Projekt “Umstellung auf Linux” im Tauchcenter hat begonnen

7 Kommentare Autor: Jürgen (jdo)

Es ist schon eine Weile her, als ich mit meinem Bekannten, der ein Tauchcenter betreibt, die Umstellung auf Linux besprochen hatte. Der Grund ist, da die Rechner noch mit Windows XP laufen, dessen Support bekanntlich eingestellt wurde. Erst hatte er keine Zeit, dann ich keine und so weiter. Gut, die Virenscanner auf den XP-Rechnern sind noch aktiv und bisher laufen die Dinger noch.

So langsam aber sicher wollten wir das Projekt, wenn auch recht kleines Projekt mit vier Rechnern, in Angriff nehmen. Der Server läuft schon lange auf Linux. Den haben wir aber nun auf den neuesten Stand gebracht. Außerdem wurde apt-cacher ng installiert, damit die Updates der Rechner dann vom Server kommen und nicht jeder der vier Rechner die Aktualisierungen aus dem Internet herunterladen muss.

Die Leute sind natürlich skeptisch und fragen gewisse Dinge. Deswegen haben wir im Vorfeld diverse Tests gemacht und über alles mögliche geredet. Hauptanliegen waren:

E-Mail

Wird derzeit mit Outlook abgefackelt. Die Leute brauchen aber keinen Adressbuch-Export oder Import und E-Mail soll einfach mit Pop3 empfangen werden. Ist nicht auf meinem Mist gewachsen, ist so gewünscht. Des Menschen Wille ist sein Himmelreich. Thunderbird wird das übernehmen. Ich werde das Adressbuch dann gleich an eine ownCloud-Instanz auf dem Server anflanschen – vielleicht. Vielleicht auch nicht – es macht eh nur ein Rechner E-Mail und den Thunderbird-Ordner kann man so auch via rsync sichern.

Drucken

Die verwenden einen XeroX WorkCentre 5016 und da komme ich noch dazu. Das war eine kleine Odyssee und das Ding ist mir völlig schleierhaft. Aber es funktioniert.

Internet / Browser

Das braucht man nicht weiter erläutern …

PDF-Dateien mit Formularen ausfüllen

Die Formulare, die im Einsatz sind, lassen sich netterweise mit Okular oder Evince bearbeiten, ausfüllen und auch speichern. Es ist kein Nachkauf von Adobe Acrobat notwendig. Die haben zwar ein Original davon, aber ich weiß nicht, wie alt das ist.

Word (Textverarbeitung) / Excel (Tabellenkalkulation)

Schön ist, dass eigentlich alle Dokumente in den alten Formaten .doc oder .xls vorliegen. Das sind recht simple Dokumente und die wichtigsten konnten wir ohne Probleme mit LibreOffice öffnen und bearbeiten. Keinerlei Drama hier.

Umstellung auf Linux: Erster Rechner

Der erste Rechner ist sozusagen die Feuerprobe. Deswegen wurde auch der älteste genommen, der am wenigsten Arbeit verrichten muss. Hier werden nur PDF-Dokumente ausgefüllt, dann und wann ein bisschen Textverarbeitung und eben Internet-Browsing.

Die Krücke ist schon recht müde und hat nur 760 MByte RAM. Deswegen habe ich mich für Linux Mint 17 Xfce entschieden. Das kommt aus Sicht des Anwenders recht nah an Windows XP ran und die 760 MByte Arbeitsspeicher sind zwar an der Grenze, aber für die Funktion dieses Rechners taugt es gerade noch. Die anderen Computer sind dann besser bestückt. Linux Mint 17 basiert auf Ubuntu 14.04 LTS “Trusty Tahr” und wird eine ganze Weile unterstützt. Bevor das ausläuft, verrecken eher die Rechner.

Linux Mint 17 "Xfce"

Linux Mint 17 “Xfce”

Die Installation lief problemlos und die Anwender haben sich ohne große Hilfestellung sofort zurecht gefunden. Das Ding ist seit zwei Tagen im Einsatz und mich hat noch keiner angerufen. Das ist ein gutes Zeichen 🙂 … deswegen wird es wohl bei den anderen Rechnern auch Linux Mint 17 Xfce werden, damit man eine konsistente Umgebung hat.

Xerox WorkCentre 5016 unter Linux

Also mit dem von Linux Mint vorgeschlagenem Treiber geht es nicht. Dafür bietet Xerox einen Treiber an, der aus dem Mittelalter stammt. Der Treiber lässt sich nicht installieren, da eine Abhängigkeit von libcupsys2 nicht erfüllt ist. Das kann auch nicht funktionieren, da Linux Mint 17 oder Ubuntu 14.04 “Trusty Tahr” libcups2 verwendet. Deswegen muss man zunächst einmal das Paket auspacken, dann diese Zeile entsprechend ändern und dann wieder einpacken. Anschließend lässt sich die .deb-Datei installieren. Nun gab es noch ein paar Probleme, da der Treiber falsche Berechtingungen für diverse Dateien angelegt hat: cups-insecure-filter

