OUYA: Begeisterung, Ernüchterung, Enttäuschung – aber wenigstens lässt sich XBMC installieren

4 Kommentare Autor: Jürgen (jdo)

OUYA Teaser 150x150Nachdem ich die OUYA nun in meinen Händen hielt und weit und breit kein HDMI-fähiges Gerät zur Verfügung stand, bin ich nun gestern doch in den Genuss eines Tests gekommen. Ein Kumpel von mir hat so eine halbe Kino-Leinwand an der Wand hängen und da ist natürlich HDMI mit von der Partie. Beim Einstöpseln kam mir dann gleich noch eine Erkenntnis, die für den einen oder anderen interessant sein dürfte: Die OUYA hat nur eine HDMI-Verbindung und keinen separaten Audio-Ausgang. Ich lasse das vorerst mal so stehen und komme später noch dazu.

Das Ganze geht dann erst mal los mit einem fetzigen Startbildschirm, einem “OUYA”-Schrei und dann beginnt die Inbetriebnahme. Es geht los mit der Controller-Verbindung. Das Einlegen der Batterien kann etwas trickreich sein. Ich habe das hier schon beschrieben.

Dann sucht das Android-Gerät nach verfügbaren WLAN-Verbindungen, zeigt diese an und bei entsprechender Auswahl wird das Passwort abgefragt. Ist das geschafft, fängt die OUYA erst mal mit einem Online-Update an. Das dauert je nach Internet-Geschwindigkeit etwas. Also bis hier hin alles recht normal. Was allerdings auffällt: Ich habe keine Möglichkeit an dieser Stelle, die Sprache umzustellen. Die Einrichtung findet komplett in Englisch statt. Das ist nicht schwer – ich wollte es aber anmerken. Dazu auch später noch einmal mehr.

OUYA: Start

OUYA: Start

OUYA: Controller aktivieren

OUYA: Controller aktivieren

OUYA: Nach Wi-Fi suchen

OUYA: Nach Wi-Fi suchen

OUYA: Wi-Fi Passwort

OUYA: Wi-Fi Passwort

OUYA: Update

OUYA: Update

OUYA: Update komplett

OUYA: Update komplett

Konto einrichten und Kreditkarten-Ärgernis

Nun kommt der Teil, der mir persönlich gewaltig auf die Nerven geht. Das Konto bei OUYA einrichten geht noch – damit kann ich noch leben. Aber die Kreditkarten- oder Debitkarten-Pflicht geht eigentlich gar nicht. Als die Entwickler das damals angekündigt hatten, wollte ich schon fast mein Geld wieder zurückfordern. Das mit der Pflicht lässt sich auch in der OUYA-FAQ nachlesen. Es sollen noch weitere Bezahlmethoden dazukommen – wann das so weit ist – keine Ahnung.

Alle Spiele sind ja zunächst frei anspielbar und irgendwann wird man dann zum Kauf aufgefordert oder es gibt weiteren Bezahl-Content. Wir sind gestern nicht aufgefordert worden, etwas zu bezahlen. Verwirrend ist es schon ein bisschen. Beim Einrichten steht nichts da, wann und wo man bezahlen müsste. Auch in der Anleitung ist davon nicht wirklich etwas zu finden. Hätte ich die Kickstarter-Kampagne nicht so ausführlich verfolgt, wäre ich mir ziemlich vor den Kopf gestoßen vorgekommen.

Mir ist / war auch nicht ganz wohl, die Informationen dort einzugeben. Aber die Neugier war dann stärker. Ich kann mich nur wiederholen: In Ordnung finde ich das nicht. Ohne diese Angaben startet die OUYA ganz einfach nicht komplett durch.

OUYA: Benutzerkonto einrichten

OUYA: Benutzerkonto einrichten

OUYA: Kreditkarte hinterlegen

OUYA: Kreditkarte hinterlegen

Endlich loslegen

Nachdem dieser Zinober nun vorbei ist, kann man dann endlich loslegen. Unter PLAY sind die installierten Spiele und Apps aufgelistet. Bei DISCOVER kann man durch die bisher vorhandenen Spiele stöbern. Zu MAKE komme ich noch ausführlicher. Aber darüber lässt sich zum Beispiel XBMC installieren und auch der Browser aufrufen. Bei MANAGE geht es zu den Einstellungen.

Bei den Einstellungen lässt sich die OUYA auch auf Deutsch umstellen. Bei der Bildschirmtastatur habe ich aber nur die Möglichkeit: Englisch / US.

Spiele und Apps installieren

Die vorhandenen Spiele und Apps sind noch recht übersichtlich und es fehlen ganz klar AAA-Titel. Gut, Bard’s Tale von inXile wäre dabei und auch Final Fantasy III sagt mir etwas. Das hat mir auf dem Tablet schon großen Spaß gemacht. Aber sonst ist auf den ersten Blick wenig dabei, das mir etwas sagt. Wollen wir hier nicht zu streng sein, weil die Spielekonsole erst am Anfang steht.

