Unity entschuldigt sich Runtime-Gebühr & kündigt Änderungen an
Die Causa Unity hat in den vergangenen Tagen ordentlich für Wirbel gesorgt. Das Unternehmen hatte angekündigt, dass Entwickler künftig für die Installation von Spielen zahlen sollen. Der neue Gebührenplan sah vor, dass Spieleentwickler eine Gebühr von bis zu 0,20 US-Dollar für jede Spielinstallation nach der Marke von 200.000 Installationen und 200.000 Dollar Umsatz pro Jahr zahlen sollen – rückwirkend. Das wurde einfach so bestimmt, ohne sich mit den Entwicklern zu unterhalten.
Das hat viele Games-Entwickler wütend gemacht, da man so auch keine Spiele mehr für wohltätige Zwecke verschenken könne, ohne draufzuzahlen (nachdem die Marke erreicht ist). Installationen auf verschiedenen Geräten sollten wohl als einzelne Installationen gelten und so weiter. Es ist noch einiges unklar, auch weil Unity Änderungen vornehmen möchte.
Lange Rede, kurzer Sinn: Die Welt der Spieleentwickler war komplett wütend. Einige kündigten an, Spiele komplett aus dem Verkauf zu nehmen (Cult of the Lamb). Die meisten rieten dazu, auf eine andere Engine zu wechseln – selbst wenn sich ein Game noch in der Entwicklung befindet.
Gerade für die Indie-Games-Szene sind die neu angedachten Gebühren ein absolutes Desaster. Viele könnten es sich einfach nicht mehr leisten, Spiele zu entwickeln, wenn sie Unity nutzen.
Es gab wohl auch Bedenken aus den eigenen Reihen, die allerdings vom Top-Management ignoriert wurden. Unitys CEO John Riccitiello dürfte Gamern ein Begriff sein. Er gilt im Allgemeinen als der CEO, der EA ruiniert hat. Ein CEO muss nicht zwingend populär sein, sondern für den Erfolg einer Firma sorgen. Allerdings sind viele Entwickler und Riccitiello nicht gerade die besten Freunde, um das freundlich auszudrücken.
Unity entschuldigt sich
Nun hat sich Unity auf X (früher Twitter) entschuldigt: Wir haben euch gehört. Wir entschuldigen uns für die Verwirrung und die Verärgerung, die die am Dienstag angekündigte Richtlinie für die Laufzeitgebühren verursacht hat. Wir hören zu, sprechen mit unseren Teammitgliedern, der Community, unseren Kunden und Partnern und werden die Richtlinie ändern. Wir werden in ein paar Tagen ein Update veröffentlichen. Wir danken euch für euer ehrliches und kritisches Feedback.
Interessant ist, dass bei diesem ehrlichen Feedback auch das F-Wort mehrfach gefallen ist und Unity can get fucked.
Nun gibt es von Unity einen neuen Plan, um seinen Ruf nicht gänzlich zu schädigen. Dennoch will man den Entwicklern mehr Geld aus der Tasche ziehen.
Angeblich will Unity die Gebühren auf 4 % des Umsatzes begrenzen und das werde nur für Spiele gelten, die mehr als eine Million Dollar umsetzen. Ebenfalls sollen die Installationen nicht mehr rückwirkend gelten.
Auch von einer Tracking-Software soll abgesehen werden und die Entwickler sollen selbst melden, woe viele Installationen eines Spiels vorgenommen wurde. Laut CEO John Riccitiello soll das nur die obersten 10 % der Branche betreffen.
Ob man sich so das Vertrauen der Entwickler zurückholen kann, bleibt abzuwarten. Viele werden Unity nicht mehr als erste Wahl ansehen und wenn möglich, auf andere Engines setzen. Schließlich kann sich keiner sicher sein, ob es plötzlich wieder komische Gebühren aus heiterem Himmel gibt.
Klar, eine Suppe wird meist nie so heiß gegessen, wie sie gekocht wird, aber das Geschmäckle wird haften bleiben – außer es wird ein Sündenbock geopfert.
Die Börse hat auf den Tumult heftig reagiert. Die Aktie von Unity ist binnen weniger Tage von circa 39 US-Dollar auf ungefähr 33,50 eingebrochen.
Warum mich das beschäftigt?
Als Gaming für Linux Fahrt aufnahm, war Unity stark daran beteiligt. Danke der Engine ließen sich Spiele plötzlich viel einfacher Plattform-unabhängig entwickeln. Es kamen die ersten Humble Bundles und eines enthielt den ersten Titel mit Unitys Linux-Engine – Rochard. Auch Wasteland 2 und viele weitere Games, die mir echt Spaß gemacht haben, wurden mit Unity entwickelt.
Zum Glück hat sich die Gaming-Szene aber stark weiterentwickelt und auch für Linux weiter verbessert. Dank Steam Play / Proton laufen viele Windows-Spiele auch reibungslos unter Linux, auch die tollen Games aus dem aktuellen Stealth Bundle Strike from the Shadows.