Neues vom Zarafa Summercamp 2012

3 Kommentare Autor: Thomas (td)

Passend zu meinem “Zarafa (7.0) auf UCS”-Workshop möchte ich noch nachlegen, dass am vergangenen Wochenende Zarafas „Houseparty“ Summercamp im niederländischen Kerkrade mit interessanten Ergebnissen und Einblicken für Nutzer der populären auf Linux basierenden Groupware-Lösung zuende ging, in deren Rahmen Zarafa Teilnehmern einen Einblick in die weitere Planung gewährte und neue Versionen der im Zarafa-Kontext relevanten Produkte vorstellte.

Das von Zarafa und Zarafa-Partnern alljährlich veranstaltete Summercamp findet traditionell im stilvollen Ambiente statt und residierte in diesem Jahr in der »Abbey of Rolduc« in Kerkrake im zentralen Einzugsgebiet von Holland, Belgien und Deutschland.

Abbey of Rodulc, Kerkrade (Quelle: http://www.rolduc.com)

Ich war zwar in diesem Jahr nicht selbst dabei, erfahrungsgemäß bietet die kostenpflichtige Hausmesse aber stets hochkarätige Workshops und Vorträge zu neuen Zarafa-Produkten. In der Regel nutzt Zarafa die Veranstaltung auch als fixen Veröffentlichungs-Termin für neue Major-Releases der Groupware-Lösung, was in diesem Jahr aber nicht ganz funktioniert hat. Zwar konnte Zarafa pünktlich zum Summercamp die Version 7.08 freigeben, nicht aber die eigentlich geplante Version 7.1, welche jetzt erst Ende Juli erscheinen wird.

WebApp 1.1

WebApp braucht Dank Overlay-Technik für die meisten Funktionen keine neuen Browser-Fenster.

Dafür zeigte Zarafa die fertiggestellte Version 1.1 seines neuen Web-Frontends, das jetzt “WebApp 1.1” heißt und nicht mehr Webaccess, um sich auch namentlich vom Vorgänger abzuheben. Zarafas WebApp ist eine vollständige Überarbeitung der Web-Oberfläche und nutzt modernste Web-Technologien, wie etwa das ExtJS-Framework. Das ermöglicht WebApp das Zurverfügungstellen zahlreicher neuer Funktionen wie erweitertes Drag & Drop, intuitives Setzen von Zugriffsrechten und eine einfachere Bedienung durch Tastenkombinationen. Dass viele der Aktionen in WebApp 1.1 keine separaten Fenster mehr benötigen, sondern als Overlay in der Anwendung selbst ablaufen, hat den positiven Effekt, dass weniger Inhalte vom Server heruntergeladen werden müssen und vor allem bei langsamen Verbindungen erheblich schneller ist. Die neuen Web-Technologien machen die Bedienung gegenüber dem ebenfalls bereits mit reichlich AJAX ausgestatteten Webaccess noch einfacher und lassen kaum noch Unterschiede zu einem nativen Fullclient erkennen.

Das globale oder private Adressbuch steht in WebApp jederzeit zur Verfügung, etwa beim Schreiben einer neuen E-Mail.

Darüber hinaus bringt WebApp 1.1 eine Plugin-Schnittstelle mit und lässt sich daher um weitere Funktionen erweitern. So gibt es bereits fertige Plugins für Instant Messaging oder soziale Netze (Facebook); Weitere sollen folgen. Ferner kannst Du das Layout weitgehend an Deine Bedürfnisse anpassen. Zwar gibt es viel Neues in Sachen Bedienung,die Zarafa-Entwickler konnte aber auf der anderen Seite noch nicht alle in Webaccess bereits enthaltenen Funktionen auf in die neue Version übertragen. Dafür kannst Du Funktionen, die noch nicht direkt in die neue Oberfläche eingebunden sind, mit einer Registry-ähnlichen Funktion anpassen. Du kannst Zarafa Webapp 1.1 wie schon die seit einiger Zeit begutachtbare Version 1.0 von WebApp ab sofort von der Projektseite  im Quellcode oder als binäres Zusatzpaket herunter laden. Gegenüber der Version 1.0 wurde vorrangig das erwähnte Plugin-Framework hinzugefügt und die Unterstützung für den IE9 verbessert. Zarafa empfiehlt für den Einsatz von WebApp allerdings mindestens ZCP 7.0.6. Möchtest Du die neuen Funktionen vorab ausprobieren, schau Dir einfach die Online-Demoan.

