Mit Einzelfenstermodus: GIMP 2.8 ist da! – Die Neuerungen
Was lange währt, wird endlich gut. GIMP (GNU Image Manipulation Program) 2.8 ist das Resultat von über drei Jahren Entwicklungszeit und die Software ist endlich da. Die Bildbearbeitungs-Software wird auch dann und wann als der kleine Photoshop für Linux bezeichnet. Sehen wir uns die wichtigsten Neuerungen im Überblick an:
Einzelfenster-Modus
Das ist eine Funktion, auf die viele gewartet haben. Andere vermissten Sie jedoch gar nicht und waren mit dem Mehrfenstermodus glücklich. Gerade Ubuntu-Anwendern mit Unity dürfte der Einzelfenstermodus aber mehr als entgegen kommen. Das Schöne an der Sache ist, dass der Anwender die Wahl hat und zwischen den beiden Modi hin- und herschalten kann. Sollte sich ein Anwender für den Einzelfenstermodus entscheiden, merkt sich die Software diese Einstellung für den nächsten Neustart.
Mehspalten-Dock-Fenster
GIMP 2.8 erlaubt es, andockbare Dialoge in mehreren Spalten zu vereinen. Um eine neue Spalte zu erschaffen, einfach einen andockbaren Dialog mittels Drag & Drop auf die vertikalen Kanten des Dock-Fensters ziehen. Besonders interessant ist das für Anwender von mehreren Bildschirmen. Einer könnte somit ein großes Dock-Fenster haben, während die ganzen Bilder auf dem anderen Monitor sind.
Ebenso wurde die Docking-Leiste entfernt und die Menü-Schaltfläche für die Docks wurde nach oben verschoben. Somit spart man sich etwas Platz.
Speichern und Exportieren
Auf diese neue Funktion falle ich selbst noch immer herein. Auf einem meiner Rechner läuft noch GIMP 2.6 und auf dem anderen bereits GIMP 2.8 (also 2.7.x). Wenn man in der neuen Version auf Speichern klickt, bekommt man nur die Option des GIMP-eigenen XCF-Formats angeboten. Möchte man ein Bild zum Beispiel als PNG oder JPG speichern, dient dafür Exportieren (Umschalt+Strg+E). Das XCF-Format hat den Vorteil, dass auch alle Arbeitsschritte mit abgespeichert werden. Laut Versionshinweisen spart man sich so nervige Dialoge, wie zum Beispiel dass man das Bild auf eine Ebene vereinen müsse.
Ebenen-Gruppen
For komplexe Ausarbeitungen ist eine flache Ebenen-Struktur sehr einschränkend. Mit GIMP 2.8 kannst Du Ebenen in Gruppen organisieren. Somit kannst Du die Ebenen in einer baumartigen Struktur verwalten. Ebenen-Gruppen lassen sich durch die GIMP Plugin API komplett Scripten.
Tools mit Cairo gezeichnet
Alle Tools, die auf Canvas rendern wurden nach Cairo portiert. Das erlaubt die Kreation von geschmeidigen Grafiken (Bildkantenglättung / Anti-Alias). Bis auf wenige Ausnahmen wurden auch alle Plugins auf Cairo portiert.
Auf-Canvas Text Editieren
Das Bearbeiten von Text erfolgt nun On-Canvas und nicht mehr in einem separaten Fenster. Neben den normalen Text-Funktionen, wie zum Beispiel Schriftart, Größe, bekommt der Anwender mehr Kontrolle über das Offset und Kerning. Ebenso lassen sich die Textfarben einer Auswahl festlegen. Mit einer Kombination aus Alt- und Pfeiltasten lassen sich Offset und Kerning ändern. Diese Funktione wurde laut eigener Aussage während des Google Summer of Code 2008 entwickelt und seitdem wesentlich verbessert.
Änderungen bei Tastaturkürzeln
Da die Tastaturkürzel Strg+E und Strg+Umschalt+E nun dem Exportieren von Bilder zugewiesen sind, wurden neue für “Fenster anpassen” (Strg+J) und “Bild in Fenster einpassen” (Ctrl+Shift+J) eingeführt.
Einfache Mathematik bei Größenangaben
Wenn Du die Größe verändern möchtest, kannst Du nun einfach mathematische Ausdrücke verwenden. Im Größenänderungs-Dialog kannst Du nun zum Beispiel 50% eingeben. Ausdrücke wie ’30in + 40px’ und ‘4 * 5.4in’ funktionieren ebenfalls.
