Sourceforge betreibt Schadensbegrenzung: GIMP nun ohne Adware ausgeliefert

6 Kommentare Autor: Jürgen (jdo)

Viele werden das Hickhack um Sourceforge und die übernommenen, angeblich im Stich gelassenen Konten mitbekommen haben.

Anwender mit den klingenden Namen sf-editor1, sf-editor2 und sf-editor3 (unter anderem Apache HTTP Server) haben Konten von Projekten in Beschlag genommen und die Software weiterhin ausgeliefert. Allerdings wurden die Haupt-Downloads mit Software von Dritten oder sogenannter Adware gewürzt.

Aufgeflogen ist das Ganze durch eine Untersuchung von ArsTechnica und dem Windows-Installer für GIMP, beziehungsweise konnte sich GIMP-Win-Verantwortlicher Jernej Simončič plötzlich nicht mehr an seinem Konto anmelden und musste lesen, dass Frau oder Herr sf-editor1 nun verantwortlich ist.

Fakt ist auch, dass die Entwickler von GIMP schon vor längerer Zeit beschlossen hatten, das Projekt nicht mehr auf Sourceforge zu hosten. Grund war damals die Werbung mit den fetten Aufforderungen Download here, die vom Wesentlichen ablenken und auf die auch viele hereingefallen sind.

Sourceforge versucht es mit Ausreden

Sourceforge hat sich zu den Anschuldigungen geäußert und zunächst behauptet, dass das Projekt GIMP-Win einfach verlassen sei und man hätte die Kontrolle übernommen.

Das stimmt natürlich so nicht. Das Projekt ist nicht herrenlos, sondern die Entwickler hatten die Schnauze von Sourceforge voll – das ist schon ein großer Unterschied. GIMP gibt es ausschließlich über die Projektseite gimp.org, die entsprechenden Repositories der Linux-Distributionen oder Windows-Versionen werden als Nightly Builds für Stable und Development unter nightly.darkrefraction.com.

Nein, Sourceforge: GIMP für WIndows gibt es weiterhin!

Nein, Sourceforge: GIMP für WIndows gibt es weiterhin!

Sourceforge spricht nur explizit von GIMP. Allerdings hat es sich herausgestellt, wie oben bereits angedeutet, dass man mit dieser schmutzigen Praktik auch andere Projekte feindlich übernommen hatte. Darunter befinden sich unter anderem:

  • Viele Apache-Projekte wie zum Beispiel Allura, Derby, Directory Studio, the Apache HTTP server, Hadoop, OpenOffice, Solr, und Subversion.
  • Firefox, Thunderbird und FireFTP aus dem Hause Mozilla.
  • Die Mail-Clients Evolution und Open-Xchange
  • WorpPress und Drupal
  • Die Entwicklungs-Umgebungen Eclipse, Aptana, Komodo, MonoDevelop und NetBeans
  • VLC, Audacious, Banshee.fm, Helix und Tomahawk – alles Multimedia-Player
  • Reaver für WiFi Hacking
  • viele weitere Anwendungen und Spiele wie zum Beispiel Alien Arena

Ziemlich lächerlich wird es, als Sourceforge auf die Kampagne aus dem Jahre 2013 verweist, bei denen Entwickler und Anwender helfen sollen, irreführende Werbung zu melden, damit sie entfernt werden könne. Da war das GIMP-Kind bereits in den Brunnen gefallen. Sich selbst scheint man davon aber auszunehmen, da alle übernommenen Projekte mit Adware ausgeliefert wurden.

Nun hat man der ursprünglichen Stellungnahme ein Update angefügt. GIMP werde ab sofort nicht mehr mit Adware ausgeliefert und der Maintainer sei herzlich eingeladen, das Projekt wieder zu übernehmen. Beziehungsweise spricht man bei Sourceforge nicht von Adware, sondern der GIMP-Installer sei nun ausschließlich ohne zusätzliche Angebote (Offers) verfügbar. Tatsächlich kann man auf einige Angebote gerne verzichten.

Was man ebenfalls still und heimlich geändert hat – damit man nicht noch mehr Staub aufwirbelt und versucht, die Wogen so schnell wie möglich zu glätten – auch alle anderen feindlich übernommenen Projekte werden nun ohne Adware ausgeliefert.

Wenn man es weiß, sieht man sehr schnell, ob eine Projekt in einen Adware-Wrapper gehüllt ist. Befindet sich unter dem Download-Knopf ein kleiner Link mit Direct Download, sowie ein Ausrufezeichen und Installer Enabled darin, dann ist der Installer verseucht und man muss für eine saubere Version Direct Download wählen. Ist kein so ein Link vorhanden, sollte er sauber sein. Die meisten Anwender werden sich darüber allerdings keinen Kopf machen und klicken halt einfach auf Download.

Sourceforge Wrapper vorhanden

Sourceforge Wrapper vorhanden

Sourceforge Wrapper nicht vorhanden

Sourceforge Wrapper nicht vorhanden

Weitreichendere Folgen

Das Problem ist auch nicht nur, dass man einem unachtsamen Anwender eine Adware einschmuggelt. Es steht auch der Ruf vieler Projekte auf dem Spiel. Fängt sich jemand zum Beispiel durch den Download von GIMP eine Adware ein, wem wird er dann wohl die Schuld geben? Das gilt auch für viele andere Open-Source-Projekte, die auf Sourceforge gehostet sind und deren Leumund man mit dieser Praktik geschädigt hat.

