Verlaufsfilter und Graufilter: Fotos mit Darktable und RawTherapee verbessern

Kein Kommentar Autor: Jürgen (jdo)

Bilder lassen sich mithilfe von HDR-Techniken verbessern. Diese etwas komplizierte Prozedur ist aber nicht notwendig, wenn zum Beispiel ein komplettes Drittel oder eine Hälfte des Bildes etwas zu dunkel (unterbelichtet) oder zu hell (überbelichtet) ist. Hier wirkt ein Verlaufsfilter Wunder.

Was macht ein Graufilter?

Ein Graufilter wird vor einem Objektiv angebracht und macht das Foto ganz banal gesagt dunkler. Diese Filter werden auch ND-Filter (Neutraldichtefilter) genannt. Je nach Stärke verlängern Graufilter die Verschlusszeit um einige Blendenstufen. Anders gesagt heißt das, der Fotograf kann sein Bild länger belichten, ohne eine Überbelichtung zu provozieren. Ich will an dieser Stelle mit den ND-Filtern nicht zu technisch werden. Gerne verwendet wird ein ND8-Filter, der im Prinzip minus drei Blendenstufen bedeutet. Jede Verdoppelung des ND-Wertes bedeutet eine Blendenstufe. ND2 → -1, ND4 → -2 und so weiter.

Die meisten kennen diesen Effekt bei Fotos von Wasserfällen. Das Bild ist nicht überbelichtet, das Wasser gleicht aber mehr Seide und weniger Wasser. Das ist ganz einfach der Effekt, der sich bei einer längerer Belichtung von fließendem Wasser einstellt. Ein Beispiel:

Fließendes Wasser: Es hilft natürlich, wenn es windstill ist.

Fließendes Wasser länger belichtet

Nun gibt es diese Graufilter auch als Verlaufsfilter. Meist wird man diese von oben nach unten benutzen, um den Himmel bei einem Foto nicht ausreißen zu lassen, wenn der untere Bereich länger belichtet werden muss oder soll.

Wie schon erwähnt, ließe sich mit HDR auf so eine Situation prügeln, aber das ist oft nicht notwendig. Ich habe im Urlaub in Schottland ein Bild gemacht, mit dem sich die Sachlage recht gut erklären lässt. HDR verwende ich gerne, wenn es viele unterschiedliche Bereiche mit verschiedenen Lichtverhältnissen in einer Szene gibt.

Verlaufsfilter in Darktable

Zunächst einmal ist wichtig, dass das Bild im RAW-Format vorliegt. RAW-Bilder enthalten wesentlich mehr Informationen als JPG und sie lassen sich recht unkompliziert um bis zu zwei Blendenstufen hoch und runter abändern. Recht unkompliziert heiß in diesem Fall, dass relativ wenig Rauschen oder andere unerwünschte Effekte auftreten. Hier ist das Foto, über das ich sprechen möchte.

Rah Fall auf der Isle of Skye

Rah Fall auf der Isle of Skye

Es ist mit einer Canon EOS 7D aufgenommen: Brennweite 17 mm, Verschlusszeit 12 Sekunden und Blende F18. Damit ich so lange belichten konnte, war ein kompletter Graufilter auf das Objektiv geschraubt. Teure physische Verlaufsfilter habe ich leider nicht. Ich verwende dieses relativ günstige Set bestehend aus jeweils einem ND8, ND64 und ND1000 Filter für mein Tamron 17-50mm 2,8 (bildstabilisiert). Die Filter lassen sich auch hintereinander schrauben, möchte man zum Beispiel einen ND8 und einen ND64 kombinieren. Mit diesen Filtern habe ich damals auch den Elbtunnel fast menschenleer machen können.

In diesem Fall passt mir der obere Bereich des Fotos ganz gut, aber unten ist es mir zu dunkel. Der Verlaufsfilter von Darktable hilft mir nun, das Foto mit dem Wasserfall lediglich im unteren Bereich etwas aufzuhellen. Ich wende den Graufilter mit Verlauf sozusagen nachträglich an.

Die wichtigsten Parameter beim Verlaufsfilter von Darktable sind die oberen drei Schieberegler. Sie nennen sich Dichte, Kompression und Drehung. Letzteres erklärt sich eigentlich von selbst. Das ist ganz einfach die Richtung, in der der Verlauf gehen soll. Die Linie gibt Dir einen Hinweis, wie der Verlauf auf das Foto abgebildet wird.

