Rocky Linux von CentOS-Gründer – Antwort auf Red Hats Dolchstoß
Vor wenigen Tagen hat CentOS einen Dolchstoß erhalten – haben die meisten wahrscheinlich mitbekommen. Hinter dem Schritt steht die IBM-Führung, da bin ich mir relativ sicher. Die Akquisition von Red Hat war teuer und muss sich bezahlen. Dass solche Schritte oft nach hinten losgehen können, interessiert die Buchhaltung meist nicht. Auf jeden Fall war der Dolchstoß für CentOS ein schwerer Schlag für die Open-Source-Kultur. Greg Kurtzer, Gründer von CentOS, ist mit der Entscheidung offensichtlich auch nicht so glücklich. Er und ein paar weitere Mitglieder der alten Riege haben Rocky Linux als CentOS-Ersatz ins Leben gerufen.
Ich habe schon an mehreren Stellen gelesen, dass sich Administratorinnen und Administratoren Richtung SUSE und Ubuntu umsehen möchten. Das neue Rocky Linux könnte aber ein Gamechanger sein. Vor allen Dingen wissen die Leute, die hinter dem Projekt stehen, was sie tun.
Rocky Linux gerade erst angekündigt
Es kam wohl alles etwas überraschend, denn die neue Website der Distribution Rocky Linux ist noch sehr rudimentär. Dort ist allerdings zu lesen, dass Rocky Linux 100 % kompatibel zu Enterprise Linux ist. Ob bewusst der Name Red Hat fehlt, kann ich nur spekulieren.
Auf der Website ist ebenfalls zu lesen, dass es noch kein Ausgabedatum gibt. Wie gesagt kann ich nur spekulieren, aber die Website und die Ankündigung lassen darauf schließen, dass die Entwicklerinnen und Entwickler nicht viel Zeit für eine Planung hatten.
Wer mitmachen möchte, kann sich via GitHub beteiligen.
Der Tod von CentOS kurz erklärt
CentOS soll künftig als CentOS Stream weiterentwickelt werden und das erinnert in seiner Art eher an Fedora als an RHEL (Red Hat Enterprise Linux).
Das CentOS-Team wird CentOS 7 so lange warten und Updates ausgeben, bis RHEL 7 sein Lebensende erreicht hat. Allerdings wird CentOS 8, der Nachbau von RHEL 8, Ende 2021 eingestellt.
Ich kann mich noch sehr gut an die Schlammschlacht Red Hat gegen CentOS erinnern. Das war vor gut 20 Jahren. Red Hat wollte sich mit aller Macht von CentOS distanzieren und hat ohne Ende dagegen gewettert. Der Schulterschluss hat Red Hat hingegen sehr gut getan. Man konnte neue Administratorinnen und Administratoren für das Projekt gewinnen, weil es eben ein kostenloses RHEL gegeben hat.
Aber wie hat kürzlich ein Kollege zu mir gesagt: Seitdem die Buchhaltung bei uns das alleinige Sagen hat, ist alles Scheiße.
Vielleicht gibt es monetär kurz einen Kick, aber langfristige Schäden interessieren die Excel-Schubser halt nicht. < Reine Spekulation.
Rocky Linux könnte hingegen gestärkt aus der Sache hervorgehen. Wäre nicht das erste Mal, dass ein Community-Projekt erfolgreicher wurde, nachdem es ein kommerzielles Unternehmen kaputt gemacht hat. OpenOffice > LibreOffice …