RaspAP – Raspberry Pi als Hotspot / Access Point (WLAN / Wi-Fi) benutzen
Der Raspberry Pi lässt sich in der Zwischenzeit sehr einfach als Hotspot oder Access Point einsetzen. Anwendungsfälle gibt es einige dafür. Früher musstest Du viel manuell konfigurieren und mit hostapd auf der Kommandozeile hantieren. Heutzutage ist das viel einfacher, wenn Du einfach RaspAP einsetzt. Die Installation ist simpel und Du bekommst außerdem eine grafische Oberfläche, um Deinen WLAN / Wi-Fi Access Point zu verwalten.
Sehen wir uns in diesem Beitrag an, ob RaspAP auch noch mit Raspbian Buster funktioniert.
Voraussetzungen, um RaspAP auf einem Raspberry Pi nutzen zu können
Damit die Sache funktioniert, brauchst Du einen Raspberry Pi mit zwei Netzwerkkarten. Eine davon muss logischerweise eine WLAN-Netzwerkkarte sein, weil sie als Hotspot oder Access Point dient. Die andere Netzwerkkarte könnte theoretisch auch eine WLAN-Netzwerkkarte sein, aber auch die integrierte Ethernet-Schnittstelle. Der nachfolgend abgebildete Raspberry Pi 4* funktioniert natürlich auch.
Sagen wir so: Am einfachsten ist es, wenn Du einen Raspberry Pi nimmst, der Ethernet- und WLAN-Schnittstelle bereits enthält. Der Pi-Kenner weiß nun sofort, dass wir hier vom Pi 3 B aufwärts sprechen. Für Pis ohne integriertes WLAN nimmst Du am besten eine günstige, kompatible USB-Netzwerkschnittstelle. Ich habe mit den Edimax sehr gute Erfahrungen gemacht*. Die kosten zirka 7 Euro.
Logischerweise brauchst Du eine passende Stromversorgung, eine microSD-Karte und so weiter. Bei der microSD-Karte reicht eine relativ kleine, aber unter 16 GByte* gibt es ja fast nichts mehr. Die kosten aber auch nur zirka 10 Euro. Du brauchst außerdem ein Netzwerkkabel, willst Du meiner Anleitung folgen.
Maus, Tastatur und Bildschirm sind nicht notwendig! Ich benutze wie bereits erwähnt Raspbian Buster als Betriebssystem. Mir reicht aber die Lite-Version und wir konfigurieren das Betriebssystem, dass Du sofort via SSH darauf zugreifen kannst.
Mein Szenario
Ich habe RaspAP mit einem Raspberry Pi 3+ getestet und die integrierten Netzwerkschnittstellen benutzt. Dabei wurde die Ethernet-Schnittstelle mit dem Router verbunden. Das ist genauer gesagt mein Gateway zum Internet. Allerdings befindet sich der Raspberry Pi in einem anderen Raum und die Verbindung läuft über zwei Powerline-Adapter.
Warum ich nicht gleich Powerline-Adapter mit integriertem WLAN benutze? Die beiden Powerline-Adapter hatte ich bereits und mit jedem neuen Raspberry Pi wird irgendwie einer arbeitslos. Damit ich nicht noch mehr kaufen muss, wurden eben die vorhandenen Komponenten genutzt. Dafür habe ich nun in dem Raum mit recht schlechtem WLAN-Signal einen Hotspot, den ich bei Bedarf einschalten kann.
Raspbian Buster Lite auf die microSD-Karte installieren
Im Download-Bereich der Projektseite findest Du das Abbild für Raspbian Buster Lite. Es hat 426 MByte und sollte relativ schnell heruntergeladen sein.
Update: Der Raspberry Pi Imager ist ebenfalls eine tolle Option, Raspberry Pi OS Lite zu installieren.
Sobald Du das Abbild hast, spielst Du es auf Deiner microSD-Karte ein. Ich verwende dafür Etcher, weil es am bequemsten ist. Aber auch dd oder andere Optionen sind möglich.
Je nach Pi und Geschwindigkeit der microSD-Karte dauert die Installation ein bisschen. Ist das Image eingespielt, dann binde die microSD-Karte nochmals ein, weil wir das Betriebssystem sofort für den Fernzugriff präparieren.