Verlaufsfilter mit Darktable anwenden

Verlaufsfilter mit Darktable anwenden

Die Dichte ist in EV (Exposure Value oder Lichtwert) angegeben. Damit kannst Du den entsprechenden Bereich entweder aufhellen (+EV-Werte) oder abdunkeln (-EV-Werte).

Die Kompression bestimmt, wie große der Bereich des Verlaufs sein soll. Ist der Wert niedrig, ist der Bereich groß oder breit. Je höher der Wert ist, desto kleiner ist der Bereich des Verlaufs.

Das hört sich komplizierter an als es ist. Am besten nimmst Du ein Foto und spielst einfach ein bisschen mit den Parametern.

In meinem Fall habe ich lediglich die Linie etwas nach unten verschoben und dann den EV-Wert auf -3 gestellt. Das ist ziemlich grenzwertig in Bezug auf das Rauschen im Bild. Bei diesem Foto hält sich das Rauschen in Grenzen und ein -3 EV ist möglich. Pauschalisieren lässt sich das leider nicht. Du musst bei Deinem Bild einfach ein bisschen experimentieren.

Das Bild sieht auf jeden Fall nun so aus und mir gefällt es wesentlich besser, wenn der untere Bereich nicht ganz so düster ist.

Wasserfall mit Verlaufsfilter verbessert

Wasserfall mit Verlaufsfilter verbessert

Eigentlich ist der dunkle Bereich schräg. Auch das lässt sich mit dem Verlaufsfilter angehen, da ich den einfach schräg stellen kann. Das sieht dann zum Beispiel so aus.

Der Verlaufsfilter bei Darktable schräg setzen

Der Verlaufsfilter bei Darktable schräg setzen

Das Resultat ist, dass das Wasser links unten noch mal etwas heller dargestellt wird. Das gilt auch für die Steine in der Mitte links.

Die Rah Falls mit einem schrägen Verlaufsfilter bearbeitet

Die Rah Falls mit einem schrägen Verlaufsfilter bearbeitet

Die drei Bilder nebeneinander im Vergleich.

Vergleich der Rah Falls

Vergleich der Rah Falls

Weitere Parameter beim Verlaufsfilter in Darktable

Die meisten Filter haben einen leichten Farbstich und der ließe sich mit den Parametern Farbton und Sättigung ausgleichen.

Auf Überblenden gehe ich nur kurz ein, denn das ist eine Wissenschaft für sich selbst. Im Endeffekt legst Du damit das mit dem entsprechenden Filter veränderte Bild über das davor und kannst beide vereinen oder überlagern. Bei Darktable gibt es diverse Module, die Überblenden unterstützen. Eines davon ist eben der Verlaufsfilter. Das Überblenden lässt sich auch auf bestimmte Masken abbilden, womit sich verschiedene Bereich mit mehreren Verlaufsfiltern bearbeiten ließen. Weitere Informationen zum Überblenden findest Du im Handbuch von Darktable.

Grauverlauffilter bei RawTherapee

Mit RawTherapee funktioniert die Geschichte ebenfalls. Die entsprechende Funktion nennt sich hier Grauverlauffilter. Das ist im Prinzip das Gleiche wie der Verlaufsfilter bei Darktable – mit nicht ganz so vielen Optionen. Farbe und Sättigung lassen sich bei RawTherapee bei diesem Modul nicht anpassen und überblenden ist ebenfalls nicht verfügbar.

Für mein Foto ist das nicht relevant, da ich eigentlich nur den unteren Bereich aufgehellt haben möchte. Das sieht bei RawTherapee so aus.

Grauverlauffilter bei RawTherapee

Grauverlauffilter bei RawTherapee

Open Source ersetzt teure Ausrüstung und Software

Auch dieses Beispiel zeigt wieder, dass nicht unbedingt teure Graufilter mit Verlauf notwendig sind. Solange die Kamera RAW-Bilder aufnehmen kann, lässt sich mithilfe der Open-Source-Programme Darktable oder RawTherapee ziemlich viel nachträglich herausholen.

Bei meinem Beispielfoto ist nicht einmal viel Aufwand notwendig. Ich musste lediglich den unteren Bereich etwas aufhellen und hatte dabei sogar das Glück, mir das Entrauschen sparen zu können.

