Ohne Facebook bin ich glücklicher – ein Nachtrag zum Ausstieg von OSBN

2 Kommentare Autor: Jürgen (jdo)

Ich habe es in den Kommentaren bei diesem Beitrag, dem Ausstieg aus OSBN, bereits angedeutet, dass ich mich dazu noch einmal äußere. Zunächst einmal wundert mich schon, dass Blogger schiebt nichts mehr in Aggregator mehr Staub aufwirbelt als Windows 10 sammelt so oder so Daten – abschalten unmöglich. Möglich, dass ich daran selbst etwas Schuld bin, denn ich hätte einfach sagen sollen: Bitte Feed abonnieren – Punkt. Facebook trägt auf jeden Fall auch eine Teilschuld.

Dass ich mich hier so schnell zurückziehe, hat erstens etwas mit einer Vorgeschichte zu tun und zweitens mit einem Selbstexperiment, das für sechs Monate angesetzt war, die aber noch nicht ganz vorüber sind. Aber der Zeitpunkt ist wohl günstig, das Projekt als erfolgreich abzuschließen und diesen Weg beizubehalten. Außerdem sollte dieser Tag heute gar nicht existieren – 29. Februar – so etwas gibt es gar nicht und somit auch diesen Beitrag nicht 🙂

Die Vorgeschichte ist, dass es so einen ähnlichen Fall schon einmal gab. Ich wurde zu einem Aggregator eingeladen und einigen Leuten hat irgendetwas mit meinen beiträgen nicht gepasst. Damals habe ich es mit einem dicken Fell versucht, aber irgendwann geht das nicht mehr. Manche mögen auch besser damit umgehen können oder haben ein dickeres Fell, ich selbst bis zu einem gewissen Maß aber irgendwann ist eben Schluss.

Da es nicht nur mir so ging, war das (soweit mir bekannt) eine Motivation für Valentin, das OSBN zu gründen. Die Regeln werden weniger streng gehalten, aber es sollte sich trotzdem in irgendeiner Form um Linux und Open Source drehen. Dazu gehörten auch Themen, die im weitesten Sinne damit verwandt sind.

Nun fängt es auch hier an, dass Leute die Inhalte hinterfragen, ob sie nun im OSBN Platz haben oder nicht. Genau das Spiel mache ich nicht noch einmal mit. Das kostet Nerven, Zeit und verdirbt einem die Laune, was sich direkt auf die Beiträge niederschlägt oder die Lust, überhaupt welche zu verfassen.

Was hat das mit Facebook zu tun?

Facebook war am Anfang toll. Ich konnte mit Bekannten aus allen Herren Ländern in Kontakt bleiben und es war eine alberne, heitere Stimmung. Affe steckt sich Zeigefinger in den Popo, riecht daran und fällt vom Ast – was haben wir gelacht. Dämlich, aber spaßig eben.

Facebook ist zu einer Plattform verkommen, die sich schlecht beschreiben lässt. Es fühlt sich wie das literarische Quartett oder ein Stammtisch an, an dem Hitler, Mutter Theresa, Ghandi und Karl Marx sitzen. Jeder will dem anderen seine Meinung aufdrängen und hinter der Tastatur kann man toll stark sein. Ich habe miterlebt, wie sich ein paar Leute wochenlang wegen einer besonders dreckigen (Müll) Ecke in dem Nest hier auf Facebook bekriegt haben und habe mir dann erdreistet zu sagen (im Spaß / mit Smiley), dass sie mal die Zeit zusammenrechnen sollten, die sie nun verblödet haben. Wenn sie stattdessen aufgeräumt hätten … dann war aber was los. Da halten die Krähen plötzlich zusammen und hacken anderswo rum.

Ich habe Menschen erlebt, die im realen Leben eigentlich ganz nett sind, auf Facebook aber zu absoluten Arschlöchern mutieren.

Endgültig gereicht hat es mir, als Facebook mich in die Kneipe oder überall hin verfolgte. Wenn Deine Freunde sagen: “Hast Du gesehen, was XYZ wieder auf Facebook gepostet hat?” … das fragt mich nun keiner mehr, da ich allen gesagt habe, sie sollen mich mit Facebook-Geschichten in Ruhe lassen.

Diese Stimmung ist mir dermaßen aufs Gemüt geschlagen und ich hatte keine Lust mehr, auch mit Bekannten über die Lächerlichkeiten auf dieser Plattform zu diskutieren, dass ich sie einfach nicht mehr benutze. Ich habe den Messenger auf meinem Smartphone installiert, damit ich mit bestimmten Leuten in Kontakt bleiben kann, aber Facebook in den letzten fünf Monaten so gut wie gemieden. Meine Bilder von einem der wichtigsten Kamelrennen im Sinai wurden gepostet, weil mich ein Freund und Veranstalter des Trips darum gebeten hat. Die anderen beiden Male waren längere Nachrichten, die ich auf dem Smartphone nicht beantworten wollte. Ich habe mir nun wieder Pidgin für Facebook eingerichtet.

Seitdem ich nicht mehr dauernd mit irgendwelchen Scheiß zugeballert werde, bin ich tatsächlich glücklicher, zufriedener und so weiter.

