Ubuntu 16.04 LTS – Unterstützung endet in weniger als 6 Monaten

Kein Kommentar Autor: Jürgen (jdo)

Im April 2021 wird die Unterstützung für Ubuntu 16.04 LTS Xenial Xerus für die meisten Anwender*innen enden. Das Betriebssystem hat dann seine 5 Jahre Unterstützung erreicht und es geht in die ESM-Zeit (Extended Security Maintenance) über. Wer ein Abonnement von Ubuntu Advantage Essential hat, bekommt damit auch ESM. Für die private Nutzung und dann bis zu 3 Geräte ist das auch kostenlos.

Mit ESM bekommst Du etwas länger Security-Patches für Ubuntu 16.04 geliefert. Genauer gesagt sind das 3 Jahre lang, also bis April 2024.

Ubuntu 16.04 – Ist ein Upgrade überhaupt möglich?

Da die offizielle Unterstützung weniger als 6 Monate entfernt liegt, hat Canonical einen interessanten Beitrag mit Deinen Optionen verfasst. Eine Möglichkeit ist ein Upgrade von Ubuntu 16.04 LTS auf 18.04 LTS. Das habe ich zum Beispiel vor nicht allzu langer Zeit mit dem Server gemacht, auf dem auch das Blog hier läuft.

Ubuntu 20.04 LTS ist ebenfalls auf dem Markt und wird bis 2025 unterstützt. Ein direktes Upgrade von 16.04 auf 20.04 ist nicht möglich. Möchtest Du das machen, musst Du den Umweg über 18.04 gehen. Im Endeffekt führst Du dann 2 Upgrades durch.

Je mehr Upgrades involviert sind, desto eher kann es krachen. Neuere Versionen liefern neuere Software aus und die ist möglicherweise nicht mehr kompatibel zu Deinen Programmen. Sehr interessant finde ich in diesem Zusammenhang die Vergleichstabelle mit wichtigen Applikationen. Wenn es Probleme mit der Kompatibilität geben sollte, dann hakt es vielleicht hier.

Applikation16.04 LTS 18.04 LTS20.04 LTS
MySQL5.75.78.0
PostgreSQL9.51012
nodejs4.2.68.1010.19
PHP7.07.27.4
Python3.53.63.8
Ruby2.32.52.7

Ich bin in das Problem schon früher gelaufen, da Nextcloud 7.1 mindestens PHP 7.1 voraussetzte. Damals ist mein Server noch mit Ubuntu 16.04 LTS gelaufen. Deswegen habe ich mich damals entschieden, auf eine neuere PHP-Version via PPA zu aktualisieren. Das hat auch funktioniert.

Nextcloud 16 wäre auf einem Standard Ubuntu 16.04 LTS nicht mehr gelaufen

Nextcloud 16 wäre auf einem Standard Ubuntu 16.04 LTS nicht mehr gelaufen

Allerdings muss man dazu sagen, dass sich jede Abweichung von der Standard-Installation bei einem Upgrade rächen könnte. Bisher ging alles gut bei mir.

Ein paar Überlegungen zu einem Upgrade

Du solltest Deine Services auf dem Server gut kennen und die Risiken abwägen. Gibt es Services, die in absehbarer Zeit abgeschaltet oder abgelöst werden, ist vielleicht der verlängerte Support eine gute Option.

Bevor Du ein Upgrade von Ubuntu 16.04 LTS oder einem anderen Betriebssystem wagst, solltest Du unbedingt ein Backup haben. Das gilt auch für die Konfigurationsdateien unter /etc/. Dieses Verzeichnis landet bei mir grundsätzlich auf der Liste mit den zu sichernden Ordnern. Ich sichere das Verzeichnis meist komplett, da es nicht so groß ist.

Sind andere Leute vom Upgrade betroffen, informiere sie vielleicht, was Du vorhast. Ein Upgrade von Ubuntu 16.04 LTS auf 18.04 oder sogar 20.04 kann etwas dauern. Wissen die Anwender*innen Bescheid, hast Du auch mehr Ruhe, weil nicht dauernd jemand nervt, dass etwas nicht funktioniert.

Deaktiviere vor einem Upgrade kritische Services. Auf meinem Server wäre das zum Beispiel die Nextcloud. Ich versetze sie in den Wartungszustand, damit die Datenbank zur Ruhe kommt. Kann niemand darauf zugreifen, können mir auch keine Inkonsistenzen auftreten. Meinen Blog würde ich auf eine Wartungsseite umleiten – also gleich die gesamte Domain kurzfristig / temporär anderswo hinzeigen lassen. Es gibt auch Möglichkeiten, WordPress in einen Wartungsmodus zu versetzen, aber das ist mir zu umständlich. Eine Umleitung geht schneller – zumindest bei mir. Es ist für den Notfall sowieso vorbereitet und ich kann es auch bei einem Upgrade einsetzen.

Snapshot als Absicherung

Ich selbst verwende für diesen Blog und meine Nextcloud einen VPS bei Contabo – also einen virtuellen Server. Der Anbieter gibt mir die Möglichkeit, einen Snapshot oder Schnappschuss des Ist-Zustandes zu machen. Sobald etwas schiefläuft, kannst Du den alten Zustand mit nur einem Klick wiederherstellen. Diese Option eignet sich aber nur, wenn das Upgrade zwar durchgeführt, aber der Betrieb noch nicht wieder aufgenommen wurde. Arbeiten Anwender*innen bereits wieder mit dem System und die machst die Rolle rückwärts, gibt es ziemlich sicher Datenverlust.

Sehr gut wäre es natürlich, wenn Du einen Test-Server hättest, auf dem Du das Upgrade von Ubuntu 16.04 LTS simulieren könntest. Die Option hat nicht jeder, das ist mir klar. Auf jeden Fall solltest Du das Upgrade nicht überstürzen und Dir einen guten Plan machen. Fast ein halbes Jahr bleibt noch, bevor der Support für Ubuntu 16.04 LTS Xenial Xerus eingestellt wird. Danach explodiert es auch nicht sofort. Fängst Du jetzt an, einen Plan zu machen, findet sich auch sicher eine Lösung.

Du musst es ja nicht halten wie Mark Twain: Gäbe es die letzte Minute nicht, so würde niemals etwas fertig.

P.S: Den Beitrag habe ich komplett auf meinem Raspberry Pi 400 geschrieben. Ich versuche in den nächsten Tagen so viele Aufgaben wie möglich damit zu erfüllen. Mal sehen, wie das läuft und welche Ecken und Kanten sich zeigen. Allerdings habe ich gerade beschlossen, mit einem komplett frischen Raspberry Pi OS zu beginnen. Meine Instanz ist noch eine aktualisierte Raspbian-Installation und ich möchte Altlasten ausschließen.




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