WebApp lässt im Look&Feel keinen Unterschied mehr zu einem nativen Client erkennen.

Zarafa 7.1

Zu den wichtigsten Neuerungen der auf Ende Juli verschobene Zarafa-Version 7.1 (ZCP) – dem Kernstück der Groupware-Löung – gehört neben dem neuen Web-Client die Abkehr vom  erst mit der Version 7.0 eingeführten, auf Apaches Lucene-Engine basierenden, Indexierungsdienstes „zarafa-indexer“, der wohl im praktischen Einsatz  bei einigen Kunden Performace-Probleme verursacht habe soll, weil er im Hintergrund alle fünf Minuten sämtliche Mailboxen des Servers nach zu indexierenden Neuzugängen durchsucht. Das hätte theoretisch negativen Auswirkungen auf das Antwortverhalten des Servers. Ich kann dazu nichts sagen, weil auf meinen Testsystem keine 500 Mailboxen liegen. Jedenfalls haben die Zarafa-Entwickler Kurzerhand einen Nachfolger zarafa-search gebastelt, der zum Speichern der Ergebnisse jetzt eine schlanke Key-Value-Datenbank nutzt. Die Lucene-Engine kommt zwar auch hier noch zum Einsatz, aber nur noch für die Textanalyse. Laut Zarafa soll der neue Indexer bewirken, dass die Suchfunktion neue E-Mails auch bei großen Mailboxen nur wenige Sekunden nach Eingang, und nicht wie bisher mit einer Verzögerungen im Minutenbereich, findet. Darüber hinaus haben die Zarafa-Entwickler die interne Datenbank von MySQL 4.1 auf die Version 5.5 aktualisiert und die interne Backup-Funktion Multi-Threading-fähig gemacht, was vor allem auf modernen Multi-Core-Servern deutlich schnellere Sicherungen ermöglicht, weil zarafa-backup jetzt mehrere Stores parallel sichert.  Die finale Freigabe der Version 7.1 soll Ende Juli erfolgen; vorab wird es wahrscheinlich noch einen Release Candidate geben.

Z-Push 2.0

Z-Push ist eine Open-Source-Implementierung von Microsofts Active Sync .(Quelle: http://z-push.sourceforge.net)

Zarafas Summercamp gibt darüber hinaus auch den zahlreichen Partnern Gelegenheit, Ihre neuen Produkte vorzustellen. Im Verlauf des Summercamps gab das Z-Push-Entwickler-Team um Sebastian Kummer auch die neue Version 2.0 der Open-Source-Software frei, die vor Allem Admins mehr Kontrolle und eine detailreichere Protokollierung ermöglichen soll, damit diese nur noch in seltenen Fällen direkt auf die mobilen Geräte der Mitarbeiter zugreifen müssen. Z-Push ermöglicht  Push-Mails auf Smartphones zur Synchronisation von Kalendern, Kontakten usw. und unterstützt die Remote-Wipe-Funktion, sowie das Löschen von Daten bei Verlust eines Geräts. Z-Push wurde zwar ursprünglich von Zarafa-Entwicklern ins Leben gerufen, ist aber seit 2007 ein Open Source-Projekt. Z-Push ist eine Open Source Implementierung des ActiveSync-Protokolls von Microsoft (das eigentlich im Hintergrund einen MS Exchange Server braucht) und kommt inzwischen auch in anderen Groupware-Lösungen zum Einsatz, denn das Zarafa-Backend ist schon lange nicht mehr das Einzige; Backends für Zimbra, Kolab, IMAP etc. sind ebenfalls verfügbar. Z-Push basiert auf HTTP, nutzt WBXML (WAP Binary XML) und ist unter der AGPLv3 lizensiert.

