Großbritannien: Wer Pornos anschauen will, muss den Provider um Erlaubnis fragen
Gibt es in Deutschland eigentlich auch solche Gedanken? The Register meldet, dass David Cameron der Pornographie den Krieg erklärt hat. Dabei werden in den nächsten Monaten alle Internet-Benutzer gefragt, ob der Porno-Filter aktiv sein soll oder nicht – also diejenigen, die einen Vertrag mit einem ISP haben.
Ich greife mal vor, was bei The Register am Ende steht. Der früher Boss der Organisation Child Exploitation and Online Protection (CEOP) Jim Gamble hat gegenüber der BBC erklärt, dass man hier dem Grund nicht auf die Sache geht. Der aktuelle Bericht (PDF) von CEOP besagt, dass sich Pädophile sowieso im “versteckten Internet” aufhalten. Sie würden P2P-Netzwerke -Storage-Dienste nutzen. Man müsste vernünftige Abwehrmaßnamen treffen und nicht etwas, über das sich Kinderschänder den Bauch vor Lachen halten müssten.
Wer einen neuen Vertrag abschließt, hat den Filter per Standard aktiviert – außer er deaktiviert diesen ausdrücklich. Er will sich auch an Google, Yahoo! und Bing richten und diesen klipp und klar sagen, dass sie auch ihren Beitrag leisten müssen. Das sei ihre moralische Pflicht.
Die Rede soll heute erst gehalten werden, wurde aber im Vorfeld schon veröffentlicht (warum macht man eigentlich so etwas? Dann braucht er auch gar nicht mehr labern, oder?). Natürlich muss man dem UK-Häuptling Recht geben, wenn er sagt, dass man extremes Material wie Kindesmissbrauch oder simulierte Vergewaltigungen zensieren muss – ja, wer würde dagegen schon was sagen. Für Familien ist das sogar nicht mal unpraktisch, wenn alle Geräte im Heim-Internet einen Schmuddel-Filter haben. Wie die Filter genau aussehen, ist nicht bekannt. Es soll auch Listen mit schrecklichen Suchwörtern geben, die ebenfalls gefiltert werden sollen.
Das Problem an der ganzen Sache ist allerdings: Wer bestimmt denn, was zensiert wird? Der Papst? Die Spanische Inquisition? Der Betreiber der Nacktbar um die Ecke? Für manche ist ein blanker Busen Stein des Anstoßes – andere rennen nackt am Flaucher rum … Neulich im Parlament: “Nächster Punkt auf der Tagesornung: Soll Wixen auf den Suchindex? Ich bitte um Handabstimmung!”
Egal ob man nun für oder gegen Pornografie im Internet ist – hier wird wieder einmal ein Deckmantel für Zensur benutzt. Man nimmt ein Thema, bei dem sich kaum einer öffentlich dazu bekennt – dann kann man es recht bequem durchwinken – es beschweren sich ja nicht viele, gell.
Es ist eine Bevormundung, nichts anderes. Dem Anwender wird unter dem Deckmantel des Schutzes abgesprochen, dass er selbst verantwortlich sein kann. Kinder sind der perfekte Vorwand – man verstehe mich bitte hier nicht falsch und was manchen Kindern passiert ist schrecklich – aber das ist doch keine Lösung. Etwas mehr oder weniger zu kriminalisieren – zumindest käme man sich fast so vor – ist Druck durch Einschüchterung. Man stelle sich nur vor, die Anwender-Liste mit den Pornofans würde im Internet landen – soll ja so fiese Hacker geben, die auf so etwas aus sind. Das ließe sich im schlimmsten Fall für Erpressung benutzen?
Solche Witzmaßnahmen kosten nicht nur Zeit und Geld, sondern lassen sich auch dementsprechend einfach umgehen. Aber für einen Staat ist das natürlich bequem. Die Briten schnüffeln ihre Anwender ja auch aus und mit so einer “[x] Pornofan?”-Liste hätte man gleich alle potentiellen Vergewaltiger und Pädophilen auf einer Liste stehen – dann kann die Hexenverbrennung ja losgehen.
Zensursula und ihrer Stasi-2.0-Brut dürfte das natürlich super gefallen. Ich kann es schon hören: “Unsere Freunde aus Großbritannien mit einer beispiellosen Aktion … laber laber fasel laber … Internet-Sperren … laber fasel … ”
Ich sehe schon einen ganz neuen Geschäftszweig der Geeks: Wir machen Dein Porno wieder fit – auch ohne Kreuzchen beim Provider – kostet nen Hunni!
Aber so ein Filter hätte wahrscheinlich auch verhindert, dass so ein armer Bursche Apple verklagt hat – die sind Schuld, dass er süchtig nach Pornos ist. Die sind doch alle nicht mehr ganz dicht … echt wahr …
P.S: Hoffentlich führen sie gleich noch eine Porno-Polizei ein. Da müssen sie die Hüte der Bobbies eigentlich nur hautfarben anstreichen, um sie als Schmuddel-Jäger zu kennzeichnen.