Firefox OS ade: Mozilla plant langfristig, Firefox in Catweazle umzubenennen
Firefox OS ist tot, lang lebe Firefox OS! Auf Smartphones will man Firefox OS nicht mehr ausliefern, dafür werde man seine Blicke in Richtung IoT (Internet of Things / Internet der Dinge) wandern lassen. Die Proof-of-Concept-Organisation Mozilla sagt zwar (beziehungsweise Ari Jaaksi), dass man die Leistungsfähigkeit von günstigen Smartphones bis zu HD TVs bewiesen habe, aber man nun eine andere Strategie verfolgt, die Smartphones nicht mehr auf der Agenda hat. Bei Techcrunch ist zu lesen.
We are proud of the benefits Firefox OS added to the Web platform and will continue to experiment with the user experience across connected devices. We will build everything we do as a genuine open source project, focused on user experience first and build tools to enable the ecosystem to grow.
Firefox OS proved the flexibility of the Web, scaling from low-end smartphones all the way up to HD TVs. However, we weren’t able to offer the best user experience possible and so we will stop offering Firefox OS smartphones through carrier channels.
We’ll share more on our work and new experiments across connected devices soon.
We will enter IoT by using technology from #firefoxos . It is a very cool starting point. The beginning — not an end! #mozlando
— Ari Jaaksi (@jaaksi) 8. Dezember 2015
Man ist also stolz darauf, die Technologie zu haben, die man allerdings nicht so umsetzen kann, dass der Anwender damit etwas anfangen kann. Oder ungeschönt gesagt ist Firefox OS auf mobilen Geräten ein Flop.
Ist ja egal – Smartphones sind sowieso langweilig und eine Modeerscheinung. Dafür haut man ab und zu einen Artikel mit Mozilla-Power raus. Sollen sich die Android-Heinis um diesen alten Kram kümmern, denn Mozilla hat etwas viel Cooleres. Man widmet sich dem Internet of Things. Das ist ein Buzzword, da muss man rein.
Allerdings kann man ja kurz vor dem Ableben von Firefox OS auf dem Smartphone noch einen Startbildschirm für Android zur Verfügung stellen, damit sich Anwender an Firefox OS gewöhnen oder nun sehen können, was sich auf so einem Gerät niemals mehr verwenden lässt. Auch hier gibt es Gerüchte, den Launcher in MegaMaso umzubenennen, da die Anwendererfahrung laut eigenen Angaben nicht optimal und somit nur was für Leute mit hoher Schmerzgrenze ist.
Außerdem gibt es Gerüchte, dass man Firefox in Catweazle umbenennen will. Erstens ist der Browser dann nicht mehr mit Firefox OS assoziierbar, das ja auf dem Smartphone gescheiter ist und somit einen faden Beigeschmack hat. Zweitens würde der Name der Software an einen chaotischen und schrobigen Zauberer angelehnt sein. Somit würden ungewöhnliche und Hü-Hott-Entscheidungen Sinn machen. Allerdings wolle man den Anwender langsam an den neuen Namen heranführen.
Zunächst einmal wird der Browser für nicht mehr als drei Versionen Foxfire heißen. Danach für mindestens zwei aber nicht mehr als fünf Varianten Catfire. Während dieser Periode werde man auch Pocket mehrmals implementieren und dann doch wieder nur als Add-On anbieten, um zu sehen, wie sehr man Anwender damit verwirren kann. Für die weiteren Ausgaben bis 59 hat man sich dann für den Namen Catwater entschieden, da man dies gar nicht mehr mit Firefox identifizieren kann und der Umstieg ist dann fast abgeschlossen. Ab Version 60 heißt der Browser dann Catweazle. Ob Pocket darin enthalten ist oder nicht, wird man noch entscheiden.
Bei Thunderbird wird es ähnlich laufen und bis kurz vor dem Rauswurf des Projekts soll der E-Mail-Client dann Breezepidgin heißen. Der Grund ist, dass man die Software so lange so stiefmütterlich behandelt hat, dass Thunderbird übertrieben scheint.
Ein Filmteam soll die beiden Namensänderungen begleiten und der Arbeitstitel ist Denn sie wissen nicht, was sie tun sollen.
Man hat das Gefühl, dass Chaos herrscht und das nicht erst seit Firefox OS
Es ist schon normal, dass man Projekte einstampft, die sich in Sackgassen befinden. Bei Mozilla hat man allerdings eher das Gefühl, man will eine digitale Seifenoper füllen. Hü-Hott-Entscheidungen am laufenden Band und das seit geraumer Zeit. Irgendwie hat es damals angefangen, als man Thunderbird erst ausgliederte, dann doch wieder integrierte, nur damit man es nun endgültig aus dem Programm nehmen kann. Eine Entscheidung, die auch viel Kritik hervorgerufen hat. Es ist ja auch nicht so, dass keiner mehr Thunderbird benutzt. Im Gegenteil – die Anwenderzahlen steigen laufend und man feierte am 30. November 2015 über zehn Millionen gleichzeitige Anwender, die man sehen konnte. Man rechnet, dass insgesamt 25 Millionen Nutzer Thunderbird im Einsatz haben.
Die Strategie von Mozilla muss man in diesen Tagen erst mal kapieren. So ein chaotisches Hin und Her ist mir bei wenig anderen Projekten aufgefallen, wie das in der jüngeren Vergangenheit bei Mozilla der Fall war. Bei Google muss man sich kaputt lachen.