Wollte man wirklich Schaden begrenzen, würde man sich nicht für das Retten der eigenen Haut in komische Ausreden flüchten, sondern die Projekte zum Beispiel mit kräftigen Geldspenden unterstützen. Das macht zwar die Sache nicht ungeschehen, hilft aber zumindest den diversen Open-Source-Entwicklungen.

Nichts gegen Werbung an sich, aber …

Ich habe schon öfter betont, dass ich an sich nichts gegen Werbung habe. Viele Projekte und Seiten finanzieren sich so. Auch ich verwende einen Adblocker, der dann aber selektiv deaktiviert wird. – also auf Seiten, die ich unterstützen möchte, ist der Adblocker nicht aktiv.

So eine Aktion wie von Sourceforge ist allerdings arglistig und hat mit eigentlicher Werbung nichts mehr zu tun. Das ist unterste Schublade und jeder der dort ein Projekt hostet, sollte sich einen Umzug überlegen. Rechtlich scheint die Sache übrigens in Ordnung zu sein, aber moralisch ist das unter aller Sau.

Auf help.github.io gibt es eine nette Auflistung von Alternativen zu Sourceforge, die dem Anwender keinen Mist unterjubeln wollen.

Man kann es drehen und wenden wie man will und Sourceforge kann sich noch so winden und versuchen, die Gemüter zu beruhigen. Früher war Sourceforge eine tolle Anlaufstelle, heutzutage sollte man es einfach nur noch meiden.




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6 Kommentare zu “Sourceforge betreibt Schadensbegrenzung: GIMP nun ohne Adware ausgeliefert”

  1. Peter_s says:

    Ji,
    mach Dir bitte noch mal Gedanken, warum DU den Leser aufforderst ABP zu deaktivieren.
    Wer sich auskennt, will keine Adsense-Netzwerke unterstützen und per Skripting Schädlingen die Tür öffnen.
    Tip:
    Pack DEINE wertvollen Artikel statisch in einen Frame und der wird dann auch immer gelesen werden (können).

    Danke für die Erläuterung mit Heinweis auf den direkt DL.
    Selbst die Gimp.org-Webseite weist nicht daruf hin, so amn denn von SF laden möchte.
    Die Mac-Variante mit Plug-Ins ist scheinbar auf Lisa.net; aber tatsächlich ebenfals nur auf SF zu holen.
    Leider.

    Gruss

    • jdo says:

      Das mit den Frames kapiere ich nicht ... außerdem fordere ich niemanden auf, ABP zu deaktivieren - das klingt erstens wie ein Befehl und zweitens habe ich schon öfters erwähnt, dass ich keine böse bin, wenn er einen AdBlocker verwendet - gäbe ja auch andere Möglichkeiten, eine Seite zu unterstützen.

      Würde das jeder Leser tun, käme ich komplett ohne Werbung aus - das ist aber nicht der Fall. Ich tue sowieso schon wesentlich mehr als viele andere Websites. Facebook, Twitter und andere soziale Netzwerke werden nicht per Standard aktiviert - da muss der Nutzer draufklicken. Dadurch hat meine Seite einen Nachteil, weil es für den Anwender nicht so einfach ist, Dinge via soziale Netzwerke zu teilen. HTTPS habe ich ebenfalls aktiviert und das Zertifikat kostet auch Geld - alles, was nicht https anbietet, ist in der Zwischenzeit rausgeflogen - wobei ich ebenfalls wieder Nachteile habe, da ich nun bei gewissen Blogger-Plattformen nicht mehr teilnehmen kann, die (derzeit) kein https unterstützen.

      Anstelle mahnend den deutschen Oberlehrer-Zeigefinger zu heben, sollte man sich vielleicht auch mal eine Sekunde lang mit den Hintergründen beschäftigen oder sich mal überlegen, wie viel Zeit ich persönlich in diese Seite hänge. Mein Hosting-Paket zahlt sich auch nicht von selbst - nichts für Ungut, aber dieses kluge Geschwätz von oben herab kotzt mich echt an. Kommentare wie diese lassen mich ernsthaft darüber nachdenken, ob es vielleicht einfach an der Zeit ist, aufzuhören. Wirtschaftlich rechtfertigen kann ich den Aufwand eigentlich nicht.

      P.S: Wer sich auskennt - der weiß, dass es nur ein Adsense-Netzwerk gibt und das ist von Google.

      P.P.S: Der PayPal-Spenden-Knopf befindet sich unter jedem Artikel. Heute ging noch nichts ein ... auch von niemandem, der offensichtlich einen AdBlocker benutzt.

  2. Alexander says:

    Ich lese hier schon so lange; jetzt habe ich dir eine Kleinigkeit gespendet. Sollte für ein Bierchen reichen. 🙂

    Für die Statistik:
    Ich nutze einen Adblocker. ^_^

    • jdo says:

      Danke schön, aber so war das da oben gar nicht gemeint. Mich nervt es nur, wenn Leute kluge Ratschläge geben, ohne allerdings eine nachhaltige Lösung zu bieten.

  3. Alexander says:

    Ich weiß. 🙂

    Hast mich trotzdem daran erinnert, dass man ab und zu eine Kleinigkeit springen lassen kann, wenn man schon lange mitliest. ^_^

  4. Schroeffu says:

    Ich bin auch bereits vor ca einem Jahr ziemlich erschrocken, als ein Download via SourceForge AdAware mitgeliefert hatte. Danach musste ich den Kopf ungläubig schütteln und habe diesem Portal meinen Rücken gekehrt.