Thunderbird: Mozilla schießt den Vogel ab (will sich davon trennen)

5 Kommentare Autor: Jürgen (jdo)

Da will man Thunderbird also un endgültig loswerden. Diskutiert wird das schon länger und vor einigen Jahren hat man Thunderbird schon mal in eine separate Gruppe (Mozilla Messaging) ausgelagert, dann aber doch wieder nach Hause geholt. Nun hat Mitchell Baker das Ende von Thunderbird unter dem Schirm Mozillas wohl endgültig eingeläutet.

Thunderbird nicht rentabel

Das größte Problem sei, dass die Entwickler beider Lager aufeinander Rücksicht nehmen müssten und das sei laut Baker kontraproduktiv. Dabei wird Thunderbird von Mozilla schon länger stiefmütterlich behandelt und in der Vergangenheit wurden auch Entwickler abgezogen. Der Fokus liegt auf Firefox und das soll künftig noch stärker der Fall sein. Thunderbird erhält schon länger keine neuen Funktionen mehr. Das Problem E-Mail sei mit dem derzeitigen Stand gelöst.

Bei Mozilla glaubt man, mit Firefox etwas bewegen zu können und E-Mail sei Kommunikation von gestern. Ganz so krass hat es Baker nicht gesagt, aber schon darauf hingewiesen, dass die großen Kommunikations-Plattformen heutzutage WhatsApp, Viber, Linen und so weiter sind. Hunderte Millionen würden auf diese Tools setzen und man glaubt nicht, die Masse wieder zu E-Mail zurückbringen zu können.

Das ist eine Ansichtsweise. Man könnte allerdings entgegenhalten, dass man nie versucht hat, Thunderbird  für Business-Zwecke aufzumöbeln und an dieser Stelle vor vielen Jahren einfach geschlafen hat. Das sind nun die Konsequenzen daraus. Nur weil man gepennt hat, ist E-Mail noch lange nicht obsolet, wie man es teilweise darzustellen versucht.

Dass der Fokus nicht aus Thunderbird lag, merkte man auch an den Synchronisations-Möglichkeiten für Kalender und Kontakten. Man braucht Plugins und so weiter, die allerdings gut funktionieren.

Thunderbird vielleicht bald ohne Mozilla

Thunderbird vielleicht bald ohne Mozilla

Schade ist es schon, ein Beinbruch nicht

Zunächst einmal will man Thunderbird nicht einstellen, sondern eigentlich möchte man einen neuen Hafen dafür finden. Das ungeliebte Kind soll also einfach abgeschoben werden und man hofft, dass sich ein digitales Community-Waisenhaus erbarmt und den gestutzten Vogel wieder aufpeppelt. Möglicherweise unterstützt SoftMaker das Projekt weiter. Seit SoftMaker 2016 liefert man die Software per Standard unter Windows mit aus – gerade auch, weil Thundberbird plattformübergreifend verfügbar ist.

Für Thunderbird-Anwender wird sich in der nahen Zukunft nichts ändern. Man muss Mozilla hier anrechnen, dass die Diskussion angefangen wurde und man die Sache oder den Übergang zivilisiert und mit genügend Vorlauf über die Bühne bringen möchte. Weiterhin bietet man interessierten Entwicklern Hilfe an. Man wird sehen.

Dennoch kann es nichts schaden, sich vorsichtshalber nach Alternativen umzusehen. Für mich persönlich wird es schon schade, sollte Thunderbird tatsächlich vor die Hunde gehen. Unzählige Jahre war das Programm ein treuer Begleiter.

Unter Linux hat man diverse Optionen, die das Noch-Mozilla-Produkt beerben können. Es ist sogar so, dass andere per Standard mit CalDAV und CardDAV arbeiten und sich somit direkt an eine ownCloud-Instanz anbinden lassen – oder eben an einen anderen Server mit CalDAV oder CardDAV.

Bei mir persönlich schaut es so aus, dass alle meine E-Mails auf IMAP-Servern liegen. Somit muss ich nur einen IMAP-fähigen Client nehmen und bis sofort wieder einsatzbereit. Kontakte und Kalender-Einträge liegen auf der ownCloud. Deswegen brauche ich idealerweise einen Client, der mit IMAP, CardDAV und CalDAV umgehen kann. Potenzielle Kandidaten sind unter anderen KMail und Evolution.

Vielleicht sehe ich mir komplett Web-basierte Lösungen an. Mein Synology stellt einen Webserver mit Webmail zur Verfügung, Squirrelmail habe ich vor vielen Jahren schon mal genutzt und sogar bei der ownCloud arbeitet man an einer Mail-Lösung innerhalb der ownCloud-Instanz.

Bei ownCloud arbeitet man an einer Mail-Lösung

Bei ownCloud arbeitet man an einer Mail-Lösung

Man muss nicht in Panik verfallen, da es genügend Alternativen gibt. Vielleicht muss man sich umgewöhnen, aber muss man das nicht andauernd… Ich will damit sagen, dass man die Geschichte eher pragmatisch sehen sollte anstatt sich aufzuregen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Projekte mit so einem Namen eigentlich immer eine neue Heimat gefunden haben. Wer weiß, vielleicht tut es dem Vogel ja gut, aus dem Käfig in die Freiheit entlassen zu werden.




 Alle Kommentare als Feed abonnieren

5 Kommentare zu “Thunderbird: Mozilla schießt den Vogel ab (will sich davon trennen)”

  1. Niko says:

    Eine sehr hübsches Mailingsystem ist Roundcube. Hier lassen sich auch die Adressen per Plugin mit der Owncloud synchronisieren. Nur Termine lassen sich noch nicht sinnvoll einbinden.

    • jdo says:

      Das ist ja das Drama - ich will ein Tool für alles (Mail, Kalender, Kontakte) ... aber vielleicht sehe ich mir wirklich mal einzelne Lösungen an - weil die Daten zentral in der ownCloud liegen ist es nicht so schlimm ...

  2. Silencer says:

    was ist mit kolab?

    • jdo says:

      Das ist eine Server-Software und kein Desktop-Client - außer Du meinst Kontact, aber da gefällt mir Thunderbird besser.

  3. Ferdi says:

    Ich finde es ebenfalls sehr schade das Thunderbird nun gehen muss. Thunderbird und sein Vorgänger in Mozilla / Netscape waren und sind immer wieder meine Mail-Clients so lange ich emails nutze, auch wenn ich kurzfristig mal andere Clients ausprobiert habe. Und was finde ich heute auf der Startseite von Thunderbird als ich mal genauer "hingelesen" habe. Da steht doch glatt:

    "Alles Gute zum 10. Geburtstag Thunderbird
    Mozilla hat vor 10 Jahren Thunderbird 1.0 angekündigt. Können Sie sich die letzten zehn Jahre ohne E-Mails vorstellen? Können Sie sich E-Mails ohne Thunderbird vorstellen? Wir nicht!"

    Lippenbekenntnisse :-/