SSH-Zugriff auf dem ersten Start
Lege auf der Partition boot ganz einfach eine leere Datei ssh an. Sie hat auch keine Endung. Unter Linux geht das ganz einfach. Über die Kommandozeile reicht zum Beispiel der Befehl: touch ssh. Die Boot-Partition sieht im Anschluss so aus:
Ist die Datei ssh vorhanden, aktiviert Raspbian beim systemstart den SSH-Server und Du kannst via Secure Shell auf das Betriebssystem zugreifen. Auf diese Weise brauchst Du keinen Bildschirm, keine Tastatur und auch keine Maus. Schließt Du den Pi via Ethernet-Netzwerkkabel am Router an, ist keine weitere Konfiguration notwendig, weil der Pi vom DHCP-Server des Routers eine IP-Adresse zugewiesen bekommt.
Etwas komplizierter wird die Sache, wenn es im Netzwerk keinen DHCP-Server gibt oder wenn als Gateway eine WLAN-Netzwerkkarte verwendet werden soll. Wie bereits erwähnt hängt der Pi in meinem Fall aber an einem Kabel.
IP-Adresse des Pis bestimmen
Hast Du den Raspberry Pi gestartet, dann musst Du die IP-Adresse herausbekommen. Meist reicht es, wenn Du im Router nachguckst. Die meisten Router verraten, welche Geräte im Netzwerk hängen und welche IP-Adressen zugewiesen wurden.
Ich vergebe ganz gerne statische IP-Adressen für solche Geräte. Normalerweise kannst Du im DHCP-Server des Routers einer MAC-Adresse eine IP-Adresse zuweisen. Damit bekommt der Raspberry Pi immer die gleiche IP-Adresse und Du musst es nicht im Betriebssystem hinterlegen. Ein Vorteil von dieser Methode ist außerdem, dass der DHCP-Server die IP-Adresse nicht anderweitig vergibt. Auch DNS-Server und so weiter bekommt der PI natürlich vom Router zugewiesen.
Sobald Du die IP-Adresse weißt, sollte ein Fernzugriff möglich sein. In meinem Fall war die IP-Adresse 192.168.1.2. Per Standard sind Name und Passwort des SSH-Zugriffs bei einem Pi: pi und raspberry:
ssh pi@192.168.1.2
Beim ersten Zurgiff musst Du bestätigen, dass ein Zugriff auch wirklich gestattet wird.
Sobald Du auf dem Raspberry Pi angemeldet bist, solltest Du sofort das Passwort für den Anwender pi ändern, sonst kann jeder im gleichen Netzwerk auf Dein Gerät zugreifen. Entweder nimmst Du dafür den Befehl passwd oder Du rufst die Pi-Konfiguration auf:
sudo raspi-config
Damit öffnet sich das Konfigurations-Tool für das Terminal.
Weil Du schon das Konfigurations-Tool offen hast, kannst Du auch gleich die Ländereinstellungen vornehmen:
Raspbian Buster auf den neuesten Stand bringen
Außerdem ist ratsam, das System auf den neuesten Stand zu bringen. Ein Upgrade kann nie schaden und die Sequenz dafür ist Raspbian-Anwendern mit Sicherheit bekannt:
sudo apt update sudo apt dist-upgrade sudo reboot
Am Ende folgt ein Neustart und bevor Du weiterachen kannst, musst Du Dich wieder via SSH mit dem Pi verbinden. Ist das Betriebssystem Raspbian Buster aktualisiert und das System neu gestartet, können wir den Pi via RaspAP zum Hotspot machen.
RaspAP installieren – Schritt für Schritt
Nun installieren wir RaspAP. Die Projektseite findest Du übrigens unter raspap.com. Wir müssen sie nicht direkt besuchen, aber es schadet nicht, die Quelle zu kennen. Bist Du auf Deinem Pi angemeldet, installierst Du RaspAP einfach so:
wget -q https://git.io/voEUQ -O /tmp/raspap && bash /tmp/raspap
oder auch so:
curl -sL https://install.raspap.com | bash
Damit läuft die Installation los:
Während der Installation wurden mir mehrere Fragen gestellt, die ich mit Ja beantwortet habe: http-cookies -> Yes – Control service -> Yes
Dann wirst Du noch gefragt, ob Du den Adblocker und den OpenVPN-Client installieren willst.
