Tuxedo OS 1 mit einer ISO-Datei – kurzer Test mit vielen Bildern

Kein Kommentar Autor: Jürgen (jdo)

Bisher konntest Du Tuxedo OS nur über die hauseigene Entwicklung WebFAI (Full Automated Installation) installieren. Das hat zwar gut funktioniert, aber damit wurde bei einer Installation die komplette Festplatte gelöscht. Ich wollte eigentlich schon auf das neue Tuxedo OS umsteigen, das auf Ubuntu 22.04 LTS und KDE Plasma basiert. Allerdings hätte mir das meine Hauptinstallation – Linux Mint – gebügelt und deswegen ist mein Dual-Boot bisher Linux Mint und Tuxedo OS, das auf Ubuntu 20.04 LTS basiert. Ab sofort gibt es aber eine ISO-Datei von Tuxedo OS 1, womit Du Tuxedo OS 22.04 installieren darfst. Damit kannst Du das System nicht nur als Live-System testen, sondern es auch individuell und ohne WebFAI installieren oder in einer virtuellen Maschine testen.

Willkommen bei Tuxedo OS 1
Willkommen bei Tuxedo OS 1

Da ich ein Tuxedo Fusion habe, wollte ich mir das System genauer ansehen. Ich habe mir die ISO-Datei heruntergeladen (3,1 GByte) und auf einen USB-Stick gespielt. Davon konnte ich nun booten. Das sind übrigens die Boot-Optionen, die Dir zur Verfügung stehen.

Boot-Optionen des Live-ISO-Abbilds
Boot-Optionen des Live-ISO-Abbilds

Ist das installierte Betriebssystem bereits TUXEDO OS, kannst Du außerdem zwei Reparaturoptionen nutzen: Automatische Reparatur (TUXEDO OS in vielen Fällen automatisch reparieren) und chroot-Funktion als One-Klick-App. Hast Du genügend Erfahrung, kannst Du Dein Tuxedo OS 22.04 manuell reparieren.

Tuxedo OS 22.04 reparieren – automatisch oder manuell
Tuxedo OS 22.04 reparieren – automatisch oder manuell

Hinweis: Willst Du das Live-System selbst testen, muss Secure Boot in Deiner UEFI-Firmware deaktiviert sein.

Tuxedo OS 1 – wunderschönes Betriebssystem

Ich bin positiv überrascht und werde das aktuelle Betriebssystem auch bald über die alte Version spielen. Bei der durfte ich kürzlich den Akkuverbrauch wieder zähmen, der komplett durchgedreht ist.

Mir taugt der Vorgänger mit Budgie als Desktop-Umgebung ebenfalls, aber die KDE-Version lacht mich wesentlich mehr an, muss ich zugeben. Hier ein paar Eindrücke. Ich möchte mich in erster Linie auf Benutzerfreundlichkeit und Apps oder Programme konzentrieren. Warum? Die wenigsten User interessieren sich für unter der Haube. Tuxedo hat den Anspruch, ein Betriebssystem für eine breitere Masse zur Verfügung zu stellen und keine Bastler-Distribution. Daher wird der Beitrag auch etwas bildlastig.

Tuxedo OS 1 mit KDE-Desktop
Tuxedo OS 1 mit KDE-Desktop

Die Live-Version von Tuxedo OS 1 hat mein Laptop erkannt und auch die darin installierte NVIDIA-Grafikkarte. Das hat problemlos funktioniert und bedeutet natürlich, dass der NVIDIA-Treiber vorhanden ist.

NVIDIA-GPU erkannt – Treiber ist vorinstalliert
NVIDIA-GPU erkannt – Treiber ist vorinstalliert

Allerdings kann ich das Betriebssystem nicht anweisen, die NVIDIA-GPU zu ignorieren und stattdessen die Intel-GPU zu benutzen. Das ist zwar nicht zwingend notwendig – ich fände es aber schick, wenn Du Dich beim Start entscheiden könntest. Nachdem die Live-Version gestartet ist, kannst Du die GPU natürlich über das TUXEDO Control Center umstellen – allerdings ist ein Neustart fällig und dann startet Tuxedo OS 1 wieder mit der NVIDIA-GPU. Es ist keine große Sache – mir ist es halt aufgefallen. Leuten ohne zwei Grafikkarten wird dieser Umstand allerdings völlig egal sein.