Mit den Farben, besser gesagt der Farbtemperatur oder dem Weißabgleich lässt sich noch ein bisschen spielen und das Bild an seine persönlichen Bedürfnisse anpassen. Der Vorteil von RAW ist, dass Du sehr viele Änderungen nachträglich machen kannst.

Rah Falls

Der fotografierte Wasserfall nennt sich Rah Falls und befindet sich auf der Isle of Skye in Schottland. Genau genommen ist der etwas im Wald versteckte Wasserfall mitten in Uig im Nord-Nord-Westen der Insel – nicht einmal 300 Meter von der Hauptstraße entfernt. Möchtest Du dort schöne Fotos machen, dann ist etwas Klettern gefragt. Durch die Wetterkapriolen der vorangegangenen Tage war das durch den Matsch nicht ganz einfach und zuweilen etwas glitschig. Es hat aber trotzdem funktioniert und wir konnten dort schöne Fotos machen. Gut an den ganzen Regen- und Schneefällen war, dass die Rah Falls etwas mehr Wasser hatten. Dann und wann muss das Ding wohl zu einem Rinnsal verkümmern.

Hier ist noch eine Aufnahme, bei der keine weitere Bearbeitung notwendig war. Ok, das stimmt nicht ganz, denn das Bild ist aus vier Fotos zusammengestitcht.

Rah Falls auf der Isle of Skye

Rah Falls auf der Isle of Skye

Gedanken und Sonstiges

Im Moment bin ich dabei, einen längeren Reisebericht über den tollen Urlaub auf der Isle of Skye zu schreiben. Allerdings sind wir noch etwas matt, da ein FLug solche Verspätung hatte, dass wir den Anschlussflug verpasst haben und somit eine Nacht in Istanbul bleiben mussten. Mit insgesamt 26 Stunden Verspätung sind wir recht müde zu Haus angekommen und hier darf ich mich gerade noch mit einer kleinen Invasion von Ameisen plagen. Das ist jedes Jahr das gleiche mit den Biestern. Sobald der Sommer kommt, sind die Mücken weg, aber dafür die Ameisen da. Im Herbst einigen sich die Ameisen und ich meist auf unentschieden und bis zum nächsten Sommerbeginn ist dann wieder Ruhe. 🙂 Einige andere Wartungsarbeiten fallen ebenfalls an, die vor der Computerei erledigt werden müssen oder werden wollen.

Ubuntu 16.04 habe ich auch komplett verpasst und somit werde ich nun nach und nach die Derivate der Distribution herunterladen und meinen Senf dazu geben. Ich werde wohl mit Ubuntu Mate 16.04 auf dem Raspberry Pi beginnen. Zum Bq Aquaris M10 Ubuntu Edition fällt mir ehrlich gesagt nichts mehr ein. Was hat die denn geritten, Ubuntu 15.04 per Standard auszuliefern? Sehen wir mal von den Performance-Problemen ab, die überall zu lesen sind. Ubuntu 15.04 war bei Auslieferung des Aquaris M10 Ubuntu Edition bereits nicht mehr unterstützt und das geht einfach gar nicht. Mit ist schon klar, dass das Gerät auf Teufel komm raus auf den Markt sollte. Aber einen Gefallen hat sich Canonical damit sicherlich nicht getan. Ahnen konnte man das eigentlich auch nicht, da alle Marketingbilder mit 16.04 als Uhrzeit ausgegeben wurden. Erst wenn man sich im Bq Store die Details ansieht, dann wir als OS Ubuntu 15.04 angegeben. Das grenzt fast schon an arglistige Täuschung – ein schnelles und gut funktionierendes OTA Update wäre eventuell eine Versöhnung.

Cinnamon 3.0 habe ich mitbekommen und offiziell wird es keinen Port für Linux Mint 17.3 geben. Aber Linux MInt 18 sollte nicht mehr in allzuweiter Ferne liegen.

Mein Pine A64 sitzt in Deutschland fest und ich versuche derzeit, das Ding zu bekommen. Mit etwas Glück kommt Anfang Juni jemand, der den Winzling mit doch beachtlicher Verspätung hoffentlich mitbringt.

Lange Rede kurzer Sinn sollte sich mein Alltag bald wieder einspielen und es gibt auch noch einige 360° Panoramas, die ich auf der Isle of Skye gemacht habe und die veröffentlicht werden wollen.

Teile meiner Ausrüstung

 


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