Ich bin trotzdem gespannt, was man da für den IoT-Markt geplant hat. Es ist ja nicht so, als würde es kein schlankes Betriebssystem für IoT-Hardware geben. Auch hier kann Konkurrenz natürlich nicht schaden, aber man kann erneute Strategie-Wechsel von Mozilla schon förmlich riechen. Natürlich hat Mozilla unglaublich viel für das freie Web getan und ich verwende hauptsächlich Firefox. Man bekommt nur irgendwie langsam ein ungutes Gefühl, weil überhaupt keine Ruhe mehr einzukehren scheint.
Vor ungefähr zwei Jahren hat alles noch so gut ausgesehen. Aber irgendwie hat man das Gefühl, dass Mozilla den rechten Weg verloren hat. Außerdem stelle man sich mal vor, man hätte diese ganzen Ressourcen in Thunderbird oder entsprechende Add-Ons gesteckt, mit denen man Kalender, Kontakte und so weiter aufpoliert hätte …
Die große Scheiße an der Geschichte ist, dass Android immer weniger Konkurrenz erhält. Über 80 Prozent Marktanteil und das zurecht, denn das System ist gut. Allerdings belebt Konkurrenz das Geschäft und mit Jolla in Schwierigkeiten, Firefox OS aus dem Weg, ruhen die Hoffnungen auf dem Ubuntu Phone. Das wird meiner Meinung nach aber nur eine Chance in einem Nischenmarkt haben, wenn die Konvergenz funktioniert. Diese Nische kann durchaus rentabel sein, aber ohne die Konvergenz sehe ich keinen Grund, auf ein Ubuntu Phone umzusteigen. Wenn ich Android ohne Blödsinn will, dann kann ich auf CyanogenMod setzen mit Zugriff auf unzählige Android-Apps, brauche aber Canonicals mobiles Betriebssystem dafür nicht. Auf jeden Fall gilt: “Ihr seid unsere letzte Hoffnung, Obi Wan Shuttleworth!” …
Naja, mein ZTE Open, eines der ersten Smartphones mit Firefox OS werde ich aufheben – so als Erinnerung. Ehrlich gesagt gebe ich das immer Besuchern. Telefonieren und SMS-Schreiben kann man damit ja. Ich hatte es sogar als tragbares Gerät für Live-Distributionen missbraucht. Requiem in pace, Firefox OS für Smartphones …
Update: Das Startup Acadine will wohl mit Firefox OS weitermachen.
Muss irgendwie der Zeitgeist sein. Kommt mir vielleicht aus gegebenen, persönlichen Anlass nur so vor. Entweder man verharrt in einer Stagnation und scheint mit aktuellen Entwicklungen überfordert oder zumindest von denen verschreckt. Oder man springt auf jeden Zug auf und versucht den neuen, heißen Scheiss (oder wovon man das zumindest glaubt) mit irgendeiner Form von aggressiven, aber nichtssagendem Marketing an die Leute zu bringen. Dafür wird dann aber alles, was irgendwie als Altlast empfunden werden könnte, einfach wegrationalisiert. Ich spreche hierbei gar nicht mal von Softwareentwicklung.
Da findet im Moment wohl eine Art - teils planloser - Umbruch oder vielleicht einfach ein Generationenwechsel statt. Keiner weiß aber so genau, wo es denn eigentlich hingehen soll. Klassisches Beispiel für einen noch nicht gefundenen, gesunden Mittelweg.
Ich teile dein Unverständnis für die Entscheidung(en) von Mozilla und dein Artikel bringt das für mich sehr treffend zum Ausdruck. Wohl nur eine Frage der Zeit bis "Firefox as a Service" ... Oder dann natürlich "Catweazle as a Service" 😉
"... as a service" ... wenn ich es nur höre, geht mir schon der Hut hoch - natürlich hat es eine Existenzberechtigung, aber nicht für alles und überall. Virtualisierter Firefox fehtl dann nur noch. Firefox als unabhängige VM und man hat die heißesten Buzzwords für den Moment abgefackelt ...
Ist schon wieder 1.April??? Auerhauerha!
Wenn das wirklich ernst gemeint ist, dann siehts ja ganz danach aus, als ob sich Mozilla demnächst selbst abschaffen wird. Hab mich in letzter Zeit immer wieder gewundert, was da für ein Trara um irgendwelche neu besetzten Führungspositionen gemacht wird. Was Du hier schreibst, scheint die logische Fortsetzung dessen zu sein. Wenn es wichtiger ist, die neuen SEOs und CEOs und was-weiß-ich-was-für-*EOs vorzustellen, als die Software zu bewerben und weiter zu treiben, dann ist das kein sonderlich gutes Zeichen. Vielmehr ein Zeichen dafür, daß die Führungsriege mit der Software nichts zu tun hat - was für eine Softwarebude natürlich katastrophal ist.
Das mit dem Umbenennen der Namen ist natürlich sarkastisch gemeint - es würde einen aber bei dem derzeitigen Wirrwarr nicht wundern ...
Ok, bin heut scheinbar nicht in Stimmung für Humor. Hab ich glatt überlesen! :o)
Na wär ja nicht das erste Mal, daß alteingesessene Namen willkürlich abgesägt werden...
Hat zwar andere Hintergründe, aber ich muß immer noch Leuten erklären, daß sie doch lieber LibreOffice verwenden sollten, weil ja mit OpenOffice nicht mehr viel los ist.