Entwickler von Magic Lantern installieren Linux auf Canon EOS – oder der Aprilscherz, der keiner war

Kein Kommentar Autor: Jürgen (jdo)

Ich wurde bereits vor einige Tagen angeschrieben (vielen Dank an Michael an dieser Stelle!), dass es die Entwickler von Magic Lantern geschafft haben, Linux auf eine Canon EOS (DSRL oder digitale Spiegelreflex-Kamera) zu installieren.

Ich bin noch nicht wieder zu Hause und deswegen wenig Zeit, mich um diese Seite zu kümmern. Allerdings hat mir das als passionierter Linuxer und Hobby-Fotograf keine Ruhe mehr gelassen.

Leute von Magic Lantern packen Linux auf Canon EOS

Dabei haben sich die Entwickler von Magic Lantern den 1. April zunutze gemacht, um die Ankündigung wie einen Aprilscherz aussehen zu lassen. Das Bizarre an der Geschichte ist aber, dass es tatsächlich gar kein Scherz war.

In der jüngeren Vergangenheit hat man laut eigenen Angaben weitere Kenntnisse über das Innenleben der sich in den DSLRs befindlichen Hardware erlangt. Man wusste zum Beispiel, welche Art von ARM-Prozessor Canon verwendet. Es handelt sich um einen ARM 946E-S. Ebenso war man sich im Klaren, dass es je nach Modell entweder 256 oder 512 MByte Arbeitsspeicher gibt. Außerdem konnte man Dinge auf den Bildschirm projizieren, Timers und Interrupts verarbeiten und auf SD-Karten zugreifen. Das gilt zumindest mit Sicherheit für die auserwählten Modelle Canon EOS 600D und 5D MkIII.

Nun dachte man sich, warum man nicht mal einfach ein anderes Betriebssystem auf den Kameras laufen lassen soll. Somit hat man einen aktuellen Linux-Kernel, 3.19, genommen und erste Schritte für eine Portierung eingeleitet. Da die Entwickler von Magic Lantern mit Kernel-Entwicklung nicht viel Erfahrung hat, kam man nicht sehr weit. Allerdings reichte es für eine Proof-of-Concept-Installation (Machbarkeitsstudie):

  • Linux-Kernel 3.19 bootet auf Canon EOS DSLRs
  • Das Konzept ist portabel. Die gleiche Binärdatei läuft auf allen Kameras, auf denen Magic Lantern funktioniert. Bestätigen kann man das für die Modelle 60D, 600D, 7D, 5D MkII and 5D MkIII.
  • Es benutzt allen verfügbaren RAM.
  • Es gibt Debugging-Nachrichten auf dem Kamera-Bildschirm.
  • Timer Interrupts für Scheduling funktionieren.
  • Das System bindet eine Initial Ramdisk mit 8 MiB (ext2).
  • Es startet /bin/init von initrd.

Als nächsten Schritt möchte man die Userspace Binaries, eine GUI und so weiter erstellen.

Wer das Ganze ausprobieren möchte, kann sich die Binärdatei autoexec.bin herunterladen. Den Quellcode gibt es hier.

Ich pobiere das nicht aus, muss ich ehrlich zugestehen. Das ist zwar ganz nett, einen tieferen Sinn sehen ich aber nicht darin, einen Linux-Kernel auf meiner Canon EOS 7D laufen zu lassen. Außerdem hat das schon einer probiert und eine Kernel Panic erhalten 🙂

Eine Kernel-Panic aus dem Forum von Magic Lantern (Quelle: magiclantern.fm)

Eine Kernel-Panic aus dem Forum von Magic Lantern (Quelle: magiclantern.fm)

Das erinnert mich allerdings wieder mal daran, Magic Lantern auf meiner EOS 7D auszuprobieren. Allerdings weiß ich gerade nicht, welche Firmware da installiert ist (ich habe sie nicht dabei). Magic Lantern auf der Canon EOS 7D funktioniert laut eigenen Angaben nur mit Firmware 2.0.3 und die aktuelle wäre 2.0.5.

Die Entwickler von Magic Lantern stellen auch ein Beweis-Video zur Verfügung.




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