Tuxedo Control Center vorinstalliert

Das Tuxedo Control Center hat meine Hardware auch sofort erkannt. Besitzt Du ein Laptop des Unternehmens, sind die vorinstallierten Programme natürlich perfekt. Mit dem Tuxedo Control Center darfst Du auch einstellen, wie sich Dein Rechner bei Strom oder Akku verhalten soll.

Das Tuxedo Control Center ist vorinstalliert
Das Tuxedo Control Center ist vorinstalliert

Mit einem Rechtsklick auf das Symbol in der Taskleiste kannst Du auch zwischen den GPUs wählen, solltest Du wie ich eine Intel- und eine NVIDIA-Grafikkarte haben. Mein Tuxedo Fusion ist für sein Gewicht eine ziemlich gute Zocker-Station, wie Benchmarks zeigen.

Installation

Ich habe in der Live-Version auf die Installation geklickt, weil ich neugierig war. Zunächst hat sich Tuxedos tomte zu Wort gemeldet und einige Dinge im Hintergrund eingerichtet. Danach wurde ich gefragt, ob ich die gesamte Festplatte verschlüsseln möchte. Das will ich natürlich nicht, weil sonst die komplette Festplatte gelöscht wird – aber auch darauf gibt es einen Hinweis.

Verschlüsselte Installation – Vorsicht! Alle Daten werden gelöscht!
Verschlüsselte Installation – Vorsicht! Alle Daten werden gelöscht!

Wie ein solcher Installer weiterhin funktioniert, muss ich Dir sicher nicht erklären. Sprache einstellen, Tastatur, Zeitzone und so weiter.

Tuxedo OS 1 – Zeitzone und Sprache konfigurieren
Tuxedo OS 1 – Zeitzone und Sprache konfigurieren

Auf den Dialog für die Partition möchte ich trotzdem hinweisen. Ich darf manuell partitionieren oder kann mich auch entscheiden, eine Partition zu ersetzen.

Partition ersetzen
Partition ersetzen

Das Tool zeigt mir dann vorher und nachher an. Mit zwei Klicks kann ich mein altes Tuxedo OS (basierend auf Ubuntu 20.04 LTS und hier auch so bezeichnet) ersetzen lassen. An dieser Stelle habe ich den Installer abgebrochen, da ich von der alten Partition noch ein paar Daten kopieren möchte. Allerdings werde ich das OS bald ersetzen – da bin ich mir sicher.

Ich habe es bereits erwähnt. Mit der neuen ISO-Datei musst Du bei einer Installation nicht mehr die gesamte Festplatte löschen, sondern kannst das Betriebssystem auch individueller einsetzen.

Tuxedo OS 22.04 in einer virtuellen Maschine
Tuxedo OS 22.04 in einer virtuellen Maschine

Das Betriebssystem Tuxedo OS 22.04 läuft gut in einer virtuellen Maschine. In diesem Fall erkennt Tuxedo Control Center natürlich keine Hardware. Betreibst Du Tuxedo OS 22.04 in einer VM, kannst Du das Tuxedo Control Center aus der Autostart nehmen. Das gilt für alle Maschinen, die das Programm nicht unterstützt.

Desktop und Programme

KDE ist ziemlich umfangreich und lässt sich komplett individualisieren. Auf alle Nuancen einzugehen, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Aber einen kleinen Rundgang möchte ich schon zur Verfügung stellen.

