Neue Debian basierte Distribution: Tanglu – aktuelle Software als Ziel

4 Kommentare Autor: Jürgen (jdo)

Tanglu Logo 150x150“Eine Ankündigung von der ich geglaubt habe, diese niemals zu machen”, fängt die Vorstellung der neuen Distribution Tanglu an. Seit 2011 spreche man immer wieder mal darüber, aber damals dachte man, dass sich der Aufwand einfach nicht lohnt. Allerdings hätten sich die Dinge geändert.

Warum und was?

Tanglu wird auf Debian Testing basieren, allerdings einen Ausgabezyklus von 6 Monaten haben. Die Distribution richtet sich an Desktop-Anwender. Man will die Installation so einfach und angenehm wie möglich halten. Sowohl Entwickler von Upstream-Software, als auch Neulinge und Standard-Benutzer sollen damit źurecht kommen. All diese Anwender wollen nach Meinung der Entwickler einen Desktop, der einfach nur funktioniert. Allerdings wird man keine Modifikationen an Upstream-Software vornehmen, sondern einfach verwenden, was da ist.

Tanglu

Tanglu

Man adressiert das Problem, dass Debian eine lange Zeit in einem eingefrorenem Stadium ist. Entwickler könnten keine neuen Upstream-Versionen einbringen und diese testen. Debian-Entwickler könnten während dieser Zeit Software in die Tanglu-Entwickler-Version einspielen und diese dann in den nächsten Debian-Zyklus bereits getestet einbringen. Das Delta zwischen Debian und Tanglu sollte minimal sein. Tanglu ei aber auch keine experimentelle Distribution für Debian. Experimente sollten demnach in Experimental einfließen. Nur Pakete, die für eine Ausgabe gut genug sind, sollen in Tanglu einfließen.

Im Idealfall sollten Tanglu und Debian in einer gemischten Umgebung gut funktionieren. Als Beispiel geben die Entwickler Debian-Server und Tanglu-Desktops an.

Tanglu wird ein offenes Projekt sein, dass von einer Community gesteuert ist. Ähnlich wie bei Fedora (ohne FESCo) können Mitglieder zu Beginn eines jeden Entwicklungs-Zyklus Vorschläge einbringen.

Man sei nicht der Meinung, dass man jedes Paket und jede Software besser kennt, als das Original-Upstream. Somit mache es wesentlich mehr Sinn, sich auf das Feedback von anderen und der Community zu verlassen, als irgendwelches Zeug im stillen Kämmerchen zu entwickeln und dann der Community zum Fraß vorzuwerfen. Bei Tanglu wisse man vor jedem Zyklus, was entwickelt wird und wie der Plan aussieht.

Man möchte ein Software-Center entwickeln, das ähnlich zu Ubuntus ist. Man wird auch nach Möglichkeiten suchen, ein Linux-AppCenter aufzuziehen. Hier sitzen dann Linux-Applikationen, die nicht nur für Tanglu offen sind, sondern sich auch in anderen Distributionen einsetzen lassen.

Man beantwortet einige Fragen und geht auf andere Themen ein. Ich gebe nur die für mich wichtigsten wieder. Du findest alles weitere in der offiziellen Ankündigung (Englisch).

Warum steuert Ihr nicht zu Debian direkt bei?

Das tue man ja. Man wolle mit Tanglu aber einen Schritt weitergehen und adressiere, was innerhalb Debian nicht möglich ist. Man könne zum Beispiel proprietäre Firmware ausliefern und einen exakt definierten Ausgabezyklus haben. Man wolle gar nicht, dass sich Debian ändert, weil es schon eine großartige Distribution ist. Man will ein Betriebssystem anbieten, dass sich so nah wie möglich an Debian anlehnt, aber angenehmer für den Anwender ist.

Ihr seid nur ein kleines Team und schafft das nicht

Auf so eine Wette wollen sich die Entwickler gerne einlassen. Zu Beginn will man die Arbeitslast klein halten und viele Pakete von Ubuntu synchronisieren. Zum Beispiel möchte man den Ubuntu-Kernel und die KDE-Pakete nehmen. Man habe eventuell sogar Sponsoren für die neue Distribution, allerdings ist hier noch nichts fix.

Welchen Desktop werdet Ihr benutzen?

Jeder könne in Tanglu eine neue Desktop-Umgebung einbinden, so lange diese in Debian existiert. Linux-Neulingen wird man einen Standard-Desktop vorsetzen müssen. Anfangs wird man sich auf KDE konzentrieren, aber eine pure GNOME-Umgebung ist ebenfalls geplant.

Tolle Idee! Kann ich helfen?

Hilfe wird immer gerne angenommen. Man sucht Designer, Handbuch-Autoren, Paket-Schnürer und so weiter. Die Entwicklung befinde sich in einem frühen Stadium, aber man wolle so früh wie möglich damit an die Öffentlichkeit.

Wer von Anfang an dabei sein möchte, kann sich an der Mailing-Liste (tanglu-devel) anmelden. Auf Freenode gibt es auch den Kanal #tanglu-devel.

Eine Webseite für die Distribution gibt es ebenfalls schon: tanglu.org. Das klingt nach einem sehr interessanten Projekt, das Lust auf mehr macht. Ich wünsche den Entwicklern viel Glück und Erfolg. Eine Distribution, die sich zwischen Debian und Ubuntu setzt und rein von der Community entwickelt wird. Klingt fast zu gut, um wahr zu sein.




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4 Kommentare zu “Neue Debian basierte Distribution: Tanglu – aktuelle Software als Ziel”

  1. ShalokShalom says:

    Und wieso helfen die nicht einfach siduction o.O ?

  2. Georg says:

    Wenn für tanglu keine Pakete erstellt werden, sondern einfach die aus Testing genutzt werden, wird es mit aktueller Software nicht weit her sein. KDE 4.10 beispielsweise kann man vergessen, ebenso XFCE 4.10. Wenn einfach Ubuntu-Pakete übernommen werden, übernimmt man damit auch einige politische Entscheidungen des Ubuntu-Teams, kann also gleich auf Ubuntu setzen. Ebenso stabil, noch aktuellere Pakete.

    • jdo says:

      lass die mal machen, deren Ansatz ist alles andere als schlecht ... die wollen zu Debian Testing aktuelle Pakete anbieten ... ich bin gespannt und freu mich auf Tanglu.

      • Georg says:

        Ich finde es auch sehr interessant und werde es so bald wie möglich auch selber ausprobieren. 😉
        Aber so ganz verstehen tue ich es trotzdem nicht. In Testing sind eine Zeit lang gereifte, schon recht stabile Pakete. In Unstable sind weniger stabile, aber recht neue Pakete. Jetzt bringt Tanglu eigene, neue Pakete ein, ersetzt also quasi Unstable/Experimental. Bleibt dabei aber trotzdem kompatibel zu Debian Testing. Wird Tunglu dadurch nicht theoretisch so "instabil", dass man gleich auf Unstable setzen könnte (was im Alltag auch recht stabil läuft)? Und wenn in Unstable ein Paket aktueller ist als in Tunglu, werde ich dann auf der älteren Version sitzen bleiben?

        Der FAQ nach wirkt es ein bisschen so, als wäre Tunglu nur eine Übergangslösung für die Freezes.