RawTherapee 5.4 ist da – auch schon als PPA für Ubuntu und Linux Mint

Kein Kommentar Autor: Jürgen (jdo)

RawTherapee ist neben Darktable und Gimp eines meiner favorisierten Tools, um Fotos zu bearbeiten und ab sofort gibt es RawTherapee 5.4. Wie der Name schon vermuten lässt, eignet sich die Software sehr gut, um sogenannte RAW-Dateien zu bearbeiten oder genauer gesagt zu entwickeln. Wer sich intensiver mit Fotografie auseinandersetzt, der weiß, was so eine Rohdatei oder ein RAW ist.

Um es ganz kurz zu machen:

  • RAW-Dateien sind noch nicht bearbeitet und enthalten viel mehr Informationen als JPG oder PNG
  • Deswegen brauchen RAW-Dateien auch wesentlich mehr Platz oder sie sind größer
  • Viele Digitalkameras wandeln die Bilder gleich in JPG um. Hochwertigere Kameras lassen auch das Speicherformat RAW zu oder sogar RAW+JPG.

Was hat das für Vorteile?

RAW-Dateien musst Du aber erst entwickeln und dafür dient eine digitale Dunkelkammer wie zum Beispiel RawTherapee. Da in den Dateien wesentlich mehr Informationen sind, kann man unter anderem die Belichtung meist relativ problemlos um 2 bis 3 Stufen heller oder dunkler machen. In Umgebungen mit sehr hohen Kontrasten macht man gerne sogenannte HDR-Aufnahmen. Dabei schießt Du mehrere Fotos und erstellst dadraus ein Bild mit einer in verschiedenen Bereichen optimierten Belichtung (hier ein detaillierter Workflow zu HDR). Dazu darfst Du allerdings nicht wackeln, denn die 3 Bilder müssen das gleiche Motiv in verschiedener Belichtung haben.

In einigen Umgebungen wie zum Beispiel beim Tauchen aber nicht der Fall. Meist ist man ja ohne Stativ unterwegs und Du kannst die Kamera ganz schlecht so ruhige halten, dass Du ein HDR schießen kannst. Atmung, Strömungen und so weiter lassen Dich bewegen und somit wackeln. Hinzu kommt noch, dass man oft mit Blitzen schießt und der Blitz zwischen den Bildern laden muss. Also noch mehr Zeit, in der Du nicht wackeln darfst und auch das Motiv darf sich nicht bewegen. Also einigt man sich in diesem Fall auf Unentschieden und macht ein sogenanntes Pseudo-HDR.

Eines meiner Paradebeispiele für ein Pseudo-HDR

Der Frogfish oder Anglerfisch liegt gerne faul um Riff und wartet, bis im das Essen fast ins Maul schwimmt. Ab und zu gähnt er aber und der Vorgang dauert zirka 1 Sekunde. Somit ist es schon mal (mir mit meiner Standard-Ausrüstung) unmöglich, 3 Bilder mit dem gleichen Motiv zu schießen. Weiterhin waren wir relativ nahe an der Oberfläche und bekamen den Wellengang zu spüren – es ist also etwas unruhiger. Hinzu kam noch, dass mir ein anderer Taucher mit seinen Flossen kurz vor Schuss den Blitz verstellt hat und das Foto kam viel zu dunkel raus. Hätte ich nur in JPG geschossen, müsste ich mit diesem Ergebnis leben:

Frogfish: viel zu dunkel

Frogfish: viel zu dunkel

Da ich aber auch in RAW geschossen hatte, konnte ich mit einer Software wie zum Beispiel RawTherpee 5.4 die Belichtung ein paar mal ändern und habe aus einem Bild mehrere gemacht. Da es sich aber nicht um verschiedene Fotos handelt, nennt man das ein Pseudo-HDR. Nicht die Belichtung der Kamera macht die Musik, sondern es wurde in RawTherapee erledigt – das geht natürlich auch mit Darktable.

Danach bin ich meinem HDR-Workflow gefolgt und konnte das Bild retten. Mit Photomatix, das es in der Zwischenzeit auch für Linux gibt, kannst Du auch HDR-Bilder erzeugen. Auf jeden Fall ist das aus meinem Frogfish geworden und kann sich sehen lassen.

