Ubuntu Web Remix – Alternative zu Chrome OS – kurz ausprobiert

Kein Kommentar Autor: Jürgen (jdo)

Das Ziel ist hoch, den sich der Entwickler bei Ubuntu Web Remix gesteckt hat. Er will eine Alternative zu Google Chrome OS zur Verfügung stellen. Ubuntu Web Remix bringt Firefox als Browser mit, wie Du Dir sicher denken kannst. Der Entwickler äußert sich außerdem zu den Highlights von Ubuntu Web Remix 20.04.1.

Was bietet Ubuntu Web Remix 20.04.1 LTS

Es gibt ein einfach zu benutzendes Web-App-Format (wapp). Damit kannst Du sehr einfach eigene Web-Apps erstellen, gibt der Entwickler an. Du machst daraus einfach ein Paket für den Desktop und installierst sie. Wie das funktioniert, findest Du hier: https://github.com/Ubuntu-Web/winst 50 und https://github.com/Ubuntu-Web/wadk 16.

Einen experimentellen wapp-Store findest Du unter http://store.ubuntuweb.co/ 50. Entwickler sowie Anwender*innen, die Pakete erstellt haben, können wapps beisteuern, indem Sie hier Pull-Requests einreichen: https://gitlab.com/ubuntu-web/ubuntu-web.gitlab.io 14. Das klingt spannend, da man vor allen Dingen bei populären Web-Apps das Rad nicht neu erfinden muss.

Integration der Cloud Services von /e/ 15 ist bereits enthalten. In der nahen Zukunft wollen sie mit dem /e/-App-Store näher zusammenarbeiten.

Weiterhin ist experimentelle Unterstützung für Android implementiert. Der Entwickler setzt dafür Anbox mit ein, das komplett als DEB paketiert wurde. Der Entwickler weist darauf hin, dass native Android-Unterstützung möglicherweise mit dem Live-Abbildoder in einer virtuellen Maschine nicht ordentlich funktioniert. Weiterhin musst Du vielleicht Secure Boot deaktivieren, damit es mit Anbox keine Probleme gibt.

Selbst kurz ausprobiert

Nun bin ich neugierig geworden. Ich habe meine Nextcloud so konfiguriert und eingerichtet, dass ich im Notfall viel damit machen kann. Eine Office-Suite kann ich aufrufen, im Notfall die Mail App aktivieren und so weiter. Ich müsste Kompromisse eingehen, könnte aber viel im Browser machen. Deswegen ist ein Betriebssystem, das in erster Linie auf den Browser setzt für mich schon interessant.

Die Android-Unterstützung ist spannend, aber mir steht momentan nur eine virtuelle Maschine zur Verfügung. Deswegen habe ich diesen Punkt außen vor gelassen.

Der Test ist nicht sehr tief greifend, muss ich ehrlich zugeben. Ich war einfach neugierig und musste ein bisschen stöbern, wenn man es genau nimmt.

Ubuntu Web Remix selbst getestet

Der Start von Ubuntu Web Remix ist unspektakulär.

Ubuntu Web Remix – Start

Ubuntu Web Remix – Start

Wie nicht anders erwartet, kommt der bei Ubuntu übliche Startbildschirm, bei dem Du auch Deutsch auswählen kannst.

Das Betriebssystem starten

Das Betriebssystem starten

Das Problem an dieser Stelle ist, dass Firefox, Einstellungen und so weiter später mit mir zwar Deutsch sprechen, die Tastatur aber nicht umgestellt wird. Das ist lästig, kannst Du aber über die Einstellungen selbst beheben. Dass das Tastatur-Layout immer noch so ein Problem ist, wenn man vom Englischen abweicht, ist bei vielen Distributionen echt albern. Es liegt wohl daran, dass die Sprachunterstützung für Deutsch beim Live-Abbild nicht vollständig unterstützt ist. Das ist auch OK, aber die Tastatur könnte man zumindest umstellen.

Das System im Kauderwelsch

Das System im Kauderwelsch

Begrüßt werde ich von einem Login zu ecloud.global begrüßt. Ich habe dafür aber keine Anmeldedaten und wenn Du genau hinsiehst, verbirgt sich dahinter mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine Nextcloud. Die virtuelle Maschine hat mir eine sehr kleine Auflösung präsentiert, die ich später umgestellt habe. Für den ersten Screenshot war die Auflösung ganz praktisch. Deswegen sieht das so klein aus.

Ubuntu Web Remix erster Start

Ubuntu Web Remix erster Start

Die meisten der Apps sind einfach Links, die sich in Firefox öffnen. Einige Apps sind aber nativ. Zum Beispiel der Dateimanager für die lokalen Dateien, GParted, die Einstellungen und so weiter gemeint.

Ubuntu Web Remix – Apps

Ubuntu Web Remix – Apps

Nun habe ich versucht, etwas aus dem Open Web Store zu installieren. Für den Test habe ich die YouTube-App genommen. Das System lädt zwar eine Datei herunter, aber bei einem Klick darauf öffnet sich der Texteditor. OK, das klappt dann (noch) nicht.

Gemischte Gefühle

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich keinen massiven Vorteil von diesem Format sehe. Das geht mir aber auch Chrome OS nicht anders. Jedes Betriebssystem mit einem Browser ist solchen Web-Betriebssystemen eigentlich überlegen.

Ich verstehe schon, dass man es technisch weniger versierten Anwender*innen einfacher machen will. Ubuntu Web Remix sieht wirklich schick aus, aber wenn mich Teile davon verwirren – wie sollen sich dann Anfänger*innen zurechtfinden?

Den hauptsächlichen Reiz von Ubuntu Web Remix finde ich, dass Anbox vorinstalliert ist. Allerdings ist die Unterstützung hier experimentell und in einer virtuellen Maschine (auch noch via Live-Abbild) hat sich die Software tatsächlich nicht starten lassen.

Potenzial ist da, das will ich gar nicht abstreiten. Aber eine Nextcloud mit einem Browser habe ich bereits. Web-Apps kann ich auch unter Linux Mint erstellen. Das sind einfach spezielle Firefox-Fenster, die in einer eigenen Umgebung laufen.

Schlecht ist es nicht

Hat mich Ubuntu Web Remix enttäuscht? Eigentlich nicht, ich habe das so in der Art erwartet. Ich finde es sogar gut, dass sich jemand gegen Chrome OS stellen möchte. Der Anfang ist alles andere als schlecht. Wie gesagt finde ich das Design und die Aufmachung durchaus gelungen. Aber technisch versierte Leute sehen solche Systeme sicherlich mit anderen Augen. Deswegen bräuchte man die Meinung von Leuten, die einfach ein bisschen im Web surfen, YouTube streamen, E-Mails lesen und so weiter wollen.

Persönlich würde ich auf einem modernen Rechner immer eine komplette Distribution mit viel Flexibilität bevorzugen. Andere Leute sind mit zu viel Optionen überfordert – sehe ich auch ein und das soll keine Wertung oder negativ sein. Nicht jeder auf der Erde ist IT-Geek. Auf jeden Fall lohnt es sich, das Projekt im Auge zu behalten.

Willst Du Ubuntu Web Remix selbst ausprobieren? Du kannst die erste stabile Version aus folgenden Quellen herunterladen: linux.darkpenguin.net und Torrent (via fosstorrents.com).

Da es noch keine offizielle Website gibt, wurde die Verfügbarkeit von Ubuntu Web Remix 20.04.1 hier und auf Twitter angekündigt. Dort steht außerdem, dass es bald eine Website geben soll.




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