Buch-Rezension: Raspberry Pi für Kids von Michael Weigend
Ich wurde gefragt, ob ich eine Rezension für das Buch Raspberry Pi für Kids machen möchte und dafür wurde mir das Werk kostenlos zur Verfügung gestellt. Da ich selbst keine Kinder habe, mag eine Beurteilung in diese Richtung vielleicht etwas komisch sein. Allerdings sagt ein Bekannter von mir immer wenn er etwas nicht versteht: Erkläre es mir bitte, als würdest Du es einem Kind erklären!
Das Buch Raspberry Pi für Kids eignet sich laut eigenen Angaben für Kinder ab 12 Jahren und ich glaube, dass es auch für große, wissbegierige Spielkinder Klasse ist. Wer sich für ein Exemplar interessiert, findet hier eine Bestellmöglichkeit. Willst Du die berühmte Katze nicht im Sack kaufen, lies einfach weiter. HInter dem Links gibt es auch ein Bonus-Kapitel zum Download und diverse Projektmaterialien – für die Tippfaulen.
Von daher betrachte ich das Buch Raspberry Pi für Kids mit der Brille eines blutigen Anfängers und es ist bekanntlich nie zu spät, etwas Neues zu lernen. Natürlich werde ich nicht auf jedes noch so kleine Detail eingehen. Das Buch hat fast 500 Seiten. Fangen wir einfach mal an.
Wie verständlich ist das Buch Raspberry Pi für Kids?
Am Anfang wird natürlich erst einmal erklärt, was ein Raspberry Pi und so weiter ist. Etwas schmunzeln musste ich beim Satz, dass die für den Pi verfügbare Software umsonst ist. Das hat mich an einen Deutschlehrer von früher erinnert, der immer auf dem Unterschied zwischen kostenlos und umsonst herumgeritten ist: Ihre schulische Ausbildung ist zwar kostenlos, aber hoffentlich nicht umsonst! Da wir aber ein technisches Werk und nicht den Duden rezensieren, passt das schon. Wir wissen, was gemeint ist.
Sehr schön finde ich, dass gleich am Anfang sowohl auf Scratch als auch Python verwiesen wird. Ich selbst rate Anfängern ehrlich gesagt zu Scratch. Der Grund ist, weil die Konstrukte in Programmiersprachen eigentlich immer die gleichen sind. Sobald Du die Grundlagen verstanden hast, kann es weitergehen. Diese Basics visuell mit Scratch zu lernen, halte ich auch für eine gute Idee.
Die Sprache im Buch Raspberry Pi für Kids ist wirklich sehr verständlich. Es wird lieber zu viel erklärt als zu wenig. Das ist gut. Neue Dinge überfordern uns Menschen schnell und deswegen ist einfacher besser. Erinner Dich an Deine ersten Fahrstunden. Gucken, kuppeln, schalten, blinken, Verkehrszeichen beachten, Pedale streicheln und so weiter. Das prasselt alles auf Dich ein und mit Übung musst Du über viele Sachen nicht mehr nachdenken. Je einfacher wir das Thema aufbereitet und je mehr Hilfe wir anfangs bekommen, desto dankbarer sind wir und desto einfacher tun wir uns. Von daher trifft das Buch Raspberry Pi für Kids meiner Meinung nach den richtigen Ton für Kinder und für Anfänger.
Fragen am Ende der Kapitel
Am Ende der Kapitel gibt es immer praktische Aufgaben und Wiederholungsfragen. Das fängt einfach an. Zum Beispiel sollst Du das Hintergrundbild ändern. Später wird es natürlich etwas knackiger. Aber das ist ja der Sinn der Übung, dass es leicht anfängt und nicht demotiviert.
Erste Schritte
Dir wird der Raspberry Pi im Detail erklärt, zumindest die wichtigsten und für uns interessantesten Komponenten. Das sind unter anderem GPIO-Schnitstelle, Steckplatz für die microSD-Karte, Schnittstelle für das Kameramodul und so weiter.
