenkarte aussieht. Du kannst die Bridge-Zeile kopieren und teilen. Außerdem hat jede Bridge jetzt einen eindeutigen QR-Code, der sich mit künftigen Versionen des Tor Browser für Android auslesen lässt. Zumindest ist das der Plan. Auch andere Apps, die mit Tor funktionieren, sollten davon profitieren. Somit kannst Du eine funktionieren Bridge einfacher vom Desktop auf das Smartphone übertragen.

Hast Du mehrere Brücken konfiguriert, gibt es einen Stapel aus diesen Karten, den Du mit einem Klick aufklappen darfst. Außerdem markiert Tor Browser 11.5, mit welcher Bridge Du gerade kommunizierst. Auf diese Weise erkennst Du sofort, welche Brücke im Einsatz ist.

Die Hilfe-Links in den Verbindungseinstellungen sind ab sofort auch offline verfügbar. Beim Tor Browser gibt es zwei Arten von Hilfe-Links in den Einstellungen:

• Die einen verweisen auf support.mozilla.org
• Die anderen verweisen auf tb-manual.torproject.org – also das Tor-Browser-Handbuch. Hast Du nun Verbindungsprobleme mit dem Tor Browser und möchtest sie beheben, nutzen Dir allerdings Links im Internet wenig. Deswegen ist das Handbuch in Tor Browser 11.5 offline verfügbar. Du erreichst das Handbuch auch so: Menü > Hilfe > Tor Browser-Handbuch oder Du gibst in der Adresszeile about:manual ein.

Nur noch HTTPS – per Standard

HTTPS-Everywhere gehört zu den Erweiterungen, die früher im Tor Browser enthalten waren. Sie stellt Verbindungen automatisch auf HTTPS um, sofern das möglich ist. Alle populären Webbrowser unterstützen das automatische Upgrade auf HTTPS. Firefox, auf dem der Tor Browser 11.5 basiert, nennt diese Funktion HTTPS-Only-Modus.

Ab Tor Browser 11.5 ist der HTTPS-Only-Modus per Standard für die Desktop-Versionen und deswegen ist HTTPS-Everywhere nicht mehr enthalten.

Im Gegensatz zur Desktop-Version wird Tor Browser für Android kurzfristig weiterhin HTTPS-Everywhere einsetzen.

Tor Browser für Android

Die hier vorgestellten Funktionen sind alle für die Desktop-Versionen des Browser. Das Team ist mit dem Tor Browser für Android noch nicht so weit in Sachen Funktionsumfang. Das Tor-Projekt musste immer wieder mit Hürden kämpfen, die zu Verzögerungen geführt haben. Deswegen wurde die Roadmap für Android neu ausgerichtet. Seit Anfang des Jahres gibt es laut eigenen Angaben drei Prioritäten:

• Regelmäßige Updates für Android
• Behebung der Abstürze, die viele Android-Nutzer erlebt haben
• Mit der Veröffentlichung von Fenix (Firefox für Android) weitermachen

Das Team veröffentlicht nun um Schnitt pro Monat eine neue Android-Version. Weiterhin ist die Aktualisierung des Tor Browsers auf Fenix v102 in den nächsten Monaten Priorität.

Das Entwickler-Team arbeitet also an der Android-Version, bittet aber um etwas Geduld.

Verbesserte Font-Unterstützung

Der Tor Browser schützt Dich vor sogenanntem Fingerprinting und hier spielen auch die Schriftarten eine Rolle. Kann Dich ein anhand der auf Deinem System installierten Schriftarten identifizieren, ist das natürlich doof. Deswegen wird der Tor Browser mit diversen vorinstallierten Schriftarten ausgeliefert, die er anstelle der auf Deinem System installierten Schriftarten benutzen kann. Einige Schriften hat die Software jedoch nicht korrekt dargestellt und andere Fonts waren im Tor Browser überhaupt nicht verfügbar.

Das Team hat dem Tor Browser 11.5 weitere Schriftarten spendiert. Es sind viele weitere Schriftarten aus der Noto-Familie hinzugekommen. Das Team schreibt aber auch, dass man an dieser Stelle Kompromisse machen muss, um die Größe des Installationsprogramms nicht zu sehr aufzublasen. Findest Du in Deiner Sprache, dass Zeichen im Tor Browser nicht richtig dargestellt werden, darfst Du das gerne melden.

Download Tor Browser 11.5

Auf Deutsch findest Du die Desktop-Version des Tor Browser 11.5 im Download-Bereich der Projektseite. Wie immer gibt es Versionen für Linux, macOS und Windows.

Suchst Du eine andere Variante, etwas ein .apk für Android, wirst Du hier fündig.