Wir haben erst mal Zombies & Trains eingespielt – warum kann ich nicht genau sagen – wahrscheinlich weil das einfach zu doof klingt. 🙂 In der Mitte liegt das Gehirn als großer Preis für die Zombies und Du musst mit Zügen verhindern, dass sie dort hin gelangen. Mit vier Tasten kannst Du vier verschiedene Gleise aktivieren und musst die Zombies plätten. Ganz witzig.

OUYA: Startbildschirm

OUYA: Startbildschirm

OUYA: Stöbern

OUYA: Stöbern

OUYA: Zombies & Trains

OUYA: Zombies & Trains

OUYA: Zombies & Trains

OUYA: Zombies & Trains

OUYA: Zombies & Trains

OUYA: Zombies & Trains

Das macht dann mal 10 Minuten Spaß, dann ist es aber auch wieder gut. Also weitergestöbert und plötzlich in pure Nostalgie versunken. Die Giana Sisters sind mit von der Partie. Also damals auf dem C64 ein wirklich süchtig machender Platformer / Jump & Run. Das mussten wir natürlich sofort einspielen und zocken. Level für Level abgewechselt und dann und wann schon etwas verdutzt geguckt. Die Steuerung scheint ein bisschen gemächlich zu reagieren. Das ist beim Springen natürlich ärgerlich – vor allen Dingen in den späteren Levels, wo mehr und mehr Präzision gefragt ist. Schön ist das Spiel trotzdem. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob man damit heute noch jemanden hinterm Ofen vorlockt, aber für mich hat das einfach wunderbare Erinnerungen geweckt. Es sind auch die klassischen Levels mit an Bord.

OUYA: Giana Sisters

OUYA: Giana Sisters

Abstürze und komische Tastaturbelegungen

Nach einer ordentlichen Runde Giana Sisters haben wir dann weitergestöbert. Ein paar Rennspiele installiert. Bei King of the Hill musst Du mit einem Dirtbike einen Berg so schnell wie möglich hinauf fahren. Das ist eigentlich auch ganz witzig, aber das Spiel ist einfach immer wieder abgestürzt. Von einem Schlag auf den anderen waren wir wieder beim Start-Bildschirm. Das ist recht frustrieren. Also ein anderes Rennspiel versucht. Ich weiß nicht mehr wie die geheißen haben. Aber bei beiden sind wir nicht über den zweiten Bildschirm gekommen. Egal welche Tasten wir gedrückt haben. Bei einen Stand, man möchte die beiden runden Steuerknüppel drücken (die sind drückbar)  – aber es ging einfach nichts weiter. Sehr ärgerlich.

Es ist auch gar nicht einfach ersichtlich, wie man manche Spiele beendet. Da steht keine Beschreibung und nichts dabei. Mein Kumpel hat dann herausgefunden, dass man so wieder auf den Startbildschirm gelangt: Die Einschalt-Taste des Controllers etwas länger gedrückt halten. Muss man auch erst mal wissen. Auch scheint die Tastaturbelegung von Titel zu Titel etwas inkonsistent – aber da gewöhnt man sich dran.

XBMC installieren

Nun war es bereits fast 2 Uhr nachts und ich wollte unbedingt noch sehen, ob ich die OUYA dafür nutzen kann, wofür ich sie eigentlich immer wollte: Als Multimedia-Station.

Man kann XBMC installieren, aber es ist etwas verschnörkelt. Zunächst einmal musst Du auf MAKE gehen und dann auf Software. Hier kannst Du dann den Browser aufrufen. In die Adresszeile gibst Du http://xbmc.org/download/ ein und lädst die Android-Version herunter. Danach kommt eine Meldung, dass der Download gestartet wurde. Ich habe aus Versehen zwei Mal auf den Download gedrückt, was man an einem späteren Screenshot sehen wird. 🙂

OUYA: MAKE

OUYA: MAKE

OUYA: Software

OUYA: Software

OUYA: Browser - XBMC

OUYA: Browser – XBMC

Nun wird es kryptisch, da ein vernünftiger Datei-Manager fehlt. Du musst zurück zum Startbildschirm und dann auf MANAGE. Hier hangelst Du Dich bis zu Storage durch. Ist das aufgerufen, geht es bei Downloads weiter. Dann kannst Du eine der heruntergeladenen Dateien anklicken. Ich musste hier schnell sein, weil der Fokus immer wieder auf Sort by Date zurückhüpfte. Es reicht ein kurzer Klick. Mit einem langen könntest Du die Datei löschen. Ganz im Android-Stil klärt der Installer über die Rechte auf, die die App hat und installiert sich dann. Das Ergebnis ist XBMC auf der OUYA. Wie bei einem Screenshot weiter oben zu sehen, findest Du die App dann unter Software wieder. Ich konnte keine Geschwindigkeitstests mehr machen, weil es wirklich schon sehr spät war. Aber wenn das Raspberry Pi Full HD schafft, dann unterstelle ich das der OUYA auch mal.

