Reisetag neben einem gesprächigen Verschwörungs-Theoretiker

Kein Kommentar Autor: Jürgen (jdo)

Eine wahre Geschichte – so unglaublich es auch klingt. Eigentlich fing der Reisetag ganz gut um 4 Uhr morgens an – Taxifahrer pünktlich, alles glatt gegangen und den Flug von Sharm El Sheikh nach Kairo hab ich komplett verschlafen – der war also sehr kurz 🙂

Als ich in Kairo den Flieger gen Deutschland wechselte, ahnte mir bei meinem Nachbarn schon Seltsames. Von Anfang an redseelig – aber es sollte noch schlimmer kommen.

Zunächst der übliche Smalltalk und die Kopfhörer in meinem Ohr haben den guten Herren überhaupt nicht gestört. So habe ich erfahren, dass er auf Urlaub in Alexandria gewesen sein, dort einen Freund besucht hat, das Kilo Tomaten mit umgerechnet 1,80 Euro unverschämt teuer waren und sein gemietetes Appartement am Strand zirka 40 Euro gekostet hat. Der Urlaub war aber toll, da sein Kumpel zwei Mal für ihn gekocht hat.

Er hat die Woche genossen und seine Frau kommt eigentlich nie auf Reisen mit – sie sei erzkonservativ und reise sowieso nicht gerne. Ach ja, der Hühnchen-Griller war so fantastisch gut, dass der gute Herr dort gleich 2 Mal ein Mahl zu sich genommen hat. Die Preise seien auch sehr fair gewesen und der Reis wäre obendrei ausgezeichnet gewesen.

Der Flughafen in Kairo hat dem Mann gefallen. In Berlin sei man da nicht so gut dran, fing er irgendwann an zu politisieren. Dabei hat sich sein bayrischer Dialekt in ein komisch klingendes Hochdeutsch verwandelt und außerdem wurde er leiser und geheimnisvoller. Aber daran seien nicht die Bauarbeiten Schuld – die Russen hätten den Flughafen beschlagnahmt. Tegel sei ja auch keine Alternative, weil den die Engländer unter Kontrolle hätten. Aber das könne natürlich keiner so zugeben.

Überhaupt sei der Euro dem kompletten Untergang geweiht. Aber das sei alles so vorgeplant und geschickt eingefädelt. Griechenland könnte sich ja leicht selbst retten. Dem Land werde aber verboten, die zahlreichen Bodenschätze zu fördern, weil das Alles anders geplant ist. Bis zum Ende des Jahres sinke dann der Euro unter den US-Dollar. Sobald der Euro zerschlagen ist, passiere das selbe mit dem USD und den anderen starken Währungen. Erst dann könne man böse, in Labors gezüchteten Viren entlassen, die 50% der Menschheit hinraffen. Die Menschen seien auf Grund der Geld-Krise so abgelenkt, dass ein Schrumpfen der Menschheit als Segen wahrgenommen würde.

Endlich in München gelandet musste ich herausfinden, dass der gute Mann auch noch den selben Zug bis nach Regensburg mit mir teilen wird. Also noch mal 1,5 Stunden lauschen, lächeln und nicken.

Vor fünf Jahren habe er eine Reise nach Indien gemacht und dort einem ehemaligen Astronomie-Professor gelauscht. Der hat ihm geholfen, auf eine spirituell höhere Ebene zu gelangen. Das hat ihm beim Besuch der Pyramiden geholfen. Ein Buch habe ihm verraten, dass die Pyramidenbauer die großen Steine nur durch große spirituelle Kraft bewegt haben konnten. Alles andere sei Quatsch. Außerdem habe er das beim Besuch in Gizeh gespührt.

Das mit dem Euro, kam er auf ein früheres Thema zurück, wisse er sogar aus erster Hand. Auf einer Reise im letzten Jahr habe er einen Bankchef aus Nordrhein Westfalen kennengelernt. Der habe ihm bei ein paar Gläschen Wein Interna verraten und es sehe gar nicht gut für die Zukunft aus.

Und plötzlich war sie da – die Erlösung – der Bahnhof Regensburg. Dem Mann sei es ein Vergnügen gewesen und die Reise sei wie im Flug vergangen.

Die letzte Stunde (von insgesamt 14 Reisestunden) im Zug hatte ich ganz für mich alleine. Das war toll. Am Endbahnhof ausgestiegen hat mich dann Deutschland mit einer kräftigen Dusche von oben begrüßt. Ich weiß schon, warum ich nur alle 2 Jahre oder so die Heimat besuche – Verschwörungs-Theorien und Regen sind nicht so ganz mein Ding …

Über den Tag muss ich erst einmal eine Nacht schlafen … 🙂




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