Nun habe ich das Experiment noch ausgeweitet und aufgehört, die Nachrichten (politisch) zu lesen. Das wirkt sich auch positiv aus, aber ist nicht so ein Brocken wie Facebook. Der Problem ist wohl, dass sich auf Facebook Hitler, Mutter Theresa, Karl Marx und Ghandi verbal die Köpfe über politischen Zündstoff einschlagen, aber selbst nichts weiter tun, sondern lediglich klugscheißen.

Im Endeffekt habe ich für mich am eigenen Leib herausgefunden, dass mir meine Ruhe heilig ist. Ich setz mich gerne mit konstruktiver Kritik auseinander. Aber bevor ich sozusagen jedes Mal über einen virtuellen Berechtigungsschein nachdenken muss, ob ich einen Beitrag nun im OSBN veröffentlichen kann oder nicht und dann damit rechnen muss, wieder jemandem damit auf die Füße getreten zu sein, dann ziehe ich mich lieber zurück.

Stimmt das Wohlbefinden, dann macht das Bloggen Spaß. Ist das nicht der Fall, dann wird es eher zur Quälerei.

Hinzu kommt noch, dass ich jede Menge zusätzliche Zeit habe, weil ich mich eben nicht mit solchem (in meinen Augen) Blödsinn plagen muss. Statt mich jeden Tag eine Stunde auf Facebook zu zoffen, koche ich mir lieber was leckeres zum Essen, gehe Radfahren, Joggen oder schleiche im Garten mit dem Makro-Objektiv herum – das wirkt sich dann auch wieder positiv auf das Gemüt aus.

Zum Beispiel habe ich heute im Garten eine Spinne gefunden, die eine Fliege frisst und eine weitere Fliege sitzt direkt daneben. Hätte ich bestimmt verpasst, würde ich mich den ganzen Tag mit anderen im Internet zoffen.

Spinne frisst Fliege und andere Fliege schaut dabei zu - Facebook abschalten und die Augen aufmachen, ist meine Devise

Spinne frisst Fliege und andere Fliege schaut dabei zu – Facebook abschalten und die Augen aufmachen, ist meine Devise

Hinter dem Abgang aus OSBN steckt auch nicht mehr und nicht weniger. Ich will nicht der Baum sein, den sich einige Leute zum Anpinkeln aussuchen. Ich habe Besseres zu tun und meine Zeit ist mir einfach zu schade für solchen Quatsch.




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2 Kommentare zu “Ohne Facebook bin ich glücklicher – ein Nachtrag zum Ausstieg von OSBN”

  1. tux. says:

    Ich verstehe Leute nicht, die sich über Facebook aufregen und trotzdem nicht da weggehen.

  2. Armakuni says:

    Ach ja, von Facebook weggehen. Oft leichter gesagt als getan.

    Es gab mal eine Zeit, da konnte man seinen Feed so einstellen, dass man wirklich alles, was im Freundes-/Interessenkreis passierte, auch mitbekam. Irgendwann ging das Feature den Bach runter oder musste man ständig umschalten. Tools wie Social Fixer hin oder her, so grundlegende Funktionen sollte eine Plattform von sich aus können.

    Dann ging es los mit dieser Abo-Einstellung, ob jemand "normal" in der Liste auftaucht (mit der Gefahr, unterzugehen, weil man zu wenig mit dem interagiert) oder ob jemand "oben" steht. Das Resultat: Auch die Beiträge, die oben stehen, sind nicht vollständig. Egal was ich mache, es geht immer was flöten.

    Was mich bei einer News-Seite noch nicht so sehr stören würde - dann weiß ich halt mal nicht als Erster vom neuen Samsung Galaxy S7 - ist im Bekanntenkreis schon ärgerlicher.

    Als ich angefangen habe, alle Seiten von Facebook zu entfernen, weil ich diese "im Original" wie bitblokes.de hier via RSS-Feed lesen möchte, bemerke ich: Nicht wenige Seiten bieten nicht mal RSS-Feeds an. Auch hier könnte ich wieder auf Tools zurückgreifen, die RSS-Feeds schnitzen, wo keine sind. Wer weiß, was dabei rauskommt (und wie lange das gut geht).

    Deswegen bin ich jetzt ähnlich radikal und sage: "Hau wech die Scheiße (wenn sie nicht funktioniert)". Man macht sich zu sehr abhängig von unzulänglichen Dingen, und wenn man nicht mal Kommunikationsmöglichkeiten sinnvoll nutzen kann, sollte man es lassen.

    Auf einer Seite wie hier oder beispielsweise LifeHacker könnte ich denen notfalls schreiben, wenn es wo mal ein Problem gibt oder wie man an diese oder jede Info rankommt. Echte Kommunikation eben. Bei Facebook ein Ding der Unmöglichkeit.

    Und jetzt habe ich noch nicht mal über die unsäglichen und überflüssigen Diskussionen auf FB gesprochen. Aber das bringst du im Beitrag ja gekonnt auf den Punkt. Die Rechthaberei rechtfertigt die tagelange Zeitverschwendung auf unterstem verbalen Niveau jederzeit, könnte man meinen.