Ich habe das ebenfalls bejaht. Eine Installation schadet nichts und Du musst die beiden Komponenten nicht benutzen. Für meinen VPN-Router habe ich später den NordVPN*-Client benutzt, weil ich damit flexibler bin. Ich kann das Land schneller wechseln.
Das war es auch schon und RaspAP ist installiert.
Wie Du im Screenshot siehst, möchte sich das System neu starten. Also tun wir RaspAP den Gefallen.
IP-Adresse von RaspAP oder des Hotspots
Per Standard hat das gateway des Hotspots die IP-Adresse 10.3.141.1. Das ist in Ordnung, weil sie sich nicht mit dem anderen Netzwerk 192.168.1.x in die Quere kommt. Ich habe an dieser Stelle nichts umgestellt. Als DHCP-Bereich ist RaspAP mit 10.3.141.50 bis 10.3.141.255 vorkonfiguriert.
Per Standard hat RaspAP als SSID den Namen raspi-webgui und das Passwort ist ChangeMe. Der Hotspot oder Access Point ist damit einsatzbereit und Du kannst Dich anmelden. Das Passwort und SSID änderst Du im WebGUI, wenn Du möchtest.
Das sind die Standard-Einstellungen im Überblick:
- IP-Adresse: 10.3.141.1
- Username: admin
- Passwort: secret
- DHCP Range: 10.3.141.50 — 10.3.141.255
- SSID: raspi-webgui
- Passwort: ChangeMe
WebGUI von RaspAP
Du konfigurierst Deinen Hotspot komplett via Browser. Entweder meldest Du Dich am Hotspot an und benutzt als URL 10.3.141.1 oder Du bist im anderen Netzwerk und rufst die Admin-Oberfläche mit (in meinem Fall) 192.168.1.2 auf.
Per Standard meldest Du Dich mit admin und secret an. Ich würde an dieser Stelle raten, dass Du zunächst sämtliche Passwörter änderst und den Hotspot auf Deine Bedürfnisse anpasst. Du kannst über das WebGUI auch den DHCP-Server konfigurieren. Hier ein paar Screenshots, wie das aussieht.
Unter Configure hotspot -> Basic konfigurierst Du, wie der Pi-Hotspot gefunden werden soll. In meinem Fall hab ich ihn zum Beispiel auf pi-hotspot geändert.
Das funktioniert auch und ich kann micht anmelden:
Ein ping auf meine Website bestätigt mir, dass ich via RaspAP auf das Internet zugreifen kann.
Das Passwort für den Hotspot änderst Du unter Configure hotspot -> Security. Vielleicht willst Du bei Security type vielleicht auch auf WPA + WPA2 umstellen.
Die Einstellungen für den DHCP-Server findest Du unter Configure DHCP Server:
In den allermeisten Fällen musst Du an diesen Einstellungen nichts ändern.
Weitere Bereiche von RaspAP
Die Hotspot-Software bietet übriges auch eine Konsole an.
Allerdings ist sie nur bedingt brauchbar, da Du damit keinen root-Zugriff erhältst und mit sudo auch nicht wechseln kannst. Ich würde das auch nicht ändern, sondern das Betriebssystem ausschließlich via SSH verwalten.
Dir gefällt das Theme nicht? Ändere es! Es gibt ein paar andere Optionen wie ein Terminal Theme.
Das Dashboard zeigt Dir übrigens immer die wichtigsten Einstellungen an.
Wie Du siehst, ist die Installation von RaspAP sehr einfach. Grundkenntnisse zum Thema Netzwerk schaden aber auf keinen Fall etwas.
DNS-Server von RaspAP ändern
Update: In neueren Versionen von RaspAP kannst Du den DNS-Server direkt via Web-Oberfläche ändern. Du musst das also nicht mehr über die Kommandozeile machen.