Verbesserungen bei Tool-Voreinstellungen
Jedes Status eines Tools lässt sich nun speichern und mit einem klangvollen Namen versehen. Diese Voreinstellungen sind von einem neuen Tool-Presets-Dialog (dockbar) erreichbar. Somit ist es einfach, eine Vielzahl an Voreinstellungen zu verwalten und zu benutzen. Da jede dieser Einstellungen in einer separaten Datei abgespeichert wird, kann man diese natürlich auch weitergeben.
Es gibt noch viele kleinere Verbesserungen in GIMP 2.8 und interessante Änderungen bei der Pinsel-Dynamik. Ebenso ist ein experimentelle Widget enthalten, dass sich speziell an Anwender von Grafik-Tablets richtet. Alle Neuerungen und Änderungen gibt es in Englischer Sprache in den Versionshinweisen. Den Quellcode für GIMP 2.8 kannst Du im Download-Bereich der Projektseite herunterladen.
Wer GIMP 2.8 unter Ubuntu 11.10 “Oneiric Ocelot” oder 12.04 “Precise Pangolin” installieren möchte, kann das Launchpad von Otto Kesselgulasch nehmen. Das gilt natürlich auch für die entsprechenden Linux-Mint-Versionen oder andere Ubuntu-Derivate.
sudo add-apt-repository ppa:otto-kesselgulasch/gimp
sudo apt-get update
sudo apt-get install gimp
Was ist für dich denn der besondere Nachteil des Mehr-Fenster-Modus unter Unity? Also z.B. im Vergleich zu GNOME 2, KDE etc.? Mir ist nämlich noch keiner aufgefallen 🙂
Das global Menu zeigt immer das Menü des aktiven Fensters an. Hast Du mehr als ein Bild offen und willst dann schnell bei einem einen Filter drüber laufen lassen und dieses befindet sich bei großen Bildschirmen am unteren rechten Bildrand, musst Du erst das Bild markieren und dann quer nach rechts oben mit der Maus fahren, um das Menü zu erreichen. Gilt auch, wenn ein Ebenen-Fenster aktiv ist und so weiter. Unity und GIMP waren bisher kein Spaß - da stehe ich mit meiner Meinung nicht alleine da.
Schonmal das HUD versucht? Das sollte für diesen Anwendungsfall ja wie gemacht sein. Ich will Unity nicht verteidigen, sondern nur die Meinung anderer hören.
Ich verwende GIMP doch recht viel und das war einer der Gründe, warum ich mich gegen Unity entschieden habe und mittlerweile mit Cinnamon recht glücklich bin. Ob sich GIMP 2.8 mit HUD versteht, habe ich ehrlich gesagt noch gar nicht ausprobiert. Dass Unity und der Einzelfenstermodus eine bessere Paarung sind, dürfte außer Frage stehen.
Da wir gerade darüber reden, dürfte es durchaus fragwürdig sein 🙂
Allein die Möglichkeit, dass Bild auf dem einem Monitor und die Werkzeuge auf dem anderen zu haben, würde mir fehlen.
Ich nutze GIMP zwar nicht oft, aber das gesamte Menü bekommt man doch ebenfalls per Rechtsklickt ins Bild geliefert?
Damit kann man auch recht gut arbeiten.
HUD funktioniert auch nur mit den gegenwärtig aktiven Fenster. Also liegt dort das gleiche Problem vor, wie bei dem Global Menu.
Vielleicht sollte man noh erwähnen, dass die Windows-Version von 2.8 derzeit noch nicht auf Deutsch zur Verfügung steht.
Ebenso hat der Export von transparenten Images als PNG derzeit noch den Haken, dass die von GIMP erzeugte Transparenz (unter Win) von keinem Browser (nicht nur IE, sondern auch FF und Safari) und auch nicht von anderen Bildbearbeitungsprogrammen erkannt wird. Unter iOS (und wahrscheinlich auch Linux) ist das kein Problem. Da ich aber transparente Images vor allem für Webseiten benötige und die meisten Besucher halt immer noch Windows verwenden...
...Halte ich mir fürs Erste noch eine 2.6er-Version in der Hinterhand.
Ich bin mit der Gimp 2.8 Version sehr zufrieden. Mir gefällt alleine schon der verbesserte Oberfläche/Layout. Ich bin auf die Neuerungen sehr gespannt.