Jono Bacon äußert sich zum Aufstand der Community

7 Kommentare Autor: Jürgen (jdo)

Ubuntu Logo 150x150Naja, ein Aufstand ist es nicht wirklich, aber die Mitarbeiter von Canonical nehmen auch immer so blumige Worte – außerdem kann es ja noch einer werden … 🙂

Jono Bacon sieht sich selbst in der Mitte gefangen und findet, dass die Beschwerden zunächst nur hier und da aufflammten, dann aber durch eine Blog-Lawine ins Rollen gebracht wurde. Ein Kommentator widerspricht ihm hier und sagt, dass solche Beschwerden schon länger via IRC und sonstigen Kanälen auftauchen und seine Aussage nur beweise, wie weit sich Canonical von der Community entfernt hat.

Egal, Jono Bacon kann also mit beiden Seiten sympathisieren. Ein Mittelsmann kann das … ein Fähnchen im Wind aber auch. Er spricht davon, dass die Community offen und transparent sein muss, aber auch schlagfertig genug, Möglichkeiten beim Schopf zu packen. Schließlich sei es das Ziel von Canonical, Ubuntu an die breite Masse zu verteilen.Er glaubt auch, dass die eine Seite ohne die andere nicht existieren kann. Canonical könne keine Vision ohne die Community ausliefern und Ubuntu würde wesentlich schwächer ohne die Mittel von Canonical dastehen. Beide Seiten sollten einen Schritt zurückgehen und dann könne man sich irgendwo treffen.Dann erzählt er, ab wann er sich für Linux interessiert hat und es sei auch sein Traum gewesen … chrrr chrrrr chrrr … und das erreiche man eben nicht, wenn man einfach nur Quellcode online und ein paar Mailing-Listen auf die Beine stellt.

Man sei bei Unity vor einer ähnlichen Aufgabe gestanden. Es sei eine harte, aber notwendige Entscheidung gewesen. Auch hier habe man im Kugelhagel gestanden, aber Unity habe Canonical in eine bessere Position gebracht. Bald werde man eine einheitliche Oberfläche für viele Arten von Geräten – Fernseher, Tablets, Smartphones, Desktops –  bereitstellen können. Das würde die Märkte für Ubuntu, freie Software und Open-Source öffnen (was es zu beweisen gibt).

Harte Entscheidungen zu treffen, sei wichtig – aber es sei auch wichtig, die Ubuntu-Werte zu schätzen. Eines der wichtigsten Werte sei, dass die Plattform und Community offen für Diskussionen und Teilnahme sind. Jeder sei Willkommen, seinen Stein in die Wand zu mauern. Als Community-Mitglied wäre ich bei dieser Aussage nun noch saurer. Als Knecht darf ich ran, aber zu sagen hab ich nichts – und wenn man sich beschwert heißt es, dass man die Möglichkeiten nicht beim Schopf packt.

Weiterhin sei der Code für Unity, Ubuntu Touch und Mir ja öffentlich verfügbar. Man freue sich schon, dass Leute auf den Zug aufspringen und diesen auf Hochglanz polieren.

Ganz ehrlich? Das ist das Gelaber eines Gebrauchtwagenhändlers. Shuttleworth: “Jono, beruhige mal den Pöbel … ich kann so nicht regieren!” … Ok, Chef: “Jetzt kommt erst mal alle runter, wir mögen und brauchen Euch ja .oO(aber zu sagen habt ihr nichts! *hehehe*)”.

Ist eigentlich jemandem schon mal aufgefallen, dass Canonical das Wort Linux eigentlich gar nicht mehr in den Mund nimmt? Schaut mal auf Ubuntu.com und versucht Linux zu finden. Dann seht mal bei anderen populären Linux-Distributionen nach.

Es geht mit Entscheidungen wie Mir nicht mehr um die größere Linux-Gemeinschaft. Ich habe den Eindruck, dass sich Mark Shuttleworth ein Denkmal setzen möchte – koste es, was es wolle. Sein Ego verbietet ihm, zu scheitern. Es geht um reine Kontrolle, dass man Canonical nicht mehr reinreden kann – deswegen steht Mir auch unter der Canonical CLA (Contributor License Agreement).

