75 Prozent schneller? Oracle kündigt schon wieder eigenes Linux an und bewirft Red Hat mit Dreck

Kein Kommentar Autor: Jürgen (jdo)

Red Hat Logo 150x150Oracles Larry Ellison haut mal wieder mächtig auf den Putz – allerdings relativ sinnfrei. Auf der Oracle OpenWorld kündigt er ein eigenes Linux an: Oracles Unbreakable Enterprise Kernel für Oracle Linux. Etwas eigenartig an der Geschichte ist, dass Oracle bereits vor vier Jahren ein eigenes Linux angekündigt hatte. Oracles Unbreakable Linux war natürlich nichts anderes als RHEL (Red Hat Enterprise Linux) mit einem aufgeklebten Oracle-Logo.

Aber diesmal soll alles anders sein. Das neue Oracle Linux sei komplett anders. Es sei speziell für Oracle-Software und -Hardware optimiert und der Unbreakable Enterprise Kernel soll 75 Prozent schneller als der von Red Hat sein in Sachen OLTP (Online Transaction Processing). Bei InfiniBand will man sogar 200 Prozent schneller sein als die Konkurrenz mit dem roten Hut. Zugriffe auf SSDs sollen das Red-Hat-Pendant um 137 Prozent schlagen.

Steven J. Vaughan-Nichols weist in seinem Blog darauf hin, dass er von dieser Angeberei nicht besonders beeindruckt ist. Man könne jedes Betriebssystem so trimmen und abstimmen, dass es wie die beste Erfindung seit geschnittenem Brot aussieht und die Konkurrenz wie den Deppen da stehen lässt. Klar laufe ein auf SUN-/Oracle-Hardware abgestimmtes Betriebssystem schneller als ein nicht getuntes Red Hat.

Aber was will uns der Herr Ellison damit sagen? Ein langer Name macht noch kein neues Linux. Und Oracles Betriebssystem ist auch kein Fork, sondern basiert ganz einfach auf dem Kernel 2.6.32. Wenn der ganze Dampf der Plauderei erst mal wieder klar sehen lässt, ist das Unbreakable-Bla nichts weiter als eine weitere Linux-Distribution, die Oracles Hardware optimiert ist. Kunden von Oracle Linux 5 und RHEL 5 könnten auch einfach auf Unbreakable Enterprise kernel updaten, ohne das Betriebssystem neu installieren zu müssen. Software von Drittanbietern, die auf RHEL 5 laufen, könnte man ohne weitere Modifikationen auf Unbreakable Enterprise Kernel laufen lassen. Kommt sonst noch jemanden etwas komisch vor?

Es wird aber noch besser … Oracles Linux soll viel moderner sein. Es sei nicht vier Jahre in der Entwicklung zurück und werde viel Gutes für Oracle und die Linux-Community bringen. Außerdem wird es eine so viel bessere Performance haben. Ein Bleedinge-Edge-Server, kompatibel mit Old-Linux, vier Jahre seiner Zeit voraus und höchste Stabilität für High-End-Anwendungen? Wirklich? Und weil der Herr Ellison so ein Freund von Offenheit ist, wird ihm die Linux-Community natürlich geschlossen folgen, nicht wahr? ( Aus! Oracle beißt OpenSolaris den Kopf abOracle verklagt Google wegen Java-Benutzung in Android ).

Doch Ellison hat noch mehr Dreck in Richtung Red Hat geworfen: “Wir verbringen eine Menge zeit damit, Fehler in Red Hats Linux zu finden und auszubessern – was aber kein Problem für uns darstellt, wir tun das für viele Betriebssysteme. Wenn wir aber einen Fehler ausbessern, braucht Red Hat manchmal wesentlich länger, diesen Bug ebenfalls auszumerzen. Wir reparieren den Bug für unsere Kunden und schicken den bereicht dann an Red Hat. Manchmal reagiert Red Hat schnell, manchmal weniger.”

Das Oracle zu den führenden Linux-Entwicklern gehört ist mir auch neu. Ich stöbere viel in der Linux-Welt herum, aber Oracle muss den “Saustall” von Red Hat recht still aufräumen. Kein Wunder, Oracle ist ja generell eher zurückhaltend, gell?

Oracle konnte in der Vergangenheit Red Hat nicht so viel schaden, wie man das gerne getan hätte. Nun schlägt man halt Wellen und wirft mit Dreck. Glücklicherweise wird die Linux-Gemeinschaft auch diesmal nicht blöd genug sein, auf Ellisons leeres Geschwafel hereinzufallen.




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