Linus Torvalds: Linux wird auch nach meinem Ableben weiterlaufen
Linus Torvalds ist für zwei Dinge bekannt. Da ist das von ihm ins Leben gerufene Betriebssystem Linux. Es läuft eigentlich überall. In Routern, in der Raumfahrt, es ist das Herzstück von Android und so weiter. Linux (also der kernel) dürfte in der Zwischenzeit das am meisten eingesetzte Betriebssystem sein. Dann ist Linux-Vater Linus Torvalds noch bekannt, exzentrisch zu sein. Auch vor großen Firmen macht er nicht halt und zeigt NVIDIA schon mal den Stinkefinger (“NVIDIA, Fuck You!”). GNOME-Entwickler wurden vor einigen Jahren als Interface-Nazis beschimpft und so weiter. Die Wutausbrüche gehören einfach zu Linus Torvalds, auch wenn nicht alle damit einverstanden sind.
Linus Torvalds hat in einem Interview gesagt, dass Linux nun in einem zustand ist, dass es auch nach seinem Tod weitergeht. Linus Torvalds will natürlich noch viele Jahre leben und ich wünsche ihm das auch. Laut seinen Aussagen wäre sein Ableben vor zehn oder 15 Jahren ein Problem gewesen. Nun steht Linux auf so festen Beinen, dass die Community sich binnen weniger Monate sortieren und weitermachen könnte.
Solche Diskussionen sind immer unangenehm, aber einfach auch notwendig. Derzeit ist Linus Torvalds der Alleinherrscher und bestimmt, was in den Kernel kommt oder nicht. Allerdings ist für die Zukunft vorgesorgt und er hat sehr kompetente Entwickler in seinem engeren Kreis, wie zum Beispiel seine rechte Hand Greg Kroah-Hartman. Torvalds zieht sich langsam zurück und fährt nicht mehr so oft zu Entwickler-Meetings und so weiter. Das überlässt er anderen. Laut Torvalds sei auch das technische heutzutage nicht mehr das Hauptproblem. Sein Nachfolger müsste vertrauenswürdig sein und einen guten Ruf in der Community genießen. Auch hier fiel der Name Greg K-H noch einmal.
Lustig ist der Teil, in dem er erzählt, wie er seine Töchter blamiert. Zu Stoßzeiten kriecht er in einem Bademantel aus seinem Büro und schleicht in die Küche. Die Freundinnen der Töchter fragen dann schon manchmal, was für ein Penner das denn sei.
Weiterhin findet Torvalds Leute als ein bisschen naiv, die Open Source mit Anti-Kapitalismus in Beziehung setzen. Er habe das Betriebssystem nicht aus moralischen Gründen entwickelt, sondern weil man damit bestimmte Aufgaben besser erledigen konnte.
Wer seine Biographie Just for Fun noch nicht gelesen hat – ich kann sie einem nur empfehlen. In der Mitte wird es etwas technisch (nicht viel, nicht lang) – aber auch technisch weniger versierte Menschen werden das Werk verstehen.
Minix ist vermutlich das einzige FLOSS-System, das nach dem Ableben des Gründers nicht mehr existieren wird.
FreeBSDs Jordan K. Hubbard ist längst nur noch einer von vielen Entwicklern, OpenBSDs Theo de Raadt dürfte in Bob Beck auch menschlich 😉 einen mehr als geeigneten Nachfolger finden, NetBSD hat mit dem "Board" sowieso eine übergeordnete Instanz.