Danach geht es an die Installation von Raspbian und da habe ich tatsächlich etwas zu meckern. Wie Du das Linux-Abbild auf die microSD-Karte installierst, wird nur für Windows und macOS beschrieben. Es steht nicht in der Anleitung, wie Du Linux dazu benutzt, Raspbian auf die microSD-Karte zu spielen. Dabei ließen sich alle drei Betriebssysteme so einfach unter einen Hut bringen. Würde der Autor erklären, wie Du das Abbild mit Etcher auf die microSD-Karte kopierst, hätte er eine Universallösung. Da müsste man nicht einmal Marktanteile diskutieren, ob es sich lohnt, auf Linux einzugehen.
Damit es danach nicht gleich in die Vollen geht, wird der Raspberry Pi zunächst in ein Mediacenter verwandelt, oder in ein Kiosk-System. Du wirst langsam an die Materie herangeführt und es macht auch noch Spaß, weil mit dem Kiosk-System oder dem Mediacenter natürlich schnell sichtbare Ergebnisse entstehen. Auch das dürfte meiner Meinung nach motivieren.
Gut finde ich auch, dass auf so wichtige Dinge wie die Änderung des Passworts hingewiesen wird. Gerade als Anfänger ist man wahrscheinlich so fasziniert und überfrachtet, dass die Security darunter leidet.
Scratch
Recht umfangreich wird die Programmiersprache Scratch behandelt und wie anfangs schon geschrieben, finde ich das gut. Dir wird erklärt, wie das mit der Bühne und den Objekten funktioniert und was es mit den Variablen auf sich hat. Dabei programmierst Du ein kleines Rennspiel mit einem roten Flitzer. Das ist ganz gut gelöst.
Aus aktuellem Anlass empfehle ich alternativ einen silbernen Flitzer oder einen roten mit der falschen Strategie.
In einem weiteren Scratch-Projekt darfst Du Meteore abballern. Außerdem wird auf die Website von Scratch mit vielen weiteren Projekten hingewiesen und wie Du mitmachen kannst.
Im Kapitel 4 geht es ebenfalls um Scratch, aber diesmal stehen interaktive Animationen und ein Quiz auf dem Spiel. Hast Du die Scratch-Projekte mitgemacht, dann hat das auf jeden Fall viel zum Verständnis hinsichtlich Programmiersprachen beigetragen.
Augen und Ohren mit dem PicoBoard
Was Du mit dem PicoBoard treiben kannst, wird in Kapitel 5 erklärt. Das PicoBoard enthält mehrere Sensoren und damit bekommt Dein Raspberry Pi Augen und Ohren. Dir wird gezeigt, wie Du das PicoBoard mit Scratch ansteuerst.
Mit dem Schieberegler des PicoBoards ein Pong zu basteln, ist eine nette Idee. Gut, dass kein Summer Games programmiert wird, denn damit sind beim C64 schon genug Joysticks in die digitalen Jagdgründe eingegangen. 🙂
Kein SenseHAT
Etwas schade finde ich, dass der SenseHAT nicht im Zusammenhang mit Scratch zumindest erwähnt wird. Damit lassen sich sehr spannende Projekte durchführen. Aber man kann wohl nicht alles haben. Der SenseHAT kommt leider im gesamten Buch nicht vor.
Auch das finde ich sehr schade, denn für den SenseHAT gibt es einen Emulator und Du kannst damit experimentieren, ohne die Hardware zu haben. Den Emulator gibt es übrigens auch für den Browser.
Ab Kapitel 7 kommt Python ins Spiel
Wenn Du Dich nun genug mit Scratch ausgetobt hast, dann geht es ab Kapitel 7 ans Eingemachte – also ein bisschen. Ab hier geht es mit Python los und der Einstieg wird Dir sehr einfach gemacht, finde ich. Du wirst Dich als Einsteiger sicherlich leichter tun, wenn Du die Kapitel mit Scratch druchgearbeitet hast, denn nun wird es etwas weniger visuell.