Betrachtet man das Ganze nachträglich mit böser Zunge, hat Canonical die Methoden von Drogenhändlern benutzt. Freie CDs raus geschickt und gesagt, dass man die Welt von den üblen Mächten befreien wolle. Als man dann genug angefixt hatte, kann man mit denen nun umspringen, wie man möchte.

Ich war lange Zeit ein großer Fan von Ubuntu, aber mit jeder großen Entscheidung misstraue ich Canonical mehr, ob sie wirklich das Beste für Linux und freie Software wollen. Dieses Verbreiten von verbalem Valium und das sofortige auf “Schmusekurs” gehen bei jeder Form von Kritik und dann doch im stillen Kämmerchen an Dingen schmieden, die die ach so geschätzte Community dann einfach nur zum Fraß vorgeworfen wird … – das alles ist mir sehr suspekt. Sollte je der Tag kommen, an dem Mark Shuttleworth die Mittel ausgehen oder er diese einfach abzieht, wird ein ganz böses Erwachen kommen.




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7 Kommentare zu “Jono Bacon äußert sich zum Aufstand der Community”

  1. praetoriuss says:

    Zum Glück gibt es ja noch die Art von Distributionen, die auf konstruktive Weise mit der Community zusammenarbeitet. Der enttäuschte Ubuntu - Nutzer kann sich also jederzeit einer freieren Alternative umsehen. Als Beispiel gerade auch unter den großen Distributionen seien hier nur Fedora, Mageia und OpenSUSE genannt. Deren Community-Einbindung gibt selten Anlass zur Beschwerde.

    • jdo says:

      Ich glaube, das wird der einzige Weg sein, um Canonical in die Schranken zu weisen. Meiner Meinung nach sollten sich die Distributionen dazu auch Steam zu Nutze machen. Jede Distribution sollte einen Steam-Client-Beauftragten haben und dies speziell bewerben. Viele zocken einfach gerne und wenn das bei anderen Distributionen so einfach wie unter Ubuntu funktioniert, dann gibt es auch für viele keinen Grund, bei Ubuntu zu bleiben.

      • killx says:

        Unter Fuduntu ist es einfach "sudo yum install steam" und fertig ^^

        Steht auf der Fuduntu Homepage seit 2 Monaten schon unter features 😉

        Soweit ich weis ist es bei Arch und anderen Distributionen ähnlich, und zwar schon lange bevor es im Ubuntu Software Center war =)

        • jdo says:

          Das meinte ich so nicht. Ich meinte, dass man gezielt damit werben soll. Wenn ich auf der Steam-Webseite bin, heißt es - verwende Ubuntu. Am besten sollte man einen Artikel machen, wie sich Steam unter möglichst vielen Distributionen am einfachsten installieren lässt. Das schaffe ich aber nicht alleine, da ich nicht alle Distributionen durchtesten kann.

  2. axt says:

    > Ist eigentlich jemandem schon mal aufgefallen, dass Canonical das Wort Linux eigentlich gar nicht mehr in den Mund nimmt? Schaut mal auf Ubuntu.com und versucht Linux zu finden.

    Hast Du diesen Absatz aus einem mehrere Jahre alten Artikel recycled oder tatsächlich jetzt erst geschrieben?

    • jdo says:

      Mir ist es tatsächlich jetzt erst aufgefallen. In den Blog-Einträgen sprechen sie ja dann und wann noch von Linux, aber auf der kompletten Webseite ist der Ausdruck nicht zu finden.

      • dexfill says:

        Also hier ist das Wort "Linux" noch ein paar Mal zu lesen:
        http://www.ubuntu.com/project/about-ubuntu

        Aber ich gebe dir im Prinzip recht. Bei anderen großen Linux-Distributionen (Gentoo, OpenSuse, etc.) ist es stets auf der Startseite sehr deutlich hervorgehoben. Aber bei Android spricht ja auch niemand mehr von Linux. Das möchte wohl auch Canonical mit Ubuntu erreichen.