Das Menü von Tuxedo OS 1 öffnet sich ganz klassisch links unten. Ein Menü muss man nicht großartig erklären, denke ich. Die Programme sind in logische Kategorien eingeteilt und Du darfst sie mit einem Rechtsklick auch zu den Favoriten hinzufügen. Die am häufigsten benutzten Programme als Schnellzugriff kann nicht schaden.

Das Menü von Tuxedo OS 1 – klassisch unten links
Das Menü von Tuxedo OS 1 – klassisch unten links

Neben Mozilla Firefox sind auch Thunderbird und LibreOffice vorinstalliert.

Hast Du mehrere Programme offen, kannst Du mit Alt + Tab schnell wechseln. Das ist ein bekannter Mechanismus, der bei Tuxedo OS 1 wie folgt aussieht.

Zwischen offenen Programmen wechseln
Zwischen offenen Programmen wechseln

Es macht Laune, die Desktop-Umgebung zu benutzen. Du findest alles sofort, ohne dass das System überladen wirkt. Ich finde das wirklich hervorragend gelungen.

Einstellungen – Tuxedo OS 1 individualisieren

Rechts neben der Schaltfläche des Menüs findest Du die Einstellungen des Systems. Hier kannst Du Dich komplett austoben und Tuxedo OS 1 komplett auf Deine Anforderungen anpassen. Was mir gut gefällt – öffnest Du die Einstellungen, bietet Dir das System ein Fenster mit Schnelleinstellungen. Hier kannst Du schnell wählen, ob Du ein helles oder dunkles Design möchtest. Dann gibt es ein Kürzel zu den Energieeinstellungen und Du darfst das Verhalten des Benutzer-Feedbacks konfigurieren.

Schnelleinstellungen
Schnelleinstellungen

Wie Du im Screenshot oben siehst, darfst Du hier auch die Firewall aktivieren und konfigurieren. Klickst Du in den Einstellungen auf Online-Zugänge, darfst Du gewisse Cloud-Anbieter konfigurieren.

Online-Zugänge bei Tuxedo OS 1 einrichten
Online-Zugänge bei Tuxedo OS 1 einrichten

Mit nur wenigen Klicks kannst Du OpenDesktop, ownCloud, Nextcloud und auch Google konfigurieren und in Dein System einbinden.

Netzwerkeinstellungen bei Tuxedo OS 1

Dass man ein modernes Betriebssystem einfach mit einem WLAN verbinden kann, davon muss man ausgehen. Was mir bei Tuxedo OS 1 allerdings irre gut gefällt – wenn Du neue Verbindungen konfigurieren möchtest. Eine solche Anzahl an VPN-Optionen habe ich bisher selten gesehen. Es sind alle VPN-Protokolle vorhanden, die Rang und Namen haben – WireGuard, OpenVPN, SSH, SSTP, L2TP, IPSec und so weiter. Sogar SSTP ist vorhanden.

Alle VPN-Protokolle verfügbar, die Rang und Namen haben
Alle VPN-Protokolle verfügbar, die Rang und Namen haben

Da das Betriebssystem auf Ubuntu 22.04 LTS basiert, kannst Du natürlich auch jeden VPN-Client eines kostenpflichtigen Anbieters installieren, der diese Linux-Distribution unterstützt. Es ist auch eine Frage der Bequemlichkeit, wie viele Verbindungen Du einrichten möchtest. Das hängt wiederum davon ab, was Du mit dem VPN tun möchtest. Willst Du Schutz in öffentlichen WLANs, reicht möglicherweise eine Verbindung. Möchtest Du Geoblocking umgehen, ist ein Client sicherlich bequemer, mit dem Du schnell das Land wechseln kannst.

Tipp: Importiert Du eine WireGuard-Konfigurations-Datei und willst die Verbindung aktivieren, meckert das System, dass die Verbindung unmanaged ist. Ich habe das Problem so behoben und hier ausführlich beschrieben:

Öffne die Datei /etc/NetworkManager/NetworkManager.conf und füge unten bei unmanaged-devices den Wert except:type:wireguard an. Das sieht bei mir so aus.