Dir wird erklärt, was Python ist und wie die Python Shell funktioniert. Im Anschluss wird ein bisschen mit Python gerechnet, was dem Verständnis für die Programmiersprache dient.
Ab Kapitel 8 darfst Du dann mit Python diverse Utensilien aus dem Elektronikfachmarkt traktieren. Auch hier fängt es einfach an und Du bringt eine Diode zum Leuchten. Das bedeutet auch, dass ab hier die GPIO-Schnittstelle in Spiel kommt.
In den nachfolgenden Kapiteln werden die Projekte erwartungsgemäß immer komplexer und es werden immer mehr Aspekte von Python wichtig. Persönlich finde ich die Steigerung des Schwierigkeitsgrades gelungen. Es fängt einfach an und hört so mehr oder weniger mit der Hausautomation auf.
Im Kapitel 16 wird dann sogar noch auf grafische Benutzeroberfläche mit tkinter eingegangen.
Die Kamera im Detail
Eine sehr beliebte Komponente des Raspberry Pi ist natürlich das Kameramodul. Dir wird ausführlich erklärt, mit welchen Befehlen Du steuern kannst und so weiter.
Dir wird erklärt, wie Du mit der Kamera Bewegung erkennen kannst. Hier hätte sich meiner Meinung nach angeboten motion ins Spiel zu bringen. Mit 2 Seiten mehr hätte man dem Leser sagen können, wie er aus seinem Pi eine Überwachungskamera bastelt. Ist ja Dank motionEyeOS nicht wirklich kompliziert. Auf der anderen Seite kann man auch nicht alles behandeln.
Sehr schön finde ich aber, dass man Dir erklärt, wie Du mit dem Raspberry Pi und seinem Kameramodul Zeitrafferaufnahmen durchführst. Man kann das Video natürlich auf dem Pi erstellen, wie im Buch beschrieben. Vielleicht hast Du gar keine andere Linux-Maschine zur Hand. Persönlich würde ich aber die vom Pi aufgenommenen Bilder auf eine schnellere Maschine kopieren und das Video dort erstellen.Vielleicht sind noch ein paar Anpassungen oder diverse Nacharbeiten notwendig und da würde auch der Raspberry Pi 3+ schnell an seine Grenzen stoßen (oder wenn Du das Video länger machen willst).
Raspberry Pi als Webserver
Im Kapitel 18 wird Dir noch erklärt, wie Du mit dem Raspberry Pi eigene Websites hosten kannst – vielleicht auch nur intern. Wobei ein externer Zugriff auf möglich wäre.
Hier wird sogar mithilfe des Kameramoduls auf einen Spion im Garten hingewiesen, der allerdings manuell betrieben werden muss. Da geht es aber mehr um die Mechaniken eines Webservers. Das oben erwähnte motionEyeOS bietet natürlich ein Live-Bild. Eine Erwähnung hätte auch in diesem Kapitel gepasst, finde ich.
Fazit: Raspberry Pi für Kids
Für Kinder halte ich das Buch Raspberry Pi für Kids sehr gut. Als Erwachsener könnte Dir hin und wieder die Sprache ein bisschen zu kindlich sein, aber das ist nicht der Punkt. Für Anfänger finde ich das Werk super. Der Fokus liegt auf dem Vermitteln von technischem Wissen. Hast Du bisher nicht sehr viel davon, dann kann es nicht einfach genug sein.
Persönlich ist mir eine zu einfach geschriebene Anleitung lieber als eine Dokumentation, bei der ich die Hälfte selbst mühsam recherchieren muss.
Raspberry Pi für Kids halte ich für ein tolles Geschenk, sowohl für Kinder als auch Erwachsene, die mit dem Thema Raspberry Pi beginnen wollen. Es erfüllt seinen Auftrag, Dich langsam und verständlich an eine sehr komplexe Materie heranzuführen.
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