Die Version 2.0 von Z-Push unterstützt jetzt auch ActiveSync 14. Ferner erlaubt Z-Push 2.0 das Synchronisieren von HTML-Mails und kann unter anderem Abwesenheitsmeldungen vom Mobiltelefon aus an- und abschalten. Ferner sind nicht synchronisierte E-Mails auf dem Server jetzt durchsuchbar und Du kannst vom Mobiltelefon aus erkennen, welcher Teilnehmer Deiner Terminanfragen zu- oder abgesagt hat. Die neuen Funktionen in Z-Push 2.0 richten sich aber vor Allem an Administratoren, die jetzt mehr Informationen über die verbundenen Geräte, Gerätetypen und Firmware-Versionen in Erfahrung bringen können. Außerdem haben die Z-Push-Entwickler viele administrativen Funktionen erweitert. Remote Wipe konnte schon die Vorgänger-Version. Mit Z-Push 2.0 kannst Du jetzt eine komplette Neu-Synchronisation vom Server aus anwerfen. Außerdem ist der Zugriff auf öffentliche Verzeichnisse jetzt auch vom Smartphone aus (Android, iPhone und iPad) möglich und zeigt auch zusätzliche Kalender und Kontakte-Ordner an. Für mehr Sicherheit soll zudem die Unterstützung von “fail2ban” sorgen. Damit blockiert Z-Push 2.0 eine IP-Adresse, wenn von dieser eine Authentifizierung mehrmals fehlgeschlagen ist. Die Entwickler haben aber auch den Push-Mechanismus selbst verbessert und benutzen jetzt die Echtzeit-Benachrichtigung des Zarafa-Servers. Die sendet Änderungen umgehend zum Mobiltelefon, was angeblich die Last am Server nicht beeinflussen soll. Was die Hardware-Seite angeht unterstützt Z-Push jetzt auch Samsungs Galaxy S III mit Android 4.0.3.

Z-Push Top und Z-Push Admin

Übrigens zeigte Sebastian Kummer in Kerkrake auch daś Verwaltungswerkzeug Z-Push Admin, welches die Zarafa-Entwickler ebenfalls um eine Reihe von Funktionen erweitert haben, wie “list”, “wipe”, “remove data”, “trigger sync”, “partial sync”, um nur die Wichtigsten zu nennen. Sein Vortrag behandelte auch “Ping Tracking”, eine Funktion, mit der offene Verbindungen auf dem Sync-Server reduzieren werden sollen, was dessen Performance zugute kommen soll. Die gerade für Admins interessante Funktion, auch nachträglich freigegebene Kalender oder Adressbücher auf Mobilgeräte ausrollen zu können, funktioniert leider bisher nur für iOS-Geräte, weil Android-Smartphones diese Funktion noch nicht unterstützen. Sebastian Kummer ermöglichte auch einen ersten Blick auf “Z-Push Top”, ein Werkzeug, das ähnlich wie der Unix-Prozessmonitor Top, eine interaktive, detaillierte Liste sämtlicher aktuell auf dem Server laufender Synchronisationsvorgänge zeigt, aus der der Administrator quasi “live” Device- und User-IDs oder die gerade am Smartphone synchronisiert Ordner entnehmen kann und so stets im Blick hat, welche Geräte mit welchen Vorgängen gerade mit dem Server kommunizieren.

Exchange Web Services

Zarafa-CTO Steve Hardy stellte außerdem in seiner Keynote, aber auch im späteren Verlauf des Summercamps in technischen Vorträgen, die geplante aber noch nicht fertige Umsetzung der “Exchange Web Services” in Zarafa vor. EWS wird frühestens in einer für November 2012 geplanten Beta verfügbar sein. Seiner Aussage nach nutzt allerdings Zarafa 7.08 bereits jetzt einige der geplanten Funktionen, nämlich die, die auch Outlook 2010 bereits nutzt. EWS ist ein XML-basiertes SOAP-Protokoll und wurde von Microsoft mit Exchange 2007 eingeführt, als Nachfolger mehrerer älterer Standards, wie WebDAV oder  OWA (Outlook Web Access). Laut Ansicht der Microsoft-Entwickler hat EWS das Potenzial, MAPI und irgendwann auch IMAP vollständig abzulösen. Outlook 2010 etwa verwendet EWS für Free/Busy-Abfragen unter Windows und auf dem Mac bereits für Mail, Kalender und Adressbuch. Laut Hardy will Zarafa sein “EWS-Gateway als Standalone Server realisieren, der überwiegend in Python geschrieben sein soll. Die für November angekündigte Beta wird laut Zarafa E-Mails und Adressbücher in Mac Mail und Outlook 2011 unterstützen.