Per Standard verwendet RaspAP als DNS-Server 1.1.1.1 (Cloudflare) und 8.8.8.8 (Google). Die DNS-Server sind in der Datei /etc/dhcpcd.conf hinterlegt.
Möchtest Du eigene benutzen, dann ändere das an dieser Stelle. Vielleicht hast Du den Adblocker Pi-Hole im Netzwerk und RaspAP soll das Gerät als DNS-Server verwenden. Auch FreeDNS ist eine nette Alternative.
VPN-Router mit RaspAP
Hast Du RaspAP installiert und am Laufen, dann mache den nächsten Schritt und bastle Dir einen VPN-Router. Das sind nur wenige Schritte zusätzlich. Ich erkläre Dir in diesem Beitrag Schritt-für-Schritt, wie das funktioniert.
Viele VPN-Anbieter erlauben den Einsatz auf einem Router und Dein Raspberry Pi zählt dann nur als 1 Gerät, egal wie viele Smartphones, Tablets und Computer damit verbunden sind.
Welchen Raspberry Pi soll ich für den Hotspot nehmen?
Das ist eine gute Frage. Der neue Raspberry Pi 4 ist sehr leistungsstark und erledigt die Sache gut. Allerdings braucht er mehr Strom als die Vorgängermodelle. Willst Du keine zusätzliche Netzwerkkarte kaufen, dann bietet sich sowohl Pi 3 B als auch Pi 3+ B an. Am stromsparensten wäre wohl ein Raspberry Pi Zero W, wenn Du ihn mit einer Ethernet-Schnittstelle erweiterst. Das habe ich aber nicht ausprobiert.
Nette Pi-Konstellation
Suchst Du ein VPN für den Raspberry Pi? NordVPN* bietet einen Client, der mit Raspberry Pi OS (32-Bit / 64-Bit) und Ubuntu für Raspberry Pi (64-Bit) funktioniert.
Tolle Anleitung!
Gibt es die Möglichkeit, auch kabel gebundene Clients (NAS,Reiceiver,Laptop ohne WLAN) über den pi ins Netzwerk zu bringen? Beziehe mich da auch zusätzlich auf die VPN Anleitung. Wäre toll, wenn man den kompletten Netzwerk Traffic sowohl kabellos als auch kabelgebunden über den AP abwickeln könnte
Das ist sogar noch einfacher, weil Du hier nur das NAT Forwarding aktivieren und die LAN-IP-Adresse des Pi als Gateway benutzen musst.
Bist Du meiner Anleitung gefolgt, ist das schon passiert. In diesem Fall musst Du einfach die LAN-IP-Adresse des Pi als Gateway eingeben. In meiner Anleitung wäre das 192.168.1.2.
Probiere das mit einem Gerät erst aus und wenn es funktioniert, kannst Du bei Deinem DHCP-Server das Gateway auf den Pi stellen und alle Geräte sollten funktionieren. Mit manuellen Konfigurationen kannst Du natürlich besser steuern, wer soll und wer nicht.
Ich bin mir gerade nicht ganz sicher, aber eventuell musst Du Dein Subnetz noch in die Whitelist aufnehmen:
nordvpn whitelist add subnet --help
… musst Du ausprobieren, ob das notwendig ist. Ich würde es auf jeden Fall im Hinterkopf behalten, falls es zu Problemen kommt.
Super! Funktioniert schonmal zum Teil. Nur DNS Abfragen laufen ins Leere resolv.conf ist aber korrekt und vom Pi ausgehend funktioniert das auch. Auch über wlan ist alles bestens. Einzig über LAN funktioniert das nicht. Klar könnte ich die DNS Server direkt auf den Clients eintragen, aber wenn sich dann ein neuer Client verbindet hat der ja dann ein Problem
Dann weise doch Deinen DHCP-Server an, einen richtigen, funktionierenden DNS-Server zuzuweisen.
[…] als Accesspoint (siehe auch) https://raspap.com/ https://github.com/billz/raspap-webgui https://www.bitblokes.de/raspap-raspberry-pi-als-hotspot-access-point-wlan-wi-fi-benutzen/ https://howtoraspberrypi.com/create-a-wi-fi-hotspot-in-less-than-10-minutes-with-pi-raspberry/ […]