Frogfish: nachbearbeitet

Frogfish: nachbearbeitet

HDR ist also nicht nur für diese völlig überzogenen, surrealen Fotos gut, sondern Du kannst damit auch Fotos retten.

Du kannst auch noch andere tolle Sachen mit RawTherapee machen und Fotos zum Beispiel mit Verlaufsfiltern verbessern.

RawTherapee 5.4 ist verfügbar

Das waren nun eine Menge Informationen, die sch zum Thema Fotografie aber oft nicht vermeiden lassen. Zumindest geht es mir bei dem Thema so, dass ich nicht einfach so einen Brocken im Raum stehen lassen möchte. Aber nun zurück zum eigentlichen Thema: RawTherapee 5.4.

RawTherapee an sich unterstützt die populärsten RAW-Formate, unter anderem auch die von Canon und Sony. Das sind die Kameras, mit denen ich schieße. Unter Wasser habe ich fast nur noch meine Sony RX100 MKIII dabei, weil ich durch die Nass-Objektive sehr viel flexibler bin. Alle Unterwasserfotos in Raja Ampat und auch auf den letzten Wrack-Safaris (Trip 1, Trip 2) sind damit entstanden.

Anemonenfisch / Clownfisch

Anemonenfisch / Clownfisch

Einige Neuerungen in RawTherapee 5.4

Es befinden sich einige interessante Neuerungen in RawTherapee 5.4 und Du findest die komplette Liste in der offiziellen Ankündigung.

Fotografen sollte entgegenkommen, dass die Standardansicht von Raw-Bildern der Ansicht ähnlich ist, wie die Kamera das Bild anzeigt. Das war bisher tatsächlich etwas nervig, vor allen Dingen mit der Sony. Das ist viel besser, habe ich gerade ausprobiert. Damit ist auch Vignettierung und die Verzerrung des Objektivs eingeschlossen.

Es gibt auch Verbesserungen beim HDR Tone Mapping. Die Details in Fotos mit starken Kontrasten sollen sich realistischer darstellen lassen. Das habe ich nicht ausprobiert, damit muss ich mal spielen, wenn ich Zeit habe.

Weiterhin gibt es Unterstützung, um ICC-Profile aus PNG-Dateien lesen und auch in sie schreiben zu können.

Das sind so die Neuerungen, die mich in erster Linie interessieren.

Die Entwickler haben viele kleine Patches eingepflegt, die sowohl Geschwindigkeit als auch Speicherverbrauch verbessern.

Wer eine Kamera hat, deren Raw-Format nicht unterstützt wird, der möchte eine Datei bei raw.pixls.us hochladen. Dann können sich die Entwickler das Format ansehen.

Download und Installation von RawTherapee 5.4

RawTherapee gibt es im Download-Bereich der Projektseite für Windows und macOS. Für Linux hast Du mehrere Optionen. Ebenfalls im Download-Bereich ist ein AppImage zu finden.

Möchtest Du RawTherapee 5.4 lieber installieren, kannst Du den Quellcode selbst kompilieren. Für Ubuntu und Linux Mint gibt es ein sogenanntes PPA, mit dem eine Installation etwas einfacher wird. RawTherapee 5.4 ist bereits verfügbar. Der Dreisprung dafür sieht so aus:

sudo add-apt-repository ppa:dhor/myway
sudo apt update
sudo apt install rawtherapee

oder wenn Du RawTherapee bereits installiert hast (bei mir war es 5.3), dann kannst Du einfache ein Upgrade durchführen:

sudo apt upgrade

Nun gab es nach der Installation aber eine kleine Ernüchterung, da RawTherapee 5.4 nicht starten wollte, sondern einen Speicherzugriffsfehler (Segmentation Fault) auswarf.

Das Problem lässt sich beheben, indem Du die Verzeichnisse ~/.config/RawTherapee und ~/.cache/RawTherapee löscht. Danach hat sich RawTherapee 5.4 bei mir unter Linux Mint 18.3 problemlos starten lassen.

RawTherapee 5.4 unter Linux Mint 18.3

RawTherapee 5.4 unter Linux Mint 18.3 

Sony RX100




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