Kubuntus Jonathan Riddell wäscht schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit

2 Kommentare Autor: Jürgen (jdo)

Kubuntu Logo 150x150Jonathan Riddell wurde von Muktware bezüglich Kubuntus Zukunft interviewt. Auf die ersten Fragen verhält er sich noch diplomatisch. Es sei zu früh zu sagen, inwieweit Mir Kubuntu beeinflussen wird. Bei Canonical habe man versichert, dass Applikationen mittels des X-Kompatibilitätsmodus laufen werden.

Ob man sich überlegt hätte, Debian Testing als Basis einzusetzen und auf ein Rolling-Release-Modell umzusteigen, wird Riddell gefragt. Würde man das tun, wäre man nicht Kubuntu, sondern eine Debian-basierte Distribution.

Ob Riddell mit anderen Entwicklern von zum Beispiel Xubuntu oder Lubuntu Kontakt hatte und wie die Übergangsphase im Allgemeinen Ubuntu-basierte Projekte betreffe und was sich verändet. Riddell sagt, dass er den Wegfall des UDS (Ubuntu Developer Summit) in der alten Form schade findet. Das sei ein großer Teil dessen gewesen, was Ubuntu zu einer Community gemacht hatte, aber Canonical auch ein Haufen Geld gekostet hat. KDE würde Konferenzen mit einem Bruchteil des Budgets durchführen. Andere Änderungen im letzten Jahr seien gewesen, dass Entwickler von unprofitablen Projekten wie Kubuntu, Launchpad und Bazaar abgezogen wurden. In seinem Fall habe er zum Glück einen Sponsor gefunden, der ihn an Kubuntu arbeiten lässt. Launchpad und Bazaar befänden sich in einem Wartungs-Modus und dafür gibt es wahrscheinlich keine neue Funktionen mehr. Auch sei der Posten des Ubuntu Release Manager überflüssig gemacht, der Abkömmlingen wie Kubuntu schon sehr zu Gute kam.

Ab diesem Zeitpunkt wird das Interview dann hart. Wer solche Aussagen macht, bei dem muss der Stachel sehr tief sitzen.

Er habe nicht so viel Kontakt mit den Mint-Entwicklern, aber man diskutierte vor kurzer Zeit ein Lizenz-Problem. Canonical behauptete, dass man eine Lizenz braucht, um Pakete von Ubuntu kompilieren zu dürfen. Riddell schlug vor, dass die Mint-Entwickler rüde zurückbellen, diese seien allerdings zu höflich dafür.

Spenden für Ubuntu

Spenden für Ubuntu

Im letzten Jahr habe er ein Angebot von einer  gemeinnützigen Firma bekommen, die kommerzielle Unterstützung für Kubuntu anbieten wollten. Da Canonical das Warenzeichen von Kubuntu hält, musste man hier um eine Lizenz bitten. Das habe viele Monate gedauert und ging alles sehr langsam. Es sei sehr frustrierend gewesen, Canonical als Blocker für diesen Teil der Ubuntu-Community zu sehen, da man von der Firma das Gegenteil erwartet. Somit hatte man sich eine Namensänderung überlegt, worauf Mark Shuttleworth mit Ausschluss des Projekts drohte und das wäre noch schlimmer gewesen. Seitdem habe Canonical angefangen, bei Downloads um Spenden zu bitten. Eine der Optionen sei “bessere Unterstützung für Abkömmlinge wie Xubuntu, Kubuntu, Lubuntu”. Kubuntu habe von diesem Geld nie etwas gesehen und das sei ein enttäuschender Fall von Unterschlagung / Betrug.

Enttäuschender Fall von Betrug

Enttäuschender Fall von Betrug

In der nächsten Antwort sagt Riddell aber auch, dass man keine Pläne habe, Ubuntu als Basis aufzugeben. Dadurch würde man ein komplett andere Projekt werden. Die Infrastruktur für Ubuntu sei einer der Hauptbeiträge von Canonical

Laut Riddell habe Canonical einige Entwickler auf die Palme gebracht. Er selbst ist zwar mehr auf dem Dampfer “Community-basierte Software”, kann aber Canonical auch verstehen. Google und Apple hätten Biug #1 gelöst (Microsoft hat den größten Marktanteil) und keine Community-basierte Software habe bisher den Durchbruch geschafft. Wer das nicht mag und sich lieber einem Community-basierten Modell anschließt, ist bei Kubuntu oder jedem anderen Unterprojekt Herzlich Willkommen.

Ich weiß ganz ehrlich nicht genau, was man davon jetzt halten soll. Auf der einen Seite will man bei Ubuntu als Basis bleiben, auf der anderen Seite bezichtigt man Canonical des Betrugs. Nun hat sich der Community-Beauftragte Jono Bacon in einem Kommentar gemeldet, dass man in dieser Sache mit Riddell und einigen Kubuntu-Entwicklern gesprochen hat und diese nie auf Canonical zukamen und nach den gesammelten Mitteln gefragt haben. Man müsse aber auch zunächst intern klären, was mit dem Geld passiert ist. Eine weitere Antwort ist, dass es in Canonicals Pflicht stehe, die Gelder entsprechend zu verteilen, wenn Anwender Geld speziell diesen Projekten zugewiesen haben.

Man weiß allerdings nicht, um wie viel Geld hier gesprochen wird. Was ich von Kubuntu-Seite nicht verstehe ist: Wenn man diese Mittel möchte, warum hat man dann nicht mal nachgebohrt? Diese schmutzige Wäsche nun in die Öffentlichkeit zu tragen gehört sich auch nicht. Das ist für mich eine unprofessionelle Trotzreaktion. Man schlägt einfach mal mit der großen Keule um sich. Man darf sich ja den kompletten Frust von der Seele reden, aber ob das in dieser Form sein muss …




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2 Kommentare zu “Kubuntus Jonathan Riddell wäscht schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit”

  1. Bernd says:

    Ich verstehe diesen Satz nicht:
    > Riddell schlug vor, dass die Mint-Entwickler rüde zurückblenne, diese seien allerdings zu höflich dafür.

    Wegen dem angesprochenen Lizenz-Problem, darf man das so verstehen, dass Linux Mint Canonical ein Dorn im Auge ist, weil sie zu erfolgreich geworden sind? Falls ja, dürfte dort der nächste Sturm aufziehen.

    • jdo says:

      Das ist ein Tippfehler - das sollte zurückbellen heißen. Riddell meinte, die Mint-Entwickler sollen Canonical was Böses an den Kopf werfen, seien aber dafür zu höflich.

      Was hinter dem Lizenz-Problem steckt, steht da nicht genau. Aber Deine Vermutung wäre eine plausible Erklärung, wenn auch nur Spekulation ... 🙂