Problem mit WireGuard lösen
Problem mit WireGuard lösen

Danach startest Du den Netzwerk-Manager oder das System neu. Im Anschluss kannst Du die Verbindung starten.

Surfshark Wireguard manuell eingerichtet
Surfshark Wireguard manuell eingerichtet

Surfshark* bietet etwa die Option, WireGuard-Konfigurationsdateien zu erstellen. Diese Verbindung habe ich auch oben aktiviert – in die Schweiz. Du könntest natürlich auch das Paket wireguard-tools installieren und die VPN-Verbindung via Konsole starten – Stichwort wg-quick.

Kein Snap Store – Firefox als .deb

Wie auch Linux Mint verzichtet Tuxedo OS auf den Snap Store. Mozillas Browser Firefox ist als .deb-Paket installiert. AUch Chromium kannst Du als normales Paket installieren oder als Flatpak. Der Paket-Manager Discover ist ziemlich benutzerfreundlich. Sehr gut gefällt mir an dieser Stelle, dass Du ziemlich schnell siehst, was ein Flatpak ist und was nicht.

Chromium als Flatpak oder herkömmliches Paket
Chromium als Flatpak oder herkömmliches Paket

Ansonsten sind die Pakete in Kategorien eingeteilt, durch die Du Dich klicken darfst, wenn Du stöbern möchtest. Kommandozeilen-Ninjas können natürlich den apt benutzen, wie sie das gewohnt sind.

Selbst der Bildschirm für das Herunterfahren oder Neustarten des Systems ist schick. Bis bald, Tuxedo OS 1 – we shall meet again! 🙂

Update: Ich habe es inzwischen installiert und konnte die Vorgängerversion problemlos ersetzen. Nur meine grub-Reihenfolge habe ich wieder angepasst. Außerdem hat die Tastaturbeleuchtung auf meinem XMG Fusion 15 nicht mehr funktioniert. Dafür musste ich das Paket apt install tuxedo-keyboard-ite manuell nachinstallieren.

Schon schick, oder?
Schon schick, oder?

How-to: Tuxedo OS 22.04 installieren

Hier eine Schnellanleitung, wie Du das Betriebssystem via Tuxedo OS 1 installieren kannst.

Time needed: 30 minutes

Es ist ganz einfach, das System zu installieren.

  1. Lade die ISO-Datei herunter

    Zunächst holst Du Dir das ISO-Abbild von Tuxedo OS 1. Du kannst die Datei hier herunterladen. Dort findest Du auch Prüfsummen.

  2. Erzeuge einen bootfähigen USB-Stick

    Nun schreibst Du das ISO Image auf einen USB-Stick. DVD sollte kaum noch infrage kommen. Es gibt mehrere Optionen, einen bootfähigen USB-Stick zu erzeugen. Sogar der Raspberry Pi Imager ist dazu in der Lage (damit habe ich den USB-Stick erstellt). Linux Mint bietet die USB-Abbilderstellung oder Du nimmst ein Programm wie Etcher. Auch dd ist möglich.

  3. Starte Tuxedo OS 1 vom USB-Stick

    Jetzt steckst Du Deinen USB-Stick in Deinen Rechner und stellst sicher, dass Secure Boot in Deiner UEFI-Firmware deaktiviert ist. Starte das Betriebssystem von Deinem USB-Stick.

  4. Optional: Teste Tuxedo OS 22.04 in einer virtuellen Maschine

    Dank der neuen ISO-Datei kannst Du die Linux-Distribution auch in einer virtuellen Maschine testen. Das funktioniert tadellos und Du startest und installierst das Betriebssystem, wie Du es von anderen gewohnt bist.

Die Sache sieht komplizierter aus, als sie ist. Bist Du Linux-Fan, rate ich Dir auf jeden Fall, Dir Tuxedo OS 22.04 anzusehen. Mir gefällt die Linux-Distribution hervorragend – ich wiederhole mich gerne an dieser Stelle.




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