Das lässt sich so beheben:

  • sudo chown root.root /usr/lib/cups/filter/* (oder eben die Dateien gezielt rauspicken)
  • sudo chown root.root /usr/lib/cups/backend/* (oder eben die Dateien gezielt rauspicken)

Das bedeutet nun aber nicht, dass der Drucker funktioniert. Wird erkannt und ich kann Druckaufträge hinschicken. Der Xerox 5016 beschwert sich aber immer wieder, dass das Papier-Format nicht passt. Nach ewigem Hin und Her haben wir dann herausgefunden, dass man am Drucker selbst das Papierformat von A4L auf A4 ändern muss. Nun druckt Linux Mint ohne Probleme. Da ist mir ein Stein vom Herzen gefallen, denn das wäre ein echter Blocker hinsichtlich der Umstellung auf Linux gewesen.

Doof ist nur, dass nun Windows nicht mehr druckt und den Papier-Format-Fehler hervorruft. Es ist mir völlig schleierhaft warum, aber es ist so. Irgendwann sind alle Rechner auf Linux umgestellt und dann ist es egal. Im Moment steht Schacht 1 auf A4L und da drucken die Windows-Rechner und Linux druckt über den Bypass-Schacht, also den manuellen Einzug, der auf A4 konfiguriert ist. Wie gesagt müssen diese Einstellungen am Drucker selbst vorgenommen werden.

Der Drucker hängt übrigens am Windows-Rechner via USB und wir drucken ohne Probleme unter Linux Mint 17 über einen Windows-Share-Drucker. Das klappt.

Wie geht es weiter?

Die Leute wollen nun zwei Wochen mit dem System spielen und testen. Dann geht es in die nächste Phase und wir stellen einen weiteren Rechner um.

Ich bin da der Meinung, dass man es den Leuten nicht in den Hals stopfen soll. Haben Sie das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben und können sich selbst ein Bild machen, ohne dass man gleich den ganzen Betrieb durcheinander bringt, fruchtet das wesentlich mehr. Nun darf jeder das neue System erst einmal beschnuppern und damit testen. Die Neugierde ist auf jeden Fall groß, habe ich gemerkt und es scheint, als würde die Umstellung auf Linux klappen.

Für die Übernahme der E-Mails gibt es auch schon einen Plan. Ich werde auf dem Server einen IMAP-Server installieren. Dort hängen wir Outlook an und kopieren darauf die Mails. Im Anschluss richten wir Thunderbird ein und kopieren die Mails einfach via IMAP zurück.

Anstatt nun zwei neue Rechner plus Windows-7-Lizenzen kaufen zu müssen, muss der gute Mann gar kein Geld investieren. Das hat ihm natürlich besonders gefallen und auch der Umstand, dass er keine zusätzliche PDF-Software mehr braucht. OK, mich muss er ein paar (viele) Mal kostenlos tauchen lassen … 🙂 … Klappe zu, Windows Geschichte …

Sobald der nächste Schritt  abgeschlossen ist, berichte ich das wieder. Auch wenn Anwender in Probleme und dergleichen laufen, denn das ist für andere sicherlich auch nützlich.




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7 Kommentare zu “Projekt “Umstellung auf Linux” im Tauchcenter hat begonnen”

  1. Michael says:

    Danke für den Bericht. Ich bin gespannt wie es weitergeht mit der Umstellung, auch grade eventuelle Probleme sind oft sehr lehrreich.

  2. Martin Zabinski says:

    Nett, schön mal wieder was davon zu lesen, sowas interessiert mich doch sehr.

    2 Punkte hätte ich noch:
    1. auf dem alten Rechner könntest du das Packet "zram-config" installieren das könnte dem evl noch etwas auf die Sprünge helfen. Zumindest bei meinem Netbook bewirkt das Wunder (naja fast :)).
    2. Du kannst auch Thunderbird erstmal neben Outlook installieren und die Importfunktion von Thunderbird nutzen und dessen Verzeichnis nur(/zusätzlich) sichern und auf dem neuen Rechner einspielen. (https://support.mozilla.org/de/kb/zu-thunderbird-wechseln)

    MfG Martin

  3. 84ck80n3 says:

    Für mich als Tauchlehrer wäre interessant zu erfahren, um welche Tauchbasis es sich handelt. So etwas gehört doch schließlich unterstüzt 😉
    Ich habe mir neulich ein Win7 zum Testen installiert. Hab es aber nach ein paar Tagen wieder entfernt, weil es mir viel zu kompliziert war. Anscheinend bin ich dazu zu blöde.

  4. Drago says:

    Falls gelegentlich mal ne Rechnung geschrieben werden muss, könnte Kraft helfen, siehe http://volle-kraft-voraus.de

    Viel Erfolg weiterhin!

  5. ich says:

    Hm, "kein Geld in die Hand nehmen" stimmt ja nicht. Oder ist deine Zeit kostenlos zu haben?

    • jdo says:

      Kostenlos nicht ganz - aber ich tausche meine Zeit gegen Pressluft in den Tanks 🙂