Matthew Garret: Von wegen Multi-Monitor-Unterstützung ist XMirs einziges Problem

6 Kommentare Autor: Jürgen (jdo)

Ubuntu Logo 150x150Matthew Garret hat sich zu Canonicals Aussagen geäußert, dass man XMir wegen Problemen bezüglich Multi-Bildschirm-Unterstützung nicht in Ubuntu 13.10 “Saucy Salamander” einfließen lässt.

Es sei zwar wahr, dass man Probleme mit Multi-Monitor habe, aber es sei bei weitem nicht das einzige Problem. Auch auf einigen Systemen mit nur einem Monitor funktioniere XMir nicht vernüftig. Man könne einiges auf Bugs in X.Org-Treibern zurückführen, die während eines normalen Gebrauchs aber niemals aufgetaucht sind, nun aber von XMir angesprochen werden. Was man als einfach angesehen habe, sei plötzlich wesentlich komplizierter geworden.

Weiterhin sei der Bug bezüglich des Input-Treiber auch nicht ausgebessert, auch wenn dieser als solcher gekennzeichnet ist. Das sei nur eine Halbwahrheit. Mir verklickert XMir nun, dass sich das VT ändert, bevor sich das VT geändert hat, wartet aber nicht auf einen Abschluss des Vorgangs. In den meisten Fällen handle es sich um kleinen Fenster und das Risiko sei minimal.

Allerdings gibt es einen Fall, wo das immer noch zu Problemen führen könne. XMir müsse sich durch seine Ereignis-Schleife wühlen. Mithilfe von komischen Anfragen an den Server könnte man diesen zum Stillstand bringen und es sähe so aus, als wäre der X-Server eingefroren. Versucht der Anwender dann das VT zu wechseln, würden die Input-Events immer noch in XMir auflaufen. Wie man das ausnützen könne, überlässt Garrett dem findigen Leser.

Bei X.Org könne das nicht passieren, weil das VT so lange blockiert ist, bis das Eingabegerät Ruhe gibt. Bei Mir hätte man das selbe tun können, habe das aber aufgrund einer bewussten Design-Entscheidung nicht getan. Das hänge mit der Ubuntu-Phone-Welt zusammen, wenn Clients nur dann aufhören Dinge zu erledigen, wenn sie dazu aufgefordert würden. Der Desktop wird sich wohl genauso verhalten.

Das sei allerdings keine sehr glückliche Situation. Ubuntu Desktop wolle man auf XMir umstellen, aber Mir scheint in erster Linie für Ubuntu Touch entwickelt zu sein. XMir müsse sich mit Problemen plagen, die kein andere Mir Display Server Client jemals zu Gesicht bekomme. Das müssten sich die Entwickler von Mir Display Server vor Augen halten, sonst gebe es immer wieder böse Überraschungen. Dem Canonical-Management rät Garrett, dass man sich hier schleunigst etwas überlegen solle – sonst wird das nichts mit XMir.

Außerdem fehlten noch einige Funktionen in XMir. Es unterstützt keine Farb-Profile und die XRandR-Eigenschaften werden nicht dargelegt. Somit könne man zum Beispiel Overscan nicht kontrollieren.

Laut Garrett sei es klar, dass sich XMir als wesentlich schwieriger entpuppt habe als Canonical sich dessen bewusst war. Man habe außerdem nur einen Entwickler mit X-Erfahrung an Bord, der Vollzeit arbeite. Der strikte Zeitplan ließ keinen Spielraum für unerwartete Probleme. Erschwerend hinzu komme noch, dass es ganz offensichtlich einen Konflikt zwischen Ubuntu Desktop und Ubuntu Phone gibt – bezogen auf die Zeit der Entwickler und die benötigten Funktionalitäten. Auch wenn Canonical sagt, dass man mit Grafikkartenherstellern in Gesprächen sei, hat es von Intel doch einen ganz klare Absage gegeben.

Unterstützung für mehr als einen Bildschirm sei vielleicht die offensichtlichste Funktion, die XMir nicht mit sich bringt. Alerdings sei der Code ziemlich weit von Bühnenreife entfernt – technisch und politisch. Ohne ein Mitarbeiten der Community müsse Canonical den Fokus anders legen und nicht von einer Handvoll Entwickler Wunder erwarten. Als Alternative schlägt Garret vor, XMir komplett in die Tonne zu kloppen und sich dafür auf Unity 8 zu konzentrieren.

Eigener Senf

Ich bin echt gespannt, wie das mit Ubuntu weitergeht. Je mehr man sich vom Tross absetzt, desto mehr Brandherde scheinen zu entstehen. Kann man das wirklich alles alleine stemmen? Oder muss man sich doch irgendwann eingestehen, dass die Alleingänge zum Teil nicht die allerbeste Idee waren.

Ich habe Ubuntu 13.10 “Saucy Salamander” auf meiner ZBOX installiert – zugegeben kein Supercomputer und eine x86-Architektur (Intel Atom, keine sehr tolle Grafikkarte). Manjaro Linux läuft darauf wunderbar und mehr als brauchbar. openSUSE mit KDE und auch Linux Mint Cinnamon ohne größere Zicken. Mit beiden Systemen kann ich LibreOffice betreiben, gemütlich im Web surfen und so weiter.