OUYA: MANAGE -> Storage

OUYA: MANAGE -> Storage

OUYA: Downloads

OUYA: Downloads

OUYA: Downloads

OUYA: Downloads

OUYA: apk installieren

OUYA: apk installieren

OUYA: XBMC gestartet

OUYA: XBMC gestartet

Dafür wollte ich die OUYA ursprünglich haben. Es gibt so viele gute Spiele unter Linux, dass ich keine Spielekonsole brauche. Ich wollte eine kleine schicke Multimedia-Station haben. Und schick ist die OUYA wirklich. Das Dumme ist nur, dass sie keinen Audio-Ausgang hat. XBMC kann man ja wunderbar via Android-Smartphone steuern und somit könnte man auch Musik gut darüber hören. Einfach Lautsprecher anschließen ist aber keine Option. Hier muss ich mal sehen, ob man da über eine krude Adapter-Lösung etwas machen kann. Wobei das nicht ganz günstig werden dürfte.

Wie Dur XBMC installieren kannst, sollten sich auch andere apk-Dateien auf die OUYA einspielen lassen.

Fazit

Man darf nicht zu hart ins Gericht gehen, da sich die OUYA erst am Anfang befindet. Liest man aber, gerade in Deutschland, welche Probleme es mit dem Zoll gibt, kann die OUYA nicht in seiner nativen Sprache einrichten und andere Kinderkrankheiten – also ziemliche Ernüchterung hat sich da bei mir breit gemacht. Hinzu kommt noch die Kreditkarten-Katastrophe. Ich kann diese Informationen auf der Webseite zwar aktualisieren, aber nicht mehr löschen. Das geht einfach nicht.

Für den deutschsprachigen Markt ist das Ding auch nicht wirklich ausgelegt. Gut, man darf nicht all zu viel erwarten – schließlich kostet das Ding wirklich nicht so viel. Ich werde auf jeden Fall mal investigieren, welche Linux-Distributionen man installieren kann. Aber das bringt mir auch keinen zusätzlichen Audio-Port – XBMC läuft ja schon. Das mit dem Audio ärgert mich schon sehr.

Ich will die OUYA wirklich nicht so schlecht machen und es werden sicher ambitionierte Bastler einiges daraus machen. Aber man muss auch sehr nüchtern die vielen kleinen Ärgernisse sehen, die man einfach nicht verschweigen darf. Spiele-Abstürze gehen halt gar nicht. Ich spiele tatsächlich mit dem Gedanken, das Ding wieder zu verkaufen. Dann reizt mich aber auch, was da noch an hübschen Rollenspielen und so weiter kommen könnte. Ich werde der OUYA einfach noch ein bisschen Zeit geben. Es macht auch irgendwie schon ziemlich Spaß. Man kann die Miniatur-Spielekonsole nicht wirklich mit gutem Gewissen weiterempfehlen, aber hat auch eine ziemliche Freude damit – ganz komische Situation wie ich finde. Es sind übrigens auch Emulatoren für SNES und Neo Geo zu finden – ohne Roms versteht sich.

Wer noch keine hat und mit dem Gedanken spielt, eine zu erwerben sollte sich das auf jeden Fall mehr als einmal überlegen. Die OUYA Konsole kostet bei Amazon Deutschland (derzeit vorbestellbar) immerhin 120 Euro mit einem Controller. Für den Preis als Multimedia-Station ist man sicher mit einem Raspberry Pi besser bedient.




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4 Kommentare zu “OUYA: Begeisterung, Ernüchterung, Enttäuschung – aber wenigstens lässt sich XBMC installieren”

  1. Christian says:

    Hallo und guten Morgen,

    netter Artikel, da ich meine Gefühlswelt darin sofort erkennen konnte... Ich habe die OUYA am Freitag, nach 2 Besuchen beim Zoll, endlich bekommen und kann deinem Fazit nur zustimmen.

    Verkaufen werde ich sie nicht, da ich hoffe sie in Zukunft noch einzusetzen. Als Mediaplayer mit XBMC gefällt mir die kleine nicht, da werde ich lieber noch einen Raspberry bestellen.

    Bleibt abzuwarten ob es noch nette Spiele geben wird. Real Racing 3 wäre so ein Kandidat, da die bisherigen Rennspiele, mit den gleichen Problemen wie bei Dir, so nicht zu gebrauchen sind.

  2. Matthias says:

    Dankeschön, dass erspart mir so einiges ^^

    Und ein freies Betriebssytem installieren, sind da schon welche draußen?

    Suche einen dezidierten GNU/Linux Rechner.

    • jdo says:

      Sobald ich wieder daheim bin, werde ich einfach diverse Distributionen für ARM ausprobieren ...

  3. Johannes says:

    Ich höre OUYA gerade zum ersten Mal! Muss ich mir dann auch mal genauer anschauen. Aber wenn du schon sagst, man ist mit einem Raspberry Pi besser bedient.... bin mal gespannt. Danke jedenfalls für diese Horizonterweiterung!