EFF: Mozilla knickt vor DRM ein und das freie Web ist dem Untergang geweiht

7 Kommentare Autor: Jürgen (jdo)

Die Electronic Frontier Foundation (EFF) ist gar nicht glücklich. Die letzte Bastion im Kampf für ein freies Web sei gefallen – Mozilla hat dem Druck aus Hollywood, Netflix und so weiter nachgegeben. Dabei reiht man sich nun an die Seite von Google, Microsoft, Opera und Apple und unterstützt den Standard EME DRM-in-HTML. Mozilla will seine eigene Drittanbieter-Version von DRM implementieren. Noch in diesem Jahr soll eine Firefox-Version mit DRM-Funktion folgen.

Mozillas CTO, Andreas Gal, sagte, dass man nicht wirklich eine Wahl hatte und Mitchell Baker stand ihm zur Seite und sagte, dass Mozilla zum jetzigen Zeitpunkt die Branche bezüglich DRM nicht ändern könne.

Die EFF ist nicht der Meinung, dass Mozilla DRM unterstützen sollte. Man beobachte diese Situation seit Jahren und wisse, wohin das führen könne. Man führe DRM immer stillschweigend ein, da man es nicht wirklich für eine vernünftige Lösung halte und außerdem sei das Ganze noch mit massiven Problemen behaftet. Es schütze keinesfalls vor Raubkopien. Dies wird so oder so weitergehen. Stattdessen kompromittiere es die Security unserer Geräte, reduziere das Vertrauen der Anwender, mache das Finden und Berichten von Bugs schwierig, eliminiere Fair-Use-Rechte, untergrabe den Konkurrenzkampf und umgehe offene Standards.

In Gesprächen mit Gal und Baker habe man deutlich heraus gehört, dass keiner wirklich glücklich mit diesem Schritt sei. Mozilla habe diese Funktion still und heimlich entwickeln müssen, da es gegen die Grundsätze und die Ziele der Organisation gehe. Da man weder Entwickler noch die Community eingeweiht habe, zeige das, wie kontrovers DRM in einem Open-Source-Browser sei.

Mozillas Code werde von Adobe importiert. Es handelt sich um eine Closed-Source-Bibliothek, die in einer abgetrennten Sandbox verweilt. Mozilla habe die Verantwortung dafür, obwohl es sich außerhalb deren Kontrolle befindet. Mozilla müsse sicherstellen, dass die DRM-Blackbox auf dem aktuellen Stand ist.

Laut Electronic Frontier Foundation möge Baker denken, dass Mozilla die Branche nicht im Alleingang ändern kann – auch wenn man das zuvor schon einmal geschafft hat. Stattdessen sei es traurig, dass man vor DRM einknickt. Man spiele damit den großen Tech-Giganten in die Hände, die die Natur des Personal Computing ändern wollen. Man versuche, die Interessen einiger Weniger zu vertreten und die Anwender in einen Goldenen Käfig sperren. Der Anwender verliere zusehends die Kontrolle über seine Geräte.

Die EFF wolle nicht aufgeben. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass eine öffentliche Diskussion über DRM sehr wohl Auswirkungen habe. Man müsse weiterhin gegen DRM und dessen negative Konsequenzen kämpfen.

Man appelliert noch einmal in Richtung Mozilla und W3C, dass beide Organisationen seien, die für ein offenes Web stehen. Beide seien nun bezüglich eines Kontroll-Mechanismus eingeknickt, was die Prinzipien schlicht verletze. Zusammen könne man die Sache umbiegen und verhindern, dass DRM in das Herz des Webs gepflanzt werde.

(via)


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7 Kommentare zu “EFF: Mozilla knickt vor DRM ein und das freie Web ist dem Untergang geweiht”

  1. Georg says:

    Mozilla braucht sich nicht als Opfer darzustellen....mit was können die Medienkonzerne denn drohen? Mit dem Ausschluss des Firefox von ihren Webseiten? Dann könnte man DRM in eine Erweiterung auslagern, so wie Flash auch ein Addon ist.
    Statt Werbung auf der Startseite einzublenen, könnte man dort die Nutzer vor den Gefahren von DRM aufklären. Nahezu jede Seite wäre in ihrem Bereich Marktführer, wenn alle Nutzer vom Firefox geschlossen zu diesem Anbieter tendieren würden. Mozilla ist mächtig genug.

    So ist für mich der FF nun auf dem Stand von Chromium/Chrome: Open Source mit Closed Source-Teilen, in beiden Browsern sitzt ein US-Konzern drin und kann alle meine Seitenaufrufe tracken. Da kann ich mich ab jetzt ja nur nach der reinen Leistung richten. Es wird nicht mehr so einfach für den FF...

    Hoffentlich wird es FF-Forks ohne diesen DRM-Quatsch geben. Seamonkey könnte zum Beispiel frei bleiben. Wobei, seit dem Tod von Xulrunner ist das Forken vom FF ja nicht mehr so trivial wie zuvor...wieso agiert Mozilla zunehmend wie ein Konzern? Die Mozilla Corporation wird so nicht mehr lange überleben.

    • Thomas says:

      "Dann könnte man DRM in eine Erweiterung auslagern, so wie Flash auch ein Addon ist."

      ...rate mal. Genau das wird gemacht. Evtl tempfehlenswert ist auch das hier: http://www.golem.de/news/encrypted-media-extensions-drm-im-firefox-kommt-von-adobe-1405-106495.html ... zu lesen.

      Man wird den DRM Schwachsinn deaktivieren können. Schuld an DRM sind wir im Grunde selber. Würde jeder auf DRM -Einkäufe verzichten, hätten wir den Mist schon lange nicht mehr. Aber nein, ... das ist den Leuten ja egal -.-

      Den meisten zumindest.

      LG Thomas

      • jdo says:

        Genau das ist das Problem. Den meisten Anwendern ist es scheißegal, Hauptsache sie klicken irgendwo drauf und es funktioniert. Würden plötzlich 90 Prozent der Nutzer solche Dienste meiden wie die Pest, wäre DRM aber ganz schnell vom Tisch.

  2. Erik says:

    Es wäre Zeit für ein Siegel: DRM-Free

    Zusammen mit einer sachlichen und verständlichen Aufklärung über die Sicherheitslücken und der stückweisen Enteignung der Geräte für den Otto-Normal-Verbraucher.

    Was den meisten nicht bewusst ist, ist die drohende juristische Falle. Wenn deine DRM behaftete Datei in Umlauf kommt, bist DU verantwortlich, auch wenn du es nicht warst. Es liegt an dir das Gegenteil zu beweisen, was fast unmöglich ist. Die Gefahr ist viel konkreter als man Vermutet. Zum Beispiel ein Trojaner überspielt die Datei, der Rechner wird beim Wohnungseinbruch gestohlen, ...

    Ich kaufe grundsätzlich kein DRM.

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  4. Matthias says:

    Dankeschön für den Bericht