Ubuntu 13.10 (zugegeben eine Beta) ist unbrauchbar. Alles hängt irgendwie und bedient sich wie Gummi. Das ist absolut zähflüssig. Gut, man empfiehlt bei Canonical mittlerweile 64-Bit als Standard – das meine ZBOX allerdings nicht bieten kann. Aber ich war echt geschockt, wie langsam das war. Mit der Performance sollte man die 32-Bit-Version am Besten gleich komplett einstellen (ich spreche von Ubuntu mit Unity, nicht die Derivate). Für ältere und schwächere Rechner ist das eine Zumutung.




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6 Kommentare zu “Matthew Garret: Von wegen Multi-Monitor-Unterstützung ist XMirs einziges Problem”

  1. Bernd says:

    Ubuntu ist für mich mit Auslaufen von 10.10 gestorben, nutze seitdem Xubuntu und bin zufrieden. Unity entspricht so rein garnicht meinen Ansprüchen und man kann nur hoffen, dass die Derivate nicht irgendwann in den Sog von Canonical gesogen werden und diese ganzen unnötigen Alleingänge übernehmen (müssen). Spätestens dann muss ich mich nach einer neuen Distribution umsehen, schon schade was aus Ubuntu geworden ist.

  2. Freiheit says:

    Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, es ist zur Zeit Mode auf Canonical zu schießen. Und es tauchen auch immer die gleichen Personen auf, wie zum Beispiel "Garret-UEFI ist kein böser Plan von Microsoft".

    Hat Canonical einfach zu viel Erfolg beim doofen Dau und muss deshalb weg?

    • jdo says:

      Ich sehe nicht, dass Garrett auf Canonical geschossen hat. Er hat lediglich Fakten ans Tageslicht gestellt, die man bei Canonical nicht so offen ausgesprochen hat.

      Canonical teilt auch genug aus, da werden sie ein bisschen Kritik schon vertragen müssen --- und endlich Ergebnisse liefern --- auf die warten viele bis heute noch (Ubuntu TV, Ubuntu Phones inklusive Hardware, Ubuntu für Android, XMir das so performant wie X.Org sein soll)

  3. Georg says:

    Die Performance würde ich bei einer Beta nicht als Argument nehmen, ich habe durch Ubuntu-Testversionen schon sowohl deutliche Performancesteigerungen, als auch Abschwächungen erlebt. Eine Beta (12.10 glaube ich) war sehr langsam, weil laufend etwas im Hintergrund abgeschmiert ist - nach dem Fix war alles wunderbar. Bei Release war das Feeling wiederum immer das gleiche: Alles läuft total flüssig, aber ein Arch oder ein von Grund auf zusammengestelltes Debian fühlt sich minimal (ob es überhaupt messbar ist?) flotter an.

    Die Abschaffung der 32 Bit-Variante würde ich unterstützen. Das spart Manpower ein, die man für die Weiterentwicklung der vielen Mammutprojekte benötigt. Wer tatsächlich eine uralte 32 Bit-Möhre benutzt, kann ähnlich komfortabel auf Debian setzen. Wer sich heute noch bewusst 32 Bit kauft, um darauf ein schlankes Linux einzusetzen, sollte auch bereit sein, sich nach Distributionsalternativen umzusehen. Für alte/schwache Rechner gibt es da genug.

    Bei einer Software im Beta-Stadium Fehlerhaftigkeit zu kritisieren, wirkt mMn doch sehr gewollt. Okay, dieser unehrliche Bugfix verdient es, kritisiert zu werden. Aber an einer Beta-Version fehlende Funktionen als Bug zu bezeichnen....nach dieser Logik gibt es keine Software-Entwicklung mehr. Sollte ich etwa kein Interesse an jungen Blog-Systemen haben, da deren Version 0.1 verglichen mit einem jahrelang gereiften WordPress 3.x einen funktionalen Rückschritt darstellt?
    Ein Teil an Garretts Kritik ist berechtigt, aber ich bekomme bei ihm auch das Gefühl, dass er das Projekt schon für sich aufgegeben hat, aber trotzdem einen neutralen Eindruck erwecken möchte. Fanboys versus Hater, das kennt man doch (in viel krasserer Form natürlich) auch von anderen Projekten aus dem Smartphone- und Linux-Umfeld. 😉

    • jdo says:

      Er hat nicht die Fehlerhaftigkeit in der Beta-Version kritisiert, sondern dass man eine für Ubuntu 13.10 angekündigte Funktion nun doch nicht in der finalen Version einsetzen kann, obwohl man es teils durch Taschenspielerei zu Kaschieren versuchte - das ist ein großer Unterschied.

      Canonical hat sich meiner Meinung nach massiv übernommen und sieht das aber anscheinend noch nicht ein. Anstatt mit Partnern aufzutreten, hat man mit Valve den derzeit einzig ernst zu nehmenden Partner verloren - wobei hier noch zu klären ist, auf was SteamOS basieren wird und ob man Richtung Wayland oder Mir Display Server geht. Ist ersteres der Fall, steht Canonical ganz ganz alleine da ... mit Upstart, Mir Display Server, XMir ...

    • Matthias says:

      Mein geliebtes Chakra setzt, genauso wie PC-BSD (9.2 und aufwärts) nur noch auf x86_64, genau aus dem von dir genannten Grund: SolusOS wird in Zukunft meiner Meinung nach ein super i686 System werden. Wenn doch nur Ubuntu beim Wechsel von GNOME2 weg einfach gleich auf die KDE SC gesetzt hätte: Die bietet ja technisch alles, was sie mit Mir und Unity irgendwann einmal schaffen wollen. How stupid?