Z-Admin

Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass auch Zarafa-Partner Bitbone  aus Würzburg sein Zarafa-Administrationswerkzeug  Z-Admin  in neuer Version 1.2 zeigte, das auf dem ebenfalls von Bitbone als Open-Source-Projekte ins Leben gerufenen grafischen Verwaltungs-Framework Yaffas (Yet another Framework for Administering Servers) basiert.

Wie es auf Bitblokes weitergeht

In Anlehnung an meinen Zaraf4UCS-Workshop möchte ich noch ergänzen, dass das Zarafa-Integrationspaket für den Univention Corporate Server momentan auf Zarafa 7.0 basiert. Zum Testen der zahlreichen neuen Funktionen in Zarafa 7.1 werden ich in den nächsten Tagen ein frisches System auf einem Debian-Server aufsetzen, evtl. auch auf meinem VServer, was aber vermutlich am Ressourcenverbrauch scheitern wird. Davon unabhängig werde ich umgehend Z-Push 2.0 ausprobieren. Wie Du das installierst, zeige ich in Kürze hier auf Bitblokes in einem Workshop.

 




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3 Kommentare zu “Neues vom Zarafa Summercamp 2012”

  1. Retry says:

    Frage: Ich habe ein uraltes auf Ubuntu basierendes Zarafa in einer VM erumstehen, es ist etwa 2Jahre alt und auch so lange nicht mehr gelaufen. Kann ich das irgendwie mit seinen Daten auf ein aktuelles migrieren?

    • td says:

      Das ist je zunächst mal keine Migration, sondern ein Uprade. Bei einem Upgrade (z. B. hier beschrieben: http://www.zarafa.com/wiki/index.php/Upgrading_Zarafa) sollten theoretisch keine Daten verloren gehen. Trotzdem empfiehlt es sich, die Daten vorher zu sichern. Je nach dem, wie Du Zarafa konfiguriert hast, muss Du dazu (was die reinen Daten angeht) ja nur die gehörige MySQL-Datenbank sichern. Möchtest Du kein Upgrade fahren, sondern lieber eine Neuinstallation,musst Du natürlich in jedem Fall Deine Nutzerdaten (in der Datenbank) sichern und ggf. auch Deine komplette Zarafa-Konfiguration unter /etc/zarafa.

      Was die reinen Daten angeht, kannst Du die natürlich auch über den Umweg MAPI (Outlook) sichern. Das musst Du dann für jeden Benutzer tun. Ist natürlich nur bei wenigen Benutzern praktikabel. Hast Du die Daten einmal in Outlook, kannst Du die als PST-Datei weg-sichern, denn ich Rahmen eines Zarafa-Upgrades wirst Du ja möglicherweise auch Outlook updaten.

      Zudem gibt es von Zarafa noch ein offizielles Migrationstool (http://doc.zarafa.com/7.0/Migration_Manual/en-US/pdf/Zarafa_Collaboration_Platform-7.0-Migration_Manual-en-US.pdf). Das ist dazu gedacht, Daten von Exchange, Scalix oder PST zu Zarafa zu migrieren oder von Zarafa zu PST zu exportieren.

      Weitere Infos finden sich ggf. in der Dokumentation: http://www.zarafa.com/content/documentation

      • Retry says:

        Danke für die Fixe Antwort.
        Wie Zarafa die Daten ablegt und wo habe ich keine ahnung. ich habe da einfach mal das vorgefertigte image heruntergeladen und das teil gestartet. Es hat wunderbar fuktioniert. Bis auf das was mir eigendlich am wichtigsten war. die Kontakte Synachronisation. inzwischen funktioniert der SoGo für Thunderbird ja wieder jetzt kannich es dann mal wieder probieren.