Tor Messenger wird eingestampft – kam nie über eine Beta-Version hinaus

Kein Kommentar Autor: Jürgen (jdo)

Manche Projekte sollen einfach nicht sein und wenn sie sich noch so toll anhören. Nun wurde das Aus für den Tor Messenger angekündigt. Das Ziel von Tor Messenger, der 2015 vorgestellt wurde, war ehrbar. Es sollte ein Messenger sein, der Messaging via Tor möglich macht und Anwender müssen so wenig wie möglich selbst konfigurieren. Unterstützen wollte das Entwickler-Team mehrere Transport-Netzwerke wie zum Beispiel Google Talk, Jabber (XMPP), Twitter und Facebook.

Tor Messenger kam nie über eine Beta-Version hinaus

Nun muss man die Kirche im Dorf lassen. Tor Messenger für die Kommunikation über soziale Netzwerke ist natürlich alles andere als anonym. Ein Client, der sich mit Facebook unterhält, plappert eben auch Metadaten aus. Dennoch hielten es die Entwickler für eine bessere Alternative als zum Beispiel Pidgin, weil die Kommunikation über das Tor-Netzwerk gelaufen ist und  OTR (Off-the-Record / vertrauliches) Messaging verwendete.

Elf Beta-Versionen hat es gegeben und dann haben die Entwickler die Reißleine gezogen. Sie erklären auch, warum sie keine Zukunft für das Projekt sehen.

Instabird wird nicht mehr weiterentwickelt

Tor Messenger basiert auf Instabird und die Software wird nicht mehr gewartet oder weiterentwickelt. Die Chat-Funktionen selbst gibt es noch und werden in Thunderbird einfließen, aber das UI wird eingestampft.

Weiterhin haben die Entwickler realistisch betrachtet, wie viele Anwender Tor Messenger eigentlich hat und da sieht es wohl eher mau aus.

Weiterhin hat Tor Messenger das Problem mit der Daten-Sammelei nicht wirklich gelöst. Gewünscht sind anonyme Messenger und nicht solche, die zwar verschlüsselt kommunizieren, aber trotzdem zu viel verraten.

Begrenzte Ressourcen

Es gab zwar zwei interne Audits von Tor-Entwicklern, aber ein externes Audit hat es nie gegeben. Nach 11 Versionen befand sich Tor Messenger immer noch in einer Beta-Phase.

Wegen der geringen Ressourcen konnte das Team auch nicht auf Wünsche der Anwender eingehen und so weiter. Man wollte nicht weiter ein unfertiges Produkt ausliefern, sondern hat sich nun einfach entschieden, den Tor Messenger einzustampfen.

Es ist ja nicht so, dass Tor in einem Messenger an sich schlecht wäre. Aber die Entwickler haben einfach nicht die Mittel, um langfristig ein gutes Produkt aus dem Tor Messenger zu machen. Vielleicht findet sich ja jemand, der das Projekt aufnimmt oder zumindest die Idee weiter verfolgt.

Wer trotz des Problems mit den zentralisierten Metadaten XMPP nutzen möchte, den verweisen die Entwickler an CoyIM.

Tungsten als Alternative?

Tungsten wäre möglicherweise eine Option. Es gibt End-to-End-Verschlüsselung und Tungsten setzt Tor ein. Daten werden nicht überwacht und Metadaten nicht gespeichert. Eigentlich hört sich das ganz vernünftig an, es gibt aber einen kleinen Haken.

Tungsten als Alternative zum Tor Messenger?

Tungsten als Alternative zum Tor Messenger?

Tungsten gibt es derzeit öffentlich nur für iOS sowie Android und auch da sind nur Testversionen verfügbar. Vielen reicht das wahrscheinlich, da sie meist via Smartphone chatten. Möchtest Du Zugriff auf den Desktop-Client, brauchst Du einen Code, den Du über eine Einladung bekommst. Dazu musst Du auf der Website Deine E-Mail-Adresse hinterlegen und dann warten.

Außerdem wird Tungsten nicht kostenlos sein. Die Entwickler stellen klar, dass sie keine Daten der Anwender verkaufen. Aber von irgendwas müssen sie leben und deswegen werden Nutzer zahlen, Tungsten verwenden zu können.

Sobald die App oder der Service verfügbar ist, wird man sich die Preise ansehen müssen. Außerdem wird es dann an Leuten wie Dir und mir liegen, Nutzer davon zu überzeugen, für einen Service zu bezahlen, den sie vermeintlich kostenlose haben können.




 Alle Kommentare als Feed abonnieren

Kommentare sind geschlossen.