AN0M – die Kryptofalle des FBI – Podcast-Empfehlung (48 Minuten)

Kein Kommentar Autor: Jürgen (jdo)

Ich mag die ARD Audiothek echt gerne. Serien wie Kein Mucks sind einfach Klasse und auch Satire Deluxe finde ich ganz unterhaltsam. Du findest dort aber auch Sendungen über True Crime und ein neuer Podcast hat sofort mein Interesse geweckt: AN0M – die Kryptofalle des FBI (klick). Mit der Android-App kannst Du die meisten Podcasts übrigens auch herunterladen und offline hören, sollte das notwendig sein. Auf der Website gibt es einen Download-Link.

AN0M war ein schlag gegen das organisierte Verbrechen, aber auch Massenüberwachung

AN0M war ein schlag gegen das organisierte Verbrechen, aber auch Massenüberwachung

AN0M war im Prinzip ein Trick des FBI. Es war angeblich sicherer Messenger, der aber vom FBI infiltriert wurde. Wie aufwendig das ist, kann man sich vorstellen. Klar wird durch solche Aktionen auch, dass moderne Verschlüsselung kaum geknackt werden kann, sonst wäre so ein Aufwand nicht notwendig.

Mehr als 12.000 Krypto-Smartphones wurden in die Kriminellen-Szene eingeschleust und damit etliche Leute überwacht. Ein weltweiter Schlag gegen das organisierte Verbrechen ist gelungen (16 Länder, 800 Personen – circa 70 in Deutschland), das ist die positive Nachricht. Daten wurden zwischen Europol, dem FBI und so weiter ausgetauscht. Die Ermittler wussten sehr genau, wie Drogen geschmuggelt werden und so weiter.

AN0N war Massenüberwachung

Allerdings konnten auch andere Leute die App herunterladen oder haben sie benutzt. Von diesen Menschen wurden Nachrichten, Bilder und so weiter ebenfalls in Echtzeit gelesen und gesammelt.

Krass an dieser Stelle finde ich dieses Argument: Das Oberlandesgericht Rostock hat im März 2021 geurteilt, schon die Verwendung eines verschlüsselten Handys deutet darauf hin, dass Straftaten verdeckt werden sollen. Damit könne ein dringender Tatverdacht begründet werden (ab Minute 33). Das Oberlandesgericht Bremen hat ähnlich argumentiert, dass die Verwendung eines Krypto-Handys deute auf ein konspiratives Verhalten zur Begehung und Verdeckung von Straftaten hin.

Im Podcast wird aber auch gesagt, dass die Verwendung solcher Geräte keine Straftat ist. Der Schritt scheint nicht mehr weit, dass jede Person unter Generalverdacht steht, die Verschlüsselung oder verschlüsselte Messenger einsetzt. Die Datenschützer sind natürlich auf den Barrikaden.

Ein Jurist hat klar von Massenüberwachung gesprochen und gesagt, dass so ein Vorgehen in Deutschland nicht möglich ist. Allerdings geht es darum, ob man die Daten verwenden darf, die von einem anderen europäischen Land oder vom FBI kommen.

Verschlüsselung ist auch Privatsphäre und das ist im Grundgesetz verankert. Nun wird es eine Schlacht geben, ob die gesammelten Daten in Deutschland benutzt werden dürfen oder nicht (Beweisverwertungsverbot).

Besorgniserregend ist die Sache auf jeden Fall. Es wird davon gesprochen, dass der endgültige Erfolg für die Ermittlungen noch nicht abgeschätzt werden kann. Ich sehe die Sache so: Je größer der Erfolg, desto größer ist der Rückschlag für das Recht auf Privatsphäre. Nein, ich bin nicht auf der Seite der Kriminellen – ich will mich aber auch nicht Tag und Nacht überwachen lassen.

Wer nichts zu verbergen hat …

Dieses Argument wird dann immer wieder rausgekramt, ist aber Unsinn.

Interessant ist auch, dass von Malware gesprochen wird, wenn es um solche Spionage-Software geht. Genau das ist es nämlich. Nun muss man aber noch unterscheiden. Wird diese Malware über einen Trick auf das Gerät eingeschleust oder über eine derzeit unbekannte Sicherheitslücke. Das hat es auch schon gegeben und das ist eine ziemliche Gratwanderung. Wird eine solche Security-Lücke nicht gemeldet und von Cyberkriminellen gefunden, sind plötzlich X Geräte gefährdet.

In so einem Fall hilft natürlich auch kein VPN (kostenlos oder nicht), weil sich die Schnüffler bereits in der App befinden. Im Endeffekt funktioniert auch der sogenannte Staat-Trojaner genau so. Die Malware befindet auf dem Gerät und schnüffelt direkt auf der App, also vor der Verschlüsselung und nach der Entschlüsselung. Die Malware kann alles lesen, was auch Du lesen kannst.

Der Podcast erklärt auf jeden Fall gut und verständlich, um was es geht. Das Thema ist nicht ganz leicht, aber interessant genug, um es sich zum Beispiel zum Frühstück am Samstagmorgen vorlesen zu lassen. Diese Tendenz zum Generalverdacht finde ich ziemlich krass.

Es ist nicht erwähnt, aber der Vorteil von Open-Source-Software liegt hier auf der Hand. Bei Closed Source weißt Du nicht, was die Software tut.

Ich bin ein Fan von Messengern wie Threema und will dem Unternehmen aus der Schweiz nichts unterstellen – gerade in diesem Moment wünsche ich mir aber stark einen P2P-Messenger mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Bin ich nun auch verdächtig, nur weil mein Privatleben niemanden etwas angeht?




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